Ruth Rendell : Das Verderben

Das Verderben
Originalausgabe: Harm Done Hutchinson, Random House, London 1999 Das Verderben Übersetzung: Cornelia C. Walter Blanvalet Verlag, München 2000 (480 S.)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Innerhalb einer Woche verschwinden in Kingsmarkham zwei halbwüchsige Mädchen, die nach einigen Tagen wieder auftauchen, aber nicht sagen wollen, wo sie inzwischen waren. Kurz darauf wird ein dreijähriges Mädchen entführt. Für die Bevölkerung ist klar, wer der Täter ist, denn gerade wurde ein Päderast aus dem Gefängnis entlassen ...
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Kritik

"Das Verderben" ist weniger ein spannender Kriminalroman als ein düsteres, nüchternes, gesellschaftskritisches Porträt einer englischen Kleinstadt.
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In Kingsmarkham, Sussex, wird die sechzehnjährige Lizzie Cromwell von ihrer Mutter Debbie Crowne und ihrem Stiefvater Colin vermisst gemeldet. Sie war mit ihren Freundinnen Hayley Lawrie und Kate Burton in Myringham im Kino. Nach der Vorstellung hatten sich die Mädchen an der Bushaltestelle verabschiedet, und seither fehlt von Lizzie jede Spur. Chief Inspector Reg Wexford von der Kriminalpolizei Kingsmarkham leitet die Ermittlungen.

Reg Wexford und seine Ehefrau Dora haben zwei Töchter: Sylvia und Sheila. Sylvia vermählte sich im Alter von achtzehn Jahren – viel zu jung, sagt sie – mit Neil Fairfax, gebar die beiden Söhne Robin und Ben, studierte dann Soziologie und arbeitet inzwischen als Sozialarbeiterin beim Telefonnotdienst von „The Hide“, einer Hilfsorganisation für misshandelte Frauen.

Eine anonyme Anruferin bei der Polizei behauptete, Colin Crowne habe seine Stieftochter ermordet, aber da kommt Lizzie plötzlich wieder nach Hause. Wo sie die letzten drei Tagen verbracht hat, will sie nicht sagen.

Eine Woche später ist erneut ein Mädchen verschwunden: die achtzehnjährige Rachel Holmes. Ihre Mutter Rosemary ist geschieden, arbeitet als Sprechstundenhilfe bei Dr. Akande und hat ein Verhältnis mit Dr. Michael Devonshire in Flagford. Rachel sollte von Olga Strang, der Mutter ihrer Freundin Caroline, an der Umgehungsstraße mit dem Auto abgeholt werden, stand aber nicht dort. Vier Tage später taucht sie wieder auf und behauptet, eine etwa fünfzig Jahre alte Frau, die sie für Mrs Strang hielt, habe sie im Wagen mitgenommen. In einem fremden Haus musste sie für Vicky – so hieß die Frau – und einen etwa dreißigjährigen Mann namens Jerry kochen, waschen und putzen. Am vierten Tag nahm Vicky sie ein Stück mit dem Wagen mit und schickte sie fort.

Debbie Crowne gerät außer sich, als Lizzie ihr gesteht, dass sie schwanger ist. Wexford wundert sich, wie sie das zwei Wochen nach der Entführung bereits merken konnte. Eine Ärztin bestätigt die Schwangerschaft; allerdings ist Lizzie bereits in der vierzehnten Woche.

Kurz darauf macht Chefredakteur Brian St. George eine Ausgabe der Lokalzeitung mit einem Artikel über die Freilassung von Thomas („Tommy“) Davis auf: „Kingsmarkhamer Kinderschänder darf nach Hause“. Der inzwischen Siebzigjährige war 1949 und 1952 wegen Unzucht zu kurzen Haftstrafen und 1958 wegen schwerer Unzucht mit einem Minderjährigen zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Jetzt hat er seine Strafe verbüßt und kehrt in sein Haus in Kingsmarkham zurück, in dem auch seine Tocher Suzanne – die ihn während der letzten sechs Jahre kein einziges Mal besucht hat – mit ihrem Lebensgefährten Garry Wills wohnt.

