GoodFellas

GoodFellas

GoodFellas

GoodFellas – Originaltitel: GoodFellas / Good Fellas – Regie: Martin Scorsese – Drehbuch: Nicholas Pileggi und Martin Scorsese, nach dem Roman "Wise Guy" von Nicholas Pileggi – Kamera: Michael Ballhaus – Schnitt: Thelma Schoonmaker, James Kwei – Darsteller: Robert De Niro, Ray Liotta, Joe Pesci, Lorraine Bracco, Paul Sorvino, Frank Sivero, Tony Darrow, Mike Starr, Frank Vincent, Chuck Low, Frank DiLeo, Henny Youngman, Gina Mastrogiacomo, Catherine Scorsese, Charles Scorsese, Suzanne Shepherd, Debi Mazar u.a. – 1990; 145 Minuten

Inhaltsangabe

Schon als Elfjähriger bewundert Henry Hill die Gangster in Brooklyn, wo er mit seinen Eltern und Geschwistern wohnt. Nach dem Unterricht darf er für den Mafia-Paten Paulie Cicero dessen Limousinen einparken und waschen. Als er mit 16 wegen des Verkaufs gestohlener Zigaretten festgenommen wird und bei den Vernehmungen schweigt, nimmt sich der Gangster Jimmy Conway seiner an und verhilft ihm zu einer Gangster-Karriere ...
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Kritik

Anders als in "Der Pate" wird die Mafia in "GoodFellas" – der Verfilmung des authentischen Romans "Wise Guy" von Nicholas Pileggi – nicht romantisiert. Gleich in der ersten Szene konfroniert Martin Scorsese die Zuschauer mit brutaler Gewalt.
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„Solange ich denken kann, wollte ich Gangster werden“, erklärt Henry Hill (Ray Liotta) zu Beginn des Films „GoodFellas“. Schon als elfjähriger Junge (Christopher Serrone) bewundert er die Gangster im New Yorker Stadtteil Brooklyn, wo er mit seinem irischen Vater (Beau Starr), seiner sizilianischen Mutter (Elaine Kagan) und seinen Geschwistern wohnt. Die Männer dürfen offenbar alles machen, ohne dass jemand es wagen würde, sie daran zu hindern. Nach der Schule arbeitet er für Paul („Paulie“) Cicero (Paul Sorvino), den Paten der Mafia-Familie Lucchese, als Laufbursche und ist stolz, wenn er die Limousinen der Gangster einparken und waschen darf.

Als er mit sechzehn beim Verkauf einer gestohlenen LKW-Ladung Zigaretten erwischt wird, muss er zum ersten Mal ins Gefängnis. Dass er bei den Vernehmungen schweigt („omertà“), verschafft ihm die Anerkennung des Gangsters James („Jimmy“) Conway (Robert De Niro), der ihn mit Tommy DeVito (Joe D’Onofrio) zusammenbringt und die beiden jugendlichen Ganoven mit Billigung von Paulie unter seine Fittiche nimmt.

1963 heiratet Henry Hill die Jüdin Karen (Lorraine Bracco), und die beiden bekommen zwei Kinder. Mit dem Verschieben ganzer LKW-Ladungen ermöglicht er sich und seiner Familie ein luxuriöses Leben. Wegen ihrer irischen Herkunft können weder Henry noch Jimmy in die „ehrenwerte Gesellschaft“ aufgenommen werden, aber Paulie vertraut ihnen und sorgt dafür, dass sie auch von den anderen Mafia-Familien in New York geduldet werden.

Am 11. Juni 1970 schlägt Tommy DeVito (Joe Pesci) einen Mafioso des Gambino-Clans namens Billy Batts (Frank Vincent) zusammen, weil er sich von ihm beleidigt fühlte. Tommy, Jimmy und Henry zerren den leblosen Körper in den Kofferraum eines Wagens, um ihn beiseite zu schaffen. Als Batts unerwartet wieder zu sich kommt und von innen gegen das Blech hämmert, reißt Tommy den Kofferraumdeckel hoch, sticht ein halbes Dutzend Mal mit einem Küchenmesser seiner Mutter (Catherine Scorsese) auf den Wehrlosen ein und feuert dann in blinder Wut auch noch das Magazin seines Revolvers leer. Batts wird von seiner Mafia-Familie vermisst, und Paulie macht sich Sorgen über den Vorfall, der für Unruhe in der New Yorker Unterwelt sorgt. Tommy kann seinen Jähzorn jedoch nicht zügeln: Als er mit dem Kellner Spider (Michael Imperioli) in Streit gerät, zieht er seine Waffe und schießt auf den Boden, um ihn tanzen zu lassen. Dabei trifft er den jungen Mann in den rechten Fuß. Als ihn Spider das nächste Mal mit eingebundenem Fuß bedient, schießt er ihn in die Brust und tötet ihn. Das halten sogar die Freunde Jimmy und Henry für übertrieben.

