Michael Petery : Michelangelo

Michelangelo
Michelangelo Der Zorn des Schöpfers Originalausgabe: edition mbr, Ismaning 2008 ISBN: 978-3-9810448-1-2, 679 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In seiner Romantrilogie über Michelangelo porträtiert Michael Petery einen genialen Maler und Bildhauer. Er schildert Rivalitäten und Intrigen gegen Michelangelo, zeigt aber auch, dass der Künstler sich im Umgang mit anderen Menschen häufig selbst im Weg stand. Petery glorifiziert Michelangelo nicht, sondern stellt ihn als widersprüchliche Persönlichkeit mit genialen Ideen, einer ungeheuren Schaffenskraft und menschlichen Schwächen dar.
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Kritik

Michael Petery erzählt chronologisch vom Leben und Schaffen Michelangelos. Punktuell schildert er auch historische Entwicklungen, die Michelangelo erlebte und die ihn nicht selten persönlich tangierten.
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Michelangelo. Der Zorn des Schöpfers:

Michelangelo hatte von Papst Iulius II. 1505 den Auftrag bekommen, für ihn ein dreistöckiges Grabmal mit vierzig Marmorfiguren zu gestalten, das in der Vierung von St. Peter in Rom aufgestellt werden sollte. Weil die Kirche aus dem 4. Jahrhundert für das kolossale Grabmal nicht groß genug gewesen wäre, ließ Iulius II. sie abreißen und von Donato Bramante seit 1506 neu errichten.

Im Frühjahr 1508 änderte der Papst seine Pläne: Er verlangte von Michelangelo, die Vorbereitungen für das Grabmal aufzuschieben und stattdessen den Sternenhimmel an der durch Feuchtigkeit beschädigten Decke der Sixtinischen Kapelle mit Fresken zu übermalen. (Die Wände waren bereits mit Fresken dekoriert.) Als der Kämmerer ihm das mitteilte, geriet Michelangelo in Zorn, denn er wollte mit Marmor und Meißel hantieren, nicht ein Gewölbe bepinseln. Außerdem witterte er eine Intrige: Sein Konkurrent Donato Bramante hoffte vielleicht, die ungeheure Aufgabe würde ihn überfordern. Erst nach einiger Zeit lenkte er ein, doch mit den vom Papst vorgeschlagenen Bildern der zwölf Apostel gab er sich nicht zufrieden. Wenn er sich schon ans Werk machte, wollte er etwas Grandioses schaffen und mit einer Vielzahl von Einzelbildern die Schöpfungsgeschichte bis zur Sintflut darstellen. In einer Privataudienz überzeugte er Iulius II. von seiner Idee.

Als Erstes ließ Michelangelo das Holzgerüst, das von Bramante unter die Decke der Sixtinischen Kapelle gehängt worden war, um Wasserschäden zu beheben, so abstützen und zwischen den Wänden einspreizen, dass die Aufhängung überflüssig wurde und Maurer die Löcher in der Decke schließen konnten. Aus seiner Heimatstadt Florenz holte er sechs garzoni. Einer von ihnen musste nachts die oberste Putzschicht aus geschlemmtem Kalksandstein und Pozzolanerde auftragen, damit Michelangelo mit dem Malen anfangen konnte, sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster fielen. Die vorbereitete Fläche durfte nicht zu groß sein, denn Michelangelo bemalte grundsätzlich nur feuchten Putz, in dem sich die Farbe dauerhaft mit dem Kalk verband (buon fresco). Nachträgliche Korrekturen auf der trockenen Fläche (fresco secco) lehnte er ab. Anfangs bereitete er die Motive in seiner Werkstatt im Kloster Santa Caterina vor, indem er sie auf Kartons skizzierte. Die Gehilfen punktierten die Konturen, hielten die Kartons gegen die Decke und bliesen Ruß durch die Löcher, sodass Michelangelo sich dann an den Markierungen orientieren konnte. Aber nach kurzer Zeit schickte Michelangelo die garzoni wieder fort, arbeitete allein weiter und malte schließlich ohne Kartons.

Gut vier Jahre lang – von 1508 bis 1512 – lag er mit wenigen Unterbrechungen jeden Tag in fast 20 Metern Höhe dicht unter der Decke der Sixtinischen Kapelle auf dem Rücken und bemalte das über fünfhundert Quadratmeter große Tonnengewölbe. Michelangelo begann mit der Sintflut und der Trunkenheit Noahs, gestaltete dann die Erschaffung des Menschen und am Ende die Scheidung von Licht und Finsternis.

