JFK. Tatort Dallas

JFK. Tatort Dallas

JFK. Tatort Dallas

JFK. Tatort Dallas – Originaltitel: JFK – Regie: Oliver Stone – Drehbuch: Oliver Stone, Zachary Sklar, nach den Büchern "Wer erschoss John F. Kennedy?" von Jim Garrison und "Crossfire" von Jim Marrs – Kamera: Robert Richardson – Schnitt: Joe Hutshing, Pietro Scalia – Musik: John Williams – Darsteller: Kevin Costner, Kevin Bacon, Tommy Lee Jones, Gary Oldman, Laurie Metcalf, Brian Doyle-Murray, Michael Rooker, Jay O. Sanders, Sissy Spacek, Jack Lemmon, Walter Matthau, Donald Sutherland u.a. – 1991; 190 / 205 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem Kennedy-Attentat werden Er­mitt­lungen des Staatsanwalts Jim Garrison vom FBI unterlaufen. Jim Garrison hält das Ergebnis der Warren-Kommission für falsch und ist überzeugt, dass der Präsident nicht von einem Einzeltäter – Lee Harvey Oswald – erschossen wurde, sondern einer Verschwörung zum Opfer fiel. 1966 bringt er den Geschäftsmann Clay Shaw vor Gericht, aber die Geschworenen folgen seinem Plädoyer nicht, sondern erklären den Angeklagten für nicht schuldig ...
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Kritik

Hauptfigur des Films "JFK. Tatort Dallas" ist der Staatsanwalt Jim Garrison. Oliver Stone zeigt in dem Politthriller eine hek­tisch und sprung­haft ge­schnit­tene Mischung aus Ori­gi­nal­auf­nah­men, Pseudo­doku­menten und nach­gestellten Szenen.
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Als US-Präsident John F. Kennedy (Steve Reed) am 22. November 1963 mit der First Lady Jacqueline („Jackie“) Bouvier Kennedy (Jodie Farber) und dem Senatorenehepaar Connally (Randy Means, Columbia Dubose) im offenen Wagen durch Dallas fährt, stirbt er bei einem Attentat. Lee Harvey Oswald (Gary Oldman), der die Schüsse aus einem Fenster des Schulbuchdepots abgegeben haben soll, wird noch am selben Tag verhaftet, aber zwei Tage später in der Tiefgarage des Polizeipräsidiums von dem Nachtklubbesitzer Jack Ruby (Brian Doyle-Murray) erschossen.

An Kennedys Todestag gerieten die betrunkenen Privatdetektive Jack Martin (Jack Lemmon) und Guy Banister (Edward Asner) in einen Streit, der zu einer Schlägerei ausartete. Jack Martin behauptete dann gegenüber dem FBI, der unter anderem auch für Guy Banister tätige Pilot David W. Ferrie (Joe Pesci) habe Lee Harvey Oswald nach Texas geflogen und mit ihm den Plan für den Anschlag ausgearbeitet. Bei der Vernehmung durch den Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison (Kevin Costner) in New Orleans bestreitet David Ferrie, Lee Harvey Oswald auch nur gekannt zu haben, muss aber zugeben, zur Tatzeit in Texas gewesen zu sein. Weil er sich in Widersprüche verwickelt, lässt Jim Garrison ihn verhaften, aber das FBI ordnet kurz darauf nicht nur Ferries Freilassung an, sondern distanziert sich zugleich vom Staatsanwalt.

1966 erregt sich Jim Garrison noch immer über Fehler und Versäumnisse bei den Ermittlungen zum Kennedy-Attentat. Die Warren-Kommission kam zwar zu dem Ergebnis, dass John F. Kennedy von dem Einzeltäter Lee Harvey Oswald ermordet wurde und es keine Verschwörung gab, aber Jim Garrison hält das für falsch. Er ist überzeugt, dass Mittäter, zumindest aber Hintermänner in das Attentat involviert waren. Mit Hilfe seines Teams geht er Widersprüchen und offenen Fragen nach.

