Ein ganz gewöhnlicher Dieb

Ein ganz gewöhnlicher Dieb

Ein ganz gewöhnlicher Dieb

Ein ganz gewöhnlicher Dieb – Originaltitel: Ordinary Decent Criminal – Regie: Thaddeus O'Sullivan – Drehbuch: Gerard Stembridge – Kamera: Andrew Dunn – Schnitt: William M. Anderson – Musik: Damon Albarn – Darsteller: Kevin Spacey, David Hayman, Peter Mullan, Stephen Dillane, Linda Fiorentino, Helen Baxendale, Patrick Malahide, Gerard McSorley, David Kelly, Gary Lydon, Paul Ronan, Colin Farrell, Vincent Regan, Tim Loane, Christoph Waltz, Herbert Knaup u.a. – 2000; 90 Minuten

Inhaltsangabe

"Ein ganz gewöhnlicher Dieb" ist Michael Lynch gerade nicht. Dem cleveren Bankräuber geht es nicht nur um die Beute, sondern vor allem darum, die Polizei zu blamieren und mit aberwitzigen Einfällen seine Überlegenheit zu demonstrieren. So raubt er auch ein Gemälde Caravaggios aus der National Gallery of Ireland, und als er den Mittelsmann eines Hehlers als Polizeispitzel durchschaut, macht er sich einen Spaß daraus, seinen Gegenspieler Inspektor Noel Quigley in die Irre zu führen. Der IRA gefällt es jedoch nicht, dass die Medien mehr über Lynch als über ihren Kampf berichten ...
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Kritik

Die temporeiche und unterhaltsame Gaunerkomödie "Ein ganz gewöhnlicher Dieb" von Thaddeus O'Sullivan ist ganz auf den von Kevin Spacey gespielten Bankräuber zugeschnitten. Die Handlung verläuft ein wenig wie die eines Comics und zerfällt in einzelne Episoden.
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Der Dubliner Bankräuber Michael Lynch (Kevin Spacey) lebt in einer Dreierbeziehung mit seiner Ehefrau Christine (Linda Fiorentino) und deren Schwester Lisa (Helen Baxendale). Als das Mietshaus, in dem sie früher wohnten, zwangsgeräumt wurde, verbarrikadierten sich Michael Lynch und die beiden Frauen und zogen erst aus, nachdem ihnen der Bürgermeister (Alan Devlin) ein lebenslanges Wohnrecht in zwei Häusern angeboten hatte.

Michael Lynchs Banküberfälle dienen nicht nur zur Finanzierung des Lebensunterhalts, sondern auch seiner Eitelkeit, denn er plant die Coups so klug und sorgfältig, dass ihm bisher noch nichts nachgewiesen werden konnte. Der durch entsprechende Berichte in den Medien befeuerte Triumph über die Polizei ist ihm wichtiger als die Beute.

Sein Gegenspieler ist Inspektor Noel Quigley (Stephen Dillane). Der setzt alles daran, Michael Lynch zu überführen.

Um die Kaution für seine Haftverschonung bis zu einer Gerichtsverhandlung zahlen zu können, überfällt er mit seiner Bande erneut eine Bank.

Kurz darauf rauben er und seine Männer Goldbarren aus einem Depot. Die deponiert das Bandenmitglied Tom Rooney (Gary Lydon) in der Tür eines PKWs, der einem älteren unbescholtenen Ehepaar (Bronco McLoughlin, Angela McLoughlin) gehört, das in Kürze in Urlaub fährt. Aber bevor Tom das Gold wieder herausnehmen und zu einem Hehler bringen kann, reißt ein vorbeifahrender Lastwagen die geöffnete Tür des stehenden Wagens ab und das Paar, das nichts von den versteckten Goldbarren ahnt, lässt eine neue Tür einbauen.

