Sex, Lügen und Video

Sex, Lügen und Video

Sex, Lügen und Video

Sex, Lügen und Video –- Originaltitel: Sex, Lies, and Videotape – Regie: Steven Soderbergh – Drehbuch: Steven Soderbergh – Kamera: Walt Lloyd – Schnitt: Steven Soderbergh – Musik: Cliff Martinez – Darsteller: James Spader, Andie MacDowell, Peter Gallagher, Laura San Giacomo, Ron Vawter, Steven Brill, Alexandra Root, David Foil u.a. – 1989; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Ann und John sind ein Ehepaar. Ann scheint sich nichts mehr aus Sex zu machen, und John hält sich an ihre Schwester Cynthia, die glaubt, ohne Liebe auszukommen, aber auf Sex nicht verzichten will. Johns früherer Kommilitone Graham kann Frauen nicht mehr penetrieren, seit ihn seine große Liebe vor neun Jahren verließ. Stattdessen lässt er sie vor seiner Videokamera über ihre sexuellen Erfahrungen reden. Ann ist empört, als sie davon erfährt, aber dann lässt sie sich ebenfalls filmen ...
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Kritik

Steven Soderbergh erzählt die Geschichte sensibel, unaufgeregt und witzig. Bei der Inszenierung von "Sex, Lügen und Video" beschränkte er sich auf einfache Mittel und bewies eine erstaunliche Leichtigkeit.
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Ann Bishop Mullany (Andie MacDowell) und John Mullany (Peter Gallagher) sind ein Ehepaar. Weil Ann unter Zwangsvorstellungen von Müllbergen und Flugzeugabstürzen leidet, konsultiert sie einen Psychotherapeuten (Ron Vawter). Sie scheint sich nichts mehr aus Sex zu machen, und John hält sich an ihre vulgäre Schwester Cynthia (Laura San Giacomo), die sich schon deshalb auf eine heimliche Affäre mit ihrem Schwager einlässt, weil sie ihre prüde Schwester nicht leiden kann. Cynthia, die glaubt, ohne Liebe auszukommen, setzt die ungehemmte Sexualität als Mittel gegen Gefühlsduselei ein. In Wahrheit verdrängt sie die Sehnsucht nach Liebe.

Nach langer Abwesenheit kehrt Johns früherer Kommilitone Graham Dalton (James Spader) zurück in die Stadt, in der ihn seine große Liebe vor neun Jahren verlassen hatte. Seit damals hat Graham keine Erektion mehr, wenn er mit einer Frau zusammen ist. Statt mit Frauen zu schlafen, bringt Graham sie dazu, vor seiner Videokamera über ihre sexuellen Erfahrungen zu reden und seine Fragen zu beantworten.

Während der erfolgreiche Jurist John Mullany mit seinem arbeitslosen Ex-Freund nichts mehr anzufangen weiß, unterhält Ann sich gern mit Graham und hilft ihm bei der Wohnungssuche. Als sie jedoch von seiner Videosammlung erfährt, findet sie das abstoßend. Auf keinen Fall möchte sie, dass Cynthia Grahams Adresse erfährt, doch ihre Schwester findet heraus, wo Graham wohnt und stellt sich in der Hoffnung auf ein neues Abenteuer für eine Videoaufnahme zur Verfügung. Dabei masturbiert sie vor der Kamera.

Ann ist empört, als sie davon hört. Doch dann lässt sie sich ebenfalls filmen. Sie gibt zu, kein Sexualleben mehr zu haben. Die Bekenntnisse vor der Kamera wirken viel befreiender als die endlos um das Thema Zwangsneurose kreisenden Sitzungen beim Psychotherapeuten. Dann dreht Ann die Rollen um: Statt Fragen zu beantworten, stellt sie Graham welche, um ihm klarzumachen, dass er nicht ein Leben lang einer verlorenen Liebe nachtrauern sollte. „Ich habe gelesen, dass Männer lernen, den Menschen zu lieben, den sie begehren“, sagt Graham einmal zu Ann. „Und dass Frauen mehr und mehr den Menschen begehren, den sie lieben.“ Ann entdeckt Graham als behutsamen und zärtlichen Mann, und er wird durch sie von seiner Impotenz geheilt.

John steht am Ende allein da: Cynthia beendet die Affäre mit ihm, und Ann lässt sich von ihm scheiden.

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„Sex, Lügen und Video“ – der Debütfilm von Steven Soderbergh – ist ein Drama über Sexualität, Verdrängungsmechanismen und Ersatzbefriedigungen. Die Figurenkonstellation ist symmetrisch: zwei Schwestern, die eine prüde, die andere nymphoman, ein impotenter Arbeitsloser und ein Karrieretyp, der seinen Selbstwert nicht zuletzt über die Sexualität definiert. Graham wirkt durch sein Auftauchen wie ein Katalysator in den Beziehungen von Ann, John und Cynthia. Dabei werden die Lügen entlarvt, die sich jede der vier Figuren zurechtgelegt hat, und die Beziehungen neu geordnet.

Steven Soderbergh erzählt die Geschichte sensibel, unaufgeregt und witzig, ohne die Moral der Figuren zu kommentieren. Bei der Inszenierung von „Sex, Lügen und Video“ beschränkte er sich auf einfache Mittel und bewies eine erstaunliche Leichtigkeit.

Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde „Sex, Lügen und Video“ mit einer „Goldenen Palme“ ausgezeichnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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