Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Das erstaunliche Leben des Walter Mitty – Originaltitel: The Secret Life of Walter Mitty – Regie: Ben Stiller – Drehbuch: Steve Conrad nach der Kurzgeschichte "Walter Mittys Geheimleben" von James Thurber – Kamera: Stuart Dryburgh – Schnitt: Greg Hayden – Musik: Theodore Shapiro – Darsteller: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Adam Scott, Kathryn Hahn, Sean Penn, Patton Oswalt, Adrian Martinez u.a. – 2013; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Walter Mitty arbeitet im Negativ-Archiv des Life-Magazins in New York. Der schüchterne Außenseiter erlebt sich in seinen Tag­träumen als Helden in spektakulären Abenteuern. Tatsächlich wagt er es nicht einmal, eine Kollegin anzusprechen, in die er heimlich verliebt ist. Stattdessen versucht er es über eine Kontaktbörse im Internet. Als beschlossen wird, Life nur noch als Online-Magazin weiterzuführen, kann Walter ausgerechnet das fürs Titelbild des letzten Heftes vorgesehene Negativ nicht finden. Auf der Suche danach reist er um die halbe Welt, erlebt wilde Abenteuer – und gewinnt an Selbstvertrauen ...
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Kritik

Bei der Komödie "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" handelt es sich um die zweite Verfilmung einer Kurzgeschichte von James Thurber. Es hätte eine Satire auf den Medienbetrieb werden können. Ben Stiller erzählt stattdessen ein Märchen mit schablonenhaften Figuren.
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Walter Mitty (Ben Stiller) arbeitet mit seinem Kollegen Hernando (Adrian Martinez) im Negativ-Archiv des Life-Magazins in New York. Die Räume befinden sich im Keller. Walter ist ein Mensch wie jeder andere auch, aber in seinen häufigen Tagträumen erlebt er sich als Helden in spektakulären Abenteuern. Da rettet er dann beispielsweise das Hündchen einer schönen Frau aus einem explodierenden Gebäude. Heimlich ist er in Cheryl Melhoff (Kristen Wiig) verliebt, die vor einem Monat in der Bildredaktion angefangen hat. Statt sie anzusprechen, versucht er, über eine Partnerschaftsvermittlung im Internet mit ihr in Kontakt zu kommen. Aber der Twinkle-Button auf der Website funktioniert nicht. Walter Mitty ruft deshalb die Hotline an. Todd Maher (Patton Oswalt) verspricht, sich darum zu kümmern und rät ihm zugleich, die Angaben in seinem bisher nichtssagenden Profil mit ein paar farbigen Details zu vervollständigen.

Kurz darauf erfahren Walter Mitty und die anderen Mitarbeiter von Life, dass das Unternehmen verkauft wurde. Ted Hendricks (Adam Scott), den die neuen Besitzer mit der Abwicklung betraut haben, soll die Print-Ausgabe einstellen, nur noch die Online-Ausgabe weiterführen und einen Teil der Belegschaft entlassen. Als Coverfoto des letzten Heftes ist eine Aufnahme des renommierten Fotografen Sean O’Connell (Sean Penn) vorgesehen, die er als Essenz seines Schaffens bezeichnet hat. Aber bei den Filmstreifen, die Walter und Hernando erhalten haben, fehlt ausgerechnet das von Sean O’Connell ausgewählte Bild mit der Nr. 25.

In seiner Not wendet Walter sich an Cheryl Melhoff und fragt sie nach der Telefonnummer des Fotografen. Weil Sean O’Connell ständig unterwegs ist und kein Handy besitzt, ist es allerdings nicht ohne weiteres möglich, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Immerhin kommt Walter auf diese Weise mit Cheryl ins Gespräch, lernt auch ihren Sohn Rich (Marcus Antturi) kennen und erfährt, dass sie sich von ihrem Ehemann getrennt hat.

Eine Spur führt nach Grönland. Walter fliegt dorthin und trifft in einer Kneipe auf einen Hubschrauber-Piloten (Ólafur Darri Ólafsson), der Sean O’Connell kürzlich zu einem Fischkutter weit draußen auf dem Meer brachte. Nun hat der Pilot den Auftrag erhalten, den Fischern Ersatzteile für das defekte Funkgerät zu bringen. Wegen des schlechten Wetters trinkt er sich erst einmal Mut an. Walter überwindet seine Angst und klettert zu dem betrunkenen Piloten in den Hubschrauber. Als sie den Trawler gefunden haben, drückt der Pilot Walter das Paket mit den Ersatzteilen in die Hand und fordert ihn zum Abspringen auf. Walter landet im eiskalten Wasser und wird sogleich von einem riesigen Hai angegriffen. Im letzten Augenblick ziehen ihn die Matrosen an Bord. Allerdings hat er das Paket mit den Ersatzteilen verloren.

