Der Grenzer und das Mädchen

Der Grenzer und das Mädchen

Der Grenzer und das Mädchen

Originaltitel: Der Grenzer und das Mädchen - Regie: Hartmut Schoen - Drehbuch: Hartmut Schoen - Kamera: Gero Steffen - Schnitt: Vessela Martschewski - Musik: Matthias Frey - Darsteller: Axel Prahl, Margerita Breitkreiz, Ivan Shvedoff, Birge Schade, Matthias Koeberlin, Barbara Morawiecz, Pawel Burczyk,Teresa Dzielska u.a. - 2005; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Ein BGS-Beamter, der nach dem EU-Beitritt Polens mithelfen soll, die polnischen Kollegen an der ukrainischen Grenze zu schulen, merkt durch die Begegnung mit einer lebenslustigen ukrainischen Schleuserin, dass es im Schleusergeschäft nicht nur geldgierige Kriminelle gibt, sondern auch Menschen, die sympathischer sind als sein karrieregeiler Vorgesetzter, für dessen Verhalten gegenüber den Polen er sich schämt.
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Kritik

Vor dem Hintergrund der Osterweiterung der EU entwickelt Hartmut Schoen in seinem Fernsehfilm "Der Grenzer und das Mädchen" eine romantische, melodramatische und mitunter komische Geschichte.
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Der BGS-Beamte Hans-Werner Müller (Axel Prahl) wird nach Polen in die Nähe der Grenze zur Ukraine versetzt, zu einer von Walter Rathke (Matthias Koeberlin) geleiteten Schulungsmaßnahme für Grenzschützer des neuen EU-Mitglieds Polen. Die selbstgerechte und nassforsche Art seines jüngeren Vorgesetzten macht Müller zu schaffen. Abends, in der Einsamkeit seines Zimmers in der Pension von Frau Podgorka (Barbara Morawiecz), grübelt er darüber nach, ob seine Frau Claudia (Birge Schade) sich von ihm scheiden lassen will.

Der deutsch-polnischen Gruppe von Grenzbeamten gelingt es, eine junge Schleuserin zu verhaften: Lippa (Margerita Breitkreiz). Aber als ein anderer Häftling mit einer Rasierklinge auf das Aufsichtspersonal losgeht, nützt sie das Durcheinander zur Flucht.

Kurz darauf erkennt Müller sie in einer Passfoto-Kabine im Bahnhof. Obwohl er nicht im Dienst ist und Zivilkleidung trägt, will er das Mädchen festnehmen, aber zwei Passanten, die seinen Zugriff für einen Überfall halten, stellen sich ihm in den Weg. Mit seinem Wagen verfolgt der Grenzer das Mädchen, das mit dem Mofa zur ukrainischen Grenze flieht. Als Lippa ihr Fahrzeug hinwirft und in einen Wald rennt, läuft er ihr nach, aber dabei vertritt er sich das rechte Fußgelenk und kann nicht mehr auftreten. Verzweifelt bietet Müller der Schleuserin das Geld aus seiner Brieftasche an, aber sie zieht ein anderes „Geschäft“ vor: Sie hilft ihm und er benimmt sich ihr gegenüber in Zukunft wie ein Freund. Lippa hilft Müller auf ihr Mofa und schiebt ihn zu seinem Auto.

Rathke beauftragt Müller und die polnische Kollegin Agatha Lesko (Teresa Dzielska), einen Kontakt zu dem Leiter der ukrainischen Grenzbeamten in diesem Abschnitt herzustellen, und weil das nur informell geschehen kann, sollen sie Zivilkleidung tragen und Müllers Privatwagen für die Fahrt in die Ukraine benützen.

Obwohl es erst Nachmittag ist, hat der Leiter der ukrainischen Grenzstation sich für diesen Tag bereits von seinen Mitarbeitern verabschiedet. Da Agatha Lesko die Gelegenheit nützen möchte, noch ein paar Stunden an ihrem Heimatort zu bleiben und später mit dem Bus zurückkommen will, steigt Müller allein wieder in seinen Wagen.

