Minette Walters : Fuchsjagd

Fuchsjagd
Originalausgabe: Fox Evil Macmillan, London 2002 Fuchsjagd Übersetzung: Mechthild Sandberg-Ciletti Wilhelm Goldmann Verlag, München 2003 ISBN 3-442-31012-1, 477 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der alte Colonel James Lockyer-Fox lebt mit seiner Ehefrau Ailsa zurückgezogen in Shenstead Manor, dem Herrenhaus seiner Familie. Eines Morgens findet er Ailsa tot auf der Terrasse. Die Polizei legt den Fall bald zu den Akten, aber zwei Dorfbewohnerinnen halten den Colonel für den Mörder seiner Frau und behaupten, er habe seine Tochter geschwängert. Der Colonel, der seinen Sohn für den Schuldigen hält, schweigt beharrlich ...
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Kritik

Minette Walters versteht es meisterhaft, eine komplexe und facettenreiche, sich vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Lebens abspielende Handlung spannend zu erzählen. "Fuchsjagd" ist in jeder Beziehung ein vorbildlicher Kriminalroman.
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Shenstead ist ein kleines Dorf an der Küste von Dorset. Die ehemalige Fischer- und Bauernsiedlung, die bis zum Ersten Weltkrieg vom Hummerfang lebte, besteht inzwischen nur noch aus fünfzehn Häusern, vier ständig bewohnten und elf Ferienwohnungen. Auf dem Anwesen Paddock View leben die Woodgates, die Verwalter des Unternehmens, dem die meisten der Ferienhäuser gehören. Vor vier Jahren verkauften Julian und Eleanor Bartlett ihr Haus in London und zogen in das Shenstead House, ein repräsentatives viktorianisches Gebäude. Julian hatte im mittleren Management eines Unternehmens in London gearbeitet, bis er mit fünfundfünfzig Jahren vorzeitig in den Ruhestand ging und mit seiner Frau aufs Land zog. Eleanors Busenfreundin ist Prue Weldon, die sich vor drei Jahren mit ihrem Ehemann Dick auf der Shenstead Farm einrichtete. Fast das gesamte Land gehört seit Generationen der Familie Lockyer-Fox, die im Herrenhaus, in Shenstead Manor, residiert. Der über achtzig Jahre alte Colonel James Lockyer-Fox lebt dort mit seiner Ehefrau Ailsa Flora. Ihre beiden erwachsenen Kinder – Leo und Elizabeth („Lizzie“) – sind längst ausgezogen. In Manor Lodge, dem Gesindehaus, wohnen Bob und Vera Dawson mietfrei. Bob ist Gärtner in Shenstead Manor, und seine Frau putzt dort seit vierzig Jahren. Aber die beiden alten Leute – Vera ist obendrein altersdebil – tun kaum noch etwas.

Nach einer sehr kalten Nacht findet Colonel James Lockyer-Fox am Morgen des 6. März 2001 seine achtundsiebzigjährige, nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidete Ehefrau tot auf der Terrasse. Weil neben ihr auf dem Boden Blutflecke zu sehen sind, ermittelt die Polizei, aber es handelt sich um Tierblut. Ailsa Lockyer-Fox scheint erfroren zu sein. Ungeachtet des Untersuchungsergebnisses kommt das Gerücht auf, der Colonel habe seine Frau in der Nacht ausgesperrt und bewusst der tödlichen Kälte ausgesetzt, denn Prue Weldon will in der Nacht, bevor Ailsas Leiche gefunden wurde, einen heftigen Streit zwischen ihr und dem Colonel gehört haben, als sie ihre Hunde noch einmal ins Freie ließ.

Der Colonel verlässt das Haus kaum noch, und wenn, dann sitzt er nachts mit einem Gewehr auf der Terrasse. Hin und wieder wirft ihm jemand aus dem Dunkel des Waldes einen Fuchs hin, der zwar noch lebt, dem jedoch die Rute abgeschnitten und die Schnauze mit einem Hammer zertrümmert wurde. Einmal ist es statt eines Fuchses Ailsas altersschwacher Hund. Vergeblich versucht der Colonel, den Tierquäler zu erwischen.

Ende 1999 begann der Londoner Rechtsanwalt Mark Ankerton, für James und Ailsa Lockyer-Fox tätig zu werden. Er löste einen mit Leo Lockyer-Fox befreundeten Kollegen ab. Mit seiner Hilfe änderte Ailsa ihr Testament und setzte statt der beiden Kinder ihren Ehemann als Alleinerben ein.