Brenda Bosworth, eine Mutter von drei Kindern, initiiert einen Protestmarsch gegen Tommy Davis; man will keinen Kinderschänder in Kingsmarkham haben. Colin und Debbie Crowne, John und Rochelle Keenan und viele andere schließen sich an. Joe Hebden trägt ein Pappschild „Schützt unsere Kinder“. Einige Teilnehmer rüsten sich mit Rohren und Ziegelsteinen aus. Als Carl Meeks plötzlich seinen kleinen Sohn Scott vermisst, schreit Brenda Bosworth, den habe der Pädophile im Haus und stachelt die Menge an, die Tür seines Hauses einzuschlagen. Gerade noch rechtzeitig trifft die Polizei ein, nimmt Brenda Bosworth und die anderen Rädelsführer fest und treibt die Menge auseinander.

Das hält Suzannes Lebensgefährte nicht aus: Er nimmt den nächsten Zug nach London und kehrt nicht mehr zurück.

Ohne etwas von Lizzies Schwangerschaft zu ahnen, stellt ihr eine Sozialarbeiterin eine Puppe zur Verfügung, in die ein Roboter eingebaut ist, der das Verhalten eines Babys simuliert: Die Puppe mit dem Namen Jodi schreit so unberechenbar wie ein Säugling. Damit soll jungen Mädchen veranschaulicht werden, wie anstrengend es ist, einen Säugling aufzuziehen. Man erhofft sich davon eine Verringerung der Zahl von Teenager-Schwangerschaften. Lizzie kümmert sich einige Zeit um „Jodi“, aber dann lässt sie „ihn“ stundenlang schreien, bis ihr Stiefvater die Nerven verliert und die teure Puppe zertrümmert. Selbstverständlich muss er für den Schaden aufkommen.

Als Brenda herausfindet, dass Miroslav Zlatic, ihr debiler Geliebter, der Vater des ungeborenen Kindes von Lizzie Cromwell ist, prügelt sie sich mit dem Mädchen.

Schließlich gibt Lizzie zu, dass sie an der Bushaltestelle von einer Frau namens Vicky mitgenommen worden war und drei Tage lang für sie und einen jüngeren Mann namens Jerry den Haushalt führen musste. Die Frau habe eine Perücke getragen, meint sie.

Erneut wird ein Mädchen vermisst. Diesmal ist das Opfer aber noch keine drei Jahre alt: Sanchia Devenish. Die Familie bewohnt eine rote Backsteinvilla in einem besseren Viertel. Stephen Devenish ist sechsunddreißig Jahre alt wie seine Frau Fay und verdient als Hauptgeschäftsführer der Fluggesellschaft Seaward Air verhältnismäßig viel Geld. Die Nachbarin Moira Wingrave beobachtete zufällig um 2 Uhr nachts ein Auto in der Einfahrt der Devenishs, hielt es aber für deren Wagen und dachte sich nichts dabei. Die ersten Ermittlungen ergeben, dass niemand gewaltsam oder durch ein offenes Fenster in das Haus eingedrungen war. Hat Stephen Devenish seine Tochter selbst entführt und bei einer Geliebten versteckt, um die Trennung von Fay vorzubereiten? Wexford verwirft den Gedanken bald wieder, denn Devenish scheint seiner Frau treu zu sein.