Unterwegs verlässt er die Hauptstraße und benützt Feldwege in der Hoffnung, Schleuser aufzuspüren. Vor einem Bauernhof wird er unversehens von Lippa aufgehalten, die gerade mit zahlreichen Gästen Geburtstag feiert. Sie lädt ihn zum Mitfeiern ein und erzählt ihm, dass ihr Vater sich nach dem Tod ihrer Mutter erhängte. Sie und ihr Bruder Rocki (Ivan Shvedoff) helfen Ukrainern bei der Flucht in das EU-Land Polen und sparen das dabei verdiente Geld, um selbst einmal nach Deutschland gehen zu können.

Nach kurzer Zeit will Müller zurück zu seinem Einsatzort in Polen, aber einige der männlichen Gäste möchten unbedingt das Westauto ausprobieren. Während er auf seine Schlüssel wartet, trinkt er zu viel und wacht am anderen Morgen verkatert neben einem Huhn am Boden liegend auf.

Einige Tage später taucht Lippa bei Müller in der Kantine auf: Sie vermisst ihren Bruder und erkundigt sich, ob er verhaftet wurde. Das ist nicht der Fall. Müller fährt Lippa mit seinem Wagen zu einem Hotel an der Grenze, das sie mit ihrem Bruder für Notfälle als Treffpunkt vereinbart hat. Lippa überredet den deutschen Beamten, mit ihr aufs Zimmer zu kommen und lässt ihn auch nicht fort, als sie ein Bad nimmt. Plötzlich klopft es überall an den Türen: Eine Razzia! Lippa steigt aus der Wanne, hüllt sich in ein Handtuch und hält die Polizeibeamten kurz hin, um die Tür noch einmal schließen, sich anziehen und mit Müller durchs Fenster fliehen zu können. Müller befürchtet allerdings, dass die polnischen Polizisten die Kennzeichen der vor dem Hotel geparkten Autos notiert haben.

Überraschend kommt Claudia Müller zu Besuch. Sie wundert sich, als Frau Podgorka ihren Mann mitten in der Nacht weckt und eine junge Ukrainerin – es ist Lippa – ihn ersucht, ihr bei der Suche nach ihrem gestohlenen Mofa zu helfen. Sie erzählt ihm auch, dass Rocki von angeblichen Flüchtlingen im Wald zusammengeschlagen wurde. Das ist Teil eines regelrechten Krieges, den konkurrierende Schleuserbanden gegeneinander führen.

Am anderen Morgen nimmt Claudia einen Zug zurück nach Deutschland: Sie wollte Hans-Werner nur persönlich sagen, dass sie ihn wegen eines anderen Mannes verlässt. „Ich will noch etwas vom Leben: mehr Feuer, mehr Pfeffer. Entschuldige, das hast du nicht.“

Als Lippa bei einer weiteren Begegnung von ihrem Traum spricht, nach Deutschland zu kommen, macht Müller am Wochenende mit ihr einen Ausflug nach Berlin und versteckt sie an der deutsch-polnischen Grenze im Fond seines Wagens unter Wolldecken. Er nimmt sie auch wieder mit zurück zu seinem Einsatzort an der polnisch-ukrainischen Grenze.

Dort beantragt er am nächsten Morgen seine Rückversetzung nach Berlin. Aber daraus wird nichts, weil man ihn mehrmals mit der Schleuserin fotografierte.

Lippa und Rocki werden kurz darauf festgenommen. Müller halten sie deshalb für einen Verräter.

Hans-Werner Müller lässt sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen, und Claudia kehrt zu ihm in das neue, noch unfertige Haus zurück.

Frau Podgorka sagte einmal: „Die Deutschen haben immer verloren, wenn sie hierher gekommen sind.“

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Vor dem Hintergrund der Osterweiterung der EU entwickelt Hartmut Schoen in seinem Fernsehfilm „Der Grenzer und das Mädchen“ ein durchaus nicht humorloses Melodram über eine lebenslustige ukrainische Schleuserin und einen deutschen Grenzschutzbeamten, der plötzlich merkt, dass es im Schleusergeschäft nicht nur geldgierige Kriminelle gibt, sondern auch Menschen, die sympathischer sind als sein karrieregeiler Vorgesetzter, für dessen Verhalten gegenüber den polnischen Kollegen er sich schämt.

Hartmut Schoen erhielt für „Der Grenzer und das Mädchen“ den Europäischen CIVIS Fernsehpreis in der Kategorie Unterhaltung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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