Leo lebt in einer seinem Vater gehörenden Wohnung in Knightsbridge und gilt als spielsüchtig. Nach der Unterschlagung von Geldern bei der Bank, für die er arbeitete, entging er gerade noch einer Haftstrafe, weil der Colonel der Bank das fehlende Geld erstattete und die Anzeige daraufhin zurückgezogen wurde. Zuvor war Ailsa bereits zweimal für seine Schulden aufgekommen.

Elizabeth lebt als alkoholkranke Nymphomanin in London. Mit fünfzehn war sie ein lebenshungriges Mädchen und hatte eine Affäre mit einem der irischen Wanderarbeiter, die einen Sommer lang auf einem der Felder kampierten und für Peter Squires Zäune reparierten. Lizzie hielt den Mann für ihre große Liebe, und als er ihr die Ehe versprach, wenn sie für ausreichend Startkapital sorgen würde, stahl sie zu Hause wertvolle Silbersachen. Der Colonel verdächtigte zunächst Vera als Diebin – das hat sie ihm bis heute nicht vergessen –, aber dann nahm Leo den Diebstahl auf sich, um seine Schwester zu schützen. Eineinhalb Jahre später – der Wanderarbeiter war längst weitergezogen – wurde Lizzie schwanger. Da die Schwangerschaft bereits zu weit fortgeschritten war, als Ailsa davon erfuhr, kam eine Abtreibung nicht mehr in Betracht. Ailsa kehrte vorzeitig aus Afrika zurück, wo ihr Mann damals für zwei Jahre stationiert war, streute das Gerücht, ihre Tochter sei am Pfeiffer’schen Drüsenfieber erkrankt, arrangierte eine Adoption des 1973 geborenen Kindes und schickte Lizzie nach der Niederkunft in ein Internat in London. James kam erst zwei oder drei Monate später nach Hause und tobte, denn er hätte seine Enkeltochter ungeachtet der gesellschaftlichen Folgen nicht fortgegeben.

Im August 2001 beauftragt der Colonel den Anwalt Mark Ankerton, seine Enkelin ausfindig zu machen, denn er möchte sie statt seiner missratenen Kinder als Erbin einsetzen. Mark gelingt es, herauszubekommen, wo sie lebt, und er fährt hin. Die Achtundzwanzigjährige heißt Nancy Smith, hat in Oxford studiert und ist zur Zeit als Captain bei den Royal Engineers im Kosovo stationiert. Zufällig hat sie gerade zwei Wochen Urlaub, den sie bei ihren Adoptiveltern in Herefordshire verbringt. Nancy zeigt kein Interesse, weder an ihrem Großvater noch an einer möglichen Erbschaft. Ihre Familie seien die Smiths, erklärt sie ihrem Besucher. Ihrem Urgroßvater gehörte Lower Croft, seinem Bruder die Coomb Farm; der Großvater erbte beides und machte einen Besitz daraus, den Nancys Adoptivvater seit dreißig Jahren bewirtschaftet. Außerdem hat ihre Adoptivmutter eine Pflanzschule mit dreißig Angestellten aufgebaut. Als einzige Tochter werde sie dieses Erbe einmal übernehmen und an ihre Kinder weitergeben.

Nach einer längeren Unterbrechung wegen der Maul- und Klauenseuche wird am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2001 die Fuchsjagd wieder aufgenommen, aber einige engagierte Gegner unternehmen alles, um das sadistische Vergnügen der Jäger zu stören und die Füchse vor den Hundemeuten zu retten.

Zur gleichen Zeit treffen etwa zehn so genannte Landfahrer und deren Kinder mit ihren Campingbussen in Shenstead ein. Auf einem herrenlosen Waldstück in unmittelbarer Nähe von Shenstead Manor schlagen sie ihr Lager auf. Sie träumen davon, nach altem britischen Recht eine terra nullius in Besitz zu nehmen. Ihr Anführer nennt sich Fox Evil. Seine drogenabhängige Frau und deren sechsjähriger Sohn Welpie sind kürzlich verschwunden, und weil er sich um den zehnjährigen, völlig verängstigten Wolfie, der ihn für seinen Vater hält, nicht kümmert, nimmt sich Bella Preston des Jungen an. Bella ist sechsunddreißig. Ihr heroinabhängiger Ehemann starb und ließ sie mit ihren drei Töchtern Tanny, Gabby und Molly allein zurück. Jetzt hofft sie darauf, hier ein neues Zuhause „ersitzen“ zu können.

