Über den Tod hinaus

Über den Tod hinaus

Über den Tod hinaus

Originaltitel: Über den Tod hinaus – Regie: Andreas Senn – Drehbuch: Sylvia Leuker, Benedikt Roeskau – Kamera: Michael Bertl – Schnitt: Melanie Margalith – Musik: Johannes Kobilke – Darsteller: Silke Bodenbender, Charly Hübner, Thomas Sarbacher, Jürgen Tonkel, Jan-Gregor Kremp, Marita Breuer, Janna Striebeck, Dirk Martens, Ludwig Skuras, Elisa Richter, Sandra Borgmann, Dirk Borchardt, Rita Feldmeier, Falk Rockstroh u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Erst nach dem völlig unerwarteten Suizid ihrer Schwester erfährt Elke, dass Christa sich durch den Kauf einer Schrottimmobilie überschuldete. Weil ihre Mutter Theresa bei der Bausparkasse für das Darlehen bürgt, müssen Elke und ihr Mann Harald damit rechnen, dass das Haus, in dem sie mit Theresa und den Kindern wohnen, zwangsversteigert wird, denn als Busfahrer verdient Harald zu wenig, um die Schulden abbezahlen zu können. Elke will jedoch nicht kampflos aufgeben ...
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Kritik

"Über den Tod hinaus" ist eine packende Mischung aus Thriller, Familien- und Sozialdrama. Bis auf ein paar Nebensächlichkeiten wirkt die Handlung dank eines durchdachten Drehbuchs, einer sorgfältigen Inszenierung und überzeugender Darsteller sehr realistisch.
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Berlin. Während Elke Wagner (Silke Bodenbender) für das Frühstück ihres Mannes Harald (Charly Hübner), des Sohnes Georg (Ludwig Skuras), der Tochter Tina (Elisa Richter) und ihrer Mutter Theresa Kremers (Marita Breuer) sorgt, ruft die Klinik an, in der ihre unverheiratete Schwester Christa Kremers (Janna Striebeck) als Krankenschwester tätig ist. Christa ist nicht zum Dienst erschienen und hebt das Telefon nicht ab. Besorgt fahren Elke und Harald zu Christas Wohnung, und weil niemand auf das Klingeln reagiert, öffnen sie die Türe mit dem Zweitschlüssel, den Christa ihnen anvertraut hat. Christa liegt tot auf dem Bett. Warum sie sich völlig unerwartet das Leben genommen hat [Suizid], kann Elke sich nicht vorstellen.

Bei Christas Sachen finden Elke und Harald nicht nur eine Reihe von Mahnungen, sondern auch einen Kreditvertrag über 150 000 Euro. Offenbar hatte Christa eine Eigentumswohnung gekauft und sich dabei finanziell übernommen. Ihre Schwester und ihr Schwager ahnten davon nichts. Elke und Harald fahren zu der Wohnung in Ostberlin, die Christa gehörte. Sie befindet sich in einem schäbigen Plattenbau. Ein Herr Lehmann wohnt in der verwahrlosten Wohnung, und es stellt sich heraus, dass er keine Miete bezahlen kann.

Henner Novak (Jan-Gregor Kremp), ein von Christa konsultierter Rechtsanwalt, bestätigt Elke und Harald, dass er seiner Mandantin zur Privatinsolvenz geraten habe. Weil Harald als Busfahrer nicht so viel verdient, dass er die Schulden seiner Schwägerin übernehmen könnte, meint Novak, es sei das Beste, wenn Elke das Erbe ablehne. Dann hätten sie mit der Wohnung nichts mehr zu tun.

Als Elke und Harald nach Hause kommen, sitzt ein unbekannter Besucher bei Theresa. Es handelt sich um den Immobilienhändler Karl Pagenburg (Thomas Sarbacher). Er hat Theresa angeboten, das Haus zu kaufen, damit sie die von ihrer Tochter geerbten Schulden bezahlen kann. Harald ist entsetzt, denn er hat nicht vor, das mühsam von ihm renovierte Haus zu verkaufen. Sobald der Besucher gegangen ist, stellt er seine Schwiegermutter zur Rede. Theresa gibt zu, von Christas Wohnungskauf gewusst und eine mit dem Haus abgesicherte Bürgschaft übernommen zu haben.

