Die Brandmauer

Die Brandmauer

Die Brandmauer

Die Brandmauer – Originaltitel: Brandvägg – Regie: Lisa Siwe – Drehbuch: Fredrik T. Olsson, Michael Hjorth, Tomas Tivemark, nach dem Roman "Die Brandmauer" von Henning Mankell – Kamera: Håkan Holmberg – Darsteller: Rolf Lassgård (Rolf Lassgard), Marie Richardson, Lars Melin, Kerstin Andersson, Sten Elfström, Kajsa Ernst, Mira Eklund, Sofia Pekkari, Eva Fritjofson, Pia Örjansdotter, Pierre Tafvelin, Morgan Alling, Tomas Norström, Cecilia Nilsson, Lena Nylén, Fyr Thorwald, Christoffer Svensson, Georgi Staykov u.a. – 2007; 180 Minuten

Inhaltsangabe

Zwei junge Mädchen, die verdächtigt werden, einen Taxifahrer getötet zu haben, legen ein Geständnis ab, aber Kommissar Kurt Wallander glaubt nicht, dass sie die Wahrheit sagen. Auch als am Marktplatz die Leiche eines Computer-experten gefunden wird und es so aussieht, als sei er mit dem Kopf gegen die Bordsteinkante gefallen, vermutet Wallander, dass mehr dahinter steckt. Dabei kann er zunächst nicht ahnen, dass beide Fälle miteinander zu tun haben ...
mehr erfahren

Kritik

Bei dem Roman "Die Brandmauer" von Henning Mankell und der Verfilmung durch Lisa Siwe handelt es sich um einen spannenden, komplexen Thriller mit einer gesellschaftskritischen Komponente, die längst zum Markenzeichen des schwedischen Schriftstellers geworden ist.
mehr erfahren

Als Kriminalkommissar Kurt Wallander (Rolf Lassgård) sich wegen seiner schlechten körperlichen Verfassung im Krankenhaus von Ystad untersuchen lässt, wird Diabetes diagnostiziert. Er müsse sein Leben grundlegend ändern, meint der Arzt und rät ihm, nicht nur Angehörige, sondern auch Kollegen über die Krankheit zu informieren. Kurt Wallander tut jedoch gegenüber seiner Chefin Lisa Holgersson (Kerstin Andersson) und den Kollegen so, als habe er nur eine Erkältung. Mit der Diabetesberaterin Elvira Sandgren, die der Arzt ihm besorgt, könnte er sich allerdings mehr als ein paar Beratungsgespräche vorstellen: Die Frau, die ebenfalls eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, gefällt ihm.

Eine Erholungspause legt der Kommissar nicht ein.

Zwei halbwüchsige Mädchen werden in Ystad unter dem Verdacht verhaftet, den Taxifahrer Johann Lundberg mit einem Messer überfallen zu haben. Sonja und Eva gestehen die Tat, äußern sich aber nicht über das Motiv und weigern sich, auf Fragen nach dem Verbleib des offenbar schwer verletzten Taxifahrers zu antworten. Kurt Wallander vermutet, dass die Mädchen nicht die Wahrheit sagen, aber er kommt nicht an sie heran.

Um den Mann vielleicht doch noch retten zu können, holen Kurt Wallander und sein Assistent Martinsson (Lars Melin) Sonja (Sofia Pekkari) aus der Haft und fahren mit ihr zum Tatort, ohne sich dafür eine Genehmigung zu besorgen. Gerade als Wallander die Leiche des Taxifahrers im Gebüsch neben der Straße findet, flieht das Mädchen.

Eva widerruft kurz darauf ihr Geständnis und behauptet nun, sie habe sich vor der Tat mit Sonja in einer Gaststätte getroffen. Dort sei Sonja plötzlich sehr nervös geworden und habe die Nummer eines Freundes gewählt, den sie in einem Chatroom des Internets kennen gelernt hatte. Der war allerdings nicht zu erreichen, und Sonja rief deshalb ein Taxi, um ihn zu suchen. Eva begleitete sie. Während der Fahrt fiel Sonja dann mit einem Messer über den Fahrer her.

Sonja hatte Johann Lundberg vor zwei Jahren wegen Vergewaltigung angezeigt, die Anzeige jedoch kurz danach zurückgezogen. Wollte sie sich jetzt an ihm rächen?

In Sonjas Zimmer findet Kurt Wallander ein Foto, das sie mit einem jungen Mann zeigt. Möglicherweise handelt es sich um den Freund, den sie anzurufen versuchte. Sein Nickname im Internet sei Binkabi, verrät Eva, aber mehr wisse sie nicht von ihm.

