Martin Suter : Die Zeit, die Zeit

Die Zeit, die Zeit
Die Zeit, die Zeit Originalausgabe: Diogenes Verlag, Zürich 2012 ISBN: 978-3-257-86219-5, 298 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Peter Talers Ehefrau wurde vor gut einem Jahr erschossen. Die Polizei konnte den Fall nicht klären, aber Taler will den Mörder finden, töten und sich dann selbst das Leben nehmen. Sein 82-jähriger Nachbar Albert Knupp ist bereits seit 20 Jahren verwitwet. Der Sonderling ist überzeugt, dass die Zeit eine Illusion ist und will am 11. Oktober 2012 alles auf seinem Grundstück und im Umkreis exakt so aussehen lassen, wie am 11. Oktober 1991, als Martha noch lebte ...
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Kritik

Die Grundidee spinnt Martin Suter in seinem Roman "Die Zeit, die Zeit" mit vielen netten Einfällen weiter. Das ist durchaus unterhaltsam. Aber der Plot ist doch zu abstrus, um den Leser fast 296 Seiten lang zu fesseln.
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Peter Taler ist 42 Jahre alt. Seit acht Jahren arbeitet er als Angestellter in der Finanzabteilung des Bauunternehmens Feldau & Co. Vor gut einem Jahr verlor er seine Ehefrau. Laura Wegmann Taler war Illustratorin. Am 17. Mai 2011 trank sie nach Büroschluss noch etwas mit ihrer Kollegin Barbara Vollger, und Taler machte sich wegen der Verspätung zu Hause Sorgen. Als es endlich Sturm klingelte, war er verärgert und nahm an, sie habe auch noch ihre Schlüssel vergessen. Deshalb ließ er sich Zeit. Aber dann holte ihn der Nachbar André Zeier, und sie riefen den Notarzt. Der konnte Laura nicht mehr retten: Jemand hatte sie vor der Haustüre erschossen. Taler wirft sich vor, nicht rasch genug auf das Klingeln reagiert zu haben.

Detektivwachtmeister Giovanni Marti, der die Ermittlungen in dem Mordfall leitet, hat noch immer keine heiße Spur. Peter Taler will den Mörder finden, töten und sich dann selbst das Leben nehmen. In der Wohnung hat er Lauras Sachen nicht angerührt und alles unverändert gelassen. Noch immer deckt er den Tisch jeden Abend für zwei Personen.

In der Hoffnung, einen Hinweis auf den Mörder zu entdecken, steht er immer wieder am Fenster und beobachtet die Gegend. Irgendwie hat er das Gefühl, etwas sei anders, aber es dauert einige Zeit, bis er durch den Vergleich mit alten Fotos dahinter kommt, dass es die Pflanzen im Garten gegenüber sind: Der schrullige 82-jährige Witwer Albert Knupp hat Bäume und Sträucher durch jüngere ersetzt. Außerdem fällt Taler auf, dass der pensionierte Lehrer selbst Kleingewächse offenbar genau nach einem Plan setzt, den er bei sich hat. Der alte Mann scheint verrückt zu sein. Giovanni Marti hat ihn längst überprüft und ihn als Täter ausgeschlossen. Knupp habe kein Motiv, meint er, und auch wenn er früher ein hervorragender Sportschütze war, sei er inzwischen viel zu tattrig, um einen gezielten Schuss abgeben zu können. Nun denkt Taler: Falls der Kerl tatsächlich verrückt ist, könnte er Laura auch ohne Motiv ermordet haben.

Eine junge Frau wird wie Laura vor der Haustüre erschossen. Zeugen wollen in der Nähe des Tatorts einen verdächtigen Mopedfahrer gesehen haben.

Ein Nachnahme-Päckchen für Laura trifft ein. Es enthält das 1976 veröffentlichte Buch „Der Irrtum Zeit“ von Walter W. Kerbeler, einem 1988 gestorbenen Autor, der von den etablierten Physikern nicht ernst genommen wurde. Absender ist ein Antiquariat. Taler geht hin. Die über 70 Jahre alte Besitzerin Louise Neuschmid versichert ihm, Laura Wegmann Taler habe ihr einen Suchauftrag für das vergriffene Buch erteilt, und zwar kurz vor Weihnachten. Zu diesem Zeitpunkt war Laura jedoch schon tot. Taler fragt, ob es nicht Weihnachten 2010 gewesen sein könnte. Da lag Louise Neuschmid im Krankenhaus. An Weihnachten 2009 besaß Laura aber die von der Antiquarin beschriebene Schiwago-Mütze noch nicht.