Für James Lockyer-Fox ist es das erste Weihnachtsfest seit fünfzig Jahren ohne seine Frau. Obwohl Mark Ankerton Weihnachten stets mit seiner irischstämmigen Familie feierte – mit seinen Eltern und seinen sieben Schwestern – zwingt er dem Colonel seinen mehrtägigen Weihnachtsbesuch regelrecht auf, denn er macht sich Sorgen um den Greis. Shenstead Manor ist ungepflegt, der Kühlschrank nahezu leer; in der Gefriertruhe haben sich dicke Eisschichten gebildet, und James sieht abgemagert und erschöpft aus.

Nachts merkt Mark, dass der alte Mann stundenlang im Dunkeln auf der Terrasse sitzt, während in der Bibliothek mehrmals das Telefon klingelt und der Anrufbeantworter anspringt. Es handelt sich immer um dieselben vier Anrufer bzw. Anruferinnen. Zwei klingen wie Darth Vader, verfremden also ihre Stimmen elektronisch. Bei den anderen beiden kann Mark ermitteln, dass sie sich von den Anschlüssen der Weldons und der Bartletts aus einwählen. Während bei den Anrufen von den Weldons nur ein Atmen zu hören ist, beschimpfen Eleanor Bartlett und die „Darth Vaders“ den Colonel als Mörder seiner Frau und Vergewaltiger seiner Tochter. James, der aufgrund der intimen Einzelheiten, die dabei erwähnt werden, annimmt, dass Leo und Elizabeth dahinter stecken, um ihm das Erbe doch noch abzutrotzen, glaubte zunächst, den Telefonterror aussitzen zu können. James schweigt, obwohl er Lizzie niemals anfasste und Ailsa nicht ermordete. Er hält seinen Sohn für den Mörder – bis Mark seinen Stolz überwindet und ihm verrät, dass Leo es nicht gewesen sein kann, weil dieser in der Nacht, als seine Mutter in Shenstead starb, mit Marks damaliger Verlobter Rebecca („Becky“) in London im Bett war. Durch das Alibi, das Becky Leo gab, stellte sich heraus, dass die beiden damals bereits seit drei Monaten eine Affäre hatten. Inzwischen hat Leo sich längst wieder von Becky getrennt, denn der Achtundvierzigjährige wollte sich nur dafür rächen, dass Mark seinen Freund als Familienanwalt abgelöst hatte und war nur an Beckys Ersparnissen interessiert.

Captain Nancy Smith wird für vier Wochen als Ausbilderin nach Bovington abkommandiert. Von dort ist es nicht weit nach Shenstead. Unerwartet taucht sie in Shenstead Manor auf. Der Colonel freut sich über die attraktive, intelligente und selbstbewusste Offizierin, die seine Enkelin ist, doch als sie ein paar Stunden später nach Bovington fährt, versinkt er wieder in seiner Lethargie.

Mark überredet ihn, sich der Auseinandersetzung nicht länger zu entziehen. Gemeinsam suchen sie Prue Weldon auf und stellen sie zur Rede. Sie war von ihrer Freundin Eleanor Bartlett angestiftet worden und ist völlig überrascht, als sie nun erfährt, dass sich nur vier Personen an dem Telefonterror gegen den Colonel beteiligten. Eleanor hatte ihr versichert, alle weiblichen Mitglieder des Golfklubs würden mitmachen. Man dürfe dem Mörder keine Ruhe lassen, das sei man der armen Ailsa schuldig. Die Besucher drohen Prue mit einer Anzeige, bevor sie sich verabschieden.

Etwa zur gleichen Zeit erfährt Eleanor, dass ihr Mann Julian eine Geliebte hat. Belege dafür findet sie in seinen Sachen und Computerdateien. In der Aufregung wählt sie die gefundene Handynummer – sie gehört Paul Squires‘ Tochter Gemma –, ohne zu bedenken, dass die Angerufene die Nummer des Festnetzanschlusses ihres Geliebten kennt. Auf diese Weise wird Julian gewarnt und rechnet mit einer heftigen Szene, als er nach Hause kommt. Doch aus Angst vor einer Scheidung tut Eleanor so, als ob sie nichts gemerkt habe. Vor zwanzig Jahren war Eleanor von ihrem ersten Mann wegen einer anderen Frau verlassen worden. Das möchte sie nicht noch einmal durchmachen. Damals heiratete sie ihren ebenfalls geschiedenen Chef, aber jetzt, mit sechzig, würde sie im Fall einer Trennung allein bleiben.

