Michael Zeller : Flammen über der Stadt

Flammen über der Stadt
Originalausgabe: Flammen über der Stadt Wuppertaler Schulhausroman Klasse 9a der Realschule Neue Friedrichstraße Michael Zeller 119 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Nachdem in Wuppertal drei Tankstellen angezündet, eine Sparkasse überfallen und das IT-System der Polizei gehackt wurde, gerät der Vater der 15-jährigen Schülerin Melissa unter Verdacht. Aber dann entführen die beiden Täter Melissas Mitschüler Philipp, der über hellseherische Fähigkeiten verfügt, die sich die Gangster aneignen wollen. Zum Glück empfängt Philipps neue Freundin Sarah über Telepathie seine Träume und findet ihn dadurch ...
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Kritik

Der von 15-jährigen Schülern unter Anleitung des Schriftstellers Michael Zeller verfasste Roman "Flammen über der Stadt" ist aus einem Dut­zend kleiner Erzählungen komponiert, die zusammen ein buntes, vielfältiges und lebendiges Bild ergeben.
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Der 15-jährige Schüler Nico aus Wuppertal wird von einem Onkel in die USA eingeladen, aber das Flugzeug stürzt über dem Atlantik ab. Nico und drei erwachsene Männer – Tom, Martin und Dallas – überleben das Unglück. Sie befinden sich auf einer kleinen, unbewohnten Insel. In einer Fledermaushöhle entdecken Nico und Tom das Proviantlager einer Forscher-Gruppe. Einer von ihnen wird die Gestrandeten mit dem Boot zum Festland bringen.

Nicos Mitschülerin Jojo trauert um ihren vor drei Jahren tödlich mit dem Fahrrad verunglückten Bruder Peri. Als sie sein Bild auf dem Bildschirm ihres PC entdeckt, ruft sie aufgeregt ihre Mutter, aber bevor diese sich das ansehen kann, ist das Foto verschwunden. Weil die Eltern annehmen, dass Jojo noch nicht über den Verlust des Bruders hinweggekommen sei und deshalb halluziniere, druckt sie das Bild beim nächsten Mal aus und legt das Blatt Papier in ihre Nachttisch-Schublade. Am nächsten Morgen ist es jedoch leer.

Jonas, der dieselbe Schule besucht, gehört einem Wuppertaler Fußballverein an. Der Jugendleiter eines größeren Vereins besucht ihn und seine Eltern, um Jonas einen Platz in der erfolgreicheren Mannschaft anzubieten. Damit bringt er den 15-Jährigen in ein Dilemma: Einerseits fühlt Jonas sich in seinem Team wohl und hält viel von verlässlichem Zusammenhalt, andererseits träumt er von einer Karriere als Fußballer, und da möchte er die Chance nicht verpassen. Zum Glück nehmen ihm die Kameraden nicht übel, dass er über einen Wechsel nachdenkt; im Gegenteil: sie ermutigen ihn, die Herausforderung anzunehmen.

Als Leila sechs war – vor neun Jahren –, verließ der Vater die Familie. Inzwischen wohnt auch ihre ältere Schwester Fina nicht mehr bei ihr und ihrer Mutter in Wuppertal, sondern ist in Solingen verheiratet. Nachdem Leila sich aus eigenem Antrieb mit ihrem Vater in einem Café getroffen hat, verbietet ihr die Mutter jeglichen weiteren Kontakt mit ihm. Umso verwunderter ist Leila, als sie einige Zeit später nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von ihrem Vater am Frühstückstisch erwartet wird. Kurz darauf fährt Leila mit dem Bus zu Fina nach Solingen. Die beiden überraschen noch am selben Nachmittag kurz entschlossen ihren Vater mit einem Besuch. Er ist nicht allein: Ihre Mutter ist bei ihm! Leila und Fina erfahren, dass die Polizei ihren Vater verdächtigt, an einem kürzlich erfolgten Raubüberfall auf die Sparkasse beteiligt gewesen zu sein. In seiner Not wandte er sich an seine Ex-Frau und ließ sich von ihr ein Alibi geben.

