Salami Aleikum

Salami Aleikum

Salami Aleikum

Originaltitel: Salami Aleikum – Regie: Ali Samadi Ahadi – Drehbuch: Ali Samadi Ahadi, Arne Nolting – Kamera: Bernhard Jasper – Schnitt: Dirk Grau, Jochen Retter – Musik: Ali N. Askin – Darsteller: Navíd Akhavan, Anna Böger, Michael Niavarani, Wolfgang Stumph, Proschat Madani, Eva-Maria Radoy, Caroline Schreiber, Stephan Grossmann, Rainer Reiners, Robert Hofmann, Romanus Fuhrmann, Aaron Röhl u.a. – 2009; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Mohsen ist der Sohn eines iranischen Immigranten, der in Köln eine Fleischerei betreibt. Als der Vater erkrankt, verspricht Mohsen, den Betrieb zu übernehmen – aber er bringt es nicht fertig, Tiere zu schlachten. Auf der Fahrt nach Polen, wo er Schafe kaufen will, bleibt er in einem ostdeutschen Dorf liegen, wo er sich in Anna verliebt. Weil sie Vegetarierin ist, lügt er, es gehe ihm um die Schafwolle. So entsteht das Gerücht, sein Vater sei ein reicher Textilunternehmer. Von ihm erhofft sich Annas Vater eine Wiedereröffnung der nahen Fabrik ...
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Kritik

In der skurril-märchenhaften Filmkomödie "Salami Aleikum" spielt Ali Samadi Ahadi mit verschiedenen Stilelementen, und sein Einfallsreichtum sorgt für gute Unterhaltung.

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Mohsen Taheri (Navíd Akhavan) ist der Sohn eines nach Deutschland ausgewanderten Iraners, der behauptet, unter Schah Mohammad Reza Pahlavi General gewesen zu sein, es tatsächlich jedoch nur bis zum Unteroffizier gebracht hatte. In Köln betreibt Abdul Taheri (Michael Niavarani) eine Fleischerei mit eigener Schlachtung. Seine Frau (Proschat Madani) steht als Verkäuferin hinter der Ladentheke. Mohsen ist zwar bereits Ende zwanzig, wohnt aber noch bei seinen Eltern. Weil ihm die Tiere leid tun, vermeidet er es, dem Vater bei der Arbeit zuzuschauen. Lieber sitzt er am Fenster und strickt an einem Schal.

Immerhin bringt er abends den Müll hinaus. Als die Tonnen voll sind, beauftragt ihn sein Vater, die Plastiksäcke mit den Fleischabfällen in die Mülltonnen von Nachbarn zu werfen. Dabei wird er jedoch ertappt, und zwei Beamte von der Gewerbeaufsicht entziehen deshalb Abdul Taheri die Betriebserlaubnis. Der Verlust seiner Existenzgrundlage nimmt Abdul so mit, dass er zusammenbricht und ins Krankenhaus eingeliefert wird.

Dort verspricht ihm Mohsen, die Fleischerei zu übernehmen.

Weil er es jedoch nicht fertigbringt, ein Tier zu schlachten, geht die Ware aus.

Da taucht ein dubioser Iraner auf, der ihm eine Adresse in Polen nennt. Dort soll Mohsen Schafe kaufen und sie nach Köln transportieren. Um die Schlachtung brauche er sich dann nicht zu kümmern. Das übernehmen die Geschäftspartner.

Also fährt Mohsen mit dem Lieferwagen der Fleischerei los. In dem ostdeutschen Dorf Oberniederwalde bleibt er spät abends mit einer Autopanne liegen. Es gibt zwar eine Reparaturwerkstatt, aber die hat längst geschlossen. Mohsen fragt also im Gasthof nach einem Zimmer für die Nacht. Der Orientale wird von den Gästen argwöhnisch belauert, und der Wirt Bergheim (Wolfgang Stumph) behauptet, es sei nichts frei. Die Gerichte auf der Speisekarte sind angeblich alle aus. Es gebe nur noch Schweinenieren, erklärt Bergheim maliziös, weil er annimmt, einen Moslem vor sich zu haben.

Bergheim und seine Ehefrau Petra (Eva-Maria Radoy) waren zu DDR-Zeiten in der nahen Textilfabrik beschäftigt, er als Betriebsleiter, sie als Maschinenführerin. Nach der Wiedervereinigung wurde die Fabrik geschlossen. Bergheim übernahm daraufhin die Gaststätte. Er misstraut Ausländern, betont jedoch, nichts gegen sie zu haben. Zu freundlich dürfe man allerdings nicht sein, meint er, sonst würden sie gleich die ganze Sippe nachholen. „Und dann haben wir hier Kleinasien. Vom Terrorismus ganz zu schweigen.“

Mohsen schläft im Lieferwagen.

Am nächsten Morgen öffnet Anna Bergheim (Anna Böger), die Tochter der Wirtsleute, ihre Kfz-Werkstatt und beginnt mit der Reparatur von Mohsens Fahrzeug. Der ungeschickte Deutsch-Iraner stolpert über den Wagenheber. Der aufgebockte Wagen kracht zu Boden. Mohsens Bein wird eingeklemmt. Wegen des Gipsverbandes kann er nicht weiterfahren und muss noch einige Tage in Oberniederwalde bleiben. Anna, die wegen des Unfalls in ihrer Werkstatt besorgt ist – nicht zuletzt, weil sie keine Versicherung hat – nimmt ihn bei sich auf. Das sieht ihr Verehrer Uwe (Stephan Grossmann) gar nicht gern.

