Augen der Angst

Augen der Angst

Augen der Angst

Augen der Angst – Originaltitel: Peeping Tom – Regie: Michael Powell – Drehbuch: Leo Marks – Kamera: Otto Heller – Schnitt: Noreen Ackland – Musik: Brian Easdale – Darsteller: Karlheinz Böhm, Anna Massey, Maxine Audley, Moira Shearer, Pamela Green, Esmond Knight, Shirley Ann Field, Brenda Bruce, Miles Malleson, Martin Miller, Michael Goodliffe, Jack Watson u.a. – 1960; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Niemand ahnt, dass es sich bei dem einzelgängerischen Kameraassistenten Mark Lewis um einen geisteskranken Serienmörder handelt, der es darauf abgesehen hat, die Todesangst seiner Opfer filmisch zu dokumentieren. Als er sich in Helen verliebt, tut er zwar alles, um sich von Mordgedanken abzuhalten, aber Helens blinde Mutter spürt, dass er psychisch krank ist und macht sich Sorgen um ihre Tochter ...
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Kritik

In dem anspruchsvollen, abgründigen Thriller "Augen der Angst" geht es um die Skopophilie des Protagonisten, und durch die Kameraperspektive wird der Voyeurismus der Zuschauer mit einbezogen.
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Mark Lewis (Karlheinz Böhm) arbeitet als Kameraassistent in einem Filmstudio und verdient sich mit erotischen Fotos noch etwas Geld dazu. Er wohnt im Haus seiner verstorbenen Eltern und hat dort aus Kostengründen einige Zimmer vermietet, so zum Beispiel an Helen (Anna Massey) und deren blinde Mutter Mrs Stephens (Maxine Audley).

Niemand ahnt, was der zurückhaltende, unauffällige Einzelgänger als Kind (Columba Powell) durchmachte. Sein Vater (Michael Powell), ein wegen seiner Veröffentlichungen über Skopophilie berühmter Biologe, weckte ihn jede Nacht auf, versetzte ihn in Angst und Schrecken und filmte ihn, um seine Reaktionen zu studieren. Außerdem hatte er in allen Räumen des Hauses Abhöranlagen installiert und zeichnete jede akustische Äußerung für seine perverse Verhaltensforschung auf. Wenige Monate nach dem Tod von Marks Mutter (Frankie Reidy) heiratete er ein weiteres Mal, und bevor er mit seiner zweiten Frau (Margaret Neale) verreiste und nie mehr zurückkam, schenkte er Mark eine Kamera.

Als Erwachsener ahmt Mark nun seinen Vater nach, indem er mit seiner Filmkamera dokumentiert, wie er Frauen in Todesangst versetzt.

Er filmt eine Prostituierte, und als sie sich auszuziehen beginnt, hebt er das Stativ hoch und richtet eines der drei Beine auf den Hals der Frau. Die wundert sich zunächst über sein seltsames Verhalten, doch als er das untere Stück des Stativ-Beins abzieht und ein scharf geschliffenes Bajonett zum Vorschein kommt, begreift sie, dass sie in Lebensgefahr ist und beginnt zu schreien. Während Mark mit der auf dem Stativ montierten Kamera auf sie zugeht und ihr die Kehle durchbohrt, filmt er ihre „Augen der Angst“.

Zu Hause entwickelt er das Filmmaterial und sieht sich den Streifen an.

Am nächsten Morgen ergänzt er die Dokumentation, indem er filmt, wie die Tote abtransportiert wird.

Bei seinem nächsten Opfer handelt es sich um Vivian (Moira Shearer), das Double einer exaltierten Hauptdarstellerin. Die junge Frau, die von einer Karriere als Filmstar träumt, posiert in einer sorgfältig ausgeleuchteten Kulisse des Filmstudios – bis er sie angreift und tötet. Die Leiche wird am nächsten Tag bei Dreharbeiten in einem Schrankkoffer gefunden, und Mark filmt die Kriminalbeamten, die Spuren sichern und mögliche Zeugen befragen.

