Peter Prange : Himmelsdiebe

Himmelsdiebe
Himmelsdiebe Originalausgabe: Pendo Verlag, München 2010 ISBN: 978-3-86612-274-1, 504 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der 46-jährige deutsche Maler Harry Winter und die englische Kunststudentin Laura Paddington verlieben sich 1937 in London. In Paris lernt Laura seine Künstlerfreunde kennen. 1938/39 verbringen der "große Zauberer" und seine "Windsbraut" eine glückliche Zeit miteinander in einem ehemaligen Winzerhaus bei einem südfranzösischen Dorf. Aber als der Zweite Weltkrieg beginnt, wird Harry interniert, und Laura verliert den Verstand ...
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Kritik

Die Liebesbeziehung von Max Ernst und Leonora Carrington inspirierte Peter Prange zu dem Roman "Himmelsdiebe". Es handelt sich allerdings um eine weitgehend fiktive Geschichte. Getragen wird sie von außerordentlichen Charakteren.
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Der exzentrische deutsche Maler Harry Winter, dessen Liebesaffären berüchtigt sind, schwört auf einer Kunstausstellung 1937 in London, er werde sich fortan nur noch der Kunst und dem Krieg widmen, in Spanien gegen die Faschisten kämpfen und auf jeglichen Geschlechtsverkehr verzichten. Während er redet, schließt seine französische Ehefrau Florence, die ein durchsichtiges Seidenkleid ohne Unterwäsche trägt, feierlich eine Phallus-Skulptur in einem Kasten ein.

Unter den Zuschauern sind die eng miteinander befreundeten Kunststudentinnen Laura Paddington und Geraldine Yarrow. Laura, die noch Jungfrau ist, hält Harry Winter für den „großen Zauberer“, auf den sie immer gewartet hat. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Ohne Rücksicht auf Florence lädt der sechsundvierzigjährige Künstler die Zwanzigjährige zum Essen ein. Laura hat eigentlich wegen einer Unterleibserkrankung einen wichtigen Arzttermin, aber statt zum Arzt geht sie mit Harry Winter in ein Restaurant.

Noch am selben Abend fahren sie nach Cornwall. Zu Lauras Verblüffung nimmt Harry Winter in einem Gasthof zwei getrennte Zimmer und versucht nicht einmal, sie zu küssen: Er hält sich an den Schwur, den er in London leistete.

Harrys Vater war Lehrer für Gehörlose und Hobbymaler. Florence ist die zweite Ehefrau des Künstlers. Zuvor war er mit der Kunsthistorikerin Mathilde verheiratet, einer deutschen Jüdin, die 1933 vor den Nationalsozialisten nach Frankreich floh und den Sohn Bobby bei ihren Eltern in Köln zurückließ, wo er eine Druckerlehre machte. Der junge Mann bemüht sich mittlerweile um ein Visum für die USA.

Als Harry auf Betreiben von Lauras Vater, des einflussreichen Schlossbesitzers William Lloyd Paddington, zum unerwünschten Ausländer erklärt wird und England innerhalb von achtundvierzig Stunden verlassen muss, begleitet Laura ihn. Statt nach Madrid, wie in London angekündigt, reist er mit ihr nach Paris.

Dort lernt Laura seinen Freund Pierre Lauréat kennen. Der Dichter und der Maler hatten sich vor Jahren Pierres Ehefrau Jelena geteilt, bis diese mit dem spanischen Künstler Amador Talmí durchgebrannt war. Harry nimmt seine neue Muse mit ins Café Flore, wo er sich regelmäßig mit seinen Künstlerfreunden trifft. Laura gewinnt die Herren für sich, indem sie ihnen ein Menü aufträgt und dabei eine weiße Bluse trägt, in die sie zwei Löcher geschnitten hat, sodass ihre mit Schokoladenkuvertüre überzogenen Brüste zu sehen sind. Der Anblick erregt die Künstler, aber Harry hält sich an sein Gelübde und schläft auch weiterhin allein.

