James Sallis : Dunkle Schuld

Dunkle Schuld
Originalausgabe: Cypress Grove Walker Publishing Company, New York 2003 Dunkle Schuld Übersetzung: Jürgen Bürger Wilhelm Heyne Verlag, München 2009 ISBN: 978-3-453-43410-3, 302 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nach seinem Einsatz in Vietnam fing Turner bei der Polizei in Memphis an, aber als er einen Verbrecher ohne Vorwarnung erschoss, kam er ins Gefängnis. Dort tötete er einen anderen Häftling und wurde erneut verurteilt. Nach der Freilassung arbeitete er sechs Jahre lang als Psychotherapeut. Dann zog er sich in eine abgelegene Hütte zurück. Als in der Nähe ein eigentümlicher Mord geschieht, lässt Turner sich überreden, den Sheriff bei den Ermittlungen zu beraten ...
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Kritik

Obwohl James Sallis Versatzstücke eines Kriminalromans verwendet, handelt es sich bei "Dunkle Schuld" nicht um einen Thriller. Der lakonische Ich-Erzähler Turner entfaltet aus zahlreichen Episoden ein erschütterndes Panorama.
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Turner war fünf Jahre alt, als seine Mutter starb. Sieben Jahre später verschied auch der Vater. Aufgezogen wurde er von seiner elf Jahre älteren Schwester. Nach dem Studium war Turner zweieinhalb Jahre lang im Vietnam-Krieg. Dann fing er bei der Polizei in Memphis an.

Er ist noch unerfahren, als Officer Billy Nabors mit ihm zu einer Adresse fährt, wo eine nächtliche Ruhestörung gemeldet wurde. Entgegen der Regeln lässt Nabors seinen Begleiter im Streifenwagen sitzen und geht allein ins Haus. Als er nicht wieder auftaucht, wird Turner unruhig. Statt sich an die Anordnung seines Vorgesetzten zu halten oder Verstärkung zu holen, klettert er die Feuerleiter hinauf zu einem Fenster der angegebenen Wohnung. Ein Schuss. Durchs Fenster sieht Turner den Officer am Boden liegen. Ohne Vorwarnung erschießt Turner den vor Nabors stehenden Latino und tötet ihn. In einem Kleiderschrank findet er ein vierzehnjähriges gefesseltes Mädchen, dem Blut über die Oberschenkel rinnt.

Einige Jahre später, es geht erneut um Ruhestörung, treffen Turner und sein Kollege Randy in einer Wohnung auf einen verstörten Mann. Dessen Ehefrau ist psychisch gestört; sie sitzt apathisch in einem Sessel. Als der Mann mit einer Insulinspritze aus dem Halbdunkel kommt, glaubt Randy offenbar, dass er eine Waffe in der Hand hält und reißt seine Dienstpistole heraus. Turner schreit: „Nein!“ Dann schießt er. Er will Randy nur davon abhalten, den Mann zu verletzen, aber er trifft seinen Kollegen versehentlich in den Oberkörper. Randy stirbt. Dafür wird Turner zu einer Haftstrafe verurteilt.

Weil sich im Gefängnis rasch herumspricht, dass es sich bei Turner um einen ehemaligen Bullen handelt, wird er von vielen Mithäftlingen angefeindet. Im Fernstudium erwirbt er einen Master Degree. Nach drei Jahren bringt man einen Afroamerikaner namens Adrian („Backbone“) zu ihm in die Zelle. Turner hat keine Rassenvorurteile, aber andere stören sich daran, dass er seine Zelle mit einem Schwarzen teilt. Eine von dem Häftling Billy D geführte weiße Clique lauert ihm in der Wäscherei auf und verlangt von ihm, dass er sich demonstrativ auf ihre Seite stellt. Das lehnt Turner ab, obwohl er davon ausgeht, dass ihn die Männer zusammenschlagen werden. Als unerwartet der durchtrainierte Afroamerikaner Angel mit ein paar anderen Schwarzen auftaucht, ziehen sich die Weißen kampflos zurück. Adrian warnt Turner, zu glauben, dass damit schon alles vorbei sei. Tatsächlich greift ihn kurz darauf einer der Weißen in der Dusche mit einem zum Messer zugefeilten Löffel an. Turner tötet ihn in Notwehr, wird dafür jedoch zu weiteren fünfundzwanzig Jahren Haft verurteilt. In dieser Zeit macht er noch einen zweiten M. A., diesmal in Psychologie.