Ein paar Tage vor dem Banküberfall wurden drei Tankstellen in Wuppertal angezündet. Außerdem fiel das komplette Computersystem der örtlichen Polizei durch einen Hacker-Angriff aus. Der Polizeiwachtmeister Schuster, der die Ermittlungen leitet, hat viel zu tun.

Leilas beste Freundin Melissa findet ihr Leben langweilig und eintönig. Das ändert sich schlagartig, als die Eltern der 15-Jährigen mitteilen, dass sie weder mit ihnen noch mit ihrem älteren Bruder Stefan blutsverwandt ist! Die verstörende Erkenntnis veranlasst Melissa, nach ihren leiblichen Eltern zu suchen, und das macht ihre Adoptivmutter so unglücklich, dass ihre Ehe in eine Krise gerät. Stefan unterstützt seine Adoptivschwester, und seit die beiden wissen, dass sie nicht blutsverwandt sind, gestehen sie sich ein, dass sie mehr als Geschwisterliebe für einander empfinden.

Melissa findet heraus, dass ihr Vater Mark Seibert ein feines Hotel in Wuppertal betreibt. Stefan begleitet sie dorthin. Sie sehen den Hotelier, und am Abend beschatten sie ihn auf dem Weg zu einem Restaurant, wo er mit einer sehr viel jüngeren Frau isst, augenscheinlich seiner Geliebten.

Erst ein paar Tage später wagt Melissa es, ihren Vater in Begleitung ihres Bruders aufzusuchen und ihm zu sagen, dass sie seine leibliche Tochter sei. Mark Seibert kann es nicht glauben, denn in der Kinderklinik hieß es vor 15 Jahren, seine Ehefrau Jasmin habe ein totes Kind geboren. Am nächsten Tag geht er in die Klinik, und dort gesteht eine Krankenschwester, sie habe damals aus Geldnot den Tod des neugeborenen Mädchens vorgetäuscht, um es an eine Adoptionsagentur verkaufen zu können.

Jorgo weiß, dass sein Großvater Kung-Fu-Meister war und noch immer seinen Kampfstab aufbewahrt. Seltsamerweise fragt ihn Mia, das beliebteste Mädchen der Schule, danach. Ein Onkel hat ihr davon erzählt. Der Großvater kann sich kaum noch daran erinnern, wo er den Kampfstab deponiert hat, aber mit seinem Enkel zusammen findet er den Koffer, in dem sich die fernöstliche Waffe befindet. Im Beisein Mias probiert Jorgo den Kampfstab aus, und sie erschrecken, als aus der Spitze ein Blitz zuckt, der einen Blumentopf in tausend Scherben zerspringen lässt.

Nelly ist verträumt und gilt in der Schule als Außenseiterin, aber Alice sucht ihre Nähe. Das tut kurz darauf auch Rebecca, und sie warnt Nelly vor Alice. Nach der Schule ist Nelly zwar mit Rebecca verabredet, lässt sich aber stattdessen von Alice mit nach Hause nehmen. Drei Schüler verhöhnen Nelly. Trotzdem gefällt ihr einer von ihnen. Er heißt Niklas. Alice verschweigt ihrer neuen Freundin, dass es sich um ihren Ex-Freund handelt. Das erfährt Nelly von Rebecca, die wütend erzählt, dass Alice ihr Niklas ausgespannt habe.

Philipp erhält in der Schulklasse die besten Noten. Offenbar verfügt er über hellseherische Fähigkeiten, weil sich seine Träume oft am nächsten Tag bewahrheiten. Seit er allerdings mehr Zeit mit seiner Mitschülerin Sarah verbringt, träumt er weniger. Sarah beginnt hingegen seine Träume zu empfangen und verblüfft ihn mit ihrem Wissen darüber. Die beiden verlieben sich, und Philipp muss sich zwischen der Liebe und seiner übernatürlichen Begabung entscheiden.

