British Security Coordination (BSC)


Am 10. Mai 1940, dem Tag, an dem die Deutschen Frankreich angriffen, bildete Winston Churchill (1874 – 1965) in London eine Allparteienregierung und übernahm neben dem Amt des Premier- auch das des Kriegsministers. Kurz darauf veranlasste er die Gründung der British Security Coordination (BSC). Dabei handelte es sich um eine Spezialeinheit des MI6 in New York, die sich als britische Nachrichtenagentur tarnte, Kriegspropaganda verbreitete und vor allem

die Aufgabe hatte, auf einen Kriegseintritt der USA hinzuwirken.

Das war nicht einfach, weil 80 Prozent der Amerikaner gegen eine Beteiligung ihres Landes an dem Krieg waren. Präsident Franklin D. Roosevelt (1882 – 1945), der für ein Eingreifen der USA war, erwähnte am 27. Oktober 1941 in seiner Rede zum Navy Day eine Landkarte, auf der angeblich Hitlers Pläne für eine Neuordnung Süd- und Mittelamerikas eingezeichnet waren: „[…] the geographical experts of Berlin have ruthlessly obliterated all existing boundary lines; they have divided South America into five vassal states, bringing the whole continent under their domination“ (zit. nach Uwe Lübken: Bedrohliche Nähe. Die USA und die nationalsozialistische Herausforderung in Lateinamerika, 1937 – 1945, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004, Seite 69). Tatsächlich hatte die British Security Coordination die Karte gefälscht und dem US-Präsidenten zugespielt. – Am Ende veranlasste allerdings nicht die Arbeit der British Security Coordination, sondern der japanische Überfall auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 die US-Regierung zum aktiven Eingreifen in den Zweiten Weltkrieg.

Das Büro der British Security Coordination im Rockefeller Center wurde ab 21. Juni 1940 von dem Kanadier William Samuel Stephenson (1897 – 1989) ehrenamtlich geleitet. William Boyd, der Autor des Spionageromans „Ruhelos“, schätzt, dass die British Security Coordination Hunderte von Agenten beschäftigte.

Obwohl die Briten beispielsweise mit William Joseph Donovan (1883 – 1959), dem Geheimdienst-Koordinator im Stab Franklin D. Roosevelts bzw. Leiter des Office of Strategic Services zusammenarbeiteten, beobachtete John Edgar Hoover (1895 – 1972), der Gründer und Direktor des FBI, die Geheimdienstaktivitäten der British Security Coordination argwöhnisch.

© Dieter Wunderlich 2010

MI5 / MI6
William Boyd: Ruhelos

Julian Barnes - Die einzige Geschichte
Julian Barnes überlässt in "Die einzige Geschichte" dem Protagonisten Paul das Wort. Der blickt als 70-Jähriger zurück auf die Beziehung mit Susan, die ein halbes Jahrhundert zuvor begann. Im ersten Teil verwendet er die Ich-Form, in der Mitte des Buches wechselt er zum Du, und im dritten Teil spricht er von sich in der dritten Person Singular, also noch distanzierter.
Die einzige Geschichte