Der große Kater

Der große Kater

Der große Kater

Originaltitel: Der große Kater – Regie: Wolfgang Panzer – Drehbuch: Claus Peter Hant, Dietmar Güntsche, nach dem Roman "Der große Kater" von Thomas Hürlimann – Kamera: Edwin Horak – Schnitt: Jean-Claude Piroué, Uli Schön – Musik: Patrick Kirst – Darsteller: Bruno Ganz, Ulrich Tukur, Christiane Paul, Marie Bäumer, Edgar Selge, Justus von Dohnányi, Antoine Monot jr., Daniel Olivier, Martin Rapold, Moritz Möhwald, Marek Kondrat, Sabine Berg u.a. – 2010; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Der Schweizer Bundespräsident und seine Ehefrau Marie verheimlichen der Öffentlich-keit, dass ihr achtjähriger Sohn todkrank im Spital liegt. Ein ehrgeiziger Intrigant, den der Bundespräsident für seinen Freund hält, sorgt jedoch in der Hoffnung auf ein PR-Debakel dafür, dass beim Staatsbesuch des spanischen Königspaares eine Visite des Spitals ins Programm aufgenommen wird und Marie deshalb glaubt, ihr Mann instrumentalisiere den Jungen für seine politischen Zwecke ...
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Kritik

Wolfgang Panzer verfilmte den Roman "Der große Kater" von Thomas Hürlimann und schuf eine biedere, konstruiert wirkende Politsatire.

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Der Schweizer Bundespräsident (Bruno Ganz) ist seit zwanzig Jahren verheiratet, aber während seine Frau Marie (Marie Bäumer) fast ihre ganze Zeit im Spital verbringt, wo der krebskranke achtjährige Sohn Louis (Moritz Möhwald) im Sterben liegt, lenkt er sich durch Staatsgeschäfte ab und schläft vorwiegend auf einer Liege in seinem Büro. Ihrem Sohn die Wahrheit zu sagen, bringen sie beide nicht fertig. Stattdessen stellen sie Louis wider besseres Wissen einen Sommerurlaub am Meer in Aussicht. Auch der Öffentlichkeit verheimlichen sie, dass ihr Sohn todkrank ist.

Als die Umfragewerte des Bundespräsidenten absacken und seine Fraktion rebelliert, weil die Partei befürchtet, mit ins Tief gezogen zu werden, versuchen seine Berater Dr. Bässler (Christiane Paul) und Magun (Justus von Dohnányi), ihn zu einer publikumswirksamen Home Story zu überreden. Darauf lässt er sich schon wegen des kranken Sohnes nicht ein. Er beauftragt stattdessen Dr. Bässler, den bevorstehenden Staatsbesuch des spanischen Königspaares (Marek Kondrat, Sabine Berg) zu einem spektakulären Fernsehereignis auszubauen.

Dass er vom Fraktionsvorsitzenden und Chef der Sicherheitspolizei Dr. Stotzer (Ulrich Tukur) abgehört wird, ahnt der Bundespräsident nicht. Die beiden sind eigentlich seit ihrer Kindheit befreundet. Damals nannten sie sich bei ihren Spitznamen Pfiff und Kater. Der spätere Bundespräsident erhielt seinen Spitznamen Kater, als sein Vater, ein alkoholkranker Fischer, einen kleinen streunenden Kater gegen eine Hauswand schleuderte und der Junge, der das mit ansehen musste, das tot geglaubte Tier so lange mit sich herumtrug, bis es sich wieder bewegte. Später wurde die Freundschaft getrübt, denn Marie trennte sich von ihrem Geliebten Pfiff und heiratete Kater. Stotzer hat die Demütigung bis heute nicht verwunden. Außerdem trachtet er danach, den Bundespräsidenten im Amt abzulösen und wird dabei von dem intriganten Nuntius (Edgar Selge) unterstützt.

Die beiden wollen dafür sorgen, dass der Staatsbesuch des spanischen Königspaares zu einem PR-Fiasko für den Bundespräsidenten wird. Im letzten Augenblick bringt Stotzer die Protokollchefin dazu, in das Damenprogramm des zweiten Tages einen Besuch in dem Spital einzubauen, in dem der Sohn des Bundespräsidenten liegt. Bässler, die nichts von der Krankheit des Kindes weiß, nimmt die entsprechenden Änderungen arglos vor.

Als Marie von dem am nächsten Tag geplanten Vorhaben aus dem Fernsehen erfährt, nimmt sie an, ihr Mann missbrauche Louis für seine politischen Zwecke. Aus Verärgerung darüber will sie an dem Galadiner am Abend nicht teilnehmen. Der Nuntius ermutigt Stotzer, seine Schwester Gerti (Babett Arens) statt Marie als Tischdame neben dem König zu platzieren. Aber etwas verspätet erscheint Marie dann doch noch und nimmt ihren Platz ein.