Kurz bevor er nach insgesamt elf Jahren vorzeitig freigelassen wird, versichert ihm Billy D, er habe ihn damals falsch eingeschätzt. Nun erzählt er Turner, sein Komplize Roy Branning sei bei einem gemeinsam begangenen Raub entkommen, habe die gesamte Beute versteckt und dann als Belastungszeuge gegen ihn ausgesagt. Billy D bittet Turner, Branning eine Nachricht zu überbringen. Das heißt, er soll ihm klarmachen, dass ihn Billy D nach seiner Entlassung in vier oder fünf Jahren zur Rechenschaft ziehen wird.

Turner tut sich nach seiner Entlassung schwer, Entscheidungen zu treffen. Daran ist er nicht mehr gewöhnt. Fast zwei Monate bleibt er in einem Motel am Stadtrand von Memphis. Dort suchen ihn zwei Cops auf.

„Mr Turner?“
Ich nickte.
„Was dagegen, wenn wir reinkommen?“
Ich trat zurück und setzte mich aufs Bett. Nachdem er die Hosenbeine leicht angezogen hatte, um die Bügelfalte zu schonen, setzte Big Dog sich auf den Stuhl neben dem Nachttisch. B-side blieb an der Tür stehen. Er hatte ein Funkgerät in der Hand. Alle paar Sekunden knackte es.
„Mir ist natürlich aufgefallen, dass Sie gar nicht unsere Dienstmarken sehen wollten. In so einer Situation wie jetzt würden die meisten Leute danach fragen.“
„Ich bin nicht die meisten Leute.“
„Das ist wohl wahr.“ Er schaute sich um, als könnte die durchhängende Kommode oder der exakte Winkel der Badezimmertür etwas Entscheidendes offenbaren. „Nettes Zimmer. Schon wie lange hier? Vier, fünf Tage? Gefällt’s Ihnen?“
„Hab schon Schlimmeres gesehen.“
Er nickte. B-side hob die Gardine an, um einen Blick nach draußen zu werfen. „Hey! Verschwindet da!“, brüllte er. „Scheißkids!“ […]
„Turner, kennen Sie einen Mann namens Roy Branning?“
„Schon möglich.“
„Vier-null-vier Commerce Parkway?“ Sie haben ihm vor zwei Tagen einen Besuch abgestattet.“
„Hab ihm eine Nachricht überbracht. Mehr war da nicht.“
„Und die Nachricht lautete?“
„Ist privat.“
„Klar.“ Er stand auf und ging ins Bad, kam mit meinem Rasierapparat wieder heraus. „Mit dem Wörtchen privat muss man sehr vorsichtig umgehen. Wissen Sie das?“ Er setzte sich wieder und ließ die Rasierklinge mit leichtem Druck den Rand des Nachttisches entlanggleiten. Furnier schälte sich ab, dünne Späne kringelten sich. „Die Sache ist die. Einen Tag nach Ihrem Besuch wird Branning tot aufgefunden. Da müssen wir uns schon fragen, was Sie darüber wissen. Ist das für Sie eine Überraschung?“
„Nicht wirklich. Nach allem, was ich so gehört habe, war er ein ziemliches Arschloch.“
„Da haben Sie richtig gehört.“ Ein Kommentar von B-side an der Tür.
„Dann können Sie uns also nichts erzählen? […]“
Ich schüttelte den Kopf
Sorgfältig legte er den Rasierapparat auf den Nachttisch ab, stand auf und schlenderte zu B-side, der das Funkgerät in die andere Hand nahm, um die Tür zu öffnen.
„Wir melden uns.“
„Seien Sie vorsichtig dort draußen, Detective.“
„Danke für Ihre Besorgnis. Das interessiert nur so wenige.“
Sein Lächeln weckte in mir Erinnerungen an eine von einem Ohr zum anderen durchschnittene Kehle.