Das treibt Laura zum Äußersten: Sie streift im Café Flore ihr Kleid ab, unter dem sie völlig nackt ist. Aber Harry beherrscht sich auch dieses Mal und bleibt einfach sitzen. Roberto Jiménez, ein mexikanischer Diplomat und Stierkampf-Fan, tritt hinter sie und legt ihr einen Mantel um die Schultern. Enttäuscht und wütend lässt Laura sich von Roberto wegführen – und deflorieren.

Als Harry kurz darauf Florence über den Weg läuft, zieht er zu ihr in die Wohnung, die sie von ihrem Vater, Monsieur Philibert, geschenkt bekam.

Monsieur Philibert, der Polizeipräsident von Paris, stellte Harry kürzlich vor die Wahl, ausgewiesen zu werden oder sich mit Florence zu versöhnen. Nun erreicht Florence mit einer Selbstmorddrohung, dass ihr Vater nicht nur die Ausweisung zurücknimmt, sondern Harry auch eine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis ausstellt.

Aus einer Laune heraus brüskiert Harry Winter die steinreiche amerikanische Kunstsammlerin Debbie Jacobs, die Europa auf der Suche nach Kunstwerken für ihr in New York geplantes Museum bereist und auch bei ihm vorbeischaut. Sie rächt sich, indem sie zwar Laura ein Gemälde abkauft, aber seine Bilder stehen lässt.

Als die vom NS-Regime zusammengestellte Wanderausstellung „Entartete Kunst“ nach Köln kommt, schaut Bobby sie an und beobachtet voller Abscheu, wie männliche Besucher sich beim Anblick der nackten Frau auf dem Bildnis „Die Vogelhändlerin“ seines Vaters aufgeilen, während sie über die verfemten Künstler herziehen. Das bringt Bobby seinem Vater näher, und er beschließt, sich von ihm in Paris zu verabschieden, bevor er in Le Havre an Bord des Dampfers geht, der ihn nach New York bringen wird.

Er findet Harry bei Florence. Während Bobby mit ihm in einem Straßencafé sitzt, kommt seine Mutter Mathilde dazu, die mit ihrem Lebensgefährten, dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten Journalisten Carl Altstrass in Paris lebt. Sie ist zwar von Harry geschieden, aber mit ihm befreundet. Bobby drängt seine Eltern, Europa zu verlassen. Harry kann sich jedoch nicht vorstellen, dass Hitler längere Zeit an der Macht bleibt. Er hält den Nationalsozialismus für einen vorübergehenden Spuk.

Florence ist von Harry schwanger. Weil sie weiß, dass er kein weiteres Kind haben möchte, geht sie zu einer Engelmacherin. Sie spricht von einem Opfer, aber Harry meint ungerührt, er habe sie nicht zur Abtreibung gezwungen.

Er kehrt zu Laura zurück – und schläft zum ersten Mal mit ihr. Nach dem Orgasmus flüstert sie:

„Ich glaube, diesen Augenblick, den haben wir dem Himmel gestohlen.“

Außerhalb des Dorfes Sainte-Odile-d’Ardèche in der Region Rhône-Alpes finden Harry und Laura 1938 ein leer stehendes Winzerhaus, das ihnen so gut gefällt, dass sie dort wohnen wollen. Es gehört einer Erbengemenschaft in Avignon, die von dem Notar Simon in Sainte Odile vertreten wird. Laura kauft das Anwesen, zu dem auch ein Weinberg gehört, von dem Geld, das ihr die Mutter für eine Unterleibsoperation schickte.

Sie schwelgen im Glück und malen wie im Rausch. Im „Hôtel des Touristes“ in Sainte Odile, wo sie bis zum Einzug in ihrem Haus wohnten und wo sie sich mit der Wirtin Lulu anfreundeten, trinken sie Champagner auf Kredit. Und sie baden nackt in der Ardèche. Einmal ertappen sie den gehörlosen Dorfbriefträger Joseph („Pepe“) Morot, der sie dabei beobachtete und masturbierte.