Doch wie sollte er Eva darstellen? Michelangelo hatte noch nie eine nackte Frau gesehen und war sexuell unerfahren. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als eine an der Via Appia auf Freier wartende Prostituierte dafür zu bezahlen, dass sie sich in einer Ruine entkleidete und vor dem Koitus von ihm betrachten ließ.

Im Gegensatz zu Bramante war Michelangelo alles andere als diplomatisch. Nicht nur wenn ihn der Zorn packte, sagte er unverblümt seine Meinung. Immer wieder geriet er dadurch in Schwierigkeiten und machte sich Feinde.

Er verscherzte sich die Gunst Bramantes. Der hatte ihn zu einer Besprechung geladen unter Vorsitz des Papstes. In der Audienz fuhr Michelangelo den Architekten an, direkt vor Iulius Augen, hielt ihm die gebrochenen Säulen aus Alt-Sankt-Peter vor, die nun zu Trümmern auf dem Boden lagen. Ein Mörder an der Kunst der Alten sei er, kein Neuerer, wie er es vorgibt. Ein schlimmerer Zerstörer noch als die ersten Christen, welche die Bauten der Heiden nur plünderten und herausnahmen, was sie brauchten, für ihre Kirchen.
Millionen Backsteine einen auf den anderen zu setzen, sei keine Kunst, eine einzige solche Säule aber zu arbeiten eine große, und in diesem Ton fortfahrend schüttete er sein Herz aus, vor dem unverständig-skeptisch blickendem Papst und einem Bramante, der von Minute zu Minute unruhiger und ärgerlicher wurde.
„Ich sage die Wahrheit“, brach es aus ihm heraus, „und niemanden gibt es, der diese Wahrheit zu Ohren bekommen möchte. Alles herum um mich ist falsch. Die ganze Welt hier in Rom lebt in falscher Verzerrung. Ich finde mich nicht mehr aus noch ein, wohin ich mich wenden soll.“ Michelangelo verließ den Saal, ohne Antwort von Papst oder Architekt auch nur abzuwarten. (Seite 99)

Im September 1512 war die Decke der Sixtinischen Kapelle fertig, aber Michelangelo kletterte weiterhin jeden Morgen hinauf und prüfte sein Werk – bis Iulius II. das Gerüst ungeduldig von Handwerkern abbauen ließ. An Allerheiligen wurde die Sixtinische Kapelle mit einem feierlichen Einzug des Papstes neu eröffnet.

Nun wollte Michelangelo die Arbeit an dem gewaltigen Grabmal wiederaufnehmen. Doch am 21. Februar 1513 starb Iulius II. Danach war nicht mehr daran zu denken, das Monument in der Peterskirche aufzustellen; das hätte keiner seiner Nachfolger zugelassen. Deshalb schlossen sein Neffe und Erbe Leonardo Grosso della Rovere, der Kardinal von Agen, und sein Beauftragter Lorenzo Pucci, der Kardinal di Santi Quattro, am 6. Mai 1513 mit Michelangelo einen neuen Vertrag über eine verkleinerte Ausführung des Grabmals, für das San Pietro in Vincoli vorgesehen war.

Aus dem Konklave ging Giovanni de‘ Medici am 15. März als neuer Papst mit dem Namen Leo X. hervor. In der Jugend hatten Giovanni und Michelangelo am selben Tisch im Medici-Palast in Florenz gegessen, denn Giovannis Vater Lorenzo, il Magnifico, hatte den außergewöhnlich talentierten Kunststudenten bei sich aufgenommen, um seinem zweitältesten Sohn ein Vorbild zu geben. Papst Leo X. war deshalb auf Michelangelo nicht gut zu sprechen. Der Maler und Bildhauer wunderte sich, als er den Auftrag bekam, für die seit 1512 erneut in Florenz herrschenden Medici die Fassade der Kirche San Lorenzo neu zu gestalten – bis er begriff, dass er auf diese Weise von der Arbeit am Grabmal für Iulius II. abgehalten werden sollte.