Wegen der Bürgschaft hülfe eine Ablehnung der Erbschaft nicht weiter. Wenn die Wagners nicht die ausstehenden Raten und die weiteren monatlichen Zinsen und Tilgungen bezahlen, wird die Bausparkasse Christas Eigentumswohnung und das Haus ihrer Mutter zwangsversteigern lassen.

Während Harald Sonderschichten übernimmt, um möglichst viel Geld zu verdienen, will Elke mit Karl Pagenburg reden, der sie bei seinem Versuch, ihrer Mutter das Haus abzujagen, nicht zu Gesicht bekam. Als sie in sein Büro kommt und nach ihm fragt, führt seine Assistentin (Nina Weniger) gerade eine Schar von Bewerberinnen und Bewerbern in einen der Räume. Elke wird ebenfalls für eine Bewerberin gehalten, und bevor sie sich erklären kann, sitzt sie in der Gruppe, die am nächsten Tag mit einem Training beginnen will. Dabei will Pagenburg herausfinden, wer sich von den Anwesenden als Immobilienverkäuferin bzw. -verkäufer eignet.

Ohne groß darüber nachzudenken, geht Elke zu dem Training und wird schließlich als freie Mitarbeiterin von Pagenburg übernommen. Klaus Schuppeck (Jürgen Tonkel) soll ihr zeigen, wie er mit Kaufinteressenten umgeht.

Im Büro besorgt Elke sich eine Liste von Leuten, die bereits eine Wohnung von Pagenburg gekauft haben. Henner Novak, dem sie die Liste bringt, fällt auf, dass alle Verträge über dieselbe Bausparkasse finanziert wurden. Er vermutet, dass der Immobilienverkäufer und die Bausparkasse beim Verkauf von Schrottimmobilien gemeinsame Sache machen. Aber er warnt Elke, dass sie einen Kampf gegen Windmühlen führe, den sie nicht gewinnen könne.

Elke ist dabei, als Klaus Schuppeck eine Frau (Rita Feldmeier) dazu bringt, einen Kaufvertrag und zugleich auch einen Darlehensvertrag zu unterschreiben, ohne von der Schrottimmobilie mehr als ein geschöntes Foto der Fassade gesehen zu haben. Anschließend zeigt er Elke, dass er auf den Papieren verschiedene Daten eingetragen hat, damit die Kopplung der beiden Verträge nicht nachgewiesen werden kann. Ob es richtig sei, dass das mit der Renovierung der Wohnung beauftragte Unternehmen für fünf Jahre eine Mietgarantie übernommen habe, fragt Elke. Es war das Argument, das die Geldanlegerin überzeugte. Schuppeck lacht zynisch und erklärt, diese Garantie sei nichts wert, weil das Unternehmen Insolvenz anmelden werde.

Pagenburg zahlt Elke für den abgeschlossenen Kaufvertrag eine Prämie in bar und lädt sie zum Essen ein. Im Restaurant erfährt sie, dass er mit Christa eine Affäre hatte.

Schuppeck erklärt Elke schließlich, dass er bei Pagenburg verschuldet sei und deshalb für ihn arbeiten müsse. Er hat erfahren, dass der neue Vorstand der Bausparkasse die Geschäftsbeziehung mit Pagenburg beenden will und rechnet damit, dass der Immobilienhändler nicht mehr lange weitermachen kann.

Elke muss nun allein zu den potenziellen Käufern. Damit sie sich nicht selbst strafbar macht, rät Novak ihr, in den Vertragstext ein „nicht“ einzufügen: „Ich wurde nicht über Risiken informiert.“ Durch diese unauffällige Ergänzung, die Pagenburg bei der Gegenzeichnung wohl übersehen wird, sind die Verträge zwar ungültig, aber mit den Dokumenten und Zeugenaussagen Betroffener sollte sich die betrügerische Vorgehensweise beweisen lassen.