Anna war schon als Kind größer und kräftiger als ihre Mitschülerinnen. Deshalb wurde sie Kugelstoßerin. Ohne ihr Wissen verabreichte ihr der Trainer Anabolika. Die machten sie noch größer und kräftiger. Lange Zeit wollte sie das Doping nicht wahrhaben, aber schließlich beendete sie ihre erfolgreiche Karriere als Sportlerin und wurde Kfz-Mechanikerin.

Mohsen vertraut ihr an, dass er unterwegs nach Polen sei, um Schafe zu kaufen. Weil er inzwischen weiß, dass Anna Vegetarierin ist, lässt er sie glauben, dass er an der Wolle interessiert sei. Sie nimmt an, er sei in der Textilbranche tätig und erzählt das auch ihrem Vater, der davon träumt, die stillgelegte Hemdenfabrik neu zu eröffnen. Bald glaubt Bergheim, Mohsen Taheri sei der Sohn eines millionenschweren Unternehmers, der die Fabrik kaufen könnte.

Nun hat er auch nichts mehr dagegen, dass seine Tochter den jungen Iraner, dessen Bein noch geschient ist, nach Polen fährt.

Dort laden Anna und Mohsen ein halbes Dutzend Schafe in den Lieferwagen. An der deutschen Grenze werden sie wegen der Tiere zurückgewiesen. Daraufhin fahren sie ein Stück zurück. Nachdem Anna das leere Auto nach Deutschland gebracht hat, hilft sie Mohsen, die Schafe über die grüne Grenze zu schmuggeln. Im Wald wird ein Lamm geboren, das den Namen Wojtyla erhält. Das Geblöke der Schafe alarmiert die Grenzschützer. Sie schalten Scheinwerfer ein – und scheuchen damit Hunderte von Flüchtlingen auf. Die Beamten sind überfordert, und in dem Chaos entkommen Anna und Mohsen mit ihren Schafen.

Abdul Taheri und seine Ehefrau treffen in Oberniederwalde ein, um nach ihrem Sohn zu sehen. Sie sind überrascht, wie respektvoll sie vom Wirt Bergheim empfangen werden. Er hat inzwischen eigens ein paar Worte persisch gelernt und die Speisekarte auf orientalische Gerichte umgestellt. Allerdings spricht er Mohsen auch weiterhin mit dem hebräischen Namen Moses an, obwohl Abdul ihn jedes Mal korrigiert.

Als Abdul vom Schlachten zu reden beginnt, unterbricht Mohsen ihn und behauptet, sein Vater habe von historischen Schlachten erzählen wollen. Außerdem schüttet er ihm etwas über die Hose, sodass Abdul sich umziehen muss. Weil er nichts anderes dabei hat, kommt er in einer Armeeuniform des von Ajatollah Chomeini gestürzten Schah-Regimes zurück an den Tisch. Daraufhin nimmt Bergheim ihn mit ins Haus, zieht die alte Uniform an, die er bei der Nationalen Volksarmee trug, und betrinkt sich mit dem Gast. Die beiden Männer reden auch über Mohsen. Unter dem Einfluss des Alkohols gebraucht Bergheim dabei den richtigen Namen – und Abdul, der sich daran gewöhnt hat, ihn verbessern zu müssen, sagt: „Moses!“

Mohsen und Anna haben sich ineinander verliebt. Der junge Deutsch-Iraner hält bei Bergheim um die Hand seiner Tochter an, und der Wirt freut sich darüber, den vermeintlichen Millionenerben als Schwiegersohn zu bekommen, zumal er aufgrund der familiären Verbindung noch zuversichtlicher damit rechnet, dass Abdul Taheri die Textilfabrik kauft und ihn mit der Betriebsleitung betraut.

Da gesteht Mohsen, dass sein Vater kein reicher Unternehmer, sondern ein einfacher Fleischer ist. Enttäuscht wendet Anna sich von ihm ab. Bergheim muss seine Hoffnungen begraben.

Nach kurzer Zeit versöhnen sich die beiden Väter ebenso wie Anna und Mohsen.

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In der skurrilen Filmkomödie „Salami Aleikum“ lässt der 1972 in Täbris geborene deutsche Regisseur Ali Samadi Ahadi die Welten orientalischer Immigranten und xenophober Kleinbürger in Ostdeutschland aufeinanderprallen. Es geht um Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile, Doping zu DDR-Zeiten und vieles mehr. Dabei spielt Ali Samadi Ahadi auch selbst mit Klischees.

Die innovativen Stilexperimente, die Verspieltheit, der Einfallsreichtum, die Lebensbejahung und die originelle Märchenhaftigkeit von „Salami Aleikum“ erinnern an „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Vieles ist albern, nichts billig, obwohl Ali Samadi Ahadi vor gezielt eingesetzten Geschmacklosigkeiten nicht zurückschreckt. An mehreren Stellen ersetzt er die Hintergründe durch bunte Animationen, und er lässt die Darsteller (ähnlich wie z.B. in „8 Frauen“) zwei-, dreimal singen. Mohsen Tahiri und seine Eltern wenden sich auch schon mal mit einem Kommentar an die Zuschauer. Einmal friert dabei das Bild bis auf Mohsen ein; er dreht sich zur Kamera und spricht zu uns. Außerdem führt uns eine weibliche Erzählerin aus dem Off durch die Handlung. (Erst ganz am Ende begreifen wir, dass es sich um die Stimme des Lammes Wojtyla handelt.)

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Ali Samadi Ahadi: The Green Wave

Detlef Brennecke - Tania Blixen
Obwohl die Lesbarkeit der Monografie durch ambitionierte Formulierungen erschwert wird, vermittelt Detlef Brennecke auf der Grundlage profunden Wissens ein facettenreiches Bild der Persönlichkeit von Tania Blixen und ihres nicht alltäglichen Lebens.
Tania Blixen