Liz Garrison (Sissy Spacek) versucht verzweifelt, ihren Ehemann von seiner Obsession abzubringen. Sie wirft ihm vor, die Aufklärung des Kennedy-Attentats sei ihm wichtiger als Frau und Kinder. Die Ehe droht darüber zu zerbrechen.

Statt den Ostersonntag mit seiner Familie zu verbringen, vernimmt Jim Garrison den schwulen Geschäftsmann Clay Shaw (Tommy Lee Jones), der von dem Stricher Willie O’Keefe (Kevin Bacon) in Zusammenhang mit einer Verschwörung gegen den US-Präsidenten John F. Kennedy gebracht wurde. Clay Shaw leugnet, Willie O’Keefe zu kennen, aber Jim Garrison glaubt ihm nicht.

Ein ehemaliger Colonel, der seinen Namen nicht nennen will (Donald Sutherland), wendet sich an den Staatsanwalt. Mister X behauptet, er wäre für die Sicher­heits­vorkeh­rungen anlässlich des Besuchs von John F. Kennedy in Dallas verantwortlich gewesen, wenn man ihn nicht zum Südpol geschickt hätte. Zur Tatzeit sei er in Neuseeland gewesen. Dort war es 7.30 Uhr des folgenden Tages, als die Schüsse in Dallas fielen. Um 8.50 Uhr wurde Lee Harvey Oswald festgenommen, aber zunächst nur wegen eines Polizistenmordes. Mit dem Attentat brachte man ihn erst später in Zusammenhang. Mr X bekam jedoch bereits am 23. November gegen 12.00 Uhr Ortszeit in Neuseeland ein Extrablatt des „Christchurch Star“ mit einer ausführlichen Berichterstattung über den mut­maß­lichen Kennedy-Mörder Harvey Lee Oswald. Die Redaktion musste die ent­sprechen­den Informationen bereits vor dem Attentat zugespielt bekommen haben. Mister X meint, es sei kein Zufall gewesen, dass man ihn vor dem Besuch des US-Präsidenten in Dallas weggeschickt habe. Er ist überzeugt, dass die Draht­zieher des Anschlags beim Militär und in der Rüstungsindustrie zu suchen sind:

„Wie sieht der Verteidigungsetat aus, seitdem der Krieg begonnen hat? 75 Milliarden Dollar, 1966, demnächst werden es 100 Milliarden sein; bis der [Vietnam-]Krieg zu Ende ist, werden es fast 200 Milliarden sein. 1949 waren es 10 Milliarden. Gibt es keinen Krieg, gibt es kein Geld.“

Jim Garrison kommt zu dem Schluss, dass an Kennedys Ermordung außer Militär- und Industriekreisen auch das FBI und die CIA, Kuba und die Mafia mitwirkten. Er will beweisen, dass Lee Harvey Oswald nicht allein handelte, sondern zu einem von drei koordinierten Teams mit je einem Schützen gehörte, die rings um die Dealey Plaza in Dallas postiert waren und warteten, bis der Wagen mit dem Präsidenten in alle drei Schussfelder zugleich kam. Erst der sechste Schuss war tödlich, und der kam nicht aus dem Schulbuchdepot.

Aus Protest gegen Jim Garrisons Verbohrtheit verlassen Bill Broussard (Michael Rooker) und Lou Ivon (Jay O. Sanders) das Ermittlerteam des Staatsanwalts.

Der lässt am 1. März 1967 Clay Shaw festnehmen und führt im Gerichtsprozess gegen den Geschäftsmann die Anklage. Die Geschworenen folgen seinem Plädoyer allerdings nicht, sondern sprechen Clay Shaw am 29. Januar 1969 frei.

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Das Drehbuch von Oliver Stone und Zachary Sklar für den Politthriller „JFK. Tatort Dallas“ basiert auf den Büchern „On the Trail of the Assassins. One Man’s Quest to Solve the Murder of President Kennedy“ von Jim Garrison (1988; „Wer erschoss John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas“, Übersetzung: Uwe Anton, Heike Rosbach, Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1992) und „Crossfire. The Plot That Killed Kennedy“ (1989) von Jim Marrs.