Henry verlässt Karen und zieht zu seiner Geliebten Janice Rossi (Gina Mastrogiacomo). Das akzeptieren Paulie und Jimmy jedoch nicht: Sie fordern Henry auf, zumindest den Schein zu wahren und zu seiner Familie zurückzukehren, denn die bürgerliche Fassade ist wichtig für das Funktionieren der organisierten Kriminalität.

1974 schlagen Jimmy und Henry in Tampa, Florida, einen Mann, der seine Spielschulden nicht bezahlte, krankenhausreif. Weil dessen Schwester ausgerechnet für das FBI arbeitet, werden sie daraufhin festgenommen und zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Im Gefängnis lernt Henry einen Drogendealer kennen und hilft ihm bei der Verteilung des Kokains. Um noch mehr Geld zu verdienen und die Aufsichtsbeamten bestechen zu können, bringt er Karen dazu, bei ihren Besuchen nicht nur Würste und andere Lebensmittel, sondern auch Kokain einzuschmuggeln.

Nach viereinhalb Jahren kommt Henry auf Bewährung frei. Obwohl Paulie ihn ausdrücklich auffordert, den Rauschgifthandel einzustellen, macht Henry heimlich weiter und lässt sich von Sandy (Debi Mazar), einer Geliebten in Pittsburgh, Kokain besorgen. Schließlich überredet er Jimmy und Tommy, dabei mitzumachen. Lois Byrd (Welker White) arbeitet für sie als Drogenkurierin.

Die drei Gangster überfallen am 11. Dezember 1978 mit ein paar Kumpanen die Lufthansa-Niederlassung am John F. Kennedy International Airport und erbeuten dabei 5,8 Millionen Dollar. Jimmy wird nervös, als sich zwei der Beteiligten – Frankie Carbone (Frank Sivero) und Johnny Roastbeef (Johnny Williams) – nicht an seine Anweisung halten und von ihrem Anteil ein neues Auto bzw. einen Pelzmantel für die Ehefrau kaufen. Dann verlangt auch noch Morris („Morrie“) Kessler (Chuck Low) seinen Anteil an der Beute, weil er und seine Frau Belle (Margo Winkler) Geld benötigen. Jimmy hält ihn deshalb für ein Sicherheitsrisiko und lässt ihn von Tommy zum Schweigen bringen.

Als die Mafia herausfindet, wer Billy Batts ermordete, wird Tommy in einen Hinterhalt gelockt und erschossen.

Mit Henry Hill, dessen Ehe zerrüttet ist und der inzwischen auch selbst Kokain schnupft, geht es bergab. Am 11. Mai 1980 wird er wegen Drogenhandels verhaftet. Damit er freikommt, überredet Karen ihre Mutter (Suzanne Shepherd), ihr Haus für die Kaution zu verpfänden. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis stellt Henry entsetzt fest, dass das von ihm versteckte Kokain im Wert von 60 000 Dollar nicht mehr da ist, und seine Frau gesteht ihm, sie habe es vor der polizeilichen Hausdurchsuchung in der Toilette hinuntergespült.

In seiner Verzweiflung wendet Henry sich an Paulie. Der wirft seinem früheren Schützling den Inhalt seiner Brieftasche hin, 3200 Dollar, und erklärt ihm dann unmissverständlich, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Jimmy fordert Henry auf, einen Gauner namens Anthony Stabile (Frank Adonis) zu töten, aber Henry argwöhnt, dass sein bisheriger Freund ihn damit in eine Falle locken will. Aus Angst um sein Leben erklärt er sich bereit, als Kronzeuge gegen Paulie und Jimmy auszusagen, wenn er in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird. Aufgrund seiner Aussagen werden die beiden Gangster zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Mit dem Leben eines unauffälligen Durchschnittsamerikaners kommt Henry Hill nicht zurecht. Er verfällt immer stärker Drogen und Alkohol. Ein Gericht in Seattle, Washington, verurteilt ihn 1987 wegen Drogenhandels zu fünf Jahren Haft, setzt die Strafe allerdings zur Bewährung aus.

Resigniert zieht Henry Hill Bilanz: „Ich bin ein durchschnittlicher Niemand, ich werde den Rest meines Lebens wie irgendein Trottel verbringen.“

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Nicholas Pileggi und Martin Scorsese stellen in „GoodFellas. Drei Jahrzehnte in der Mafia“ (auch: „Good Fellas“) am Beispiel des Aufstiegs und Niedergangs des Gangsters Henry Hill das Leben in der New Yorker Unterwelt in den Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahren dar. Es handelt sich um eine von der Gier nach Macht, Geld und Sex bestimmte Welt, in der Verstöße gegen die ungeschriebenen Regeln rücksichtslos geahndet werden. Wenn es gilt, ein Risiko oder Hindernis zu beseitigen, zählt ein Menschenleben wenig. „GoodFellas“ ist Martin Scorseses Antwort auf „Der Pate“, aber im Gegensatz zu Francis Ford Coppolos Trilogie über die Mafia gibt es in „Goodfellas“ keinerlei romantische Verklärung der „ehrenwerten Gesellschaft“. Gleich mit der ersten Szene – einem Vorgriff auf die später noch einmal gezeigte Ermordung von Billy Batts – akzentuiert Martin Scorsese die schonungslose Gewaltdarstellung in „GoodFellas“.

