Traffic

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Traffic

Originaltitel: Traffic - Regie: Steven Soderbergh - Drehbuch: Stephen Gaghan - Kamera: Peter Andrews alias Steven Soderbergh - Schnitt: Stephen Mirrione - Musik: Cliff Martinez - Darsteller: Michael Douglas, Benicio Del Toro, Catherine Zeta-Zones, Luis Guzmán, Steven Bauer, Don Cheadle, Erika Christensen, Tomas Milian, Dennis Quaid, Salma Hayek u.a. - 2000; 145 Minuten

Inhaltsangabe

"Traffic" ist ein Thriller über den Kampf gegen den organisierten Drogenhandel, über Korruption und Kriege konkurrierender Drogenkartelle. Steven Soderbergh gibt nicht vor, Lösungen zu kennen, sondern beschränkt sich darauf, in drei parallelen Handlungssträngen Fassetten der Drogenproblematik zu beleuchten.

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Kritik

Der Stil von "Traffic" ist kühl, emotionslos und quasidokumentarisch: Authentische Politiker geben Statements ab; die spanischsprachigen Dialoge sind nur auf Untertiteln übersetzt, und die Handkamera vermittelt den Zuschauern den Eindruck, Zeugen des Geschehens zu sein.
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Zwanzig Meilen von Tijuana entfernt, in der Wüste, warten die mexikanischen Drogenfahnder Javier Rodriguez Rodriguez (Benicio Del Toro) und Manolo Sanchez (Jacob Vargas) in ihrem Wagen. Eine halbe Stunde, nachdem sie den Landeanflug einer Propellermaschine beobachtet haben, halten sie einen Lastwagen an und durchsuchen ihn: Eine Ladung Kokain! Da taucht General Salazar (Tomas Milian) mit einer Militäreinheit auf und übernimmt sowohl den Drogen-LKW als auch die beiden Festgenommenen. Frustriert bleiben Javier und Manolo zurück.

Einige Tage später lobt General Salazar die Arbeit von Javier und überredet ihn, für ihn zu arbeiten. Javier lässt sich darauf ein, weil er verhindern will, dass sein Land durch den organisierten Drogenhandel kaputt geht und er sich als einfacher Polizist ohnmächtig fühlt. Der General dagegen, so vermutet Javier, kann wirklich etwas bewegen. Seine erste Aufgabe ist es, den Auftragskiller eines der beiden großen Drogenkartells aufzuspüren. Es dauert nicht lang, bis Javier den Gesuchten in einer Bar festnehmen kann. Francisco Flores (Clifton Collins jr.) wird von Salazars Leuten gefoltert, bis er Aussagen macht, die es dem General erlauben, das Tijuana-Kartell zu sprengen.

Carlos Ayala (Steven Bauer) ist ein angesehener Geschäftsmann in San Diego. In seiner Traumvilla tauchen unvermittelt Polizeibeamte auf und verhaften ihn vor den Augen seines kleinen Sohnes David und seiner schwangeren Ehefrau Helena (Catherine Zeta-Jones), die sich nicht vorstellen kann, was ihr Mann verbrochen haben soll. Von Arnie Metzger (Dennis Quaid), dem Anwalt der Familie, erfährt sie, dass Carlos seinen Reichtum durch Drogenhandel erworben hat. Helena will auf keinen Fall in die ärmlichen Verhältnisse zurückgestoßen werden, aus denen Carlos sie befreit hat.

Arnie warnt sie: Ihr Telefon wird abgehört, und sie wird von der Polizei rund um die Uhr observiert. Bei den Überwachern handelt es sich um den Schwarzen Montel Gordon (Don Cheadle) und den Latino Ray Castro (Luis Guzman).