Das Ergebnis der Warren-Kommission, dass Präsident John F. Kennedy von einem Einzeltäter – Lee Harvey Oswald – erschossen wurde, wird in „JFK. Tatort Dallas“ bezweifelt. Oliver Stone und Zachary Sklar halten es für wahrscheinlicher, dass es Mittäter oder zumindest Hintermänner gab und Kennedy einer Verschwörung zum Opfer fiel. Damit folgen sie der Überzeugung des Bezirksstaatsanwalts Jim Garrison (1921 – 1992), der Hauptfigur des Films „JFK. Tatort Dallas“. Seine Anklage gegen den Geschäftsmann Clay Shaw (1913 – 1974) scheiterte jedoch an den Geschworenen.

Während der Vorspann von „JFK. Tatort Dallas“ läuft, sind Bildsequenzen aus der Zeitgeschichte der USA in der Zeit vor dem Kennedy-Attentat zu sehen: John F. Kennedys Wahl zum Präsidenten (1960), Dwight D. Eisenhowers Abschiedsrede (1961), Kuba-Krise (1962), Vietnam-Krieg … Dann zeigt Oliver Stone den von Abraham Zapruder aufgenommenen Amateurfilm vom Anschlag am 22. November 1963 in Dallas, blendet aber nachgestellte Aufnahmen ein. Auch im weiteren Verlauf kombiniert Oliver Stone Spielfilmszenen mit Originalaufnahmen und Pseudodokumenten in grobkörnigem Schwarz-Weiß.

Die Schnittfolgen sind großenteils hektisch. Gleich zu Beginn sehen wir, wie eine Frau – Rose Cheramie (Sally Kirkland) – am 20. November 1963 in Eunice/Louisiana aus einem fahrenden Auto geworfen wird. Erst ein paar Schnitte später erfahren wir, dass die Heroinsüchtige behauptet, die beiden Männer im Wagen würden für den Nachtklubbesitzer Jack Ruby arbeiten und ein Attentat gegen Präsident John F. Kennedy in Dallas vorbereiten. Kurz bevor die Wagenkolonne des Präsidenten die Dealey Plaza in Dallas erreicht, bricht dort ein 23-Jähriger – Jerry Belknap – mit einem epileptischen Anfall zusammen und wird weggebracht. Später zeigt Oliver Stone plötzlich, wie sich die betrunkenen Privatdetektive Jack Martin (Jack Lemmon) und Guy Banister (Edward Asner) am 22. November 1963 in New Orleans streiten und Jack Martin von seinem Kollegen zusammengeschlagen wird. Was das mit dem Kennedy-Attentat zu tun hat, ist bei den rasch aufeinander folgenden Szenenwechseln zunächst nicht erkennbar.

Die von John Williams komponierte Musikuntermalung wirkt schwülstig, dramatisch und für meinen Geschmack viel zu dominant.

Der „echte“ Jim Garrison spielt übrigens in „JFK. Tatort Dallas“ den Richter Earl Warren (1891 – 1974), nach dem die von Präsident Lyndon B. Johnson einberufene Untersuchungskommission über das Kennedy-Attentat benannt wurde.

„JFK. Tatort Dallas“ wurde mit zwei „Oscars“ ausgezeichnet, für die Kameraführung von Robert Richardson und den Schnitt von Joe Hutshing und Pietro Scalia. Nominiert hatte man den Film außerdem in den Kategorien Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Regie, Bester Nebendarsteller (Tommy Lee Jones), Beste Filmmusik, Bester Ton.

Deutsche Synchronsprecher in „JFK. Tatort Dallas“ (Buch: Matthias Müntefering, Regie: Michael Richter): Kurt Goldstein (Prolog), Frank Glaubrecht (Jim Garrison), Jürgen Thormann (Clay Shaw), Mogens von Gadow (David Ferrie), Patrick Winczewski (Willie O’Keefe), Thomas Petruo (Lee Harvey Oswald), Jürgen Heinrich (Bill Broussard), Manfred Lehmann (Lou Ivon), Heike Schroetter (Susie Cox), Georg Thomalla (Jack Martin), Heinz Theo Branding (Guy Bannister), Friedrich Georg Beckhaus (Jack Ruby), Wolfgang Völz (Senator Long), Rolf Schult (Mr X) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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