Passionsspiele in Oberammergau


Oberammergau liegt in einer Talerweiterung der Ammer in den Vorbergen der Oberammergauer Alpen. Den Ort gab es bereits in römischer Zeit, und bis ins 16. Jahrhundert war Oberammergau ein bedeutender Umschlagplatz an der von Augsburg über Mittenwald nach Venedig führenden Handelsstraße.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) suchte der „Schwarze Tod“ – die Pest – weite Teile Bayerns und Tirols heim. Auch das Ammertal blieb nicht verschont. In Oberammergau soll der Ernteknecht Kaspar Schieler die Seuche 1632 eingeschleppt haben, als er von seiner Arbeit in Eschenlohe krank zurückkehrte und sich an den Pestwachen vorbeischlich.

Der Überlieferung zufolge gelobten die Oberammergauer 1633, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Jesu nachzuspielen, also Passionsspiele zu veranstalten, wenn die Pest nur aufhören würde, in ihrem Dorf zu wüten. Von da an sei keiner der ihren mehr an der Seuche gestorben, heißt es. Tatsächlich sank in Oberammergau die Zahl der Sterbefälle Mitte 1633 abrupt auf das übliche Maß (1 Toter pro Monat), während sie im Frühjahr noch zwanzig Mal so hoch gewesen war.

Das Passionsspiel hatte sich im Mittelalter aus dem Ostertropus entwickelt: Der lateinische Wechselgesang zwischen den Engeln und den drei Marien, den Kleriker am Ostermorgen in der Kirche vorgetragen hatten, war schließlich als Osterspiel aufgeführt worden. Der Pfarrer Johan Älbl erweiterte die Handlung 1674, und der Ettaler Benediktiner Ferdinand Rosner (1709 – 1778) schrieb sie noch einmal um. Schließlich wurde die gesamte Passionsgeschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem bis zur Auferstehung nachgespielt – und zwar nicht mehr von Klerikern in lateinischer, sondern von Bürgern in ihrer eigenen Sprache.

An Pfingsten 1634 inszenierten die Oberammergauer zum ersten Mal ihr Passionsspiel.

Das heutige Passionsspielhaus wurde 1930 eingeweiht.

Bei einem Streit im Jahr 1977 über die Fassung, die den Passionsspielen 1980 zugrunde liegen sollte, sprachen sich die meisten Oberammergauer für die von dem Oberammergauer Pfarrer Joseph Alois Daisenberger (1799 – 1883) überarbeitete Prosafassung des Ettaler Benediktinerpaters Othmar Eis (1769 – 1843) aus. Die Musik dazu stammt von dem Oberammergauer Schullehrer Rochus Dedler (1779 – 1822).

2000 kam es unter dem Spielleiter Christian Stückl (* 1961) erstmals seit 1930 wieder zu einer umfassenden Neuinszenierung der Passionsspiele in Oberammergau. Zusammen mit Otto Huber überarbeitete Christian Stückl den Text der Passion 2009 noch einmal.

Zweitausend Oberammergauer wirken an der sechs Stunden dauernden Aufführung mit. (Nur wer seit mindestens zwanzig Jahren in Oberammergau wohnt, darf mitmachen. Ausnahmen gibt es nur im Orchester.) Die Oberammergauer Passionsspiele gelten als die bekanntesten Passionsspiele der Welt. Sie locken jeweils eine halbe Million Besucher an. 4750 Plätze gibt es für die Zuschauer im Theater.

Vom 15. Mai bis 3. Oktober 2010 werden die Passionsspiele in Oberammergau zum 41. Mal stattfinden. Spielleiter ist zum dritten Mal Christian Stückl, die musikalische Leitung obliegt Markus Zwink. 2400 Darsteller, dreihundert mehr als beim letzten Mal, bereiten sich auf die 41. Passionsspiele in Oberammergau vor. Jede Rolle ist doppelt besetzt.

Hauptrollen und ihre Darsteller:

  • Jesus: Frederik Mayet, Andreas Richter
  • Maria: Andrea Hecht, Ursula Burkhart
  • Petrus: Jonas Konsek, Maximilian Stöger
  • Judas: Martin Norz, Carsten Lück
  • Magdalena: Barbara Dobner, Eva-Maria Reiser

Oberammergau zählt nicht nur wegen der Passionsspiele zu den großen Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Die Tradition der Bildschnitzerei ist seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. In Oberammergau lebte auch der berühmteste Lüftlmaler, Franz Seraph Zwinck (1748 – 1792). Die Lüftlmalerei in Oberammergau ist noch immer sehenswert.

© Dieter Wunderlich 2009

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