Zwei Männer entführen ihn und sperren ihn in einer verlassenen Lagerhalle unterhalb des Parkhauses der City-Arkaden ein. In der Erwartung, sich seine hellseherischen Fähigkeiten aneignen zu können, nehmen sie ihm Blut ab.

Polizeiwachtmeister Schuster muss nun auch noch nach einem vermissten Schüler suchen. Einen wertvollen Hinweis erhält er von dem Schüler Burak, dem kürzlich im Morgengrauen ein Lieferwagen so verdächtig vorkam, dass er das polizeiliche Kennzeichen notierte.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Nelly wird von ihrer Mutter aufgefordert, Kartoffeln aus dem Keller zu holen. Dabei bemerkt sie einen bisher übersehenen Hebel. Als sie daran zieht, öffnet sich eine Wand, und Nelly blickt auf einen Lieferwagen. Bevor sie richtig begreift, dass sie einen Geheimraum entdeckt hat, pochen Polizisten an die Tür. Sie erkundigen sich nach der Garage. Nelly führt sie in den Keller. Der Lieferwagen wurde beim Banküberfall benutzt. Das Kennzeichen stimmt mit dem von Burak angegebenen überein.

Weil auch Philipp mit dem Fahrzeug entführt wurde und es von einem Zeugen bei den City-Arkaden gesehen wurde, sucht die Polizei dort nach dem vermissten Jungen.

Den hat Sarah inzwischen befreit. Durch die Übertragung seiner Träume wusste sie, wo er zu finden war. Sarah und Philipp fliehen mit der Schwebebahn. Die beiden Verbrecher verfolgen sie, aber gerade als sie glauben, die beiden 15-Jährigen in ihrer Gewalt zu haben, schnappen die Handschellen der Polizei zu, und sie werden abgeführt.

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Schulhausromane werden nicht nur in der Schweiz und in Österreich, sondern auch in Bremen, Hamburg und Wuppertal geschrieben, so zum Beispiel von der Klasse 9a der Realschule Neue Friedrichstraße in Wuppertal. „Flammen über der Stadt“ entstand von November 2015 bis Februar 2016 in zwei Schulstunden pro Woche. Betreut wurden die 15-Jährigen dabei von der Deutschlehrerin Brigitte Comolli und dem Schriftsteller Michael Zeller. Für Michael Zeller ist „Flammen über der Stadt“ bereits der siebte Wuppertaler Schulhausroman, an dem er mitwirkte.

„Flammen über der Stadt“ setzt sich aus einem Dutzend kleiner Erzählungen zusammen. Weil es sich bei den Protagonisten fast ausschließlich um Schülerinnen und Schüler in Wuppertal – wie die der Klasse 9a der Realschule Neue Friedrichstraße – handelt, hängen die einzelnen Geschichten zusammen. Für sich genommen, sind die Plots einfach, aber durch die Zusammenstellung entsteht ein buntes, vielfältiges und lebendiges Bild. Da spiegeln sich die unterschiedlichen Vorlieben, Erlebnisse und Erfahrungen der Autorinnen und Autoren. Außer der titelgebenden Thriller-Handlung, in die schließlich auch eine der kleinen Fantasy-Stories mündet, bietet „Flammen über der Stadt“ anrührende Familien- und Liebesgeschichten; wir lesen von Überlebenden eines Flugzeug­absturzes und von einem Jungen, der eine für seine Zukunft wichtige Entscheidung treffen muss. Die einzelnen Erzählungen sind nicht in Kapiteln voneinander separiert, sondern sie werden parallel, häppchenweise und im ständigen Wechsel entwickelt. Diese Aufteilung in Fragmente ergibt zahlreiche Möglichkeiten für Cliffhanger – die von den Autorinnen und Autoren geschickt genutzt werden, um die Spannung zu erhöhen.

Dass die Sprache mitunter schnoddrig ist, passt zu einem Schulhausroman:
„[…] die beiden Gauner waren schneller und rückten ihnen immer näher auf die Pelle.“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © Michael Zeller

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