Billy D schickt Turner einen Zettel: „Scheiße, Mann, wenn du sagst, du überbringst eine Botschaft, dann nimmst du das verdammt wörtlich!“

Schließlich eröffnet Turner in Memphis eine Praxis als Psychotherapeut. Die betreibt er sechs Jahre lang. Dann vermittelt er die Klienten an Kollegen, verkauft die Praxis und zieht sich in eine Blockhütte außerhalb des Provinznestes Cypress Grove in Tennessee zurück. Hier will er sein altes Leben hinter sich lassen.

Nach ein paar Monaten kommt Lonnie Bates, der Sheriff von Cypress Grove, zu ihm. Er weiß, dass Turner bei der Polizei Memphis war und außerdem Psychologie studierte. Deshalb hätte er gern, dass Turner ihn bei den Ermittlungen in einem sonderbaren Mordfall berät. Bates fühlt sich überfordert, denn Kapitalverbrechen kommen in Cypress Grove nur selten vor.

Entdeckt wurde die Leiche von zwei jungen Leuten: Seth McEvoy und Sarah Perkins. Obwohl Seth eine feste Freundin hat, parkte er in der Einfahrt eines leer stehenden Hauses, um mit Sarah Sex zu haben. Da sahen sie den mit ausgebreiteten Armen wie eine Vogelscheuche aufgestellten Toten. Jemand hatte ihn zuvor gepfählt. Offenbar handelt es sich bei dem Opfer um einen jungen Landstreicher, der schon eine Weile unter dem unbenutzten Carport genächtigt hatte.

Am ersten Abend, den Turner mit dem Sheriff in Cypress Grove verbringt, lernt er Valerie („Val“) Bjorn kennen, eine bei der State Police beschäftigte Rechtsanwältin. Sie erspart ihm die lange Fahrt zu seiner Hütte und lässt ihn im Gästezimmer übernachten.

Um wen es sich bei dem Toten handelt, erfahren Bates, sein Deputy Don Lee und Turner, als Sarah Hazelwood mit ihrem greisen Vater und ihrer dunkelhäutigen Halbschwester Adrienne aus Fort Smith nach Cypress Grove kommt, um sich nach ihrem Adoptivbruder Carl Hazelwood zu erkundigen. Sie identifiziert die Leiche.

Adrienne war von Sarahs Mutter geboren worden, bevor diese Hazelwood senior geheiratet und eine zweite Tochter bekommen hatte. Sie wuchs bei ihren Großeltern auf. Als die Mutter starb, kam Adrienne, um Hazelwood und ihrer Halbschwester beizustehen. Einige Jahre später hörte Hazelwood in der Hütte von Amos Wright ein Baby schreien. Vor einem Jahr war bei dem Einzelgänger eine Frau aufgetaucht. Offenbar war sie die Mutter des Säuglings. Hazelwood sah nach. In der Hütte summten Fliegen, und es stank. Die Frau lag tot am Boden. Ob Amos Wright seine Lebensgefährtin erschlagen hatte oder jemand anders oder ob es sich um einen Unfall handelte, wurde nie geklärt. Wright blieb verschwunden. Hazelwood nahm das verwaiste Kind auf und gab ihm den Namen Carl.

Wie jedes Jahr kommt ein Zug Sinti und Roma und schlägt sein Lager am Stadtrand auf. Es dauert nicht lang, bis ein Ladenbesitzer sich darüber beschwert, von Zigeunerkindern bestohlen worden zu sein. Bates fährt mit Turner zum Lager und sucht Marek („The King“) auf. Der verspricht, dass die Kinder alles zurückbringen und sich entschuldigen werden.

Turner besucht Mel Goldman, einen verwahrlosten Kerl, der Romanfassungen drittklassiger Kinofilme schreibt. Turner zeigt ihm, wie Carls Leiche aufgefunden wurde. Das assoziiert Goldman sofort mit dem nie ganz fertiggestellten Film „The Giving“. Sammy Cash spielte die Hauptrolle. Vom Regisseur sind nur die Initialen B und R bekannt.