Taler erhält ein Kuvert mit Fotos. Darauf erkennt er sich selbst am Fenster. Die Aufnahmen wurden offenbar aus dem Dachbodenfenster gegenüber gemacht. Offenbar beobachten Knupp und er sich gegenseitig. Taler geht hinüber zu dem Sonderling.

Knupp lädt ihn auf Rösti und Bier ein. Seine Ehefrau Martha Knupp-Widler starb vor 20 Jahren, im Sommer 1992, nach einem Kenia-Urlaub an Malaria. Dabei wäre sie lieber nach Nepal geflogen, aber Albert hatte sich durchgesetzt. Jetzt fühlt er sich schuldig an ihrem Tod. Er hofft, dass er seinen Fehler wiedergutmachen kann, denn er gehört zu den Kerbelianern, den Anhängern von Walter W. Kerbeler, die davon überzeugt sind, dass Zeit nur eine Illusion ist. Er erklärt seinem Besucher:

„Die Zeit vergeht nicht, alles andere vergeht. Die Natur. Die Materie. Die Menschheit. Aber die Zeit nicht. Die Zeit gibt es nicht.“

„Die Veränderung schafft die Illusion von Zeit.“

„Wenn es Ihnen gelingt, die Momentaufnahme eines beliebigen Tages exakt zu rekonstruieren, dann haben Sie die Zeit für diesen Moment aufgehoben und befinden sich in diesem.“

Als Beweis für ihre Theorie gilt den Kerbelianern das Buttonpond-Experiment. James Lee Buttonpond arbeitete in einem Sägewerk in Doland/Ohio und trennte sich bei einem Unfall mit der Kreissäge am 27. November 1967 den rechten Arm oberhalb des Ellbogens ab. Walter W. Kerbeler und Dr. Jack Melstone nahmen ein Foto vom 18. Juni 1966 und stellten am 18. Juni 1970 alles exakt so wieder her, wie es damals gewesen war. James Lee Buttonpond ist denn auch auf einer Aufnahme vom 18. Juni 1970 mit beiden Armen zu sehen.

Seit zwei Jahren arbeitet Knupp daran, am 11. Oktober 2012 wieder alles auf seinem Grundstück und bis in 20 Meter Entfernung davon so aussehen zu lassen, wie am 11. Oktober 1991. Für dieses Datum entschied er sich, weil er von diesem Tag besonders viele Fotos besitzt. Sein eigenes Gesicht hat er bereits liften lassen, und er unterzieht sich regelmäßig einer Behandlung mit Botox, um 20 Jahre jünger auszusehen. Weil er aufgrund seines Tremors die erforderlichen Vermessungsarbeiten nicht allein durchführen kann, soll Taler ihm dabei helfen, auch wenn dieser nicht daran glaubt, dass er durch das Experiment Laura zurückgewinnen kann. Als Gegenleistung bietet Knupp ihm eine Serie von Fotos an, die er von einem Mopedfahrer am Hauseingang gegenüber machte.

Da auch im aktuellen Mordfall ein Mopedfahrer gesehen wurde, geht Taler der Spur weiter nach und stellt beim Vergleich des Schattenwurfs auf verschiedenen Aufnahmen fest, dass zumindest in einem Fall zwischen der Ankunft des Mopedfahrers und seiner Abfahrt ein oder zwei Stunden vergingen. War er bei Laura? Hatte sie einen Geliebten? Auf der Suche nach Hinweisen blättert Taler in Lauras Kalender. Darin findet er verschiedene Symbole. Ein stilisiertes Feuerwerk könnte für Sex stehen. Ab April 2011 taucht immer wieder die Initiale K auf, letztmals am 10. Mai, und da ist ein besonders großes Feuerwerk neben dem K. An diesem Tag, das entnimmt Taler seinem eigenen Kalender, hatte er geschäftlich in Bern zu tun. Er fragt Barbara Vollger, aber sie weiß nichts von einem Liebhaber ihrer Kollegin und Freundin Laura.