Wochenlang überwachte Michelangelo in Carrara das Herausbrechen der Marmorblöcke, die er für die Fassade benötigte. Als er sich mit dem Markgrafen überwarf, suchte er nach anderen geeigneten Steinbrüchen und fand sie in Pietrasanta und Seravezza auf florentinischem Gebiet. Bevor Michelangelo jedoch mit der Gestaltung der Fassade beginnen konnte, entzog ihm Leo X. den Auftrag. Zornig vernahm der Künstler die Nachricht, dass die von ihm in Pietrasanta und Seravezza ausgesuchten Marmorblöcke zerkleinert wurden. Daraus entstanden Platten für den Domplatz in Florenz.

Michelangelo. Grabeskunst und Größe

Bis 1516 schuf Michelangelo drei der vierzig vorgesehenen Marmorfiguren des Grabmals für Papst Iulius II.: zwei Sklaven und eine gewaltige Moses-Skulptur. Ein neuer Vertrag mit Leonardo Grosso della Rovere und dem Kardinal di Santi Quattro räumte ihm weitere sechs Jahre für die Vollendung ein. Aber Michelangelo kam mit der Arbeit nicht weiter voran.

Ab 1522 lebte er wieder in Florenz, wo die Medici 1527 erneut gestürzt wurden, während nach Leo X. – der am 1. Dezember 1521 verstorben war – ein zweiter Medici-Papst – Clemens VII. – bis 1534 auf dem Stuhl Petri saß. 1529 wurde Michelangelo in den Verteidigungsrat der Stadt Florenz aufgenommen und zum Kriegsbaumeister ernannt.

Nach dem Ende der Republik Florenz kamen im Juli 1531 die Medici wieder an die Macht. Drei Jahre später tauchte Herzog Alessandro de‘ Medici mit seinem Gefolge bei Michelangelo auf. Der Fürst sprach kein Wort, aber sein Vetter Lorenzo befahl dem Künstler, in der Ebene vor Santa Maria Novelle in Florenz eine neue Zwingburg nach dem Vorbild der Engelsburg in Rom bauen. Da floh Michelangelo im September zu Papst Clemens VII. nach Rom.

Dort wollte er die Arbeit an dem inzwischen weiter verkleinerten Grabmal für Papst Iulius II. fortsetzen. Clemens VII. verlangte jedoch, dass Michelangelo erst einmal die Frontwand über dem Altar der Sixtinischen Kapelle dekorierte, die bis auf zwei Fresken von Perugino (um 1445 – 1523) kahl war. Wie damals, als er den Auftrag für die Deckenfresken bekommen hatte, sträubte sich Michelangelo zunächst. Dann erklärte er sich bereit, aber nur unter der Voraussetzung, dass er die gesamte Wand mit einem gewaltigen Fresko des Jüngsten Gerichts ausmalen durfte.

Bevor Papst Clemens VII. eine Entscheidung treffen konnte, kam er am 25. September 1534 durch einen Giftanschlag ums Leben. Als Nachfolger wählten die Kardinäle im Konklave den sechsundsechzigjährigen Alessandro Farnese, der den Papstnamen Paul III. annahm.

Er hatte sein Amt noch von Papst Alexander Borgia erhalten, als Lohn dafür, dass seine Schwester mit dem Papst zu Bett ging. Das war die einzige Referenz, die Farnese für seine kirchliche Laufbahn mitgebracht hatte, und in den vergangenen dreißig Jahren hatte er sich mehr um seine Gärten gekümmert als um irgendwelche kirchlichen Dinge. (Seite 454)

Die Strippenzieher, die glaubten, einen uninteressierten, beeinflussbaren Papst gewählt zu haben, täuschten sich jedoch. Papst Paul III. hatte nur auf diesen Augenblick gewartet und ging nun voller Tatkraft ans Werk. Er setzte einen Sohn als Herzog von Mailand ein und ernannte einen zwölfjährigen Enkel zum Kardinal. Drei Tage nach seinem Amtsantritt ließ er Michelangelo kommen und erklärte sich mit dessen Vorstellungen einverstanden: Die vorhandenen Fresken an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle sollten zerstört und die Fenster zugemauert werden. Mit der Ausmalung der Wand war Michelangelo von 1535 bis 1541 beschäftigt. Bei der Enthüllung entrüsteten sich Würdenträger der Kirche allerdings über die entblößten Genitalien einiger Figuren.