Gemeinsam arbeiten sie an einer wandgroßen Collage, der sie den Namen „Himmelsbeute“ geben. Harry nimmt Laura mit in eine Irrenanstalt und erklärt ihr:

„Sehen fängt damit an, alte Wahrnehmungen aufzugeben, um Neues zu entdecken.“

Die Verrückten schauen begeistert zu, wie er Farben auf Papier tropfen lässt, Drahtgeflechte und Holzstücke auf bestrichene Leinwände presst und Glasplatten auf frischer Farbe verschiebt.

Der „große Zauberer“ und seine „Windsbraut“ geloben bei einer Art Trauungszeremonie im „Hôtel des Touristes“, miteinander ein Leben am Rande des Wahnsinns zu führen, bis die Wirklichkeit sie scheidet.

Nachdem die Wehrmacht am 1. September 1939 Polen überfallen und zwei Tage später die französische Regierung dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hat, werden die deutschen Staatsbürger in Frankreich aufgefordert, sich bei den Behörden zu melden. Harry glaubt, sich auf seine unbefristete Aufenthaltserlaubnis verlassen zu können – bis ihn zwei Gendarme aus dem Bett klingeln und abführen.

Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Lager am Stadtrand von Largentière wird Harry in das große Kriegsgefangenenlager Les Milles bei Aix-en-Provence gebracht. Pierre Lauréat schreibt an den französischen Ministerpräsidenten, und der ordnet Harry Winters Freilassung an. Aber der Lagerkommandant beschuldigt den Deutschen aufgrund einer Anzeige des Briefträgers Joseph Morot, ein Spion zu sein und verzögert die Freilassung.

Als die Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Frankreich einmarschiert, müssen Juden, Kommunisten und verfemte Künstler auch in Les Milles damit rechnen, dass die Nationalsozialisten sie ermorden oder in Konzentrationslager sperren. Endlich lässt der Lagerkommandant sich dazu überreden, zweitausend Internierte mit einem Zug nach Bayonne zu schicken. Tausend nationalsozialistische Häftlinge, die auf ihre Befreiung durch die Besatzer hoffen, bleiben zurück.

Laura malt im Atelier ihres „Zauberhauses“ in Sainte-Odile-d’Ardèche. Sie bildet sich ein, schwanger zu sein und mit Harry zu reden. Einmal glaubt sie, mit ihm zu schlafen, aber am anderen Morgen liegt Pepe nackt in ihrem Bett.

Ihre Freundin Geraldine Yarrow kommt, um sie nach Spanien zu bringen. Maître Simon besorgt Laura das für den Grenzübertritt erforderliche Sauf-Conduit. Um etwas Geld für die Reisekasse zu bekommen, die Anwaltsgebühren bezahlen und die Schulden im „Hôtel des Touristes“ begleichen zu können, unterschreibt Laura ein von Maître Simon vorbereitetes Dokument, mit dem sie Lulu bevollmächtigt, ihr Haus auf eigene Rechnung zu verkaufen.

Unterwegs bleiben Geraldine und Laura mit dem Wagen liegen. Der Bauer, der sie mit seinem Trecker abschleppt, berichtet von einem Zug mit Deutschen aus Les Milles, der ganz in der Nähe vorbeifuhr. Laura ist überzeugt, dass sich Harry in dem Zug befindet.

Aufgrund eines Missverständnisses fährt der Zug von Bayonne nicht weiter nach Spanien, sondern nach Nîmes. Dort in der Nähe werden die Internierten erneut in ein Lager gebracht.

Beim Waffenstillstand am 22. Juni 1940 verpflichtet sich die französische Regierung, jeden deutschen Staatsbürger in Frankreich an Deutschland auszuliefern, sobald dies verlangt wird.

Im Auftrag seiner Lebensgefährtin Mathilde verhilft Carl Altstrass ihrem Ex-Mann Harry Winter zur Flucht aus dem Lager San Nicola. Harry kehrt heimlich nach Sainte-Odile-d’Ardèche zurück und lässt sich von Lulu in einer Hütte verstecken. Lulu übergibt ihm auch einen inzwischen eingetroffenen Brief seines Sohnes. Bobby rät ihm, sich an das von William Dry geleitete American Rescue Committee in Marseille zu wenden, eine Einrichtung mit dem Ziel, von den Nationalsozialisten verfolgte Künstler zu retten. William Dry antwortet auf Harrys Brief und schlägt ihm vor, Debbie Jacobs um Hilfe zu bitten. Sie soll für ihn bürgen, damit ihn die USA einreisen lassen. Nun ist Harry ausgerechnet auf die amerikanische Kunstsammlerin angewiesen, die er in Paris brüskierte.