Die Gangsterballade basiert auf dem 1986 veröffentlichten Roman „Wise Guy“ („Der Mob von innen. Ein Mafioso packt aus“) von Nicholas Pileggi, und der literarischen Vorlage liegt die Biografie von Henry Hill zugrunde. Martin Scorsese wollte den Film gleich nach dem Erscheinen des Buches drehen, aber die Realisierung des Projekts verzögerte sich bis 1989, und weil es seit 1987 eine Fernsehserie mit dem Titel „Wise Guy“ gab, bekam der Film nun den Titel „GoodFellas“ (good fellas, good fellows: gute Gefährten).

Die Geschichte wird nicht nur fast ausschließlich aus Henry Hills Perspektive erzählt, sondern auch von ihm aus dem Off kommentiert. In einigen Passagen löst ihn Karen dabei ab. Da ich finde, dass ein Film zuallererst über die Optik funktionieren muss, empfinde ich das dauernde Erklären aus dem Off als störend.

Optisch eindrucksvoll ist eine Szene, in der Henry und Karen einen Klub besuchen. Michael Ballhaus hat sie in einer einzigen langen Einstellung aufgenommen. Sie gilt als eine der längsten Steadicam-Fahrten der Filmgeschichte.

Übrigens sind Catherine und Charles Scorsese, die Eltern des Regisseurs, in „GoodFellas“ zu sehen: Catherine Scorsese spielt Tommy DeVitos Mutter, und Charles Scorsese den Häftling Vinnie. Der echte Henry Hill stellt einen Koch dar, und sein früherer Anwalt Edward McDonald sich selbst.

„GoodFellas“ wurde in sechs Kategorien für einen „Oscar“ nominiert (Film, Regie, Drehbuch, Schnitt, Nebendarsteller, Nebendarstellerin). Am Ende bekam nur Joe Pesci die Auszeichnung. Inzwischen gilt „GoodFellas“ als einer der Klassiker des Gangsterfilms.

Folgende Songs sind in „GoodFellas. Drei Jahrzehnte in der Mafia“ zu hören:

  • Tony Bennett: „Rags to Riches“
  • Cadillacs: „Speedo“
  • Chantels: „Look in My Eyes“
  • Cream: „Sunshine of Your Love“
  • Bobby Darin: „Beyond the Sea“
  • Derek & The Dominos: „Layla (Klavierauszug)“
  • Aretha Franklin: „Baby I Love You“
  • Harptones: „Life Is But a Dream“
  • George Harrison: „What is Life“
  • The Moonglows: „Sincerely“
  • Muddy Waters: „Mannish Boy“
  • The Rolling Stones: „Gimme Shelter“
  • The Rolling Stones: „Memo from Turner“
  • The Shangri-Las: „Leader of the Pack“
  • The Shangri-Las: „Remember (Walkin‘ in the Sand)“
  • Sid Vicious: „My Way“
  • Ward, Billy & The Dom: „Stardust“
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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

Henry Hill (Kurzbiografie)

Martin Scorsese (Kurzbiografie)
Martin Scorsese: Boxcar Bertha. Die Faust der Rebellen
Martin Scorsese: Hexenkessel
Martin Scorsese: Taxi Driver
Martin Scorsese: Wie ein wilder Stier
Martin Scorsese: The King of Comedy
Martin Scorsese: Die Farbe des Geldes
Martin Scorsese: Die letzte Versuchung Christi
Martin Scorsese u. a.: New Yorker Geschichten
Martin Scorsese: Kap der Angst
Martin Scorsese: Zeit der Unschuld
Martin Scorsese: Casino
Martin Scorsese: Kundun
Martin Scorsese: Bringing Out the Dead. Nächte der Erinnerung
Martin Scorsese: Gangs of New York
Martin Scorsese: Aviator
Martin Scorsese: Departed. Unter Feinden
Martin Scorsese: Shutter Island
Martin Scorsese: Hugo Cabret
Martin Scorsese: The Wolf of Wall Street
Martin Scorsese: Silence

Kenneth Fearing - Die große Uhr
Unter der "großen Uhr" versteht Kenneth Fearing das Gesellschaftssystem, ein Räderwerk, in dem der Einzelne zwar eine unbedeutende Funktion hat, aber darüber hinaus nichts mehr bewirkt. Neben dem Protagonisten George Stroud lässt Kenneth Fearing sechs weitere Ich-Erzähler in dem Noir-Thriller auftreten, entwickelt die Handlung jedoch chronologisch. Originell an "Die große Uhr" ist vor allem, dass der Ermittler eine Fahndung nach sich selbst zu leiten hat.
Die große Uhr