Diese Großbuchstaben las Turner an mehreren Stellen in Carls Notizbuch. Und Sarah Hazelwood bestätigt, dass ihr Adoptivbruder vom Kino begeistert war.

Weil der Ermordete Post des Bürgermeisters Henry Lee Sims bei sich hatte, verabreden sich Bates und Turner mit Sims. Vor zwei Wochen brachte er seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau Dorothy in ein Pflegeheim. Für ihn sorgt Mattie, eine schwarze Haushälterin, die schon seit über fünfzig Jahre für seine Familie arbeitet. Turner fragt Sims, ob er von einem Filmregisseur mit den Initialen B und R gehört habe. Der Bürgermeister antwortet mit nein.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Nachdem Sarah Hazelwood mit ihrem Vater und ihrer Halbschwester wieder abgereist ist, erhält Turner zwei Videokassetten, die er sich von einem Versandunternehmen in Kalifornien schicken ließ. Es handelt sich um den Rohschnitt von „The Giving“ und eine Dokumentation über Filme von BR. Um sich das Material anschauen zu können, leiht er sich von Val Bjorn ein Fernseh- und ein Abspielgerät. So stößt er auf den Namen des Produzenten von „The Giving“: H. L. „Bubby“ Sims.

Unverzüglich machen sich Turner und Bates erneut auf den Weg zum Bürgermeister. Sie stellen Henry Lee Sims zur Rede und wollen von ihm wissen, warum er bei der Frage nach einem Regisseur mit den Initialen B und R gelogen habe. Statt direkt zu antworten, schlägt Sims den Besuchern eine Autofahrt vor. Er bringt sie zu in einen anderen Ort und hält vor einem der Häuser.

Turner staunt, als er darin auf Sammy Cash trifft, den er sofort erkennt. Und bei dem anderen Bewohner handelt es sich um Billy Roark – BR.

Roark ist vierzehn Jahre älter als sein Halbbruder, der Bürgermeister von Cypress Grove. Mit neunzehn war er nach Memphis gezogen und hatte angefangen, Möbel zu verkaufen. Ein reicher Kunde wurde auf ihn aufmerksam. Er warb ihn ab und beauftragte ihn, den Kinos zwischen El Paso und Dallas Filme zu verkaufen. In Fate, Texas, beschloss Roark schließlich, selbst Filme zu machen. Er besorgte sich die dafür erforderliche Ausrüstung, engagierte ein paar junge Leute, die schon mal im Schultheater auf der Bühne gestanden hatten und überredete seine vollbusige Freundin Sally Ann zum Mitmachen. Übers Wochenende schrieb er in einem Motel in New Braunfels ein Drehbuch, und am folgenden Wochenende drehte er in einem leer stehenden Flugzeug-Hangar bei Forth Worth den Film „Die Teufelsweiber vom Mars“. Weitere Filme folgen. Sammy Cash (bürgerlich: Gordie Ratliff) spielte die Hauptrollen. Alles ging gut, bis die kleinen Kinos von den Ketten verdrängt wurden, die nur Blockbuster ins Programm nahmen, um auf ihre Kosten zu kommen. „The Giving“ war BRs Schwanengesang.

Er brach zusammen und verbrachte ein Jahr im Krankenhaus. Nach seiner Entlassung kaufte ihm Sims das Haus, und Sammy Cash zog zu ihm. Die beiden Männer sind zwar eng befreundet, aber kein homosexuelles Paar.

Später sagt Sims über seinen Halbbruder:

„Er war immer ein Energiebündel, hatte ständig fünf oder sechs Projekte gleichzeitig laufen. Der Nervenzusammenbruch oder die Medikamente oder die Elektroschocks, es veränderte ihn. Er kam zurück. Aber er war zu diesem kleinlauten, lammfrommen, herzigen Mann geworden – dem Mann, den Sie kennengelernt haben.“

Vor einiger Zeit war Carl Hazelwood bei Sims vor der Tür gestanden und hatte nach einem Filmregisseur mit den Initialen B und R gefragt. Der Landstreicher war ein Fan von ihm und wollte mit ihm über seine Filme reden. Sims sagte ihm, er kenne keinen BR und schickte ihn fort. Hazelwood nistete sich allerdings im Carport eines leer stehenden Hauses ein. Er ahnte, dass der Bürgermeister ihn belogen hatte und durchsuchte dessen Post. So kam er Billy Roark auf die Spur.