Vom Kapitän (Thornhallur Sigurdsson) erfährt Walter, dass Sean O’Connell sich nicht mehr auf dem Fischkutter befindet, sondern unterwegs nach Island ist. Dort geht Walter Mitty an Land, erbeutet ein Fahrrad und macht sich auf die Suche nach dem Fotografen. Nachdem er während eines kurzen Tagtraums gestürzt ist, läuft er zu Fuß weiter, und schließlich tauscht er eine Puppe, die er bei sich hat, gegen das Skateboard von drei Jungen (Valur Snaer Hilmarsson, Eythor Atli Hilmarsson, Birgir Jarl Runarsson). Damit erreicht er das Hotel, in dem er Sean O’Connell vermutet. Der Hotelmanager (Gunnar Helgason), der gerade sein Auto bepackt, um vor einem ausgebrochenen Vulkan zu fliehen, sagt ihm, dass der Fotograf vor einer Viertelstunde abgereist sei. Obwohl ihn der Hotelmanager warnt, macht Walter sich auf den Weg zum Vulkan, wo er den Fotografen vermutet.

Gerade als der Hotelmanager ihn dort mit dem Wagen einholt, fliegt ein Doppeldecker über sie hinweg, und darauf steht Sean O’Connell mit seiner Kamera. Walter steigt nun doch in den Wagen, und um Haaresbreite entkommen sie der Aschewolke des Vulkans. Den Fotografen hat Walter jedoch verpasst.

Enttäuscht kehrt er nach New York zurück. Inzwischen wurden viele Life-Mitarbeitern entlassen. Auch Cheryl ist darunter. Walter klingelt bei ihr, aber als ein Mann die Tür öffnet, geht er wieder.

Wegen des fehlenden Negativs werden die beiden Mitarbeiter des Negativ-Archivs gefeuert.

Frustriert wirft Walter die Brieftasche, die er mit den letzten Negativen zusammen als Geschenk von Sean O’Connell geschickt bekam, bei seiner Mutter Edna (Shirley MacLaine) in den Mülleimer. Er und seine Schwester Odessa (Kathryn Hahn) bemühen sich, den Flügel der Witwe zu verkaufen und die alte Dame in einer Wohnung mit Betreuung unterzubringen. Walter fällt auf, dass auf einem der Fotos von Sean O’Connell ein Detail des Flügels seiner Mutter zu sehen ist. Als er sie darauf anspricht, sagt sie, Sean O’Connell sei vor einer Woche bei ihr gewesen und habe sich nach Walters Arbeitszeiten erkundigt. Dabei habe sie das Foto mit seiner Kamera geknipst. Sie weiß auch, dass Sean O’Connell als Nächstes nach Afghanistan wollte.

Walter fliegt ihm nach und steigt mit zwei Sherpas auf einen Ausläufer des Himalayas. Ein Warlord lässt sie aufhalten, aber dann doch passieren, nachdem er von dem Mandarinenkuchen probiert hat, den Walter ihm anbietet. Gebacken wurde der Kuchen von Edna Mitty.

In den Bergen trifft Walter endlich auf Sean O’Connell, der gerade einen Schneeleoparden entdeckt und seine analoge Kamera aufgebaut hat. Aber statt das seltene Tier zu fotografieren, genießt Sean O’Connell einfach den Anblick. Als Walter ihn nach dem fehlenden Negativ Nr. 25 fragt, meint der Fotograf, Walter habe es in seiner Gesäßtasche bei sich. Walter versteht zunächst nicht, was Sean meint, aber dann begreift er, dass sich das Negativ für das Titelbild des letzten Life-Heftes in der Brieftasche befand, die er in den Müll warf.

Bei der Rückkehr in die USA wird Walter am Flughafen vorübergehend festgenommen. Er hatte sich zwar darüber gewundert, dass der Flug nur 87 Dollar kostete, aber nicht gewusst, dass die Reise über den Jemen nach Afghanistan illegal war. Todd Maher von der Kontaktbörse im Internet, der in der Zwischenzeit mehrmals mit ihm telefonierte, holt ihn nach der Freilassung vom Flughafen ab, obwohl Walter seinen Account inzwischen gelöscht hat, weil Cheryl Melhoff nicht mehr Mitglied ist und er sich die Gebühr aufgrund seiner Arbeitslosigkeit nicht mehr leisten kann.