Laura behauptet, inzwischen im zehnten Monat schwanger zu sein. Sie hat den Verstand verloren. Geraldine, die im Auftrag von Lauras Eltern handelt, bringt die Geisteskranke über die spanische Grenze und liefert sie in eine psychiatrische Klinik in San Sebastian ein.

Zwei Monate lässt Debbie Jacobs den Künstler in Sainte Odile warten, dann erklärt sie sich bereit, ihm bei der Emigration zu helfen. Und Maurice Philibert, der Sou-Präfekt in Ucel, händigt Harry auf Drängen seiner Nichte Florence die für den Grenzübertritt erforderlichen Papiere aus.

Zufällig belauscht Harry ein Gespräch von Lulu und Maître Simon, der inzwischen mit seiner Geliebten in dem von Laura verkauften Haus wohnt. Da begreift er, dass der Notar mit der Wirtin zusammenarbeitete, um günstig in den Besitz des Anwesens zu kommen. Aus Rache stiehlt Harry Maître Simons Auto. Das ist einfach, denn der Notar zieht den Schlüssel nie ab. Um seine Werke mitnehmen zu können, bricht Harry nachts im früheren „Zauberhaus“ ein. Aber er findet nur die „Himmelsbeute“ und wird dabei auch noch von der Geliebten des neuen Hausbesitzers überrascht. Mit einem Kuss bringt Harry sie dazu, nicht zu schreien und ihn mit der Collage ziehen zu lassen. Aus Marseille ruft er Maître Simon an und schlägt ihm einen Handel vor: Sobald seine Gemälde beim American Rescue Committee eingetroffen sind, wird er ihm verraten, wo er das gestohlene Auto geparkt hat.

Während Harry in der Villa Bel-Air bei Marseille, dem Sitz des American Rescue Committee, auf seine Ausreise wartet, kommt Geraldine zu ihm. William Lloyd Paddington hat sie beauftragt, nach Laura zu suchen, die sich inzwischen von ihrem psychischen Zusammenbruch erholte und kürzlich aus ihrem Hotel in Lissabon verschwand.

Mathilde trifft sich mit Harry in Marseille und beantragt gemeinsam mit ihm ein Visum für die USA. Als die Amerikaner herausfinden, dass die beiden ihre Ehescheidung verschwiegen haben, wird der Antrag abgelehnt. Aber man schlägt ihnen vor, sich einfach im Konsulat erneut das Ja-Wort zu geben und stellt ihnen in diesem Fall das gewünschte Visum in Aussicht. Harry ist sofort bereit dazu, aber Mathilde verweigert sich einer Scheinheirat und lässt sich trotz aller Warnungen nicht umstimmen.

Debbie Jacobs verabredet sich mit Harry Winter in Lissabon und wartet dort auf ihn.

Als Harry nach seiner Ankunft in der portugiesischen Hauptstadt erfährt, dass Laura im katholischen Stadtkrankenhaus liegt, lässt er sich auf der Stelle hinfahren.

Laura hörte, dass Geraldine mit ihrem Vater telefonierte und erfuhr auf diese Weise von dem Plan, sie nach Sydney zu bringen und sie dort erneut in eine Nervenheilanstalt einzuweisen. Daraufhin floh sie aus dem Hotel in Lissabon und wandte sich Schutz suchend an den mexikanischen Diplomaten Roberto Jiménez, den sie kurz zuvor zufällig auf der Straße gesehen hatte. Um Laura mit nach New York nehmen zu können, vermählte Roberto Jiménez sich mit der Frau, die er ohnehin begehrt. Bevor sie an Bord der „Fortune“ gehen, ließ Laura noch die überfällige Unterleibsoperation vornehmen.

Harry beneidet Laura, weil sie in ihrem Wahn „auf der anderen Seite“ war, aber sie entgegnet ihm, es sei die Hölle gewesen.