Der Bundespräsident ist froh, dass ihm der Eklat erspart geblieben ist. Aber der Abend ist noch nicht vorüber: Marie, die schon am Nachmittag Alkohol getrunken hat, beschimpft während des Banketts lauthals ihren Mann, steht auf und rauscht davon.

Inzwischen hat Dr. Bässler von Matti (Martin Rapold), dem Chauffeur des Bundespräsidenten, erfahren, dass in dem Spital dessen todkranker Sohn liegt. Zornig kündigt sie daraufhin Stotzer die Freundschaft auf. Doch absagen kann sie den Besuch der Königin im Spital nicht mehr.


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In dieser Nacht zieht der Bundespräsident durch die Kneipen und betrinkt sich, aber im Morgengrauen besinnt er sich auf seinen Spitznamen Kater und die sieben Leben einer Katze. Er beschließt, sich dem Problem zu stellen.

Sobald er mit dem spanischen König und der Dolmetscherin (Julie Bräuning) allein ist, erklärt er seinem Gast ohne Rücksicht auf das Protokoll die Situation. Der Monarch zeigt Verständnis, und da ohnehin bekannt ist, dass er mit Fieber in die Schweiz gekommen ist, dramatisiert er seinen Zustand, um sein Besuchsprogramm abbrechen zu können, ohne einen weiteren Eklat auszulösen. Auf diese Weise verschafft er dem Bundespräsidenten die Möglichkeit, das Spital noch kurz vor der Hubschrauberlandung der Königin zu erreichen. Die Königin, die inzwischen telefonisch von ihrem Gemahl über den todkranken Sohn des Bundespräsidenten unterrichtet wurde, verspricht ihm, den Besuch kurz zu machen und das Zimmer des Jungen nicht zu betreten.

Von der Treppe aus wendet der Bundespräsident sich an die Medienvertreter und verkündet seinen sofortigen Rücktritt von allen politischen Ämtern.

Marie, die bei Louis im Zimmer sitzt, sieht die Live-Übertragung im Fernsehen – und begreift, dass sie ihren Mann zu Unrecht verdächtigte, aus dem Mitleid mit dem sterbenden Sohn politisches Kapital schlagen zu wollen.

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„Der große Kater“ ist eine biedere, konstruiert wirkende Politsatire, in der es um die gegenseitige Abhängigkeit von Politik und Medien, Intrigen, den geringen Spielraum von politischen Entscheidungsträgern und die Instrumentalisierung des Privatlebens für PR-Zwecke geht. Zugleich thematisiert Wolfgang Panzer in „Der große Kater“ die Zeit. Er lässt den Protagonisten über den Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft philosophieren und zeigt seine Figuren als Getriebene. Nur in der Rahmenhandlung schauen wir „Kater“ dabei zu, wie er Uhren zerlegt und die Teile in eine Schublade kippt.

Der Film „Der große Kater“ basiert auf dem gleichnamigen, 1998 von Thomas Hürlimann (* 1950) veröffentlichten Roman (Ammann Verlag, Zürich, 236 Seiten).

Bei der Verfilmung des Romans „Der große Kater“ bleibt die Zeit, in der die Handlung spielt, unbestimmt. Im Buch dagegen lässt sie sich im Sommer 1979 festmachen, als tatsächlich das spanische Königspaar zu einem dreitägigen Staatsbesuch in die Schweiz kam und vom Bundespräsidenten empfangen wurde. Der Bundespräsident hieß damals Hans Hürlimann (1918 – 1994). Es handelte sich um den Vater des Schriftstellers Thomas Hürlimann. Während Hans Hürlimann und König Juan Carlos eine Vorführung der Schweizer Luftwaffe verfolgten, besichtigte Königin Sofia an der Seite der Bundespräsidentengattin ein Kinderkrankenhaus in Bern, in dem der krebskranke jüngste Sohn der Hürlimanns lag. Der Junge starb einige Monate nach dem Staatsbesuch.

Thomas Hürlimann schrieb selbst ein Drehbuch für die Verfilmung seines Romans „Der große Kater“. Als Regisseur war Markus Imboden vorgesehen. Aber das Projekt kam nicht zustande. Schließlich inszenierte Wolfgang Panzer ein neues Drehbuch von Claus Peter Hant und Dietmar Güntsche, aber mit dem Ergebnis war er zunächst nicht zufrieden und wollte seinen Namen zurückziehen. Erst nach einer Postproduktion ließ er zu, dass er als Regisseur genannt wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

 

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