Taler bringt Detektivwachtmeister Giovanni Marti Abzüge der Fotos von dem verdächtigen Mopedfahrer.

Bald darauf wird ein Selbstmörder tot aufgefunden, der ein Schriftstück hinterlassen hat, in dem er gesteht, seine Ex-Freundin erschossen zu haben. Der neue Mordfall ist damit aufgeklärt. Es handelte sich um eine Beziehungstat.

Frau Gelphart, die zweimal in der Woche Talers Wohnung reinigt, erkennt den Mopedfahrer auf den Fotos, die Taler ihr zeigt. Der wohne ein paar Häuser weiter, sagt sie. Ihr Ehemann habe ihn einige Male hier im Haus gesehen. Es dauert nicht lang, bis Taler den Mopedfahrer gefunden hat. Er heißt Kurt Strebel, ist etwa 20 Jahre alt und wohnt mit einem Paar zusammen in einer WG. Taler belauert das Fenster der WG nun jeden Abend. Sobald der Mörder allein ist, will er ihn töten.

Parallel dazu gehen die Arbeiten an der Wiederherstellung des 11. Oktober 1991 weiter. Mit einem von Knupp besorgten Theodoliten kartografieren die beiden Männer das Gelände. Die Großgärtnerei Wertinger sucht anhand von Fotografien auch bei Konkurrenzbetrieben nach den gewünschten Bäumen und Zierpflanzen. Eine Unzahl von Telefonanrufen ist erforderlich, bis Knupp drei frühere Mieter von gegenüber am Apparat hat, deren Autos damals auf der Straße parkten. Er fragt sie nach der Farbe, denn seine Fotos sind schwarz-weiß. Enzo, der Lover der jungen Angestellten Betty Zehnder, mit der Taler sich seit kurzem das Büro teilt, betreibt einen Autohandel (Carenzo) und ist zuversichtlich, für das angebliche Filmprojekt die entsprechenden Autos besorgen zu können. Sie dann in den entsprechenden Farben zu lackieren, sei überhaupt kein Problem.

Taler löst sein Konto auf und nimmt 31 100 SF von der Bank mit. Wegen seines bevorstehenden Selbstmordes benötigt er das Geld nicht länger. 19 000 SF gibt er Enzo als Anzahlung, die restlichen 12 000 SF steckt er in ein an Knupp adressiertes Kuvert mit einem Abschiedsbrief. Durch ein belauschtes Gespräch glaubt er zu wissen, dass der Mörder an diesem Abend allein zu Hause sein wird, weil die anderen etwas vorhaben. Er dringt in die Wohnung ein und setzt dem Mann seine Armeepistole an die Schläfe. Kurt Strebel beteuert, nichts mit einer Frau namens Laura gehabt zu haben. Plötzlich erhält Taler einen kräftigen Schlag mit einem schweren Schraubenschlüssel auf den Arm, und er lässt die Waffe fallen. Kurts Mitbewohner steht hinter ihm. Er lag nebenan im Bett, weil er krank ist. Talers Arm ist gebrochen. Es stellt sich heraus, dass Kurt Strebel sehr wohl ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau in dem Mietshaus hatte, in dem auch Taler wohnt, aber nicht mit Laura, sondern mit Noëmi Keller-Schenk. Offenbar bekam Laura die Lustschreie ihrer Nachbarin mit und notierte die Ereignisse im Kalender.

Knupp ist froh, als Taler wieder bei ihm auftaucht, auch wenn der mit dem eingegipsten Arm nicht mehr so viel machen kann.

Als das Geld ausgeht, legt Taler in der Firmenbuchhaltung drei neue Lieferantenkonten an und teilt Wertinger mit, er solle die Rechnungen ab jetzt mit der Referenz „Waldberg“ an die Firma Feldau & Co schicken. Bei „Waldberg“ handelt es sich um ein großes Bauprojekt.