Weil Sanchia Devenish offenbar durchs Treppenhaus entführt wurde und dabei nicht schrie, fällt der Verdacht auf eine frühere enge Freundin ihrer Mutter: Jane Andrews könnte einen Schlüssel behalten oder nachgemacht haben. Fay und Jane hatten sich vor siebzehn Jahren während des Studiums kennen gelernt, aber nachdem Jane zum zweiten Mal geschieden worden war, verbot Stephen Devenish seiner Frau vor sechs oder sieben Jahren den Umgang mit ihr. Jane Andrews wohnt in Brighton bei ihrer zweiundsiebzigjährigen, verwitweten Mutter. Ihre Schwester Louise war mit dem Unternehmer James Michael Sharpe verheiratet, der vor zwei Jahren einem Herzinfarkt erlag. Louise war damals achtunddreißig und zum ersten Mal schwanger. Das Kind wurde nur zwei Monate alt. Nach dem doppelten Verlust holte Louise Sharpe sich auf illegale Weise ein Adoptivkind aus Albanien. Dafür musste sie sich schließlich vor Gericht verantworten, wurde allerdings aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Mädchen brachte man nach Albanien zurück. Hat Jane Andrews Sanchia entführt, um ihrer unglücklichen Schwester zu einer Tochter zu verhelfen? Ihre Vernehmung ergibt dafür keinen Anhaltspunkt.

Wexford möchte den Fall geheim halten, um eine Panik in der Bevölkerung zu verhindern, aber Moira Wingrave erzählt ihrer Putzfrau Tracy Miller, was sie erfahren hat, und bald macht das Gerücht die Runde, dass Tommy und Suzanne Davis das Kind entführten und in ihrem Haus verstecken. Dass Tommy Davis immer nur mit Jungen und nie mit einem Mädchen ertappt worden war, spielt da keine Rolle: Wieder versammelt sich eine aufgebrachte Menschenmenge mit Brenda Bosworth an der Spitze vor seinem Haus. Suzanne wird von einem Ziegel am Kopf getroffen und ins Krankenhaus gebracht. Während ein Kriminalbeamter die Leute vor dem Haus ablenkt, gelingt es Wexford, Tommy Davis unbemerkt fortzubringen. Einige Zeit später wird Tommy und Suzanne Davis eine Wohnung in Peterborough zugewiesen.

Als das Gerücht aufkommt, Tommy Davis habe Sanchia ermordet und sei auf dem Polizeirevier, formiert sich erneut ein Protestzug. Aus der Menge heraus wird ein Molotow-Cocktail geschleudert. Sergeant Ted Hennessy kommt durch die Explosion ums Leben.

Andy Honeyman, der zwielichtige Wirt von „Rat & Carrot“, sagt aus, Colin Crowne und Joe Hebden hätten sich in seiner Kneipe mit einem Fremden über Benzinbomben unterhalten. Bei ihren Ermittlungen stößt die Polizei auf Patrick Flay, der zugibt, Benzin- und Nagelbomben gebastelt zu haben. Angeblich überließ er Colin Crowne ein Exemplar davon, sozusagen als Muster, aber der kann es nicht gewesen sein, denn zum Zeitpunkt des Aufruhrs vor dem Polizeirevier lag er nachweislich mit einer Gürtelrose im Bett. Die Benzinbombe habe er in einen Container für Bauschutt geworfen, behauptet er.

Lynn Fancourt arbeitet seit drei Jahren bei der Kriminalpolizei von Kingsmarkham. Als die Fünfundzwanzigjährige, die sehr viel jünger aussieht, mit ihrem Wagen auf der alten Umgehungsstraße liegen bleibt, wird sie von einer Frau mitgenommen, die eine Perücke trägt und sich als Vicky vorstellt. Lynn Fancourt ist sich sicher, neben der Entführerin von Lizzie Cromwell und Rachel Holmes zu sitzen. Vicky hält vor einem Haus und stößt Lynn hinein. Auch Jerry ist da. Lynn hat vor, heimlich mit ihrem Handy Inspector Wexford anzurufen, aber sie lässt sich überrumpeln: Vicky nimmt ihr die Handtasche mit dem Handy ab und sperrt sie ins Gästezimmer im Obergeschoss. Nachts knotet Lynn mehrere abgeschnittene Stromkabel zusammen, befestigt ein Ende an der Heizung unter dem Fenster und klettert hinunter.