Der erinnert sich an ihn und beginnt von Hazelwoods Besuch zu erzählen. Aber er wird von Sammy Cash unterbrochen. Der hat plötzlich eine Pistole in der Hand und schreit: „Das hier muss jetzt aufhören. Billy hat genug gelitten.“ Bates geht auf ihn zu. Sammy Cash drückt ab. Der Sheriff bricht zusammen. Ein zweiter Schuss zerfetzt Billy Roark den Hals. Fassungslos lässt Sammy Cash die Waffe sinken.

Während Billy Roark im Krankenhaus stirbt, kann Lonnie Bates von den Ärzten gerettet werden.

Weil der Regisseur nach Carl Hazelwoods Besuch völlig durcheinander gewesen war, hatte Sammy Cash von dem Obdachlosen verlangt, Roark in Ruhe zu lassen. Als dieser sich nicht daran hielt, tötete Cash ihn und arrangierte die Leiche wie in „The Giving“. Er glaubt, seinen Freund Billy Roark damit unsterblich gemacht zu haben.

Sims gesteht Turner, er habe etwas geahnt und befürchtet, dass sein Halbbruder Carl Hazelwood ermordet haben könnte. Deshalb habe er geschwiegen.

Val Bjorn besucht Turner in seiner Blockhütte. Der Ex-Polizist, Ex-Häftling und Ex-Psychotherapeut hofft auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr und schlägt ihr vor, mit ihm nach Arizona zu fahren, damit er sie seiner Schwester vorstellen kann, die er schon lange nicht mehr gesehen hat.

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„Dunkle Schuld“ ist der erste Band einer Trilogie des amerikanischen Schriftstellers, Drehbuchautors und Übersetzers James Sallis (* 1944). Die beiden anderen Titel lauten „Dunkle Vergeltung“ (2010; „Cripple Creek“, 2006) und „Dunkles Verhängnis“ (2011; „Salt River“, 2007).

Es handelt sich bei „Dunkle Schuld“ nicht um einen Thriller. James Sallis verwendet zwar Versatzstücke eines Kriminalromans, aber der Ritualmord und dessen Aufklärung stehen nicht im Mittelpunkt. Der Protagonist Turner erzählt in „Dunkle Schuld“ zwei Geschichten parallel. Die eine spielt in der Gegenwart und entwickelt sich chronologisch. Da hilft Turner dem zuständigen Sheriff bei den Ermittlungen im erwähnten Mordfall. In jedem zweiten Kapitel erinnert er sich an frühere Erlebnisse, die er als Polizist in Memphis, als Häftling bzw. als Psychotherapeut hatte. Dabei springt er in der Zeit vor und zurück. Und es entfaltet sich ein Panorama erschütternder Episoden.

Komplexe Kreaturen, angetrieben durch Wissen, Verständnis und Leidenschaft – so sehen wir uns gerne. Derweil Psychiater darauf bestehen, dass wir nur wenig mehr als eine Art Maschine sind, kaputte Spielsachen, die repariert werden müssen. Irgendeine einfache Sprungfeder oder ein Drehgelenk im Verstand arbeitet nicht richtig, und wir sind blockiert, geben auf, haben Fehlzündungen.

Die Sprache von „Dunkle Schuld“ ist lakonisch, mitunter derb. Damit evoziert James Sallis eine dichte, beklemmende Atmosphäre. Weil er vieles nur andeutet und auch einige Lücken lässt, ist der Roman „Dunkle Schuld“ sperrig, zugleich aber auch anspruchsvoll und eigenwillig.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Wilhelm Heyne Verlag

Irene Dische - Schwarz und weiß
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