Als er zusammen mit Odessa und Edna den Flügel verkauft, gibt ihm seine Mutter die Brieftasche, die sie aus dem Müll holte, damit er den Scheck hineinlegen kann. Tatsächlich findet Walter in einem Fach der Brieftasche ein Negativ. Ohne es angeschaut zu haben, fährt er damit zum Verlag, platzt in ein Meeting und wirft Ted Hendricks das Tütchen mit dem Bild auf den Tisch. Er verstehe, dass der Manager die Aufgabe habe, die Belegschaft zu verkleinern, aber das sei kein Grund, sich wie ein Arschloch zu benehmen, meint er, bevor er wieder geht.

Als Walter seine Abfindung abholt, begegnet er Cheryl. Sie klärt ihn darüber auf, dass der Mann, der ihm die Türe öffnete, nur ein Bekannter war, der ihr den Kühlschrank reparierte. An einem Kiosk schauen sie sich die an diesem Tag erschienene letzte Ausgabe des Life-Magazins an. Das von Sean O’Connell für das Titelblatt ausgewählte Foto zeigt Walter Mitty vor dem Verlagsgebäude. Im Weitergehen wundert Cheryl sich darüber, dass Walter kein Exemplar davon kaufte. Er habe cool wirken wollen, antwortet Walter.

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Bei der Komödie „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ handelt es sich um ein Remake des Films „Das Doppelleben des Herrn Mitty“.

Das Doppelleben des Herrn Mitty – Originaltitel: The Secret Life of Walter Mitty – Regie: Norman Z. McLeod – Drehbuch: Ken Englund, Everett Freeman, nach der Kurzgeschichte „The Secret Life of Walter Mitty“ von James Thurber – Kamera: Lee Garmes – Schnitt: Monica Collingwood – Musik: David Raksin – Darsteller: Danny Kaye, Virginia Mayo, Boris Karloff, Fay Bainter, Ann Rutherford, Thurston Hall, Gordon Jones Gordon Jones, Florence Bates u.a. – 1947; 110 Minuten

Beide Filme basieren auf der 1939 von James Thurber in „The New Yorker“ veröffentlichten Kurzgeschichte „The Secret Life of Walter Mitty“ („Walter Mittys Geheimleben“). Babaloo Mandel und Lowell Ganz schrieben 1997 ein Drehbuch für ein seit 1994 geplantes Remake. Aber erst 2011 wurde entschieden, dass Ben Stiller Regie führen und die Hauptrolle übernehmen würde. In der Zwischenzeit waren mehrere Umarbeitungen des Drehbuchs erfolgt. James Thurber (1864 – 1961) hatte sich von der ersten Verfilmung distanziert, in der aus seiner satirischen Kurzgeschichte eine Hollywood-Komödie gemacht worden war. Vermutlich wäre er aus dem gleichen Grund auch nicht mit der Neuverfilmung einverstanden gewesen.

Der Plot ist nicht sonderlich originell: Ein schüchterner Außenseiter, der immer wieder vor dem Alltagstrott in Tagträume ausweicht, stürzt sich in ein wahnwitziges Abenteuer, das ihn beinahe rund um den Globus führt. In dem Maße, wie er Aufregendes erlebt, verschwinden seine Tagträume, und sein Selbstvertrauen wächst. Die damit transportierte Lebensphilosophie lautet: Jeder bestimmt selbst über sein Leben. Und man muss Gelegenheiten ergreifen, wenn sie sich bieten. „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ spielt aber auch auf die Veränderung der Umwelt durch das Internet an. Ein Fotograf wie Sean O’Connell, der kein Handy besitzt und noch chemische Filme belichtet – und manchmal einfach nur schaut –, ist ein Anachronismus.

„Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ hätte eine Groteske oder zumindest eine Satire auf den modernen Medienbetrieb werden können. Ben Stiller erzählt in „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ stattdessen ein Märchen, inszeniert die Geschichte aber ganz realistisch. Zu den Pluspunkten des Films zählen der Kontrast zwischen der Alltagswelt und den bunten Tagträumereien, die Kameraführung und die Schnittfolgen, auch wenn es sich bei einer Reihe von Landschaftsaufnahmen um Postkartenmotive handelt. Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass die meisten Gags nicht mit einem Holzhammer, sondern eher unauffällig präsentiert werden. Aber so richtig mitreißend ist „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ nicht. Das liegt vermutlich daran, dass die Charaktere schablonenhaft bleiben und weder Kristen Wiig noch Ben Stiller als Darsteller überzeugen. Ben Stillers Mimik verändert sich auch in unterschiedlichen Situationen kaum. Und Adam Scott wirkt in der Rolle des Managers Ted Hendricks nur wie eine (allerdings witzlose) Karikatur.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

Jo Nesbø - Durst
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