Victoria („Vicky“) Cadbury und Jerry Dover, der Sohn ihrer verstorbenen Schwester, werden verhaftet. Seit zehn Jahren kümmert sich die Geistesgestörte um ihren schizophrenen Neffen. Jetzt hat sie Brustkrebs und weiß, dass sie trotz einer unlängst durchgeführten Chemotherapie bald sterben muss. Deshalb suchte sie nach einer jungen Frau, die für Jerry sorgen würde. Wenn Vicky auf das Haus von Urlaubsreisenden aufpasste, nutzte sie die Gelegenheit, junge Frauen bei der Hausarbeit zu beobachten. Weil weder Lynn noch Rachel ihre Erwartungen erfüllten, ließ sie beide nach ein paar Tagen wieder frei. – Jerry wird in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Victoria Cadbury stirbt, bevor der Gerichtsprozess gegen sie beginnen kann.

Jane Andrews, die noch immer heimlich mit Fay Devenish telefoniert, bestätigt Wexfords Verdacht, dass Stephen Devenish seine Ehefrau misshandelt. Während der Hochzeitsreise schlug er Fay zum ersten Mal. Um sie für Nachlässigkeiten im Haushalt zu bestrafen, verprügelt er sie oder zerschneidet ihr mit einem Messer die Hand, wohlgemerkt die linke, damit sie weiter arbeiten kann. Die Söhne Robert und Edward – der Ältere ist zwölf – bekommen das ebenso mit wie Sanchia, die durch eine Vergewaltigung in der Ehe gezeugt wurde.

Nachdem Wexford Schritt für Schritt alle möglichen Hypothesen über den Tathergang verworfen hat, bleibt nur noch eine übrig: Fay Devenish täuschte die Entführung vor und brachte Sanchia zu Louise, die sie wie ihre eigene Tochter aufziehen wollte. Obwohl es Wexford schwer fällt, weil er überzeugt ist, dass Stephen Devenish seine Frau tatsächlich misshandelt, muss er Sanchia zu ihren Eltern zurückbringen und ihren Vater über die Ermittlungsergebnisse unterrichten. Unter vier Augen drängt er Fay Devenish, ihren Mann zu verlassen oder ihn anzuzeigen, aber sie wagt weder das eine noch das andere.

Louise versucht zweimal, sich das Leben zu nehmen.

Zwei Monate später wird Wexford wegen eines Mordfalls in das Haus der Familie Devenish gerufen. Er macht sich Vorwürfe und fragt sich, ob er mehr für Fay Devenish hätte tun können – aber nicht sie wurde ermordet, sondern ihr Mann liegt mit drei Stichwunden in der Brust tot in seinem Arbeitszimmer. Die Tatwaffe, vermutlich ein Küchenmesser, wird nicht gefunden. Fay Devenish, deren linke Hand verbunden ist, sagt aus, ihr Mann habe sie am Morgen in sein Arbeitszimmer gerufen, weil sie vergessen hatte, Orangensaft fürs Frühstück zu besorgen. Sie musste die linke Hand mit der Innenseite nach oben ausstrecken, und er zog eine scharfe Messerklinge darüber. Um das Blut zu stillen, wickelte sie sich ein Handtuch aus dem Bad um die Hand, bevor sie wieder zu Sanchia in die Küche ging. Gerade als ihre Söhne das Haus verließen, um zur Schule zu gehen, hörte sie eine Männerstimme an der Tür, dachte sich aber nichts dabei. Eine Stunde später betrat sie das Arbeitszimmer ihres Mannes, um sauber zu machen, und da lag er blutüberströmt auf dem Teppich.

Edward Devenish bestätigt die Aussage seiner Mutter: Er sei in der Tür auf einen Mann gestoßen, der zu seinem Vater wollte und habe ihn zum Arbeitszimmer gewiesen.

In einer Schublade des Schreibtisches findet die Polizei an Stephen Devenish gerichtete anonyme, mit einem Computer geschriebene Drohbriefe, darunter auch Morddrohungen.