Obwohl die Beweise der Staatsanwaltschaft lückenhaft sind, versucht der Richter, bei den Geschworenen Stimmung gegen Michael Lynch zu machen. Da beauftragt dieser den unlängst zur Bande gestoßenen IRA-Terroristen Shay Kirby (Vincent Regan), dem Richter einen Denkzettel zu verpassen. Nachdem dessen Auto explodiert ist, sorgt er für einen Freispruch des Angeklagten.

Jerome Higgins (Tim Loane) von der IRA macht sich an Michaels Bruder Billy Lynch (Paul Ronan) heran, um mehr über die Bande zu erfahren. Billy wurde von der Polizei mit Drogen erwischt, aber die IRA sorgt dafür, dass nichts gegen ihn unternommen wird. Als Michael von dem Verrat seines Bruders erfährt, gibt er ihm Geld und fordert ihn auf, das Land zu verlassen. Higgins verlangt einen Anteil an dem erbeuteten Gold, aber der Bandenchef lässt sich nicht erpressen.

Christine macht ihren Ehemann nach dem Besuch einer Kunstausstellung auf das Gemälde „Gefangennahme Christi“ von Caravaggio aufmerksam. Das Bild, das jahrhundertelang als verschollen galt, wurde bei Restaurierungsarbeiten in einer Kirche in Dublin entdeckt. Weil das Kunstwerk, dessen Wert auf 30 Millionen Pfund geschätzt wird, dort nicht gesichert werden konnte, überließ der Pfarrer (David Kelly) es der National Gallery of Ireland in Dublin und ersetzte es in der Kirche durch eine Kopie. Michael Lynch und seine Komplizen mischen sich unter die Besucher der Kunstausstellung und verteilen sich. Auf ein Zeichen reißen sie mehrere Gemälde von den Wänden, darunter auch die „Gefangennahme Christi“ und nutzen das daraufhin ausbrechende Chaos, um mit der Beute auf die Straße zu laufen und sie mit einem Lieferwagen abzutransportieren.

Ein Mann, der sich Peter (Christoph Waltz) nennt, vermittelt Michael Lynch einen Kontakt zu dem niederländischen Hehler De Heer (Herbert Knaup), der an der „Gefangennahme Christi“ interessiert ist. Obwohl Michael rasch durchschaut, dass es sich bei dem Vermittler um einen Polizeispitzel handelt, lässt er sich darauf ein. Sein Komplize Alec (Colin Farrell) fährt mit Peter und dem Gemälde im Auto los. Unterwegs werden sie von der Bande überfallen. Michael macht sich einen Spaß daraus, die Polizei, die über ein unter Peters Kleidung verstecktes Mikrofon mithört, in die Irre zu führen. Schließlich setzen die Banditen Peter aus.

Noel Quigley lässt Michael Lynch nun rund um die Uhr observieren und sorgt dafür, dass die Bewacher auffallen, denn er will den Gangster zermürben. Michael Lynch gelingt es zwar, die Kopie in der Kirche unbemerkt gegen das Original zu vertauschen, aber einen Banküberfall kann er unter diesen Umständen nicht durchführen.

Weil der Bande das Geld ausgeht, sind einige Mitglieder wie Stevie (Peter Mullan) bereit, auf ein Angebot der IRA einzugehen, die angeblich 100 000 Pfund für das Gemälde zahlen will, weniger als ein Prozent des Wertes. Tatsächlich ist die IRA gar nicht an dem Kunstwerk interessiert, sondern will Michael Lynch in eine Falle locken und dafür sorgen, dass er endlich zu einer langen Haftstrafe verurteilt werden kann, damit die Presseberichte über seine raffinierten Coups nicht länger die Meldungen über die IRA in den Hintergrund drängen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Während Noel Quigley mit einem Großaufgebot der Dubliner Polizei die Bandenmitglieder Stevie, Shay und Alec verfolgen, die das Gemälde „Gefangennahme Christi“ gegen Michaels Willen der Terrororganisation bringen wollen, überfällt Jerome Higgins mit seinen Männern eine Bank.