Pagenburg ist begeistert, als Elke einen Vertrag nach dem anderen akquiriert. Bevor die Bausparkasse abspringt, will er noch die 50 restlichen Schrottimmobilien verkaufen. Für die Zeit danach hat er bereits neue Objekte in Aussicht. Er zeigt Elke das Foto eines Anwesens. Das werde man in Kürze zwangsversteigern, meint er, ohne zu ahnen, dass es das Haus ist, in dem Elke mit ihrer Familie lebt.


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Ein Angestellter der Bausparkasse bemerkt das „nicht“ in den zwölf von Elke abgeschlossenen Verträgen. Man unterrichtet Pagenburg darüber.

Als Elke nach Hause fährt und vor der Garage hält, reißt Pagenburg die Beifahrertüre auf und setzt sich zu ihr. Er weiß inzwischen, wer sie ist und ist bereit, die von Christa erworbene Schrottimmobilie zum vollen Preis zurückzunehmen. Damit seien Elke und ihre Familie die Schulden los und bräuchten keine Angst vor einer Zwangsversteigerung ihres Hauses mehr zu haben, sagt er.

Statt sich darauf einzulassen, sucht Elke ihren Anwalt auf. In dessen Kanzlei wurde eingebrochen. Das Beweismaterial gegen Pagenburg ist weg. Elke weist darauf hin, dass sie von einem Untersuchungsbericht erfahren hat, den der neue Vorstand der Bausparkasse anfertigen ließ. Darin wurde die Zusammenarbeit mit dem Immobilienhändler einschließlich der kriminellen Machenschaften durchleuchtet. Ein Exemplar davon bewahrt Pagenburg in seinem Safe auf.

Henner Novak ruft die Staatanwaltschaft an. Doch bei der Hausdurchsuchung wird der Safe leer vorgefunden. Elke rennt in die Parkgarage und stellt sich Pagenburg in den Weg, der gerade wegfahren will. Gleich darauf blockiert ein Streifenwagen die Ausfahrt. Den Bericht der Bausparkasse hat Pagenburg bei sich.

Das Dokument und die Aussagen Geschädigter werden für eine gerichtliche Verurteilung ausreichen.

Die Bausparkasse distanziert sich auf einer Pressekonferenz von den kriminellen Machenschaften und kündigt eine lückenlose Aufklärung an.

Henner Novak, der durch den Fall ein paar Dutzend zusätzliche Mandanten bekommen hat, stellt Elke als Büroleiterin ein.

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Ein Immobilienhändler und eine Bausparkasse tun sich zusammen, um Geldanlegern Schrottimmobilien im Osten Deutschlands zu weit überhöhten Preisen zu verkaufen und mit ihnen zugleich lukrative Darlehensverträge abzuschließen. Nach der Wiedervereinigung fielen zahlreiche Geldanleger – darunter auch Kleinsparer, die sich durch den Erwerb einer bescheidenen Eigentumswohnung fürs Alter absichern wollten – beim Kauf von Immobilien im Osten auf kriminelle Machenschaften herein.

Dieses Thema greifen Andreas Senn (Regie), Sylvia Leuker und Benedikt Roeskau (Drehbuch) in ihrem Fernsehfilm auf. „Über den Tod hinaus“ ist eine gelungene Mischung aus Thriller, Familien- und Sozialdrama. Die von Silke Bodenbender überzeugend dargestellte Hausfrau Elke Wagner kämpft wie Erin Brockovich gegen ein übermächtiges Unternehmen. Bis auf ein paar Nebensächlichkeiten wirkt die Handlung sehr realistisch, und gerade deshalb wird man als Zuschauer stark berührt. Die Rolle der Notare bei solchen Geschäften hätte man auch noch beleuchten können, aber im Großen und Ganzen stimmen bei „Über den Tod hinaus“ sowohl das Drehbuch als auch die Inszenierung.

Die Drehbuchautoren Sylvia Leuker und Benedikt Roeskau sind übrigens verheiratet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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