Hukkle. Das Dorf

Hukkle. Das Dorf

Hukkle. Das Dorf

Hukkle. Das Dorf – Originaltitel: Hukkle – Regie: György Pálfi – Drehbuch: György Pálfi – Kamera: Gergely Pohárnok – Schnitt: Ágnes Mógor – Musik: Balázs Barna, Samu Gryllus – Darsteller: Ferenc Bandi, Józsefné Rácz, József Farkas, Ferenc Nagy, Ferencné Virág, Jánosné Nagy, Mihályné Király, Mihály Király, Ági Margitai, Eszter Ónodi, Attila Kaszás, Szimonetta Koncz, Gábor Nagy, Jánosné Gyõri, Edit Nagy, János F. Kovács, Mihályné F. Kovács, István Baráth, István Kovács, Istvánné Kovács, Ildikó Kovács, Csaba Virág, Gyuláné Fülöp, Zsuzsa Fórián, Ági Margittay, Jánosné Nagy u.a. – 2002; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Auf den ersten Blick scheint es sich bei "Hukkle. Das Dorf" um eine Art Dokumentarfilm über den Mikrokosmos des Landlebens zu handeln. Doch die Idylle trügt, denn hinter der scheinbar harmlosen Oberfläche verbirgt sich wie bei einem Bilderrätsel eine böse Geschichte ...
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Kritik

Die orginelle, humorvolle und unterhaltsame Groteske "Hukkle. Das Dorf" kommt aufgrund ungewöhnlicher Bilder und einer "Sinfonie der Geräusche" ohne Dialoge und Musikuntermalung aus.
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Die Bewohner eines ungarischen Dorfes gehen ihren Gewohnheiten nach.

Einer von ihnen ist Onkel Cseklik (Ferenc Bandi), der den ganzen Tag über auf einer Bank vor seinem Haus sitzt, eine Kanne voll Milch neben sich stehen hat und dem Treiben auf der Dorfstraße zusieht. Beispielsweise beobachtet er, wie mehrere Autofahrer zurücksetzen müssen, weil ihnen die breite Mähmaschine entgegenkommt. Obwohl sein unaufhörlicher Schluckauf das morsche Holz der Bank vibrieren lässt und die Milch zum Schwappen bringt, lächelt er vergnügt.

Eine Schlange windet sich durchs Gelände. Ein Maulwurf frisst einen Regenwurm. Eine junge Frau hütet eine Schafherde und hört dabei Musik von ihrem Walkman. Wenn sie abends nach Hause kommt, kocht sie für ihren Vater und zwei Brüder, die mit dem Löffel in der Hand schweigend darauf warten, dass sie ihnen das Essen vorsetzt. Ein Imker entnimmt seinen Bienenstöcken Waben und schleudert sie aus. Eine alte Frau sammelt Kräuter und Maiglöckchen im Wald und kocht daraus einen Sud, den sie in kleine Flaschen abfüllt und an andere Dorfbewohnerinnen verkauft. Eine vergiftete Katze verendet. Im Dorfteich schwimmt ein Frosch. Der wird von einem Raubfisch gefressen, der kurz darauf – direkt über dem Gesicht einer auf dem Grund liegenden Männerleiche – nach dem Köder eines Anglers schnappt. Eine Frau erschlägt auf ihren Gemüsebeeten einen Maulwurf und wirft den Kadaver einem Hund hin. Ein Bauer erntet mit seiner Tochter sein Getreidefeld ab und schreckt dabei ein Rehkitz auf, das noch kaum laufen kann. Einige Männer und Frauen arbeiten in Fabriken. Die Postbotin fährt mit dem Rad herum, überbringt Briefe und zahlt Renten aus. Nach getaner Arbeit versammeln sich ein paar Männer auf dem Dorfplatz zum Kegeln. Einmal bringt ein tief fliegender Düsenjäger die Erde zum Beben.

Mehrmals beobachtet Onkel Cseklik auf der Dorfstraße vor ihm einen Leichenzug. Immer wieder fährt der Dorfpolizist vorbei, der die Ursache für die Serie von Todesfällen herausfinden möchte. Bei einer Hochzeitsfeier schaut er sich argwöhnisch die Gäste an und hört, was eine Gruppe von Frauen für die Braut singt, deren Bräutigam fortwährend isst und trinkt, statt sich um sie zu kümmern:

Die ihren Mann nicht mehr liebt, bereitet Tollkirschen für ihn und fügt Paprikapulver hinzu. So wird sie im Morgengrauen zur Witwe. Wenn sie ihren Mann immer noch liebt, bereitet sie ein gutes Abendmahl für ihn.