Obwohl Helen von ihrer blinden Mutter vor Mark gewarnt wird, umgarnt sie den Einzelgänger, bis er ihr als besonderen Vertrauensbeweis Filme vorführt, die sein Vater von ihm als Kind gemacht hatte. Helen ist entsetzt, als sie erfährt, wie Mark von seinem eigenen Vater gequält worden war. Weil Mark Helen auf keinen Fall verletzen möchte, lässt er sie die Kamera wegschließen, bevor er sie in ein Restaurant ausführt.

Die blinde Mrs Stephens spürt, dass Mark psychisch krank ist und verlangt von ihm, sich von Helen fernzuhalten, bis er sich in ärztliche Behandlung begeben hat. Mark versichert ihr, er werde Helen nichts antun, und sie glaubt, dass er es ehrlich meint, aber sie macht sich Sorgen um ihre Tochter.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In einem Fotoatelier ermordet Mark das Fotomodell Milly (Pamela Green), von dem er erotische Aufnahmen machen sollte.

Dadurch bringt er die Polizei endgültig auf seine Spur.

Während seiner Abwesenheit schaltet Helen in Marks Wohnung neugierig den Projektor an und sieht entsetzt, was ihr neuer Freund gefilmt hat. Obwohl sie begreift, dass er ein Serienmörder ist, läuft sie nicht davon. Als Mark nach Hause kommt und merkt, dass sie über ihn Bescheid weiß, beschwört er sie, im Schatten zu bleiben, denn falls er ihre „Augen der Angst“ sähe, müsste er sie töten.

Durchs Fenster seiner Wohnung filmt er, wie ihn die Polizei observiert. Als die Sirenen der sich nähernden Streifenwagen zu hören sind, bereitet er seinen letzten Mord vor, indem er Scheinwerfer einschaltet und das Bajonett an seinem Kamerastativ ausrichtet. Vergeblich beschwört Helen ihn, sich der Polizei zu stellen. Mark beendet seine „Dokumentation“, indem er seinen Suizid filmt.

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Ohne sich an das gewohnte Schema von Gut und Böse zu halten, porträtieren Leo Marks (Drehbuch) und Michael Powell (Regie) in „Augen der Angst“ einen geisteskranken Serienmörder. Dabei geht es um die Skopophilie (Schaulust) des Protagonisten und seines Vaters sowie den Voyeurismus des Zuschauers, der durch die Kameraperspektive und die Film-im-Film-Sequenzen mit einbezogen wird. Darauf verweist auch der Originaltitel „Peeping Tom“. (Der Begriff „Peeping Tom“, mit dem ein Voyeur gemeint ist, wurde vom Namen einer Figur in der Legende über Lady Godiva abgeleitet, die im 11. Jahrhundert nackt durch Coventry geritten sein soll, um ihren Ehemann, den Grafen Leofric, zu zwingen, die Steuerlast der Untertanen zu senken.)

„Augen der Angst“ ist ein inhaltlich und formal besonderer Film. Die abgründige Geschichte wird stringent und nicht ohne schwarzen Humor erzählt; Beleuchtung und Kameraführung sind ambitioniert, die Schnitte sorgfältig gesetzt, und die zurückhaltende Filmmusik passt perfekt zu den Szenen. Auch die schauspielerischen Leistungen überzeugen.

Trotzdem fand Michael Powell (1905 – 1990) nach „Augen der Angst“ kaum noch Produzenten für weitere Filme, und Karlheinz Böhm (* 1928) musste einen schweren Rückschlag seiner Karriere hinnehmen. Denn die Kritiker und das Publikum hielten „Augen der Angst“ damals für einen Skandal.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Ilse Aichinger - Die größere Hoffnung
"Die größere Hoffnung" ist keine konkret-realistische Darstellung der Demütigungen, der Angst und der verzweifelten Hoffnung angesichts des nationalsozialistischen Terrors, sondern eine allegorische Dichtung in zehn chronologisch angeordneten Bildern aus der Perspektive eines fünfzehnjährigen Mädchens.
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