Giovanni Marti ruft an, um Taler mitzuteilen, dass die Polizei den Mopedfahrer auf den Fotos geschnappt habe. Allerdings könne er nicht Lauras Mörder gewesen sein, denn er habe ein Alibi. Kurz darauf hört Taler einen heftigen Streit in der Wohnung von Paul und Noëmi Keller-Schenk.

Taler beauftragt das in der Filmindustrie tätige Unternehmen Set Factory mit den restlichen Arbeiten, die erforderlich sind, um das Experiment durchzuführen. Dem Inhaber Ronnie Betrio erklärt er, ein befreundeter Greis wolle vor seinem Tod noch einmal einen bestimmten Tag erleben. Deshalb müsse alles so aussehen wie damals.

Den Nachbarn versucht er einzureden, es handele sich um ein Filmprojekt.

Knupp ist zuversichtlich, dass die Nachbarin Sophie Schalbert der Auswechslung ihrer großen Birke gegen einen jüngeren Baum zustimmt, denn er hatte ein Verhältnis mit ihr, von dem ihr gelähmter Ehemann nichts ahnt. Am schwierigsten wird es sein, die komplett veränderte Fassade des Hauses der Familie Hadlauber zurückzubauen. Knupp weiß jedoch, dass die Hadlaubers Ende September nach Kanada in den Urlaub fliegen werden und will die Arbeiten in Angriff nehmen, sobald sie fort sind.

Häuser werden eingerüstet, in den Farben von damals neu gestrichen und dann wieder auf alt getrimmt.

Als Enzo und Betty vorbeikommen, laden Arbeiter gerade Pflanzen von einem Lastwagen mit der Aufschrift „Wertinger“ ab. Am nächsten Tag im Büro meint Betty, der Gärtner sei offenbar groß im Geschäft, nicht nur am Waldberg, sondern auch bei der Vorbereitung des Filmsets.

Weil Taler erwartet, dass es in den letzten drei Wochen vor dem 11. Oktober noch besonders viel zu tun geben wird, hat er Urlaub eingetragen. Mitte September fragt Betty ihn, ob er seinen Urlaub verschieben könne, denn sie will Ende des Monats mit Enzo für eine Woche nach Zypern. Taler lehnt das ab, aber am nächsten Tag spricht sie ihn darauf an, dass die Großgärtnerei Wertinger und zwei andere Unternehmen nicht auf der Lieferantenliste stehen und sie von ihnen weder einen Lieferantenrahmenvertrag noch eine Lieferantenbewertung finden kann. In ihrem Ausgangskorb entdeckt Taler in einen an den gemeinsamen Vorgesetzten Gerber adressierten Hauspostumschlag und darin Kopien der letzten drei gefälschten Rechnungen mit der Notiz „Finde ich nicht auf der Lieferantenliste“. Daraufhin verschiebt Taler seinen Urlaub.

An Bettys ersten Ferientag meldet er sich krank.

Wie befürchtet, müssen alle an Knupps Projekt Beteiligten Überstunden bei Flutlicht machen, damit bis zum 11. Oktober alles fertig wird.

Von Carenzo trifft eine Rechnung ein, auf der zusätzlich zu den vereinbarten Posten ein Betrag von 9999 SF für „Mehraufwand pauschal“ gefordert wird. Wertinger ruft an und fragt, ob alles in Ordnung sei, denn ein Herr Gerber habe ihn gebeten, schnellstmöglich bei Feldau & Co vorbeizukommen, um über Rechnungen zu reden. Er werde allerdings erst nach am 11. Oktober Zeit dafür haben. Das beruhigt Taler.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Als Taler im Keller einen Schraubstock so auf die Werkbank setzen will, wie er es auf einem Foto vom 11. Oktober 1991 sieht, stellt er fest, dass ein Zwischenteil fehlt. Knupp wirkt kurz verunsichert, als Taler danach fragt, beauftragt dann aber Set Factory, Ersatz zu beschaffen. Ronnie Betrio findet den fehlenden Drehteller bei den Sachen Knupps, die er in ein Lagerhaus gebracht hat, weil sie nicht ins Bild gehören. Der Drehteller des Schraubstocks war seltsamerweise auf ein Blumengestell für Hängepflanzen geschraubt. Betrio wundert sich auch darüber, dass ein Kleinkalibergewehr mit Zielfernrohr und Mündungsfeuerdämpfer, das sich ebenfalls bei den zwischengelagerten Sachen befindet, so aussieht, als habe man es in einen Schraubstock gespannt.