Auf dem Marktplatz wird die Leiche von Tynnes Falk gefunden. Es sieht so aus, als sei er gestürzt und habe sich an einer Bordsteinkante eine tödliche Schädelverletzung zugezogen. Kurt Wallander wundert sich allerdings darüber, wieso der unauffällige Computerspezialist jeden Montag um Punkt 9 Uhr am Bankautomaten auf dem Marktplatz einen Kontoauszug zog, obwohl es keine auffälligen Geldtransfers auf seinem Konto gab und er gar nicht in der Nähe des Marktplatzes wohnte oder arbeitete. Falks Geschäftspartnerin erzählt Kurt Wallander dann auch noch, der Programmierer habe den Sicherheitssystemen der Banken misstraut.

Die Computer, die Falk geschäftlich benutzte, werden gestohlen. Außerdem bricht jemand in seine Wohnung ein und durchwühlt sie. Die Gerichtsmedizinerin findet heraus, dass er nicht an den Folgen eines Sturzes starb, sondern an Denguefieber. Damit hatte er sich möglicherweise bei einer von fünf Angola-Reisen infiziert. An seiner Leiche bemerkt die Pathologin die Tätowierung eines afrikanischen Friedenssymbols, das Binkabi genannt wird und wörtlich übersetzt bedeutet: „Beiß nicht deinen Nächsten!“

In Nystad bricht die Stromversorgung zusammen. Das Tor eines Umspannwerkes wurde aufgebrochen. In der Anlage stößt ein Wachmann auf Sonjas verkohlte Leiche. Kurt Wallander entdeckt in der Nähe eine Halskette mit dem Binkabi-Symbol auf dem Anhänger.

Der Wirt des Lokals, von dem Sonja und Eva mit dem Taxi aufgebrochen waren, sagt aus, das ältere der beiden Mädchen sei erkennbar unruhig geworden, als es einen Afrikaner unter den Gästen gesehen habe.

Falks Leiche verschwindet nachts aus der Pathologie. Durch Zufall findet Kurt Wallander heraus, dass Falk eine Zweitwohnung in der Innenstadt hatte. Ein Afrikaner namens Salomon folgt ihm zu der Adresse und meldet dem in Angola tätigen weißen Arzt James Carter übers Handy: „Sie haben es gefunden.“ Daraufhin erhält er den Auftrag, zu handeln und nimmt ein Gewehr mit Zielfernrohr in die Hand. Doch bevor er durch ein Fenster auf den Kommissar schießen kann, treffen weitere Polizeikräfte ein: Kurt Wallander hat nämlich in der Wohnung einen Raum entdeckt, in dem zwei Computer arbeiten. Weil die eigenen Fachkräfte sich nicht erklären können, was das bedeutet, bittet Kurt Wallander die gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Hackerin Robin um Hilfe. Sogar sie tut sich schwer, in das hermetisch gesicherte System einzudringen, aber sie ist bald davon überzeugt, dass es sich um ein weltweites Netzwerk von Computern handelt. Nebenbei stellt sie fest, dass die Firewall des vom Polizeipräsidium in Nystad benutzten Computersystems veraltet ist und jemand die Mails mitgelesen hat.

Martinsson bewirbt sich vergeblich für eine besser bezahlte Stelle bei der Polizei in Malmö. Nach dem Fehlschlag, den er darauf zurückführt, dass Kurt Wallander vergaß, eine Empfehlung für ihn zu schreiben, bemüht der Polizeibeamte sich, in Nystad Karriere zu machen und scheut dabei nicht vor Intrigen gegen seinen Chef zurück. Um Kurt Wallander zu verdrängen, unterricht er Lisa Holgersson per E-Mail über dessen Diabetes-Erkrankung. Lisa erwägt daraufhin, Wallander in Erholung zu schicken und beauftragt Martinsson, die Zusammenarbeit mit der inzwischen eingeschalteten Reichspolizei zu koordinieren.

Die Polizei findet heraus, wer Sonjas Freund war und entdeckt ihn am Flughafen. Der junge Mann heißt Jonas Lingner. Seine Eltern leben seit vier Jahren in Brüssel. Kurt Wallander und seine Kollegin Maja Thysell (Marie Richardson) eilen sofort zum Flughafen und werden Zeugen, wie Jonas im Parkhaus mit einem Auto gejagt und niedergeschossen wird. Während Maja bei dem Verletzten bleibt, bis der Krankenwagen eintrifft, verfolgt Kurt Wallander den anderen Autofahrer. Der bleibt in einem Industriegelände stehen und schießt auf den Kommissar, doch als kurz darauf ein Dutzend Streifenwagen heranrasen, tötet er sich selbst mit einem Kopfschuss. Bei dem Toten handelt sich um Salomon. Der Afrikaner wurde in Namibia geboren, studierte an der Sorbonne und desertierte vor drei Monaten aus der Fremdenlegion.

