Ausnahmezustand

Ausnahmezustand

Ausnahmezustand

Ausnahmezustand – Originaltitel: The Siege – Regie: Edward Zwick – Drehbuch: Lawrence Wright, Menno Meyjes und Edward Zwick – Kamera: Roger Deakins – Schnitt: Steven Rosenblum – Musik: Graeme Revell – Darsteller: Denzel Washington, Annette Bening, Bruce Willis, Tony Shalhoub, Sami Bouajila, Ahmed Ben Larby, Mosleh Mohamed, Lianna Pai, Mark Valley, Jack Gwaltney, David Proval, Lance Reddick, Jeremy Knaster, William Hill, Aasif Mandvi, Frank DiElsi, Wood Harris, Ellen Bethea u.a. – 1998; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Arabische Terroristen beginnen mit Selbstmordanschlägen mitten in New York City. Zuerst explodiert ein voll besetzter Bus, dann ein Theater, und schließlich kommen 600 Menschen bei der Zerstörung eines Wolkenkratzers ums Leben. Die Regierung setzt das Militär ein. Araber werden in einem Fußballstadion interniert. Fieberhaft suchen der FBI-AGent Anthony Hubbard und die CIA-Agentin Elise Kraft nach einer vierten in New York vermuteten Terroristenzelle ...
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Kritik

"Ausnahmezustand" ist ein professionell inszenierter, komplexer Politthriller mit viel Action. Es ist verblüffend, was die Drehbuch-Autoren drei Jahre vor den Anschlägen vom 11. September 2001 vorausgeahnt haben.
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Mitten in New York haben drei arabische Terroristen einen voll besetzten öffentlichen Bus in ihre Gewalt gebracht und sich darin mit ihren Geiseln verschanzt. Der FBI-Agent Anthony Hubbard (Denzel Washington) eilt zu dem Platz, auf dem der Bus steht und versucht, mit den Terroristen zu verhandeln. Obwohl sein libanesischer Kollege Frank Haddad (Tony Shalhoub) seinen Appell übersetzt, erhält er keine Antwort, und die CIA-Agentin Elise Kraft (Annette Bening) warnt Hubbard, dass mit diesen Terroristen keine Verhandlungen möglich seien. Diese lassen zwar die Kinder frei, aber sobald die Fernsehkameras aufgebaut sind, sprengen sie sich mit den Geiseln in die Luft.

Von Elise Kraft erfährt Hubbard, dass die amerikanische Regierung heimlich einen islamistischen Scheich (Ahmed Ben Larby) entführte und noch immer gefangen hält. Das war der Grund für den Terroranschlag, und sie befürchtet, dass weitere folgen werden.

Dem FBI gelingt es zwar, einen Verdächtigen festzunehmen, aber beim Verhör stellt sich heraus, dass es sich um einen harmlosen Mann handelt, der gegen Geld einen Kurierdienst für die ihm unbekannten Terroristen übernommen hatte, ohne etwas von den Hintergründen zu ahnen.

Bei der Erstürmung einer Wohnung erschießen die FBI-Agenten drei Araber, die offenbar damit beschäftigt waren, Bomben zu basteln. Die Terroristen haben offenbar Zellen gebildet, die unabhängig voneinander operieren und sich im Fall ihrer Festnahme nicht gegenseitig verraten können, weil sie kaum etwas voneinander wissen.

Elise kann Hubbard nicht davon abhalten, einen verdächtigen Araber namens Samir Nazhde (Sami Bouajila) festzunehmen. Sie bringt ihn zwar dazu, den jungen Mann wieder freizulassen, muss Hubbard dafür aber verraten, dass es sich bei Samir um einen Informanten handelt. Dass sie mit ihm auch schläft, verschweigt sie.

Einige Zeit später findet Hubbard heraus, dass Elise unter dem Namen Sharon Bridger im Irak war und den Auftrag hatte, den Diktator Saddam Hussein zu stürzen. Samir fungierte damals als ihr Verbindungsmann zu einheimischen Verschwörern, die von Amerikanern im Untergrundkampf ausgebildet wurden – bis die US-Regierung ihre Strategie änderte und die Iraker fallen ließ.

