Female Agents

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Female Agents. Geheimkommando Phoenix – Originaltitel: Les femmes de l'ombre – Regie: Jean-Paul Salomé – Drehbuch: Jean-Paul Salomé, Laurent Vachaud – Kamera: Pascal Ridao – Schnitt: Marie-Pierre Renaud – Musik: Bruno Coulais – Darsteller: Sophie Marceau, Julie Depardieu, Marie Gillain, Déborah François, Moritz Bleibtreu, Maya Sansa, Julien Boisselier, Vincent Rottiers, Volker Bruch u.a. – 2008; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Als Geheimagentin der britischen SOE erhält Louise Desfontaines den Auftrag, mit vier anderen Frauen zusammen einen von den Deutschen in der Normandie gefangenen Geologen zu befreien. Das gelingt zwar, aber ihr Führungsoffizier, Louises Bruder Pierre, wird von dem SS-Offizier Karl Heindrich festgenommen. Weil er nichts verrät, lässt Heindrich ihn foltern. Die fünf Agentinnen erhalten den Befehl, den Deutschen in Paris zu töten ...
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Kritik

Der spannende Spionagethriller "Female Agents. Geheimkommando Phoenix" basiert zwar auf Tatsachen, aber die mit großer Detailfreude und überbordender Fabulierlaune erzählte Geschichte ist fiktiv.
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Nachdem ihr Ehemann Claude Granville (Xavier Beauvois) im April 1944 bei einer Schießerei zwischen einem Kommando der Résistance und deutschen Soldaten im Bahnhof von Bourg-en-Bresse vor ihren Augen ums Leben kam, meldet sich Louise Desfontaines (Sophie Marceau) bei ihrem Bruder Pierre Desfontaines (Julien Boisselier), der für die 1940 von Winston Churchill gegründete britische Geheimorganisation Special Operations Executive (SOE) tätig ist. Colonel Maurice Buckmaster (Colin David Reese) beauftragt Louise, unter Pierres Führung mit vier weiteren Frauen zusammen ein Kommando zu bilden und einen britischen Geologen (Conrad Cecil) zu befreien, der zur Vorbereitung der geplanten britisch-amerikanischen Invasion Strände in der Normandie untersuchen sollte, bei einem Luftangriff der Royal Air Force verwundet wurde, sich die Uniform eines toten deutschen Soldaten anzog und nun in einem Lazarett der Wehrmacht in Frankreich liegt.

Während sich das britische Kommando auf den Einsatz vorbereitet, erfährt der deutsche SS-Offizier Karl Heindrich (Moritz Bleibtreu), dass an einem Strand in der Normandie Geologenwerkzeuge gefunden wurden. Heindrich ist überzeugt, dass die Invasion der Alliierten nicht an der von Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt (Jurgen Mash) erwarteten Stelle geplant ist, sondern in der Normandie. Seine Vorgesetzten teilen diese Ansicht allerdings nicht. Als der verwundete Geologe im Fiebertraum englisch redet und dadurch entlarvt wird, eilt Heindrich mit seinen Männern zu dem Lazarett, um den Briten zu vernehmen, denn er hofft, seine These mit dessen Aussagen untermauern zu können. Der Geologe verrät jedoch nichts. Obwohl es dem kultivierten SS-Offizier zuwider ist, zögert er nicht, den Briten foltern zu lassen.

Pierre und Louise werden zusammen mit Jeanne Faussier (Julie Depardieu), Suzy Desprez (Marie Gillain) und Gaëlle Lemenech (Déborah François) am 31. Mai in die Nähe des Einsatzgebietes geflogen. Im Schutz der Dunkelheit springen sie mit Fallschirmen ab. Die SOE-Agentin Maria Luzzato (Maya Sansa) ist bereits vor Ort. In verschiedenen Verkleidungen verschaffen sie sich am 1. Juni getrennt voneinander Zugang zum Lazarett. Während Jeanne und Suzy die Männer mit einem Striptease ablenken und Gaëlle unter mehrere Fahrzeuge der Wehrmacht Sprengkörper klebt, befreien Louise und die gelernte Krankenschwester Maria den Geologen.

Sie werfen Gasgranaten, schießen sich den Weg frei, und kurz nachdem sie losgefahren sind, explodieren die präparierten Armeefahrzeuge.