Laura schloss die Augen. „Es hat mich solche Anstrengung gekostet, nüchtern zu werden. Jetzt … jetzt will ich nüchtern bleiben.“
„Bist du verrückt?“ Harry war aufrichtig entsetzt. „Du hast die Pflicht, der Welt mitzuteilen, was du erlebt hast. Du bist eine Botschafterin – eine Botschafterin aus der anderen Welt!“
„Du hast ja keine Ahnung, wovon du redest.“

Weil Debbie und Harry den Atlantik im Flugzeug überqueren, nehmen Laura und Roberto sperriges Gepäck wie die „Himmelsbeute“ auf dem Schiff mit.

Bobby, der inzwischen seit drei Jahren in New York lebt und in der Filmbibliothek des Museum of Modern Art arbeitet, holt seinen Vater und dessen Begleiterin am 14. Juli 1941 in La Guardia ab. Aber die Einwanderungsbehörde hält Harry erst einmal in Ellis Island fest. Sein Sohn bürgt für ihn. Tagelang befürchtet Harry, nach Europa zurückgeschickt zu werden, aber am Ende erhält er eine Aufenthaltsgenehmigung.

Mathilde schreibt ihrem Sohn aus Lantosque im Département Alpes-Maritimes: Sie rechnet nicht mehr damit, Europa verlassen zu können. Die Bauern wollen sie allerdings vor den Nationalsozialisten beschützen. (Am Ende wird sie doch in Auschwitz ermordet.)

Laura und Roberto verbringen ihre Flitterwochen in Jamaika. Dort beginnt Laura, ihre Autobiografie zu schreiben. Sie möchte ohne den geplanten Zwischenaufenthalt in New York sofort nach Mexiko weiterreisen, um Harry auszuweichen, denn sie weiß nicht, ob sie ihm widerstehen könnte. Aber ihr Wunsch lässt sich nicht verwirklichen, denn ihr Mann muss seinen Dienst in der mexikanischen Vertretung in New York antreten.

Als Laura und Harry sich in New York auf der Straße begegnen, streckt sie ihm die Hand hin und er versteht, dass sie ihn dadurch auf Distanz hält. Obwohl er mit Debbie zusammen ist und jede Nacht zu seiner Geliebten Laureen Spielberg schleicht, hofft er, Laura zurückgewinnen zu können und schlägt ihr deshalb ein gemeinsames Arbeiten in seinem von Debbie eingerichteten Atelier vor.

Eines Nachts bringt Harry die Stripperin Ginger mit nach Hause. In der Erwartung, von ihm gemalt zu werden, beginnt sie sich auszuziehen. Aber bevor sie alles abgelegt hat, wird sie von Debbie hinausgeworfen.

Nach dem japanischen Überfall auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten droht Harry Ende 1941 erneut die Abschiebung. Debbie bewahrt ihn davor durch eine rasche Eheschließung in Nevada.

Der erste Besuch bei seinem Sohn ist für Harry eine Überraschung. An den Wänden hängen Bobbys Gemälde. Erst jetzt erfährt Harry, dass ihm sein Sohn zumindest als Hobbymaler nacheifert. Das rührt ihn. Amüsiert nimmt er außerdem zur Kenntnis, dass Bobby und Laureen Spielberg inzwischen ein Paar sind.

Lauras erstes Buch wird veröffentlicht.

Debbie, die eingesehen hat, dass Harry sie nie lieben wird, überredet Laura, die „Himmelsbeute“ mit Harry gemeinsam zu vollenden. Die Collage soll in dem Kunstmuseum aufgehängt werden, das Debbie in Kürze eröffnen wird. Widerwillig erklärt Roberto sich damit einverstanden, dass seine Frau wieder mit Harry zusammen arbeitet. Der versucht alles, um sie wieder ins Bett zu bekommen, aber Laura wehrt ihn ab: Sie will nicht noch einmal den Verstand verlieren.

1942 eröffnet Debbie The Century Gallery of Modern Art in New York.

