Tote tragen keine Karos

Tote tragen keine Karos

Tote tragen keine Karos

Tote tragen keine Karos – Originaltitel: Dead Men Don't Wear Plaid – Regie: Carl Reiner – Drehbuch: Carl Reiner, George Gipe, Steve Martin – Kamera: Michael Chapman – Schnitt: Bud Molin – Musik: Miklós Rózsa – Darsteller: Steve Martin, Rachel Ward, Carl Reiner, Reni Santoni u.a. – 1982; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Eigentlich will Juliet Forrest den Privat­detektiv Rigby Reardon beauftragen, nach ihrem vermissten Vater zu fahnden. Aber als es heißt, der Forscher John Hay Forrest sei tot, soll Rigby untersuchen, was geschah. Er geht Spuren nach, wird verfolgt und angeschossen, findet jedoch heraus, dass die Gäste einer letzten Kreuz­fahrt der "Immer Essen" einer nach dem anderen ermordet werden. Sie müssen etwas gesehen haben, das geheim gehalten werden soll ...
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Kritik

"Tote tragen keine Karos" ist eine Parodie auf und Hommage an das Genre der Noir-Detektiv-Filme der 40er-Jahre. In eine schwarz-weiß ge­film­te Rahmen­handlung hat Carl Reiner zahlreiche Ausschnitte aus Klassikern mit Humphrey Bogart, Cary Grant, Ingrid Bergman u. v. a. eingefügt.
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Als der Privatdetektiv Rigby Reardon (Steve Martin) einer neuen Klientin die Bürotür öffnet, fällt ihr Blick auf die Titelseite der Zeitung, die er in der Hand hält. Die Schlagzeile lautet: „John Hay Forrest Killed“. Sie sinkt ohnmächtig zu Boden. Als sie wieder zu sich kommt, klärt sie Rigby darüber auf, dass sie John Hay Forrests Tochter Juliet (Rachel Ward) sei. Eigentlich wollte sie den Detektiv beauftragen, nach ihrem vermissten Vater zu suchen, aber nun soll er die Umstände seines Todes klären.

Arglos spricht Juliet Forrest von einer Reinemachefrau. Da verzerrt sich Rigbys Gesicht. Er stürzt sich auf sie und würgt sie, bis er zur Besinnung kommt und sich entschuldigt: Als er sieben Jahre alt war, verließ der Vater mit der Reinemachefrau die Familie, und Rigbys Mutter starb bald darauf vor Kummer.

Der Detektiv ruft seinen Kollegen Marlowe (Humphrey Bogart) zu Hilfe. Er selbst wird von einem Unbekannten (Cary Grant) verfolgt, aber es gelingt ihm, den Mann im Zugabteil durch sein Spiel auf der Mundharmonika zum Einschlafen zu bringen und unbemerkt auszusteigen.

Als er in die Party einer schönen Frau (Ingrid Bergman) platzt, schickt sie ihre Gäste nach Hause und setzt ihn mit K.-o.-Tropfen im Whisky vorübergehend außer Gefecht.

Die Spuren führen zu Walter Neff (Fred MacMurray), dem Eigner des Kreuzfahrtschiffes mit dem Namen „Immer Essen“. Rigby beabsichtigt, eine Blondine auf ihn anzusetzen. Monica Stillpond (Veronica Lake) und Doris Davermont (Bette Davis) weisen ihn zurück, aber Jimmi-Sue Altfeld (Lana Turner) übernimmt die Aufgabe, obwohl ihr Vater Alfred (Edward Arnold) ihren früheren Verehrer Rigby hasst.

Ein Gangsterboss (Kirk Douglas) lässt den Privatdedektiv entführen und in eine Mülltonne stopfen.

Daraufhin verkleidet sich Rigby selbst als Frau und macht sich in einem Supermarkt an Walter Neff heran. Offenbar werden die Gäste der letzten Kreuzfahrt der „Immer Essen“ einer nach dem anderen ermordet. Sie müssen etwas gesehen haben, was geheim gehalten werden soll.