Im Dunkeln bemerkt Prue kurz das Gesicht eines Mannes vor dem Fenster. Noch immer durch das Gespräch mit dem Colonel und dessen Anwalt verstört, gerät sie vollends in Panik, alarmiert die Polizei und gesteht dabei zugleich, zusammen mit Eleanor Bartlett den Colonel terrorisiert zu haben.

Sergeant Monroe befragt Eleanor Bartlett im Beisein ihres Ehemanns nach den Telefonanrufen. Eleanor behauptet, Leo Lockyer-Fox habe ihr im Oktober geschrieben und sie zu einem Gespräch mit ihm und seiner Schwester nach London gebeten. Elizabeth erzählte ihr Einzelheiten über die Familie Lockyer-Fox, beschuldigte ihren Vater des Mordes sowie des Inzests und überredete sie dazu, ihn zur Vergeltung durch Telefonanrufe auch während der Nacht zu schikanieren. Für Eleanor war es eine Gelegenheit, sich für den Hochmut des Ehepaars Lockyer-Fox zu rächen, das sie und Julian niemals eingeladen hatte. Und sie hoffte, sich auf diese Weise mit dem zukünftigen Erben von Shenstead Manor gut stellen zu können. Sergeant Monroe versteht nicht, wie sich eine Gegnerin der Fuchsjagd an einer ebenso grausamen Hetzjagd gegen einen alten Mann beteiligen konnte. (Als Mark über Eleanors Aussage unterrichtet wird und mit Leo telefoniert, erfährt er, dass Elizabeth im Oktober bereits wegen einer Leberzirrhose auf der Intensivstation eines Hospitals lag. Leo traf sich ebenfalls nicht mit Eleanor Bartlett.)

Während Sergeant Monroe bei den Bartletts ist, sehen seine Kollegen Martin Barker und Sean Wyatt sich in dem Lager der Landfahrer um. Einer der Campingbusse ist verschlossen. Der Besitzer ist offenbar nicht da. Es handelt sich um Fox Evil. Wolfie läuft plötzlich fort, denn obwohl Fox Evil ihn immer wieder schlägt und ihm mit einem Rasiermesser Schnitte zufügt, fürchtet er sich vor der Polizei noch mehr. Er sucht Fox im Dunkeln an dem Baum, von dem aus dieser fast jede Nacht auf Shenstead Manor starrt. Aber er ist nicht dort. Wolfie entdeckt ihn bei der Terrasse, wo Fox sich hinter einem Busch versteckt und eine Person belauert, die mit einer Taschenlampe herumleuchtet.

Nancy kehrte besorgt aus Bovington zurück, fand jedoch Shenstead Manor verlassen vor. Als sie um das Gebäude herum zur Terrasse geht, fühlt sie sich beobachtet und bleibt stehen.

Ein Wagen fährt vor. Nancy weiß nicht, dass es Sergeant Monroe ist und zeigt sich deshalb nicht. Gleich darauf treffen noch zwei Autos ein: Barker, Mark und James.

Wolfie beobachtet Fox. Als er sieht, wie dieser etwas aus der Tasche zieht – vermutlich das Rasiermesser –, springt er vor und schreit: „Nei-ei-ein!“ Nancy hört, wie jemand in ihrer Nähe flucht und im Dunkeln auf das Kind zuläuft. Sie schneidet dem Unbekannten den Weg ab und greift ihn an. Fox lässt das Rasiermesser fallen und zielt mit einem Hammer gegen Nancys Kinn. Sie reißt ihren Arm schützend hoch, und der Schlag bricht ihr den Unterarmknochen. Als sie sich am Boden zusammenkauert, tritt Fox auf sie ein, bis sich eines der Autos weiter nähert und er vom Scheinwerferlicht erfasst wird. Da flieht er in den Wald.

Ivo, einer der Landfahrer, drängt zum Aufbruch. Bella durchschaut ihn: Er war es, der den Polizeieinsatz auslöste, weil ihn die Frau am Fenster sah, als er auf der Suche nach Sachen war, die es zu stehlen lohnte. Jetzt fürchtet er sich deshalb vor Fox. Weil sich das erste Auto im Schlamm quer stellt und festfährt, scheitert die Flucht. Die Landfahrer werden von der Polizei in die Küche des Herrenhauses gebracht.