Jonas sollte von Salomon getötet werden, weil er aus einem Vorhaben, das mit dem in Tynnes Falks Zweitwohnung entdeckten Computersystem in Zusammenhang steht, aussteigen wollte. Offenbar wusste Sonja, dass ihr Freund von dem Afrikaner bedroht wurde, und als sie ihn in der Gaststätte sah, wollte sie ihn warnen. Da sie ihn telefonisch nicht erreichte, bestellte sie ein Taxi – und erkannte in dem Fahrer zufällig den Mann wieder, der sie zwei Jahre zuvor vergewaltigt hatte. Deshalb tötete sie Johann Lundberg. Nach ihrer Flucht wurde sie vermutlich von Salomon ermordet.

Weil Kurt Wallander befürchtet, dass Salomon nicht allein unterwegs war, überlegt er sich, wo er Robin verstecken könnte und bringt sie zu Elvira, mit der er sich inzwischen befreundet hat.

Kurz darauf ruft ihn sein Arzt an und fragt, wieso Kurt Wallander sich noch immer nicht mit seiner Diabetesberaterin Yvonne getroffen habe. Der Name Elvira Sandgren sagt dem Arzt nichts. Da weiß Kurt Wallander, dass die Frau sich gezielt an ihn herangemacht und ihn getäuscht hatte. In Elviras Wohnung ist niemand. Kurt Wallander wirft sich vor, Robin in Gefahr gebracht zu haben. Niedergeschlagen legt er Lisa Marke und Dienstwaffe auf den Schreibtisch: Er fühlt sich dem Job nicht mehr gewachsen und will aufhören, doch seine Chefin hält ihn zurück.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In Elviras Wohnung fiel Kurt Wallander ein Buch von James Carter auf, einem Arzt, der mit einer Hilfsorganisation nach Afrika gekommen war und seither in Angola tätig ist. Carter beklagt sich über die Ungerechtigkeit in der Welt. Um die Benachteiligung der Afrikaner zu beseitigen, müssten die Industriestaaten durch ein Chaos zurückgeworfen werden. Plant Carter mit dem Computersystem, zu dem Falk Zugang hatte, eine globale Attacke auf entscheidende Rechner? Will er die Banken- und Zahlungssysteme der Weltwirtschaft zusammenbrechen lassen? Kurz vor Montagmorgen 9 Uhr rast Kurt Wallander zu dem Bankautomaten am Marktplatz, vor dem Tynnes Falk starb. Er trifft dort auf Elvira. Sie nimmt eine Pistole aus ihrer Handtasche, bringt es jedoch nicht fertig, auf ihn zu schießen. Als der Kommissar sich ihr weiter nähert, schießt James Carter, der in Sichtweite wartete, auf die beiden. Kurt Wallander wirft sich zu Boden; Elvira wird tödlich getroffen. James Carter rennt zu dem Bankautomaten, aber bevor er ihn erreicht, zerstört Kurt Wallander das Gerät durch Schüsse. Wütend richtet Carter seine Waffe auf den am Boden Liegenden, doch bevor er abdrücken kann, wird er von Martinsson erschossen.

Kurz darauf wird Robin von der Polizei unverletzt aus einer Lagerhalle befreit.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Der Titel „Die Brandmauer“ steht zunächst für den Schutz von Computersystemen gegen Angriffe von außen durch Firewalls, aber auch für die Schutzmauer im übertragenen Sinn, die beispielsweise Kurt Wallander um sich herum errichtet hat. Bei dem Roman von Henning Mankell und der Verfilmung durch Lisa Siwe handelt es sich um einen spannenden, komplexen Thriller mit einer gesellschaftskritischen Komponente, die längst zum Markenzeichen des schwedischen Schriftstellers geworden ist. Die Verfilmung wird vor allem vom Hauptdarsteller Rolf Lassgård getragen. Die Dreharbeiten fanden von November 2005 bis Februar 2006 in Vänersborg statt.

Weitere Verfilmungen von Henning Mankells Werken mit Rolf Lassgård (*1955) in der Rolle des Kommissars Kurt Wallander:

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Henning Mankell (Kurzbiografie)

Peter Härtling - Hoffmann oder Die vielfältige Liebe
Ob Peter Härtling dem vielseitigen Künstler E. T. A. Hoffmann mit seiner Darstellung gerecht wird, ist fraglich. Auf jeden Fall ist die Lektüre des übersprudelnd geschriebenen Romans "Hoffmann oder Die vielfältige Liebe" recht unterhaltsam.
Hoffmann oder Die vielfältige Liebe