Um den inhaftierten Kapitän Cody Jarrett (James Cagney) im Gefängnis besuchen zu können, verkleidet Rigby sich erneut und lässt sich von Juliet zu der Straf­anstalt fahren. Die Gefängnis­beamten am Tor wundern sich, als die vermeintliche Frau, die sich gleich darauf als Cody Jarretts Mutter ausgibt, mit einem leidenschaftlichen Kuss von der Autofahrerin verabschiedet. Während Rigby sich noch im Gefängnis aufhält, brechen von Cody Jarrett angeführte Häftlinge aus und nehmen ihn im Kofferraum eines Wagens mit.

Das neue Liebesglück von Rigby und Juliet endet nach kurzer Zeit, als Margaret (Joan Crawford) anruft, eine frühere Freundin Rigbys, die sich mit ihm überworfen hat, und Juliet zufällig mitgehörte Sätze missversteht. Sie trennt sich von Rigby und entzieht ihm auch den Auftrag.

Ihr für ihn unverständliches Verhalten frustriert ihn zwar, aber er setzt seine Ermittlungen auf eigene Faust fort.

Dazu fliegt er auf die peruanische Pazifikinsel Carlotta. Dort spürt er eine dubiose Sängerin namens Kitty Collins (Ava Gardner) auf, die in den Profikiller Rice (Vincent Price) verliebt ist. Von ihr bekommt Rigby erneut K.-o.-Tropfen. Als er zu sich kommt, schießt Rice auf ihn. Rigby stellt sich tot, und der Verbrecher begnügt sich damit, ihm eine Liste mit Namen aus der Tasche zu ziehen. Der Detektiv verfolgt den Killer während eines Feuerwerks, erschießt ihn und findet bei der Leiche einen Zettel mit „letzten Instruktionen“.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Die neue Spur führt zu einem Gebäude, in dem Rigby Juliet, ihren Butler (Carl Reiner) und ihren Vater (George Gaynes) entdeckt. Der Butler trägt jetzt allerdings eine SS-Uniform und gibt sich als Feldmarschall Wilfred von Kluck zu erkennen. Mit einer Gruppe von Nazi-Offizieren hat er nach Dr. Forrest nun auch dessen Tochter in seine Gewalt gebracht. Den Tod des Wissenschaftlers habe er vorgetäuscht, erklärt er Rigby und schwärmt von den unter seiner Aufsicht erzielten Forschungsergebnissen bei der Entwicklung eines Schimmelkäses, deren Anwendung ihm die Übernahme der Weltherrschaft ermöglichen soll. Die Passagiere der „Immer Essen“ bekamen von den Experimenten mit dem Schimmelkäse etwas mit und mussten sterben, um nichts verraten zu können.

Angesichts der Übermacht gibt Rigby sich geschlagen. Dass Juliet den Anführer der Nazis umschmeichelt, missfällt ihm. Sie bietet sich von Kluck als dessen „Staubwedelchen“ an und bringt ihn auf diese Weise dazu, das Wort Reinemachefrau auszusprechen. Wie sie weiß, verursacht das bei Rigby einen Wutanfall. Tatsächlich stürzt er sich auf den Feldmarschall. Im selben Augenblick stürmt der mit Rigby befreundete Polizei-Captain Carlos Rodriguez (Reni Santoni) mit einem Einsatzkommando das Gebäude. Rigby erschießt von Kluck, und Carlos verhaftet die anderen Nazis.

Mit einem Kuss besiegeln Rigby und Juliet ihre wieder aufgenommene Liebesbeziehung.

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Der Privatdetektiv Rigby Reardon stolpert durch eine abstruse Handlung. Aber die ist nicht mehr als Mittel zum Zweck, denn bei „Tote tragen keine Karos“ handelt es sich um eine Parodie auf und eine Hommage an das Genre der Noir-Detektivfilme der Vierzigerjahre, und das Besondere daran ist, dass in die schwarz-weiß gefilmte Rahmenhandlung alte Filmausschnitte nahtlos eingefügt sind.