Trotz ihrer Verletzungen will Nancy noch nicht gleich ins Krankenhaus und sich erst einmal um den verstörten Jungen kümmern, der ihr das Leben rettete. Sie zieht sich mit ihm in ein Gästezimmer von Shenstead Manor zurück und versucht, ihn zu beruhigen. Vera taucht dort auf, redet wirr auf sie ein und will Wolfie mitnehmen. Sie schimpft über Lizzie, die Hure, die ihren Sohn ruiniert habe, beklagt sich über die schlechte Behandlung und schwärmt von ihrem Sohn: „Er ist ein braver Junge. Komm, Ma, leg die Füße hoch, sagt er immer.“ Ihr Sohn sei der Vater von Lizzies Kind, behauptet sie. Ailsa habe ihn für sein Schweigen bezahlt, damit der Colonel nichts davon erfuhr. Doch als er vor einigen Monaten eines Nachts wieder auftauchte, wollte sie ihm kein Geld mehr geben und bezeichnete ihn als Raubtier. Da befahl er Vera, alle Türen abzuschließen und ihm Ailsa zu überlassen. Dann zeigte er der Tierliebhaberin auf der Terrasse am Beispiel eines in einer Falle gefangenen Fuchses, was er mit Raubtieren zu machen pflegte. Nancy, die sich dagegen sträubt, das Gefasel der unter Altersdemenz leidenden Frau ernst zu nehmen – denn dann wäre der Gewaltverbrecher ihr leiblicher Vater –, gelingt es, mit Wolfie das Zimmer zu verlassen. Aber auf dem Korridor lauert Fox. Sie springt mit dem Kind zurück. In diesem Augenblick kommen Mark und Bella nach oben und sehen gerade noch, wie Fox in der Tür verschwindet. Während Bella erst noch um Hilfe schreit, rennt Mark in das Zimmer und überwältigt Fox.

Bei Fox werden ein Gewehr mit abgesägtem Lauf und ein Handy mit einem elektronischen Zusatzgerät zur Stimmenverzerrung gefunden. In Geheimfächern seines Campingbusses entdeckt die Polizei nicht nur Diebesgut und ein ganzes Waffenarsenal, sondern auch blutige Kleidungsstücke, bei denen es sich vermutlich um Trophäen eines Massenmörders handelt.

Zwischen dem Gesinde- und dem Herrenhaus stößt die Polizei auf Bob Dawons Leiche. Fox hat den alten Mann mit einem Hammer erschlagen.

Der Colonel kennt den Festgenommenen. Er nannte sich Liam Sullivan, als er im Sommer 1998 mit einer Frau das zweite Gesindehaus besetzte. Weil Ailsa Mitleid mit der Frau und ihren beiden Kleinkindern hatte, warf James die vermeintliche Familie nicht hinaus. Drei Monate lebten die Hausbesetzer da. Dann nutzte Sullivan seine verblüffende Ähnlichkeit mit Leo Lockyer-Fox, um auf dessen Namen Unmengen einzukaufen und verschwand mit der Frau und den Kindern. James musste das Gesindehaus verkaufen, um die Rechnungen bezahlen zu können.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Reporter stürmen Shenstead und bedrängen die Bewohner. Verärgert ruft Julian Bartlett die Polizei an und verlangt, dass etwas dagegen unternommen wird. Aber Sergeant Monroe lässt ihn bewusst noch eine Weile zappeln, denn aufgrund von Indizien glaubt er inzwischen, dass Bartlett seine einfältige Frau hereingelegt hat. Der Telefonterror, der so aussehen sollte, als steckten Leo und Elizabeth dahinter, war ein Ablenkungsmanöver. In Wirklichkeit ging es Bartlett und Fox Evil darum, Shenstead Manor an Weihnachten auszurauben. Der Verdacht sollte auf die ahnungslosen Landfahrer fallen. Weder Eleanor noch Prue ahnten etwas von diesen Plänen. Vor den Augen seiner erstaunten Frau wird Bartlett festgenommen. Bei einer Hausdurchsuchung findet die Polizei ein weiteres Gerät zur Stimmenverzerrung. Anhand von Fotos, die er Eleanor vorlegt, ermittelt Sergeant Monroe, dass sie sich am 23. Oktober 2001 in London nicht mit Leo und Elizabeth Lockyer-Fox traf, sondern mit dem Komplizen ihres Mannes und dessen damaliger, inzwischen vermutlich zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn ermordeten Begleiterin. Rechtsanwalt Gareth Hockley weist Julian auf die erdrückende Beweislast hin und rät ihm, die Taten nicht länger zu leugnen.