An der vereinbarten Stelle landet eine britische Militärmaschine, aber Pierre eröffnet den Frauen, dass nur der verwundete Geologe ausgeflogen wird. Entgegen der in London getroffenen Abmachungen wird das Kommando gezwungen, eine zweite Operation durchzuführen. Der neue Auftrag lautet, Karl Heindrich in Paris zu töten. Dabei soll Suzy als Lockvogel dienen, denn sie hatte unter dem Namen Liliane eine Liebesaffäre mit dem SS-Offizier. Das aus dieser Verbindung stammende Kind, von dessen Existenz Heindrich nichts ahnt, wächst bei Adoptiveltern auf.

Kurz nach dem Start des Flugzeugs wird das Spezialkommando von einer Einheit deutscher Soldaten angegriffen. Die Frauen entkommen in der Dunkelheit, aber Pierre wird von Schüssen in die Beine getroffen. Als er die Zyankali-Kapsel zerbeißen will, die alle Mitglieder des Kommandos bei sich haben, nehmen ihm die Deutschen das Gift ab. Sie bringen ihn nach Paris ins Gestapo-Hauptquartier.

Die Agentinnen fahren mit dem Zug von Lisieux nach Paris. Ausgerechnet im mit SS- und Wehrmachtsoffizieren voll besetzten Speisewagen erleidet Louise einen Schwächeanfall. Ein deutscher Militärarzt (Wolfgang Pissors) untersucht sie noch während der Fahrt und teilt ihr mit, dass sie schwanger ist.

Am Bahnhof Saint-Lazare steigen die vier Agentinnen getrennt aus. Gaëlle wird aufgrund eines Fotos als eine der Agentinnen erkannt, die den britischen Geologen befreiten, noch auf dem Bahnhof von der Gestapo festgenommen und ins Hauptquartier gebracht. Weil Pierre auch unter der Folter nicht redet, lässt Heindrich Gaëlle bringen und ihr vor Pierres Augen einen Fingernagel ausreißen. Sie verrät daraufhin, dass sich die anderen vier Agentinnen in der von Madame Duchemin (Chantal Garrigues) geleiteten Blindenschule verstecken.

Als die Deutschen dort in mehreren Autos vorfahren, haben Maria und Suzy gerade das Gebäude verlassen. Louise und Jeanne werden von Madame Duchemin in den Keller gebracht, von wo aus sie durch die Kanalisation fliehen können.

Der Kollaborateur Eddy (Vincent Rottiers) hält Suzy für eine Doppelgängerin der Geliebten des SS-Offiziers Heindrich und kommt so mit den britischen Agentinnen in Kontakt. Sie überwältigen ihn und bringen ihn dazu, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Pierre versucht, Gaëlle zu erwürgen, wird aber daran gehindert. Heindrich bringt die verängstigte Frau nach dem Fehlschlag in der Blindenschule dazu, ihm auch den Ersatztreffpunkt des Kommandos zu verraten: Am 3. Juni in der Metro-Station Concorde.

Am 3. Juni trifft Louise sich im Naturgeschichtlichen Museum in Paris konspirativ mit einem britischen Agenten, der den Decknamen Melchior (Robin Renucci) verwendet. Er versichert ihr, dass ihr Bruder noch lebe, aber statt einen Befreiungsversuch zu planen, soll das Kommando erst einmal Heindrich töten. Zu diesem Zweck übergibt er ihr ein Präzisionsgewehr.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Heindrich kommt zum vorgesehenen Zeitpunkt mit Gaëlle in die Metro-Station unter der Place Concorde und verteilt seine Männer über die Bahnsteige. Plötzlich erblickt er Liliane. Sie steigt in einen Zug. Als er ihr folgt, versucht Maria in zu erschießen, wird aber von tödlichen Schüssen der Gestapo-Männer getroffen, bevor sie abdrücken kann. Heindrich springt aus dem Waggon, kann jedoch nicht verhindern, dass der Zug mit Liliane bzw. Suzy weiterfährt. Louise steht zwischen den Gleisen in einem Tunnel und hat ihn im Visier des Zielfernrohrs. Weil sie die nächste Metro kommen hört, zielt sie nicht sorgfältig genug und trifft ihn nur am Ohr. Nach einer kurzen Verfolgungsjagd wird sie festgenommen und zusammen mit Pierre und Gaëlle eingesperrt. Gaëlle, die tief religiös ist und deshalb ihre Zyankali-Kapsel wegwarf, fleht Louise an, ihr den Verrat zu verzeihen. Die Anführerin des Kommandos nickt schluchzend und überlässt Gaëlle auf deren Bitte hin ihre eigene Giftkapsel.