Stevie und Alec kommen bei einer Schießerei mit der Polizei ums Leben, Shay wird festgenommen. Das Gemälde, das die Banditen bei sich hatten, liegt am Boden, von Schüssen zerfetzt.

Tony Brady (David Hayman), der treu zu Michael Lynch hält, hat vorab von dem geplanten Banküberfall erfahren. Sie mischen sich beide unter die Kunden der Bank, beobachten den Bankraub aus nächster Nähe und nehmen den Männern von der IRA dann noch in der Schalterhalle die Beute ab. Inzwischen umstellt die Polizei das Gebäude. Tony und Higgins Komplizen laufen zusammen mit den Geiseln aus dem Gebäude und entkommen. Nur Michael Lynch und Jerome Higgins bleiben zurück. Der clevere Bandit kündigt dem inzwischen vor der Bank eingetroffenen Noel Quigley an, er werde sich ergeben und herauskommen. Stattdessen zwingt er Higgins, mit einem Gewehr in der Hand hinauszugehen und provoziert im nächsten Augenblick die Polizei dazu, den bewaffneten Mann in der Türe zu erschießen.

Tony überbringt Christine und Lisa das in der Bank erbeutete Geld.

Noel Quigley fährt mit ihnen zur Leichenhalle, damit sie dort den Toten identifizieren, von dessen Gesicht die Schusswunden nichts übrig ließen. Obwohl die beiden Frauen am Penis der vor ihnen liegenden Leiche erkennen, dass es sich nicht um Michael handelt, bestätigen sie das Gegenteil. So kommt es, dass fast alle Trauergäste bei Jerome Higgins‘ Beerdigung glauben, Michael Lynch zu Grabe zu tragen.

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„Ein ganz gewöhnlicher Dieb“ ist Michael Lynch gerade nicht. Dem cleveren Bankräuber geht es nicht nur um die Beute, sondern vor allem darum, die Polizei zu blamieren und mit aberwitzigen Einfällen seine Überlegenheit zu demonstrieren. Die temporeiche und unterhaltsame Gaunerkomödie ist ganz auf diesen von Kevin Spacey gespielten Helden zugeschnitten. Die Handlung verläuft ein wenig wie die eines Comics und zerfällt in einzelne Episoden.

Thaddeus O’Sullivan wollte ursprünglich einen Film über den Dubliner Gangster Martin Cahill (1949 – 1994) drehen, aber John Boorman kam ihm mit „The General“ zuvor.

Der General (Kino) / Der Meisterdieb von Dublin (TV) – Originaltitel: The General – Regie: John Boorman – Drehbuch: John Boorman nach dem Roman „The General. Godfather of Crime“ von Paul Williams – Kamera: Seamus Deasy – Schnitt: Ron Davis – Musik: Richie Buckley – Darsteller: Brendan Gleeson, Adrian Dunbar, Sean McGinley, Maria Doyle Kennedy, Angeline Ball, Jon Voight, Eanna MacLiam, Tom Murphy, Paul Hickey, Tommy O’Neill, John O’Toole, Ciarán Fitzgerald, Ned Dennehy, Vinny Murphy u.a. – 1998; 120 Minuten

Daraufhin schrieb Gerard Stembridge das Drehbuch um.

Das Gemälde „Gefangennahme Christi“ schuf Caravaggio 1602. Es hängt in der National Gallery of Ireland in Dublin. Es galt jahrhundertelang als verschollen, bis es 1990 bei Restaurierungsarbeiten in der Jesuitenresidenz in Dublin entdeckt wurde.

Die Dreharbeiten für „Ein ganz gewöhnlicher Dieb“ fanden von September bis November 1998 in Dublin statt.

In der deutschsprachigen Fassung wird Michael Lynch von Reinhard Kuhnert synchronisiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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