In der Nacht auf den 11. Oktober 2012 geht Taler zu Knupp hinüber und stellt ihn zur Rede. Der Greis gibt zu, dass er seine Freundin Louise Neuschmid bat, sein eigenes Exemplar des Buches „Der Irrtum Zeit“ von Walter W. Kerbeler an Laura Wegmann Taler zu schicken. Dann drängt er Taler, das Haus zu verlassen, denn es ist gleich Mitternacht, und am 11. Oktober 1991 war kein Besucher da. Seine Anwesenheit gefährde das Gelingen des Experiments, meint er. Aber Taler insistiert, bis Knupp gesteht, Laura erschossen zu haben. Wegen seiner zittrigen Hände spannte er das Gewehr in den Schraubstock und befestigte den Drehteller auf dem Blumengestell. Er habe es getan, sagt er, weil er Hilfe für sein Vorhaben benötigte und sie am ehesten von einem Mann erwarten konnte, der ebenfalls um seine Frau trauerte. Er sei ja davon ausgegangen, dass das Opfer nach dem 11. Oktober 2012 wieder leben würde.

Taler tötet Knupp aus nächster Nähe mit einem Kopfschuss. Dann geht er nach Hause, trinkt ein paar Flaschen Bier, danach Wein und sinkt um 4 Uhr früh um.

Frau Gelphart weckt ihn gegen 9.30 Uhr. Schwer verkatert blickt er aus dem Fenster. Wo eben noch Knupps Haus stand, glitzert das Wasser des Pools der Familie Hadlauber. Was mit dem Nachbarhaus geschehen sei, fragt Taler, und Frau Gelphart antwortet verwundert, das habe man doch vor 20 Jahren abgerissen. Die Bewohner, ein älteres Ehepaar, wollten damals in Nepal Urlaub machen. Aber das Flugzeug stürzte beim Anflug auf Katmandu ab, und alle 113 Passagiere kamen dabei ums Leben.

In diesem Augenblick kommt Laura ins Zimmer und wendet sich an ihren Mann:

„Sag mal, hast du irgendwo meinen scheiß Kalender gesehen?“

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„Die Zeit, die Zeit“ lautet der Titel des neuen Romans von Martin Suter. Er stammt aus einem Sinnspruch, den er als Kind in sein Poesiealbum geschrieben hatte:

Die Zeit, die Zeit,
ihre Reise ist weit,
sie läuft und läuft,
in die Ewigkeit.

Die Handlung des Romans, der Züge eines Thrillers aufweist, ohne einer zu sein, dreht sich um zwei Witwer. Der Jüngere sucht nach dem Mörder seiner Frau, der andere ist überzeugt, dass Zeit nichts weiter als eine Illusion ist und tut alles, um einen Tag wiederherzustellen, an dem seine Frau noch lebte. Wie Orpheus Eurydike will er sie aus dem Totenreich zurückholen.

Die Grundidee spinnt Martin Suter in „Die Zeit, die Zeit“ mit vielen netten Einfällen weiter. Das ist durchaus unterhaltsam. Aber der Plot ist doch zu abstrus, um den Leser fast 296 Seiten lang zu fesseln. Enttäuschend ist dann auch die recht banale und nicht besonders originelle Auflösung.

Walter W. Kerbeler, der das Buch „Der Irrtum Zeit“ schrieb, ist übrigens ebenso fiktiv wie das Buttonpond-Experiment.

„Die Zeit, die Zeit“ ist Toni gewidmet, Martin Suters Adoptivsohn aus Guatemala, der 2009 im Alter von drei Jahren am Essen erstickte.

Den Roman „Die Zeit, die Zeit“ von Martin Suter gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Gert Heidenreich (Regie: Johannes Steck, Diogenes Verlag, Zürich 2012, 7 CDs, 468 Minuten, ISBN 978-3-257-80330-3).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Diogenes Verlag

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