Während Gaëlle sich in ihrer Zelle nackt auszieht, betend auf den Boden legt und die Zyankali-Kapsel zerbeißt [Suizid], wird Louise vor den Augen ihres Bruders gefoltert. Um sie vor dem Schlimmsten zu bewahren, verrät Pierre, dass der britische Geologe für die Invasion geeignete Strände suchte und was es mit dem Geheimkommando Phönix auf sich hat: Dabei geht es um Betonpontons, die vor dem D-Day über den Ärmelkanal gezogen und zu einem künstlichen Hafen zusammengebaut werden.

Damit kann Heindrich seine These untermauern, dass die Invasion in der Normandie geplant ist. Mit den Informationen will er zu Generalfeldmarschall Erwin Rommel, dem Oberbefehlshaber der deutschen Truppen nördlich der Loire, der gerade einen Kurzurlaub in Süddeutschland macht. Sein Adjutant Becker (Volker Bruch) rät ihm, Pierre mitzunehmen.

Suzy geht ins Hotel Regina, in dem Heindrich wohnt und wartet in seinem Zimmer auf ihn. Als er hereinkommt, richtet sie eine zuvor von der als Zimmermädchen verkleideten Jeanne eingeschmuggelte Pistole auf ihn, bringt es jedoch nicht fertig, den Vater ihres Kindes zu töten. Er nimmt ihr die Waffe ab, umarmt sie und sagt: „Was zwischen uns war, wird niemand in den Dreck ziehen.“ Dann erschießt er sie.

Bevor Heindrich sich mit Pierre auf den Weg nach Deutschland machen kann, packt dieser in einem unbewachten Augenblick eines der Folterwerkzeuge und schneidet sich die Kehle durch.

Wütend befiehlt Heindrich daraufhin, Louise zu exekutieren. Doch sie wird von Jeanne und Melchior befreit.

An der Gare de l’est, wo Heindrich in einen Zug nach Deutschland steigen will, haben Louise und Jeanne vor, ihren Auftrag zu Ende zu bringen. Während Jeanne am Bahnsteig einen SS-Offizier erschießt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, geht Louise auf Heindrich zu und erschießt ihn aus nächster Nähe, während er sie überrascht anblickt.

Im April 1945 blättert Louise im SOE-Hauptquartier in London Fotos durch, die nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück gemacht wurden. Ein Bild zeigt den nackten Oberkörper von Jeannes Leiche. Sie hat einen Strick um den Hals.

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Die SOE-Agentin Lise de Baissac (1905 – 2004) inspirierte Jean-Paul Salomé und Laurent Vachaud zu dem Spielfilm „Female Agents. Geheimkommando Phoenix“. Der Film ist den Frauen gewidmet, die sich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligten.

Ebenso frei, wie mit der Biografie von Lise de Baissac gehen Jean-Paul Salomé und Laurent Vachaud mit den historischen Tatsachen um. Die Alliierten schickten beispielsweise keinen Geologen in die Normandie, um nach geeigneten Stränden für die geplante Invasion (Operation Neptun, Operation Overlord) zu suchen, sondern setzten vermutlich Kampfschwimmer ein.

Wer sich daran nicht stört, wird sich in „Female Agents. Geheimkommando Phoenix“ gut unterhalten. Es handelt sich um einen konventionell aufgebauten, mit großer Detailfreude und überbordender Fabulierlaune erzählten Spionagethriller. Bemerkenswert ist, dass Jean-Paul Salomé und Laurent Vachaud die spektakulärsten Action-Sequenzen nicht für den Schluss aufgespart haben, sondern gleich zu Beginn bringen (April 1944: Schießerei im Bahnhof von Bourg-en-Bresse, Juni 1944: Befreiung eines von den Deutschen gefangenen britischen Geologen). Danach liefern sich das von Louise Desfontaines geführte SOE-Kommando und der SS-Offizier Karl Heindrich ein spannedes Katz-und-Maus-Spiel auf Leben und Tod. „Female Agents. Geheimkommando Phoenix“ ist hervorragend besetzt. Allen voran überzeugen Sophie Marceau und Moritz Bleibtreu in ihren Rollen. Sophie Marceau beeindruckt als Geheimagentin, die auch in gefährlichen Situationen die Nerven behält, und Moritz Bleibtreu stellt einen kultivierten SS-Offizier mit tadellosen Manieren dar, der auch Frauen foltern lässt, wenn er dies im Rahmen seiner Aufgaben für erforderlich hält.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

Lise de Baissac (Kurzbiografie)
Special Operations Executive (SOE)
Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Jean-Paul Salomé: Arsène Lupin

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