Nachdem eine weitere terroristische Zelle eine Bombe in einem New Yorker Theater gezündet hat, berät ein Krisenstab der Regierung über die Lage. Während der Konferenz sprengen die Terroristen das Hochhaus in New York, in dem auch das FBI seine Büros hat. Sechshundert Menschen kommen dabei ums Leben.

Die Regierung verhängt daraufhin den Ausnahmezustand und setzt das Militär ein. Unter dem Kommando des Generals William Deveraux (Bruce Willis) besetzen zehntausend Soldaten Brooklyn. Der General hält den Einsatz des Militärs zwar für falsch, aber nachdem er den Befehl bekommen hat, führt er ihn ebenso ehrgeizig wie brutal und konsequent aus. Verdächtige werden gefoltert. In einem Fußballstadion lässt Deveraux riesige Gitterkäfige errichten und dort alle jungen Araber einsperren, die vor weniger als einem halben Jahr in die USA gekommen sind. Darunter ist auch der minderjährige Sohn (Helmi Kassim) des FBI-Agenten Frank Haddad.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Durch Elise weiß Hubbard, dass es in New York insgesamt vier Terrorzellen gab. Drei davon sind zerstört. Fieberhaft versucht der FBI-Agent, die vierte Zelle zu finden, bevor eine weitere Katastrophe passiert. Deveraux, der Hubbard, Elise und Samir Nazhde abhören lässt, bekommt mit, dass Samir seiner Geliebten verspricht, sie zur vierten Terrorzelle zu bringen. Den beiden gelingt es, die Verfolger abzuschütteln, die sie beschatten sollten. Samir führt Elise in ein leeres öffentliches Bad. Dort begreift sie, dass Samir selbst die vierte Zelle ist. Er plant einen Selbstmordanschlag unter Juden und Arabern, die für ein friedliches Zusammenleben demonstrieren. Gerade, als er den Sprenggürtel umschnallt, tauchen Hubbard und Haddad auf. Samir nimmt Elise als Geisel. Dann erschießt er sie und liefert sich mit den FBI-Agenten ein Feuergefecht, bei dem er auch selbst ums Leben kommt, bevor er die Sprengladung zünden kann.

General Devereaux wird wegen seiner Übergriffe von Hubbard verhaftet. Das Militär zieht aus Brooklyn ab, die Internierten kommen frei, und die Regierung hebt den Ausnahmezustand auf.

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„Ausnahmezustand“ ist ein professionell inszenierter, komplexer Politthriller mit viel Action. Als er ins Kino kam, warf der „Council on American-Islamic Relations“ Edward Zwick vor, Muslime und Araber zu diffamieren und gegen sie zu hetzen. Der Regisseur argumentierte jedoch: „Dieser Film befördert nicht Stereotype, sondern zeigt gerade, welche Katastrophen Stereotype heraufbeschwören.“

Es ist verblüffend, was die Drehbuchschreiber Lawrence Wright, Menno Meyjes und Edward Zwick 1998 – also drei Jahre vor den Anschlägen vom 11. September 2001 – vorausgeahnt haben. Der Terrorismus wirkt um so bedrohlicher, weil die Gefahr nicht von außerhalb kommt, sondern von Menschen, die sich unerkannt unter uns befinden. Die Terroristen vermeiden größere Organisationen und bilden stattdessen unabhängig voneinander operierende Zellen von Selbstmordattentätern, die kaum etwas voneinander wissen und sich deshalb auch nicht gegenseitig verraten können, wenn sie enttarnt werden. Der Staatsapparat, der im Kampf gegen den Terrorismus die Grundrechte der eigenen Bürger einschränkt, reagiert so, wie es die Terroristen erhofften: Das demokratische System wird beschädigt. Offiziere halten es für legitim, Aussagen durch Folterungen zu erzwingen. Und die in „Ausnahmezustand“ aufgebauten Gitterkäfige kennen wir inzwischen aus dem amerikanischen Lager Guantanamo auf Kuba, wo Hunderte von Verdächtigen ohne Gerichtsverfahren seit Jahren eingesperrt sind.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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