Die beiden US-amerikanischen Undercover-Drogenfahnder hatten sich bereits vor Carlos‘ Verhaftung in San Diego mit dem Drogenhändler Eduardo („Eddie“) Ruiz (Miguel Ferrer) getroffen, angeblich, um ein Geschäft mit ihm abzuschließen. Auf der Straße machten sich währenddessen Straßenarbeiter zu schaffen, bei denen es sich in Wirklichkeit um Polizeibeamte handelte, die auf das Zeichen für den Zugriff warteten. Als ein Lieferwagen eintraf, stürmte eine andere Polizeieinheit, die nichts von der unmittelbar bevorstehenden Aktion wusste, das Gelände. Eddie schoss auf Montel, der zum Glück eine kugelsichere Weste trug, und flüchtete in dem Chaos. Er wurde zwar bald darauf festgenommen, wollte aber seine kriminellen Geschäftspartner nicht verraten, weil er im Fall einer Aussage um sein Leben fürchtete. Erst als die Polizeibeamten ihm Schutz und Straffreiheit in Aussicht stellten, erklärte er sich bereit, vor Gericht zu bezeugen, dass es sich bei Carlos Ayala – mit dem er schon als Kind befreundet war – um den wichtigsten US-amerikanischen Abnehmer der Drogenhändler-Familie Obrigón gehandelt habe.

Bei einem Strandausflug beobachtet Helena, wie ein Fremder ihren Sohn David zu entführen scheint. Alarmiert rennt sie hin. Der Lateinamerikaner bleibt stehen, gibt sich als Abgesandter des Drogenkartells der mexikanischen Familie Obrigón zu erkennen und droht ihr, das Kind tatsächlich zu kidnappen, wenn er nicht innerhalb kurzer Zeit die für die letzte Lieferung an ihren Mann fälligen drei Millionen Dollar bekomme. Ray und Montel beobachten die Szene, greifen aber nicht ein. Verzweifelt wendet Helena sich an Arnie, doch der Anwalt behauptet, nicht über so viel Geld zu verfügen. Carlos rät ihr bei ihrem nächsten Besuch im Gefängnis, sie solle sich einmal eines der in der Villa hängenden Gemälde genauer ansehen: „Der Schlüssel des Erfolgs liegt zu Hause.“ Zwischen Leinwand und Abdeckung findet Helena einen schriftlichen Hinweis auf ein von ihrem Mann vorbereitetes Projekt. Sie fliegt nach Mexiko und trifft sich mit den Obrigóns, um ihnen die neue Idee vorzuführen: Eine aus gepresstem Kokain hergestellte Kinderpuppe, stoßfest und geruchlos. Erst im Wasser löst sich das Rauschgift auf. Als Gegenleistung stellt ihr das Drogenkartell den besten Auftragskiller Francisco Flores zur Verfügung. Er soll Eddie vor dem Prozess gegen Carlos töten, um die belastende Zeugenaussage zu verhindern.

Francisco beobachtet, wie Eddie, von einem Dutzend Polizisten bewacht, über einen Parkplatz geführt wird und unterrichtet Helena darüber, die in der Nähe mit dem Auto herumfährt und mit dem Killer über Handy in Kontakt steht. Sie will die günstige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und fordert ihn auf, Eddie zu erschießen. Doch als Francisco sich der Gruppe nähert, wird er von einem auf einem Hausdach positionierten Scharfschützen getötet.

Robert Wakefield (Michael Douglas), der Oberste Richter am Ohio State Supreme Court, vertritt eine kompromisslose Strategie im Kampf gegen Drogen. Damit qualifiziert er sich für den nächsten Karriereschritt: Er wird als oberster Drogenfahnder der USA nach Washington, D. C., geholt, und der amerikanische Präsident trifft sich persönlich mit ihm. Wakefield will sich zunächst darauf konzentrieren, den Drogenschmuggel von Mexiko in die USA auszutrocknen. Bei einer Besichtigung der Grenzstation zwischen San Diego und Tijuana, deren 28 Abfertigungsspuren jeden Tag von 45 000 Autos passiert werden, begreift er, wie schwierig diese Aufgabe ist. Um sein Ziel zu erreichen, hält er es für erforderlich, die beiden einflussreichsten Drogenkartelle jenseits der Grenze zu zerschlagen. Das kann ohne einen mächtigen Partner in Mexiko nicht gelingen. Den glaubt er schließlich in General Salazar gefunden zu haben.

