Haywire

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Haywire

Haywire. Trau' keinem – Originaltitel: Haywire – Regie: Steven Soderbergh – Drehbuch: Lem Dobbs – Kamera: Steven Soderbergh alias Peter Andrews – Schnitt: Steven Soderbergh alias Mary Ann Bernard – Musik: David Holmes – Darsteller: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Douglas, Michael Fassbender, Channing Tatum, Antonio Banderas, Mathieu Kassovitz, Bill Paxton u.a. 2011; 90–  Minuten

Inhaltsangabe

Mallory Kane arbeitet als Geheimagentin für eine amerikanische Privatfirma, die auch staatliche Aufträge ausführt. Seit einem Einsatz in Barcelona ist sie offenbar selbst Zielperson eines Anschlags und kann niemandem mehr trauen, denn ihr eigener Chef gehört zu den Gegnern. Nach einem Kampf mit ihrem Kollegen Aaron flieht Mallory mit einem Unbeteiligten in dessen Auto. Sie weiß, dass sie nicht nur von Agenten, sondern auch von der Polizei gejagt wird ...
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Kritik

"Haywire" ist ein Action-Agenten-Thriller, aber kein Kracher, sondern ein von Steven Soderbergh sorgfältig gestalteter Film mit ruhigen Ein­stel­lun­gen. In den Kampfszenen ist der Verzicht auf special effects und ein Schnitt-Stakkato nur möglich, weil die Hauptdarstellern Gina Carano die Mixed Martial Arts beherrscht.
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Mallory Kane (Gina Carano) arbeitet als Geheimagentin für eine amerikanische Privatfirma, die auch Aufträge staatlicher Geheimdienste ausführt. Als sie in einem abgelegenen Diner in einem verschneiten Waldgebiet nördlich von New York City sitzt, sieht sie durchs Fenster ihren Kollegen Aaron (Channing Tatum). Er steigt aus dem Auto, kommt herein und will sie mitnehmen. Mallory weigert sich. Ohne Vorwarnung greift Aaron sie an, und die beiden durchtrainierten Agenten kämpfen. Nachdem Mallory ihren Gegner überwältigt hat, wendet sie sich an einen eingeschüchtert an der Tür stehenden Gast, lässt sich von ihm die Autoschlüssel geben und rast mit ihm los.

Der 19-Jährige auf dem Beifahrersitz, dessen Wagen erst eine Woche alt ist, heißt Scott (Michael Angarano). Während der Fahrt berichtet ihm Mallory von einem Einsatz in Barcelona und den Geschehnissen danach. Dabei achtet sie darauf, dass er sich die genannten Personennamen einprägt. Offenbar möchte sie, dass er die Informationen der Polizei weitergibt, falls ihr etwas passiert.

In Barcelona sollten sie und Aaron den als Geisel festgehaltenen chinesischen Dissidenten und Journalisten Jiang (Anthony Brandon Wong) befreien. Die Auftraggeber, Alex Coblenz und Rodrigo (Michael Douglas, Antonio Banderas) hatten bei der Absprache der Konditionen mit Kenneth (Ewan McGregor), dem Chef der Agenten, ausdrücklich auf Mallory Kanes Mitwirkung bestanden. Bei dem Einsatz kam es zwar zu einer unerwarteten Schießerei, aber während Mallory noch einen Flüchtigen verfolgte, brachte Aaron die befreite Geisel zum Wagen.

Zwei Stunden nach Mallorys Rückkehr schickte Kenneth sie nach Dublin. Dort taten sie und der MI6-Agent Paul (Michael Fassbender) so, als seien sie ein Ehepaar. Während Paul im gemeinsamen Hotelzimmer duschte, durchsuchte Mallory seine Sachen und umgekehrt. Elegant gekleidet fuhren sie zu einem Empfang im Russborough House, einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert bei den Blessington-Seen, wo sie einen Mann namens Studer (Mathieu Kassovitz) trafen, der das angebliche Ehepaar zum Skifahren nach Sankt Moritz einlud. Argwöhnisch schaute Mallory sich um und entdeckte in einem Schuppen Jiangs Leiche. Da begriff se, dass man sie hergelockt hatte, um ihr einen Mord anzuhängen.

Zurück im Hotelzimmer, griff Paul sie an. In einem Kampf auf Leben und Tod überwältigte Mallory den britischen Agenten und erschoss ihn durch ein auf den Kopf gedrücktes Kissen. Als sie dann eine Nummer auf seinem Handy wählte, meldete sich ihr Chef. In der Annahme, Paul sei am Apparat. fragte Kenneth, ob „die Scheidung vollzogen“ sei. Offenbar war Mallory nach dem Einsatz in Barcelona selbst zur Zielperson geworden, und Kenneth hatte Paul auf sie angesetzt. Mallory wurde aber nicht nur von Kollegen, sondern auch von der Polizei gejagt.

Hilfe bekam sie von Alex Coblenz, einem zwielichtigen Amerikaner, der ihr riet, mit ihm gegen Kenneth zu arbeiten.


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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Scott und Mallory geraten in eine Straßensperre der State Police. Mallory reißt zwar den Wagen herum und versucht, über einen Waldweg zu entkommen, aber als ihr ein Reh vors Auto springt, kracht sie gegen einen Baum. Sie und Scott werden festgenommen. Die State Trooper verständigen sich mit dem FBI und warten dann am für die Übergabe der Verhafteten vereinbarten Treffpunkt. Mallory ahnt, was geschehen wird und warnt die Polizisten, aber sie hören nicht auf sie. Die vermeintlichen FBI-Agenten eröffnen nach ihrer Ankunft sofort das Feuer. Mallory lässt sich blitzschnell aus dem Auto fallen, springt in den anderen Streifenwagen, in dessen Fond Scott sitzt und rast los.