Hat Trevor Ferry, ein ehemaliger Geschäftsführer von Seaward Air, die Briefe geschrieben und sich für seine Entlassung an Stephen Devenish gerächt?

Er bringt die Polizei zunächst auf eine weitere Spur: Vor zwei Jahren wurde ein gewisser James Crabbe in Gatwick wegen einer Überbuchung seiner Maschine nach Amsterdam zurückgewiesen. Seaward Air zahlte ihm eine großzügige Summe als Entschädigung und bot ihm einen späteren Flug an, aber er zog es vor, mit einem Taxi nach Dover zu fahren und wollte mit der Fähre übersetzen. Unterwegs kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Carl Meeks, der Ehemann von Trevors Schwester Linda, machte dafür Stephen Devenish persönlich verantwortlich, wurde aber von ihm hinausgeworfen. Hat er ihn jetzt umgebracht? Nachforschungen ergeben, dass Carl Meeks zum Tatzeitpunkt mit seiner Dogge in größerer Entfernung von der Villa der Familie Devenish gesehen wurde und also nicht der Täter sein kann.

Trevor Ferry sagte aus, er habe an dem Tag, an dem Stephen Devenish ermordet wurde, länger geschlafen. Es dauert nicht lang, bis die Ermittler ihn der Lüge überführen: Zum Tatzeitpunkt war der Arbeitslose zusammen mit anderen Bürgern in unmittelbarer Nähe des Tatorts dabei, im Rahmen der Aktion „Saubere Straßen“ Abfall aufzusammeln. Zur Rede gestellt, gibt er zu, gelogen zu haben, um den Mordverdacht nicht auf sich zu lenken.

Wexford glaubt Tevor Ferry, beschuldigt aber seine Frau Gillian, eine Lehrerin an der Schule, die auch Richard und Edward Devenish besuchen, die Drohbriefe geschrieben zu haben, und sie gibt es zu.

Wer hat Stephen Devenish umgebracht? Jane Andrews? Verwechselte Edward die androgyne Frau, die er sechs oder sieben Jahre lang nicht mehr gesehen hatte, mit einem Mann, als sie in der Haustür stand?

Bei einem seiner Besuche vor dem Mord erzählte Fay Devenish Inspector Wexford, ihr Mann habe sie einmal dafür bestraft, dass sie eines der Küchenmesser in die Spülmaschine getan hatte, denn dadurch sei der Horngriff gebleicht worden. Bei einem seiner Besuche nach dem Mord fällt ihm auf, dass in dem Messerblock in der Küche zwei Messer mit gebleichtem Griff stecken und er schließt daraus, dass eines davon die in der Spülmaschine gereinigte Tatwaffe ist.

Fay Devenish wird bei Jane Andrews in Brighton festgenommen und beschuldigt, ihren Mann erstochen zu haben. Ihre Freundin wird sich um die Kinder kümmern.

Weil sie dem Gericht glaubhaft machen kann, dass sie an dem Morgen, als Stephen ihr wieder einmal die Hand zerschnitt, die Beherrschung verlor, das Messer packte und blindlings auf ihn einstach, kommt sie wegen vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit mit einer Bewährungsstrafe davon, verkauft die Villa und zieht mit Edward, Richard und Sanchia nach Brighton.

Louise Sharpe hat inzwischen wieder geheiratet und ist im sechsten Monat schwanger.

Patrick Flay steht im Verdacht, dass er leer stehende Häuser ausraubt, indem er zunächst seine knapp vier Jahre alte Tochter Kaylee durch eine Katzenklappe hineinkriechen lässt. Als er mit Monty Smith zusammen wieder einen Einbruch durchführt, wird er auf frischer Tat ertappt und bricht sich beim Fluchtversuch ein Bein. Weil er nun ohnehin mit einer Gefängnisstrafe rechnen muss, gibt er zu, nicht nur Colin Crowne eine Benzinbombe gegeben, sondern auch je zwei an John Keenan und Peter McGregor verkauft zu haben.