Seine Ehefrau Barbara (Amy Irving) und seine sechzehnjährige Tochter Caroline (Erika Christensen), die in Cincinnati bleiben, sieht der Richter jetzt noch seltener als zuvor. Er ahnt nicht, dass Caroline und ihr Schulfreund Seth Abrahams (Topher Grace) zu einer Clique gehören, in der nicht nur Whisky getrunken wird. Als einer der Schüler aufgrund einer Überdosis Heroin oder Kokain nachts zusammenbricht, packen die verzweifelten Jugendlichen den Bewusstlosen ins Auto und legen ihn vor dem Eingang eines Krankenhauses auf den Gehsteig. Dabei werden sie von einer Polizeistreife überrascht und festgenommen. Barbara holt ihre Tochter ab und bringt sie nach Hause. Caroline lügt den Eltern vor, sie habe nur Alkohol getrunken, aber keine Drogen genommen. Der inzwischen verstorbene Junge sei kein richtiges Mitglied ihrer Clique gewesen. Wakefield glaubt seiner Tochter nicht und stellt überrascht fest, dass seine Frau bereits seit einem halben Jahr ahnt, dass Caroline Drogen nimmt. Sie sind beide alarmiert, aber sie nehmen an, dass es sich nur um einen gelegentlichen, verhältnismäßig harmlosen Drogenkonsum handelt, denn Caroline ist die drittbeste ihres Jahrgangs in der Schule und liest in ihrer Freizeit ehrenamtlich Blinden vor.

Dieser Selbstbetrug bricht in sich zusammen, als Wakefield seine Tochter mit Kokain im Badezimmer ertappt. Der oberste Drogenfahnder der USA kann Drogenmissbrauch nicht einmal in seiner eigenen Familie verhindern!

Er sorgt dafür, dass Caroline in einer Therapiegruppe untergebracht wird. Dort gesteht sie, auf vieles wütend zu sein, aber nicht zu wissen, worauf. Sie bricht nach kurzer Zeit aus und taucht in der Drogenszene von Cincinnati unter. Da sagt Wakefield alle Termine ab, macht sich selbst auf die Suche nach seiner Tochter und gibt nicht auf, bevor er sie in einem Hotelzimmer findet.

Javier durchschaut schließlich, dass General Salazar selbst mit den Drogenhändlern der Familie Obrigón zusammenarbeitet und das Tijuana-Kartell ausschalten wollte, um die Konkurrenz zu beseitigen. Er wendet sich an US-amerikanische Drogenfahnder um Hilfe, und schließlich kann General Sanchez verhaftet werden.

In dem unauffälligen Hotel in San Diego, in dem Eddie von der Polizei versteckt wird, erhält er das Frühstück aufs Zimmer gebracht. Zehn Minuten später klopft es erneut an der Tür: Ein Kellner will das Frühstück bringen. Die beiden Polizeibeamten, die Eddie bewachen, ziehen ihre Pistolen und überwältigen den Mann. Aber es handelt sich bei ihm offenbar um einen unschuldigen Hotelangestelten. Eddie bricht zusammen und krümmt sich am Boden: Das zuerst gebrachte Frühstück war vergiftet! Er stirbt. Ohne den Zeugen kann die Anklage gegen Carlos Ayala nicht länger aufrecht erhalten werden. Der Drogenhändler kehrt zu seiner Familie zurück.

Carlos sucht seinen Anwalt auf und stellt ihn zur Rede, wieso er Helena nichts von den drei Millionen Dollar sagte, die zur Bezahlung der letzten Drogenlieferung eingetroffen waren. Er durchschaut, dass Arnie seiner Frau das Geld vorenthielt, weil er mit Carlos‘ Verurteilung rechnete und es dann behalten wollte.