Fox Evil heißt in Wirklichkeit weder so noch Liam Sullivan, sondern Brian Wells. Der Vierundvierzigjährige stammt aus einem Slum im Südosten Londons und war das einzige Kind einer drogenabhängigen, allein erziehenden Mutter, die sich Landfahrern anschloss. Zwischen seinem achtzehnten und siebenunddreißigsten Lebensjahr verbrachte er insgesamt zwölf Jahre im Gefängnis. 1994 kam er nach der Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe frei und tauchte unter. Er zog mit Landfahrern herum und nahm sich zur Tarnung immer wieder allein stehende Frauen mit Kindern, doch sobald er ihrer überdrüssig war, brachte er sie um. Mindestens dreißig Vermisste standen mit ihm in Verbindung. Wahrscheinlich ermordete er noch mehr Menschen, denn seine Opfer hatten zumeist die Kontakte zu ihren Angehörigen abgebrochen und wurden deshalb nicht vermisst.

Vera wird auf Kosten des Colonels in einem Pflegeheim in Dorchester untergebracht.

Elizabeth Lockyer-Fox stirbt im April 2002.

Brian Wells wird im September 2002 aus dem Belmarsh Gefängnis in ein Londoner Krankenhaus verlegt, wo er kurz darauf einem Gehirntumor erliegt.

Im November 2002 kommt Nancy Smith wieder zu Besuch nach Shenstead Manor und findet ein gepflegtes Anwesen vor. Dafür sorgen Bella Preston, die der Colonel als Köchin und Hausmädchen eingestellt hat, sowie zwei weitere Landfahrer – Zadie und Gray –, die inzwischen von Nancys Mutter einen Schnellkurs in Gartenpflege bekamen und an einem Tag pro Woche eine Landwirtschaftsschule besuchen. Wolfie ist mit seinen Pflegeeltern ebenfalls zu Besuch in Shenstead Manor. Aber bevor Nancy zu der Gesellschaft hineingeht, unternimmt sie erst einmal mit Mark einen Spaziergang …

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Minette Walters begnügt sich nie mit einem einfach strukturierten Plot. Auch in ihrem Thriller „Fuchsjagd“ bietet sie ihren Leserinnen und Lesern ein komplexes, facettenreiches Gewebe von Nebenhandlungen und Familiengeschichten, die sie so geschickt miteinander verknüpft, dass der Überblick nicht verloren geht und die Handlung nicht retardiert, sondern weitergetrieben wird. In Minette Walters Büchern spielt sich das Geschehen nicht im isolierten Raum ab, sondern vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Lebens: Anhänger der Fuchsjagd werden mit engagierten Tierschützern konfrontiert, Landbesetzer treffen auf den Unwillen der Dorfbewohner, Neureiche fühlen sich von Angehörigen alter Familien von oben herab behandelt, Habenichtse beneiden Wohlhabende. Dabei sind die Figuren keine Schablonen, sondern Minette Walters hat ihnen Leben eingehaucht. Sie erzählt zwar ruhig, streut dabei aber geschickt rätselhafte Andeutungen ein, führt die Leser durch Mutmaßungen der Figuren in die Irre und wechselt genau im richtigen Augenblick den Blickwinkel oder von einem Handlungsfaden zum nächsten, um die Leser auf die Folter zu spannen. Auf diese Weise erzeugt Minette Walters immer wieder neu Suspense, ohne den großen Spannungsbogen aus den Augen zu verlieren. „Fuchsjagd“ ist in jeder Beziehung ein vorbildlicher Kriminalroman.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Minette Walters (Kurzbiografie)

Minette Walters: Im Eishaus
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Hallgrímur Helgason - 60 Kilo Sonnenschein
Obwohl das Leben am Segulfjörður  hart ist, deprimiert die Lektüre des Romans "60 Kilo Sonnenschein" nicht. Im Gegenteil: schräge Einfälle, Humor und Tragikomik machen das Lesen zum Vergnügen. Hallgrímur Helgason erzählt in der fulminanten, episch breiten Saga mit großer Fabulierlust von gesellschaftlichen Veränderungen und zahlreichen skurrilen Menschen.
60 Kilo Sonnenschein