So sehen wir (gemäß Nachspann):

  • Alan Ladd in „Die Narbenhand“ (Regie: Frank Tuttle, 1942)
  • Barbara Stanwyck in „Du lebst noch 105 Minuten“ (Regie: Anatole Litvak, 1948)
  • Ray Milland in „Das verlorene Wochenende“ (Regie: Billy Wilder, 1945)
  • Ava Gardner in „Rächer der Unterwelt“ (Regie: Robert Siodmak, 1946) und „Geheimaktion Carlotta“ (Regie: Robert Z. Leonard, 1949)
  • Burt Lancaster in „Rächer der Unterwelt“ (Regie: Robert Siodmak, 1946)
  • Humphrey Bogart in „Tote schlafen fest“ (Regie: Howard Hawks, 1946), „Ein einsamer Ort“ (Regie: Nicholas Ray, 1950) und „Das unbekannte Gesicht“ / „Die schwarze Natter“ (Regie: Delmer Daves, 1947)
  • Cary Grant in „Verdacht“ (Regie: Alfred Hitchcock, 1941)
  • Ingrid Bergman in „Berüchtigt“ (Regie: Alfred Hitchcock, 1946)
  • Veronica Lake in „Der gläserne Schlüssel“ (Regie: Stuart Heisler, 1942)
  • Bette Davis in „Trügerische Leidenschaft“ (Regie: Irving Rapper, 1946)
  • Lana Turner in „Der Tote lebt“ (Regie: Mervyn LeRoy, 1941) und „Im Netz der Leidenschaften“ (Regie: Tay Garnett, 1946)
  • Edward Arnold in „Der Tote lebt“ (Regie: Mervyn LeRoy, 1941)
  • Kirk Douglas in „Vierzehn Jahre Sing-Sing“ (Regie: Byron Haskin, 1948)
  • Fred MacMurray in „Frau ohne Gewissen“ (Regie: Billy Wilder, 1944)
  • James Cagney in „Sprung in den Tod“ / „Maschinenpistolen“ (Regie: Raoul Walsh, 1949)
  • Joan Crawford in „Humoreske“ (Regie: Jean Negulesco, 1946)
  • Charles Laughton in „Geheimaktion Carlotta“ (Regie: Robert Z. Leonard, 1949)
  • Vincent Price in „Geheimaktion Carlotta“ (Regie: Robert Z. Leonard, 1949)

„Tote tragen keine Karos“ ist der mit acht „Oscars“ und 35 Nominierungen ausgezeichneten Kostümbildnerin Edith Head (1897 – 1981) gewidmet. Die Filmmusik für „Tote tragen keine Karos“ war auch die letzte Arbeit des ungarisch-amerikanischer Komponisten Miklós Rózsa (1907 – 1995).

Deutsche Synchronisation (Buch und Regie: Theodor Dopheide): Peter Reinhardt (Rigby Reardon), Franziska Pigulla (Juliet Forrest), Lutz Riedel (Philip Marlowe), Bernd Vollbrecht (Gangsterboss), K. Dieter Klebsch (Carlos Rodriguez), Anita Lochner (Doris Davermont), Susanna Bonaséwicz (F. X. Huberman), Hans Teuscher (Wilfred von Kluck), Gerhard Paul (Alfred Altfeld), Erich Räuker (Johnnie Aysgarth), Elmar Gutmann (Kammerjäger), Claudia Lehmann (Kitty Collins), Cornelia Meinhardt (Leona Hastings), Jan Spitzer (Rice), Stefan Staudinger (Sam Hastings), Horst Lampe u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Richard Kämmerlings - Das kurze Glück der Gegenwart
Der Stil des Buches "Das kurze Glück der Gegenwart" ist feuilletonistisch. Richard Kämmerlings leitet jedes Kapitel mit einer gesellschafts-politischen Bestandsaufnahme ein und beschäftigt sich dann mit entsprechenden Beispielen aus der deutschsprachigen Literatur seit '89.
Das kurze Glück der Gegenwart