Monty Smith wird von seiner Freundin Maria Michaels verlassen. Während Brenda Bosworth mit ihren Kindern zu Besuch bei ihrer Mutter ist, heiraten Maria Michaels und Miroslav Zlatic. Colin Crowne trennt sich von seiner Frau, tröstet Brenda Bosworth über den Verlust ihres Geliebten hinweg und zieht zu ihr.

Lizzie Cromwell und ihre Tochter Millennia erhalten vom Sozialamt eine Mietwohnung.

Als John Keenan endlich genügend Geld gespart hat, lässt er einen DNS-Test machen und findet auf diese Weise seinen Verdacht bestätigt, dass er nicht der leibliche Vater seiner Tochter Winona ist. Er zieht daraufhin erst einmal zu seiner Schwester Shirley Mitchell und seinem Schwager. Rochelle Keenan stellt der Kriminalpolizei von Kingsmarkham einen von ihr gedrehten Videofilm zur Verfügung, mit dem sie beweisen möchte, dass ihr Ehemann John den Molotow-Cocktail warf, aber die unscharfen Aufnahmen erlauben keine Identifizierung des Täters. John Keenan, Monty Smith oder Joe Hebden – einer der drei muss die Benzinbombe geworfen haben, aber sie beschuldigen sich alle gegenseitig, und es ist nicht möglich, den Schuldigen zu überführen.

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Die drei Entführungen, mit denen „Das Verderben“ beginnt, sind in der Mitte des Buches aufgeklärt. Danach geht es mit einem Mord weiter. Eigentlich hätte man erwartet, dass der Kriminalroman mit dessen Aufklärung endet, aber Ruth Rendell führt erst noch die zahlreichen kleinen Geschichten zu Ende, die sie parallel zu den Haupthandlungen entwickelt hat. Weil es außerdem an einer Identifikationsfigur fehlt, durch die alle Handlungsstränge zusammengehalten werden, ist „Das Verderben“ eher das düstere, nüchterne, gesellschaftskritische Porträt einer englischen Kleinstadt, als ein spannender Kriminalroman. Soziales Engagement; Misshandlungen und Vergewaltigungen von Frauen durch ihre Ehemänner; die Traumatisierung von Kindern, die dabei zusehen müssen; Entführungen; Teenager-Schwangerschaften; die Chancenlosigkeit von Sexualstraftätern, die ihre Freiheitsstrafen verbüßt haben; die Aufwiegelung von Massen gegen Außenseiter; Gewalttätigkeiten in der Anonymität einer Menschenmenge und einiges mehr: Ruth Rendell hat viel, zu viel in den Roman „Das Verderben“ hineingepackt.

Ruth Rendell wurde am 17. Februar 1930 als einziges Kind eines Lehrerehepaars in einem Londoner Vorort geboren. Sie arbeitete als Lokalreporterin, heiratete und zog einen Sohn auf, bevor sie 1964 ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte („From Doon With Death“), mit dem sie bereits die Figur des Inspectors Wexford und den Schauplatz Kingsmarkham einführte. Unter dem Pseudonym „Barbara Vine“ schreibt sie seit 1987 auch psychologisch anspruchsvollere Romane. 1997 wurde sie zur Baroness Rendell of Babergh erhoben.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004
Textauszüge: © Blanvalet Verlag, München

Gewalt in der Ehe

Ruth Rendell: Urteil in Stein (Verfilmung 1995)
Ruth Rendell: In blinder Panik (Verfilmung 1997)
Barbara Vine: Schwefelhochzeit
Barbara Vine: Heuschrecken

Matt Haig - Die Mitternachtsbibliothek
Der Roman "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig bewegt sich zwischen Wohlfühl- und Erbauungsliteratur. Die eingestreuten "Lebensweisheiten" könnten auch aus einem Ratgeber stammen. Ja, das Buch will ermutigen, das ist positiv, aber die Botschaft ist viel zu direkt.
Die Mitternachtsbibliothek