Kenneth und Aaron suchen Mallorys Vater John Kane (Bill Paxton) in New Mexico auf. Sie wollen von ihm erfahren, wo seine Tochter zu finden ist. Mallory ruft an. Offenbar weiß sie, welchen Besuch er hat, denn sie möchte mit Kenneth sprechen. Während des Telefonats ortet Aaron die Anruferin. Sie befindet sich am selben Ort, ist also im Haus! Das Licht geht aus. Mallory hat den Strom abgeschaltet. Aaron überlebt den Kampf nicht, aber Kenneth entkommt.

Mallory fährt mit einem Motorrad zu einem Privatflughafen, wo Alex Coblenz auf sie wartet. Er verspricht, Scott zu helfen: „Wir lassen seinen Wagen ausbeulen. – Na gut, wir kaufen ihm einen neuen.“ Coblenz will Kenneth. Mallory sagt, sie werde anrufen, sobald sie ihn habe.

Sie findet ihn am Strand von Veracruz. Als er vor ihr flieht, stürzt er und bleibt mit einem zwischen Felsbrocken eingeklemmten Bein liegen. In Todesangst gesteht er Mallory, warum sie zur Zielperson wurde: Studer wollte den chinesischen Dissidenten loswerden. Rodrigo schlug deshalb vor, Jiang zu töten und Mallory in eine Falle zu locken, damit man sie bei der Polizei und vor Gericht für die Mörderin halten würde. Paul wurde mit der Durchführung beauftragt. Kenneth machte dabei mit, weil Mallory vor einem halben Jahr die Affäre mit ihm beendet hatte und inzwischen auch beabsichtigte, die Firma zu verlassen. Die Flut steigt und es ist abzusehen, dass die Stelle, an der Kenneth eingeklemmt ist, vom Wasser erreicht wird. Vergeblich bittet er Mallory um Hilfe. Sie wendet sich ab und geht weg.

Rodrigo wird von ihr in einer Finca auf Mallorca aufgespürt. Er liegt mit seiner Geliebten Liliana (Natascha Berg) am Pool. Als es klingelt, geht Liliana zur Tür. Weil sie nicht mehr zurückkommt, steht auch Rodrigo auf, um nachzuschauen. Hinter sich hört er ein Geräusch. Er dreht sich um und entdeckt Mallory. Bevor das Bild ausgeblendet wird, hören wir ihn noch „Scheiße!“ sagen.

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Zu Steven Soderberghs Prinzipien gehört es, immer wieder etwas Neues zu versuchen. In diesem Fall ist es ein Action-Agenten-Thriller. Auf Tiefgang hat Steven Soderbergh in „Haywire. Trau‘ keinem“ verzichtet, und dass er die nördlich von New York, in Washington, D. C., Dublin, Barcelona, San Diego, New Mexico, Veracruz und auf Mallorca spielende Handlung nicht wirklich ernst meint, verrät der sarkastische Unterton.

Steven Soderbergh kommt es auf die Gestaltung an, und da hat „Haywire. Trau‘ keinem“ mit Action- und MMA-Krachern wenig gemeinsam. Das beginnt mit sorgfältig komponierten Bildern und einer kongenialen Musikuntermalung. Während normalerweise hektische Schnittfolgen für Tempo sorgen, fällt „Haywire. Trau‘ keinem“ mit ruhigen Einstellungen auf. Das gilt sogar für die Kampfszenen, die weder durch ein Stakkato von Nahaufnahmen noch durch surreale special effects eine Illusion erzeugen. Möglich ist das, weil die Hauptrolle von der ehemaligen MMA-Weltmeisterin Gina Carano gespielt wird.

Gina Carano wurde am 16. April 1982 in Dallas als mittlere der drei Töchter des Footballspielers Glenn Carano (* 1955) und seiner ersten Ehefrau Dana Joy Cason geboren. Nach dem Psychologie-Studium an der University of Nevada zunächst in Reno, dann in Las Vegas kam Gina Carono über das Muay Thai (Thaiboxen) zu den Mixed Martial Arts. Im Juni 2006 hatte sie in Las Vegas ihren ersten MMA-Kampf. Bis Oktober 2008 gewann sie weitere sechs Kämpfe, aber am 15. August 2009 wurde sie erstmals besiegt, und zwar von Cris Cyborg. Im selben Jahr debütierte Gina Carono als Nebendarstellerin in dem von Ben Ramsey inszenierten Action-Film „Blood and Bone. Rache um jeden Preis“. Die erste Hauptrolle erhielt sie in „Haywire. Trau‘ keinem“ von Steven Soderbergh.

Was Gina Carano an mimischen Feinheiten fehlt, gleichen in „Haywire. Trau‘ keinem“ hochkarätige Schauspieler wie Michael Fassbender, Michael Douglas, Ewan McGregor, Antonio Banderas, Channing Tatum und Mathieu Kassovitz aus.

Steven Soderbergh ist nicht nur für die Regie von „Haywire. Trau‘ keinem“ verantwortlich, sondern auch für die Kameraführung (alias Peter Andrews) und den Schnitt (alias Mary Ann Bernard).

Haywire ließe sich in diesem Zusammenhang mit völlig durcheinander übersetzen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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