In der Nacht davor war Laura noch einmal bei Harry im Atelier und schlief mit ihm. Dann verabschiedete sie sich von ihm, und er arbeitete bis zum Morgen wie besessen am Zentrum der Collage „Himmelsbeute“, die jetzt in der neuen Kunstausstellung hängt. Harry erwartet Laura bei der Eröffnung, aber Debbie klärt ihn darüber auf, dass Laura und Roberto wenige Stunden vor der Eröffnung nach Mexiko abreisten.

Erst jetzt erfährt Harry, dass Laura unheilbar krank ist, weil sie 1937 in London einen Arzttermin versäumte, um mit ihm ausgehen zu können und im Jahr darauf von dem Geld für die Operation das „Zauberhaus“ in Sainte-Odile-d’Ardèche kaufte.

1955 kehrt Harry nach Sainte-Odile-d’Ardèche zurück. Lulu ist tot. Maître Simon zog nach Marseille und eröffnete dort wieder eine Kanzlei. Der neue Besitzer des „Zauberhauses“ ist bereit, es Harry zu verkaufen.

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Die Liebesbeziehung von Max Ernst und Leonora Carrington in den Jahren 1936 bis 1939 inspirierte Peter Prange zu dem Roman „Himmelsdiebe“. Es handelt sich nicht um eine Romanbiografie, sondern Peter Prange hat den Raum zwischen einigen historischen Eckpunkten mit Fiktion gefüllt und verwendet deshalb auch Fantasienamen. Die Parallelen etwa zwischen Harry Winter und Max Ernst, Laura Paddington und Leonora Carrington, Debbie Jacobs und Peggy Guggenheim, Pierre Lauréat und Paul Éluard, Amador Talmí und Salvador Dalí, Jelena und Gala sind allerdings unübersehbar.

Es geht um Kunst und leidenschaftliche Liebe. „Himmelsdiebe“ dreht sich um zwei außerordentliche Künstlerpersönlichkeiten, die mit ihrer Fantasie eine eigene Welt außerhalb der gewöhnlichen schaffen. Als Laura Paddington vorübergehend den Verstand verliert, beneidet Harry Winter sie um ihre Wahnvorstellungen, ohne zu ahnen, dass sie durch die Hölle geht.

Vernünftige Menschen passen ihre Vorstellung der Wirklichkeit an, unvernünftige Menschen hingegen versuchen, die Wirklichkeit ihren Vorstellungen anzupassen. Weshalb wirkliche Kunst, ob im Leben oder in der Malerei, immer von unvernünftigen Menschen stammt.

Peter Prange erzählt eine mitreißende Geschichte, die von farbigen Charakteren getragen wird. Er spart zwar Sexszenen aus, setzt aber an mehreren Stellen auf den Effekt voyeuristischer Bilder. Immerhin kann er sich dabei auf Max Ernst berufen, der 1960 einen Aufsatz mit dem Titel „La nudité de la femme est plus sage que l’enseignement du philosophie“ veröffentlichte (Die Nacktheit der Frau ist weiser als die Lehre des Philosophen).

Der Titel „Himmelsdiebe“ soll übrigens auf eine Idee zurückgehen, die Peter Pranges aus der Türkei stammende Ehefrau beisteuerte: Bei einem glücklichen Erlebnis heißt es im Türkischen, man habe diese Stunde dem Himmel gestohlen.

Den Roman „Himmelsdiebe“ von Peter Prange gibt es auch in einer gekürzten Fassung als Hörbuch, gelesen von Nina Petri, Peter Franke und Marlen Diekhoff (Regie: Gabriele Kreis, Hamburg 2010, 6 CDs, ISBN 978-3-86952-053-7).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Peter Prange / AVA / Pendo Verlag

Max Ernst (Kurzbiografie)
Leonora Carrington (Kurzbiografie)

Peter Prange: Das Bernstein-Amulett
Peter Prange: Die Principessa
Peter Prange: Die Philosophin
Peter Prange: Miss Emily Paxton / Die Rebellin
Peter Prange: Der Kinderpapst
Peter Prange: Ich, Maximilian – Kaiser der Welt
Peter Prange: Die Rose der Welt
Peter Prange: Unsere wunderbaren Jahre
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