Der Kardinal del Monte wagte kaum hinzusehen, was da gemalt war. Natürlich sind wir alle keine Engel. Auch er selbst hatte einen Sohn mit einer Prostituierten in Bologna. Aber der Skandal bestand nicht darin, dass Menschen eben so handelten, wie Menschen handeln, sondern im Hinausposaunen dieser Erkenntnis. Wie soll der einfache Mensch eine Orientierung in seinem Leben finden, eine Moral, einen Halt, wenn er weiß, dass die Oberen der Kirche diese Moral selbst nicht leben?
Obwohl das natürlich nicht mit dem gleichen Maß gemessen werden darf. Die Freiheiten, die sich die wenigen Kardinäle herausnehmen, schaden ja niemandem. Und glücklich das Mädchen, das einen Kardinal zum Vater ihres Balges hat: Es wird ihr Schade nicht sein. (Seite 551)

Während der Arbeit an der Altarwand in der Sixtinischen Kapelle hatte Michelangelo sich eng mit der für ihren Geist und ihre Schönheit gleichermaßen berühmten Dichterin Vittoria Colonna (1490 – 1547) angefreundet, deren Ehemann, der Markgraf von Pescara, 1525 gestorben war und die seit ihrer Ansiedlung auf dem Monte Cavallo in Rom einen Kreis von Kulturrepräsentanten um sich geschart hatte. Michelangelo pries Vittoria Colonna in Sonetten und besuchte sie alle zwei Tage, um mit ihr über Kunst zu sprechen.

Weil ihr Bruder Ascanio Colonna angeblich gegen Paul III. konspiriert hatte, fiel sie 1541 in Ungnade. In Wirklichkeit ging es weder um Politik noch um Häresie, sondern um ihr Vermögen. Kardinal Alessandro Farnese, ein Neffe des Papstes, der das Heilige Uffizium leitete, sorgte dafür, dass ihr Kreis zerschlagen und ihr Besitz konfisziert wurde. Vittoria Colonna floh nach Viterbo. Erst nach drei Jahren wagte sie sich zurück und wurde vom Benediktinerinnen-Kloster Santa Anna aufgenommen, wo Michelangelo sie wieder besuchen konnte.

Nach dem Tod von Antonio da Sangallo dem Jüngeren musste Michelangelo Anfang 1547 auf Anordnung des Papstes die Bauleitung für den Neubau der Peterskirche übernehmen, und im Oktober 1549 erhielt er dafür so weitreichende Vollmachten, dass er nicht länger auf Genehmigungen der Baukommission angewiesen war. Seine Befugnisse wurden von den Päpsten Iulius III., Marcellus II. und Paul IV. nicht angetastet, aber der 1560 gewählte Papst Pius IV. äußerte sich unzufrieden über den Fortschritt beim Bau der gewaltigen Kuppel und hielt den fünfundachtzigjährigen Baumeister für ausgebrannt. Als Michelangelo merkte, dass er durch Nanni di Baccio Bigio ersetzt werden sollte, wies er den Papst voller Zorn darauf hin, dass eine von Baccio Bigio in Florenz errichtete Brücke nach zwei Jahren fortgeschwemmt worden war und fragte ihn, ob er so einem Mann ein Bauwerk anvertrauen wolle, das für Jahrhunderte das Zentrum der Christenheit bilden sollte. Daraufhin bestätigte Pius IV. die Vollmachten des trotz seines hohen Alters tatkräftigen Baumeisters.

Doch im August 1561 brach Michelangelo während der Arbeit bewusstlos zusammen. Er erholte sich zwar wieder einigermaßen, gewann aber seine volle Schaffenskraft nicht mehr zurück. Vor seinem Tod am 18. Februar 1564 erfuhr Michelangelo Buonarroti noch, dass sein ehemaliger Schüler Daniele da Volterra beauftragt wurde, die anstößigen Stellen des Freskos an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle zu übermalen. (Der Originalzustand wurde bei einer Restaurierung des Freskos 1975 wieder hergestellt.)

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„Michelangelo. Der Zorn des Schöpfers“ ist der mittlere Teil einer Romantrilogie des Reiseunternehmers Michael Petery über Michelangelo Buonarroti. Der vorliegende Doppelband enthält auch den abschließenden Teil: „Michelangelo. Grabeskunst und Größe“. Den ersten Teil – „Michelangelo. Frömmigkeit und Ironie“ – veröffentlichte Michael Petery bereits 2005 (ISBN 3-9810448-0-0, 392 Seiten, 22.80 €).

