Amateur

Amateur

Amateur

Originaltitel: Amateur – Regie: Hal Hartley – Drehbuch: Hal Hartley – Kamera: Michael Spiller – Schnitt: Steve Hamilton – Musik: Jeffrey Taylor, Ned Rifle– Darsteller: Isabelle Huppert, Martin Donovan, Elina Löwensohn, Damian Young, Chuck Montgomery, Dave Simonds, Pamela Stewart, Erica Gimpel, Jan Leslie Harding u.a. – 1994; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der brutale Pornofilm-Produzent Thomas Ludens, der von seiner Frau Sofia aus einem Fenster gestürzt wurde, überlebt zwar, hat aber sein Gedächtnis verloren. Zuflucht findet er bei der ehemaligen Nonne Isabelle, die sich inzwischen als Porno-Schriftstellerin versucht. Als Sofia dem früheren Chef ihres Mannes eine erpresserische Forderung stellt, ahnt sie nicht, dass sie es mit gefährlichen Gangstern zu tun hat ...
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Kritik

"Amateur" ist eine originelle Mischung aus Romanze, Groteske und Gangsterdrama. Mit sehr viel Witz schuf Hal Hartley diesen ebenso skurrilen wie melancholischen Film.
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Auf dem Kopfsteinpflaster einer Nebenstraße in New York liegt ein Mann (Martin Donovan). Leblos. Die Pornodarstellerin Sofia Ludens (Elina Löwensohn) schaut nach ihm, hält ihn für tot und läuft wieder fort. Nach einiger Zeit kommt der Mann zu sich. Mühsam setzt er sich auf und geht zu einem Café.

Die Bedienung (Jan Leslie Harding) beschwert sich gerade darüber, dass Isabelle (Isabelle Huppert) jeden Tag hier mit ihrem Laptop herumsitzt, pornografische Geschichten tippt und bis auf zwei Tassen Kaffee nichts konsumiert.

Isabelle bemerkt, dass der Fremde am Hals verletzt ist, nimmt ihn mit nach Hause und versorgt ihn. Er hat sein Gedächtnis verloren und weiß nicht wer er ist. Bei der Polizei liegt keine Vermisstenmeldung vor, die auf ihn passt. Als Officer Patsy Melville (Pamela Stewart) erfährt, dass Isabelle ihn erst einmal bei sich aufgenommen hat, ist sie froh, denn es hätte ihr leid getan, ihn in ein schäbiges Krankenhaus bringen zu müssen.

Die schüchterne Porno-Schriftstellerin erzählt dem Mann, dass ihr die Jungfrau Maria mehrmals erschienen sei. Obwohl die Mutter Gottes ihr davon abgeraten habe, sei sie mit siebzehn Nonne geworden und fünfzehn Jahre lang im Kloster geblieben. Vor zehn Monaten verließ sie es. Seither versucht sie, mit pornografischen Erzählungen Geld zu verdienen, aber ihr Verleger George (David Greenspan), der eigentlich lieber Enthüllungsjournalist geworden wäre, hält ihre Geschichten für zu poetisch. Sie sei Nymphomanin, behauptet Isabelle, und auch noch Jungfrau. „Wie können Sie Nymphomanin sein, wenn Sie noch nie Sex hatten?“, fragt der Mann. Isabelle antwortet: „Ich bin wählerisch.“ Und sie fragt, ob er mit ihr schlafen wolle. Aber er hat noch zu starke Schmerzen.

Nachts redet er ihm Schlaf. Isabelle hört, wie er einer Frau namens Sofia droht, ihr das Gesicht zu zerschneiden. Am Morgen erzählt sie es ihm, aber er weiß nicht, wer Sofia ist.

Sofia trifft sich inzwischen mit Edward (Damian Young), dem Buchhalter eines Holländers namens Jacques, für den Sofias Ehemann Thomas Ludens als Pornoproduzent arbeitete. Sie teilt Edward mit, sie habe das Scheusal aus dem Fenster gestoßen und ihn tot auf dem Pflaster liegen sehen. Edward verrät ihr, dass Thomas versucht habe, Jacques wegen illegaler Geschäfte zu erpressen. Das Material befinde sich auf Floppy Disks.

Als Edward abgelenkt ist, schlägt Sofia in seinem Adressbuch nach und notiert sich Jacques Telefonnummer. Sie ruft den Holländer in Amsterdam an und verlangt für die Floppy Disks, die sie gar nicht hat, 1 Million Dollar. Zu ihrem Erstaunen erklärt er sich mit der Forderung einverstanden und fragt, wo die Geldübergabe stattfinden soll. Sie brauche nicht nach Amsterdam zu kommen; er habe überall in der Welt seine Leute. Sofia, die mit dem Geld ein neues Leben anfangen will, nennt als Treffpunkt die Grand Central Station in Manhattan.

Edward begleitet sie zur Grand Central Station. Ohne zu ahnen, dass sie mit Jacques Kontakt aufgenommen hat, erzählt er ihr, er habe Thomas vor Jacques gewarnt: Der werde jeden umbringen, der ihn mit den Floppy Disks zu erpressen versucht. Er selbst fühle sich nur sicher, weil Jacques nicht wissen könne, dass er in New York sei.

Zwei Männer tauchen auf – Jan und Kurt (Chuck Montgomery, Dave Simonds) – und suchen nach Sofia. Sie erschrickt, läuft davon, steigt in ein Taxi und sieht beim Wegfahren noch, wie die Gangster Edward zusammenschlagen und in ein Auto zerren.