Den Drogenfahndern gelingt es, in der Villa der Ayalas eine Abhörwanze zu platzieren. Die Überführung des kriminellen Ehepaars ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Während einer Rede, die Robert Wakefield im Weißen Haus hält, beginnt er zu stocken. Dann bricht er sie ganz ab, kümmert sich nicht länger um die verdutzten Zuhörer und nimmt sich ein Taxi zum Airport, um nach Cincinnati zurückzufliegen. Als Caroline wieder mit einer Gruppentherapie beginnt, hört er mit seiner Frau zu und verspricht, das Mädchen nach Kräften zu unterstützen.

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„Traffic“ ist ein Thriller über den Kampf gegen den organisierten Drogenhandel, über Korruption und Kriege konkurrierender Drogenkartelle. Steven Soderbergh sagt in einem Interview: „Wir haben versucht, so vorurteilsfrei wie nur möglich zu sein. Wir wollen nur einen Schnappschuss zeigen und sagen: Das ist es, was zur Zeit abgeht!“ Tatsächlich gibt er nicht vor, Lösungen zu kennen, sondern beschränkt sich darauf, Fassetten der Drogenproblematik zu beleuchten. Am erschütternsten ist die Erkenntnis des Richters Robert Wakefield, dass er nicht nur auf staatlicher Ebene damit zu tun hat, sondern durch seine drogensüchtige Tochter persönlich betroffen ist.

Steven Soderbergh wählte einen kühlen, emotionslosen und quasidokumentarischen Stil (den er dann allerdings durch die entschlossene Verwendung von Farbfiltern konterkarriert): In Washington, D. C., holte er fünf Senatoren, zwei Kongressabgeordnete, den ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, einen ehemaligen US-Botschafter und einige Journalisten vor die Kamera und hielt ihre gegenüber der Filmfigur Robert Wakefield abgegebenen Statements fest. Die spanischsprachigen Dialoge lässt er nicht synchronisieren, sondern nur auf Untertiteln übersetzen. Da er fast ausschließlich mit der Handkamera drehte, entsteht bei den Zuschauern der Eindruck, Zeugen des Geschehens zu sein.

Das durch die Verwendung der Handkamera vermittelte Gefühl des Ausgeliefertseins wird durch den hektischen Wechsel zwischen den Schauplätzen und den Handlungssträngen verstärkt. Erzählt werden drei Geschichten, die sich teilweise berühren und überschneiden. Damit veranschaulicht Steven Soderbergh die Komplexität des Drogenproblems.

Die Filmproduzentin Laura Bickford war 1989 in England auf eine Fernsehserie mit dem Titel „Traffic“ gestoßen und hatte sich die Rechte für eine Kinofilmversion gesichert. Steven Soderbergh, den sie als Regisseur gewann, übernahm unter dem Pseudonym Peter Andrews auch die Kameraführung.

Als Soderbergh bei Catherine Zeta-Jones anrief und ihr die Rolle der Helena Ayala anbot, wusste er nicht, dass sie schwanger war und zu Beginn der Dreharbeiten bereits im fünften Monat sein würde. Sobald er es erfuhr, ließ er die Rolle entsprechend umschreiben und freute sich, der Figur auf diese Weise noch eine zusätzliche Fassette geben zu können.

Ab April 2000 wurde gedreht, zunächst in San Diego (Kalifornien), dann in der mexikanischen Grenzstadt Norales, in Las Cruces (New Mexico), El Paso (Texas), Cincinnati, Columbus und Georgetown (Ohio), Washington (D. C.) und Los Angeles (Kalifornien).

Übrigens gibt es in „Traffic“ mehr als 110 Sprechrollen.

„Traffic“ wurde mit vier „Oscars“ ausgezeichnet: Regie (Steven Soderbergh), Drehbuch (Stephen Gaghan), Schnitt (Stephen Mirrione) und der Nebendarsteller Benicio Del Toro.

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Inhaltsangabe und Kommentar: © Dieter Wunderlich 2003

Drogenmissbrauch
Kokain, Crack

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