Der zweite Band – „Michelangelo. Der Zorn des Schöpfers“ – beginnt 1508, als Michelangelo den Auftrag bekommt, die Decke der Sixtinischen Kapelle zu bemalen und endet 1516, als Michelangelo begreift, dass ihn Papst Leo X. mit der Neugestaltung der Fassade der Kirche San Lorenzo in Florenz nur von der Arbeit am Grabmal für Papst Iulius II. ablenken wollte. Nahtlos setzt an dieser Stelle der abschließende Band an – „Michelangelo. Grabeskunst und Größe“ –, der mit dem Tod des bedeutendsten Künstlers der Hochrenaissance am 18. Februar 1564 endet.

Auf insgesamt 1070 Seiten erzählt Michael Petery chronologisch (mit Jahreszahlen in den Kapitelüberschriften) vom Leben und Schaffen Michelangelos. Er porträtiert einen genialen Maler und Bildhauer, der auch dichtete, und veranschaulicht die Entstehung seiner bedeutendsten Werke. Michael Petery schildert Rivalitäten und Intrigen gegen Michelangelo, zeigt aber auch, dass der Künstler sich im Umgang mit anderen Menschen häufig selbst im Weg stand. Er glorifiziert Michelangelo nicht, sondern stellt ihn als widersprüchliche Persönlichkeit mit genialen Ideen, einer ungeheuren Schaffenskraft und menschlichen Schwächen dar. Besonders interessant ist das Buch immer dann, wenn Michael Petery Michelangelos Gedankenwelt nachzuvollziehen versucht.

Ich gehe in meinen Schilderungen an jedem Punkt in Michelangelos Biographie dahin zurück, wo es bestenfalls eine erste Ahnung vom kommenden Werk geben kann, und entwickle dann ausgehend von dieser ersten Ahnung meine Darstellung vom Fortgang des
entstehenden Werkes. Dieses Verfahren ist mehr als bloße Spekulation. Denn dass Michelangelos Werke in einem vielschichtigen Prozess entstanden sind, ist nicht zu leugnen. Und jede Darstellung, die diesen Prozess deutlich werden lässt, hat mehr an psychologischer Wahrscheinlichkeit und Glaubwürdigkeit für sich, als die bloße Beschreibung der fertigen Kunstwerke.
(Michael Petery, unveröffentlichtes Statement, Januar 2009)

Die historischen Entwicklungen, die Michelangelo erlebte und die ihn nicht selten persönlich tangierten, schildert Michael Petery als Hintergrund, allerdings nicht im Zusammenhang, sondern punktuell und in Ausschnitten. Es ist beachtlich, wie Michael Petery die Stofffülle in eine ungeachtet der Länge leicht zu lesende Form gebracht hat.

Gewöhnungsbedürftig ist nur die Sprache, die mit vielen gestelzten, antiquierten Formulierungen durchwirkt und nicht frei von Grammatikfehlern ist. Hier sind ein paar Beispiele:

Es starrt nach oben auch Iulius. (Seite 189)

Fort reist er nach Florenz. (Seite 254)

Listen muss ich mit diesem Bau, wie ich mit dem Papst listen musste. (Seite 36)

Es ist das Fieber, das in ihm sehrt. (Seite 115)

Die Florentiner gehen, und es rückt nach Malatesta Baglioni und seine zehntausend perugianischen Söldner. (Seite 374)

In die Finger konnte er sich beißen vor Wut. Zu was bin ich mit meinen dreißig Jahren verkommen, ein Opfer meines eigenen Ehrgeizes, meiner selbstgesteckten Ziele. (Seite 15)

Die Tatsache, dass sie gemeinsam in ihrer Jugend am gleichen Tisch gegessen hatten … (Seite 202)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009
Textauszüge: © Michael Petery MBR Bildungsreisen

Michelangelo Buonarroti (Kurzbiografie)

Tahmima Anam - Zeit der Verheißungen
Die Grausamkeit, mit der die (west-)pakistanische Regierung 1971 versuchte, die Unabhängigkeit Ostpakistans zu verhindern, wird von Tahmima Anam in "Zeit der Verheißungen" am Beispiel weniger Figuren aufwühlend dargestellt.
Zeit der Verheißungen