Jan und Kurt wollen von Edward wissen, wo Sofia ist. Sie foltern ihn mit Stromschlägen, bis sie ihn für tot halten, erfahren aber nichts über die Amateur-Erpresserin. Sie lassen Edward liegen. Ein Pärchen (Dwight Ewell, Parker Posey) findet ihn, flößt ihm Schnaps ein, und er kommt wieder zu sich. Aber er ist völlig verstört und kann sich nicht koordiniert bewegen. Als er an einer Telefonzelle eine Frau zusammenschlägt, weil er nicht warten will, bis sie fertig ist, wird er festgenommen. Auf dem Polizeirevier entreißt er Officer Patsy Melville die Dienstpistole und flieht.

Der Mann ohne Gedächtnis, von dem wir inzwischen wissen, dass es sich um den brutalen Pornoproduzenten Thomas Ludens handelt, findet in einer Videothek eine Kassette mit einem Pornofilm, in dem Sofia Ludens die Hauptrolle spielt. Er überlegt, ob es sich dabei um die Frau handeln könnte, der er im Traum das Gesicht zerschneiden wollte. Als er den Film anschaut, erkennt Isabelle in der Hauptdarstellerin eine Frau wieder, die sie kürzlich in dem Café und auf der Straße sah. Sie ist überzeugt, dass sie von der Jungfrau Maria dazu ausersehen sei, Sofia zu erlösen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Mit Isabelle zusammen sucht Thomas nach der Stelle, wo er auf dem Pflaster lag, und als er sie gefunden hat, blickt er zu einem offen stehenden Fenster hinauf. Er bricht die Tür zu dem Apartment auf und beginnt zu ahnen, dass es sich um seine Wohnung handelt. In einem Schrank findet Isabelle Kleider von Sofia und vertauscht ihren ausgebleichten Kittel gegen die grelle Aufmachung einer Prostituierten. Nun ist Thomas bereit, sie zu deflorieren. Doch als er gerade anfängt, Isabelle zu küssen, tauchen Jan und Kurt auf. Thomas und Isabelle verstecken sich im Kleiderschrank. Kurz darauf kommt Sofia und wird von den beiden Gangstern auf einen Stuhl gefesselt. Sie wollen die Floppy Disks von ihr. Während Jan etwas aus dem Wagen holt, legt Kurt zwei Zangen bereit und zieht Sofia einen Stiefel aus, doch bevor er ihr die Zehennägel herausreißen kann, treten Thomas und Isabelle aus dem Schrank. Vor Schreck stürzt Kurt aus dem Fenster. Thomas und Isabelle binden Sofia los und fliehen mit ihr, aber die Gerettete hat offenbar vor Thomas mehr Angst als vor den Gangstern, die sie foltern wollten.

Sofia erfährt, dass Thomas sein Gedächtnis verloren hat. Sie gibt zwar zu, dass sie weiß, wer er ist, behält das Geheimnis jedoch für sich. Als Versteck schlägt sie ein leer stehendes Ferienhaus vor, in dem sie sich ursprünglich mit Edward verabredet hatte.

Als Thomas und Sofia am nächsten Morgen erwachen, ist Isabelle fort. Sie fuhr mit dem Wagen zu einer Telefonzelle, um George anzurufen und ihm eine sensationelle Enthüllungsstory über einen internationalen Pornoring anzukündigen. Dabei wird sie von Jan entdeckt und entführt.

Jan ruft in dem Landhaus an. Sofia hebt ab. Er erklärt ihr, er habe Isabelle in seiner Gewalt und werde sie töten, wenn Sofia ihm nicht verrate, ob Thomas bei ihr sei. Sie sagt „ja“ – und wird unter der Last des Verrats ohnmächtig.

Ein Mann dringt in das Landhaus ein, aber es ist nicht Jan, sondern Edward, der noch immer die Polizeiwaffe in der Hand hat.

Kurz darauf steht Jan mit Isabelle als Geisel in der Tür. Es kommt zu einem Schusswechsel zwischen ihm und Edward. Nachdem Jan getroffen wurde, muss Edward das ganze Magazin abfeuern, bis Jan endlich tot zusammenbricht.

Danach bringen Isabelle, Thomas, Edward die durch einen Schuss in die Schulter verletzte Sofia in das Kloster, das Isabelle vor zehn Monaten verließ. Dort klärt Sofia Isabelle über Thomas auf.

Auf der Suche nach Edward umstellt die Polizei das Kloster. Ahnungslos öffnet Thomas das Tor. Isabelle ruft seinen Namen. Er dreht sich verwundert um – und wird im nächsten Augenblick erschossen. Als der Einsatzleiter den Toten umdreht, stellt er verärgert fest, dass es nicht der Gesuchte ist. Während die Polizisten das Kloster stürmen, bleibt Isabelle traurig zurück.

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„Amateur“ ist eine originelle Mischung aus Romanze, Groteske und Gangsterdrama. In einer verkommenen Welt voller Schurken geht es um Verrat und Erlösung. Hal Hartley schuf diesen ebenso skurrilen wie melancholischen Film, in dem er mit viel Witz Versatzstücke des film noir sarkastisch verfremdet. Die eine oder andere Szene bzw. einige der Dialoge in „Amateur“ wirken, als seien sie von Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) geschrieben worden. Dem minimalistischen Stil der Inszenierung entspricht die spröde Art der Darstellung von Isabelle Huppert.

Hal Hartley führte Regie, schrieb das Drehbuch und komponierte unter dem Pseudonym Ned Rifle zusammen mit Jeffrey Taylor die Filmmusik für „Amateur“, in der ätherische Choräle auf das Erlösungsmotiv verweisen.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

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