Der Untergang des "Dritten Reiches" (2)

Goebbels erklärt Berlin zur Festung
„Ein Wunder ist geschehen“
„Jetzt wird Ihnen das Hälschen durchgeschnitten“
„Herr Reichsmarschall, draußen steht die SS und will sie verhaften!“
„Treue bis in den Tod“
„Heute Abend werden wir weinen“
Magda Goebbels tötet ihre sechs Kinder

„Ein Wunder ist geschehen“

Die Amerikaner erreichen am 11. April 1945 bei Magdeburg die Elbe. Einen Tag später bilden sie einen Brückenkopf am östlichen Ufer des Flusses – nur 120 km von der deutschen Reichshauptstadt entfernt. Die Berliner unken, es sei nun bald möglich, mit der U-Bahn von der Ost- zur Westfront zu fahren. „Wisst ihr, wann der Krieg zu Ende ist?“ flüstern sie. „Wenn dem Göring die Hose vom Goebbels passt!“

Während Goebbels an die Soldaten appelliert und behauptet, der Umschwung stehe unmittelbar bevor und der „Führer“ wisse auf die Stunde genau, wann das sei, spielt dieser mit dem Gedanken, sich umzubringen. Doch Goebbels gibt ihm zu bedenken, dass Friedrich der Große trotz seiner verzweifelten Lage im Siebenjährigen Krieg nicht aufgab und im letzten Augenblick durch den Tod der Zarin Elisabeth vom Untergang bewahrt wurde, weil ihr Nachfolger, Zar Peter III., den Preußenkönig bewunderte und aus der Allianz der Gegner Preußens ausschied. Goebbels hofft, dass die „unnatürliche“ Koalition der Russen, Briten und Amerikaner „fünf Minuten vor zwölf“ zerbricht. Dann würde Hitler an der Seite der Westmächte einen „Kreuzzug“ gegen die Bolschewisten führen!

Am 12. April schickt Goebbels dem „Führer“ ein Memorandum, in dem er anregt, sich mit den Westmächten zu einigen, um alle Kräfte im Osten einsetzen zu können. Mit anderen NS-Größen zusammen besucht er am selben Tag ein Konzert der Berliner Philharmoniker. Danach inspiziert er die Oder-Front.

Als er um Mitternacht nach Berlin zurückkehrt, wartet vor seinem Palais eine Menschentraube auf ihn: Die Nachricht vom Tod des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt hat sich herumgesprochen. Goebbels vergewissert sich, dass die Meldung stimmt; dann bestellt er Champagner und ruft Hitler im Bunker der Reichskanzlei an: „Mein Führer, ich gratuliere Ihnen. Das Schicksal hat Ihren größten Feind niedergeworfen. Gott hat uns nicht verlassen. … Ein Wunder ist geschehen. … Das erinnert an den Tod der Zarin Elisabeth im Siebenjährigen Krieg.“

Joachim von Ribbentrop aber schimpft am nächsten Tag nach einer kurzen Unterredung mit Hitler: „Der Führer ist mit den Beinen nicht mehr auf der Erde. Er schwebt irgendwo im Himmel. Goebbels, diese Kanaille, hat ihm eingeredet, dass der Tod Roosevelts die große Wende sei … Was für ein Unsinn, und was für ein Verbrechen!“

Fortsetzung

Quelle:
Dieter Wunderlich: Göring und Goebbels. Eine Doppelbiografie
© Verlag F. Pustet, Regensburg 2002
Seiten 209–222 (Fußnoten wurden weggelassen)

Kurzbiografien:
Joseph Goebbels
Magda Goebbels
Hermann Göring
Heinrich Himmler
Albert Speer

Oliver Hirschbiegel: Der Untergang
Weitere Kino- und Fernsehfilme über das „Dritte Reich“
Dieter Wunderlich: Göring und Goebbels. Eine Doppelbiografie

Nino Haratischwili - Das mangelnde Licht
"Das mangelnde Licht" ist eine fulminante kritische Gesellschaftsstudie, aber zugleich auch eine Adoleszenz- bzw. Entwicklungsgeschichte und eine Tragödie. Phasenweise liest sich "Das mangelnde Licht" wie ein Politthriller oder Kriminalroman. Nino Haratischwili wechselt elegant zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Sie schreibt anschaulich und mitreißend aus Ketos Perspektive. Aufwühlende Szenen wechseln sich mit realistischen Dialogen und klugen Reflexionen ab.
Das mangelnde Licht