Eines Tages werde ich an einen Ort gehen, der so weit entfernt ist, dass selbst die Vögel ihn nicht kennen. Wie ein Storch bin ich ein Waisenkind, im Grunde völlig schutzlos. Mein Leben, meine Tage sind nur traurig. Ich lebe unter einem freudlosen Stern.

Onkel Cseklik sitzt auch am nächsten Tag auf der Bank vor seinem Haus und hat Schluckauf. (Nach dem Abspann sehen wir ihn noch einmal.) Das Leben geht weiter.

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Das ungarische Wort „Hukkle“ entspricht dem deutschen „Hicks“ und bezeichnet lautmalerisch einen Schluckauf. Auf den ersten Blick scheint es sich bei „Hukkle. Das Dorf“ um eine Art Dokumentarfilm über den Mikrokosmos des Landlebens zu handeln. Doch die Idylle trügt, denn hinter der scheinbar harmlosen Oberfläche verbirgt sich wie bei einem Bilderrätsel eine böse Geschichte.

Ich wollte einen auf Fiktion basierenden dokumentarischen Spielfilm drehen, an Originalschauplätzen und mit Darstellern aus Ozara. Aber die Geschichte ist Fiktion vom Anfang bis zum Schluss. (György Pálfi)

Die orginelle, humorvolle und unterhaltsame Groteske „Hukkle. Das Dorf“ entspricht nicht den Seh- und Hörgewohnheiten im Kino. György Pálfi (*1974) kommt ohne Dialoge aus, aber es gibt ständig etwas zu sehen und zu hören. Gergely Pohárnok konzentriert sich mit seiner Kamera häufig auf Details und geht so nah an Menschen, Tiere und Sachen heran, dass man erst einmal gar nicht erkennt, um was es sich handelt. Vom Detail schneidet Ágnes Mógor nicht selten auf die Totale, und bei diesen Aufnahmen befindet sich die Kamera mitunter hoch in der Luft an einem Kran oder einem Hubschrauber. Wir folgen einem Maulwurf durch die Gänge und schwimmen mit Fischen und Fröschen im trüben Wasser. Blätter wachsen im Zeitraffer. Ein Kampfjet verharrt bildfüllend über dem Fluss in der Nähe des Dorfes und jagt dann unter der Brücke durch. Immer wieder werden längere Szenen von einer fest montierten und auch weder geschwenkten noch gezoomten Kamera aufgenommen. Wenn beispielsweise eine alte Frau Maiglöckchen pflückt, sehen wir zunächst eine Nahaufnahme ihres Gesichts, und während sie sich bückt, blicken wir ins Leere, weil die Kamera der Bewegung nicht folgt. Zu diesen ungewöhnlichen Bildern gibt es statt einer Musikuntermalung – Musik hören wir wie bei einem Dogma-95-Film nur, wenn sie in der Szene gespielt wird – eine sorgfältig komponierte Geräuschkulisse. (Selbst der Abspann ist noch hörenswert.)

Ich denke, dass das wichtigste strukturierende und organisierende Element des Films der Rhythmus ist, die verschiedenen Geräusche und Stimmen, die anstelle von Worten und Sätzen in konkreten Situationen benutzt werden und eine seltsame Mischung bilden, eine Art „Sinfonie von Geräuschen“. (György Pálfi)

„Hukkle. Das Dorf“ wurde 2003 in der Kategorie „bester ausländischer Film“ für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Kenneth Fearing - Die große Uhr
Unter der "großen Uhr" versteht Kenneth Fearing das Gesellschaftssystem, ein Räderwerk, in dem der Einzelne zwar eine unbedeutende Funktion hat, aber darüber hinaus nichts mehr bewirkt. Neben dem Protagonisten George Stroud lässt Kenneth Fearing sechs weitere Ich-Erzähler in dem Noir-Thriller auftreten, entwickelt die Handlung jedoch chronologisch. Originell an "Die große Uhr" ist vor allem, dass der Ermittler eine Fahndung nach sich selbst zu leiten hat.
Die große Uhr