Banditen

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Banditen - Originaltitel: Bandits - Regie: Barry Levinson - Drehbuch: Harley Peyton - Kamera: Dante Spinotti - Schnitt: Stu Linder - Musik: Christopher Young - Darsteller: Bruce Willis, Cate Blanchett, Billy Bob Thornton, Troy Garity, Rocky LaRochelle, Jaye K. Danford, Anthony Burch, Norman Fessler, Azura Skye, Brian F. O'Byrne, Stacey Travis, Bobby Slayton, Peggy Miley u.a. - 2000; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Zwei grundverschiedene, aber befreundete Bankräuber träumen nach ihrem Ausbruch aus einem Gefängnis in Oregon von einem sorglosen Leben in Acapulco. Das dafür erforderliche Geld rauben sie unterwegs auf originelle und gewaltfreie Weise aus Banken. Durch Zufall stößt eine frustrierte Ehefrau auf die Banditen, schließt sich ihnen an und verliebt sich in beide zugleich ...
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Kritik

"Banditen" ist eine hervorragend besetzte Mischung aus Gaunerkomödie und Road Movie. Es geht auch um Medienkritik, aber im Vordergrund steht der Spaß an schrägen Dialogen und überraschenden Wendungen.
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Joseph („Joe“) Blake (Bruce Willis) und Terry Lee Collins (Billy Bob Thornton) verbüßen eine Haftstrafe wegen Bankraubs im Oregon State Prison. Während Joe aufgrund seines Selbstvertrauens zuversichtlich nach vorn blickt, wird der Hypochonder Terry von Phobien geplagt. Als ein Zementmischer auf dem Gefängnishof steht, ergreift Joe spontan die Chance, schlägt den ausgestiegenen Fahrer zu Boden und klettert hinters Steuer. Überrascht springt Terry auf der anderen Seite auf. Mit dem schweren Fahrzeug durchbrechen sie das Tor und rasen in die Freiheit.

Unterwegs bringen sie eine Frau dazu, ihnen ihren PKW zu überlassen und flüchten vor der Polizei in die offen stehende Garage eines Einfamilienhauses. Im Wohnzimmer überraschen sie zwei Jugendliche beim Petting: Cheri (Azura Skye) und Phil (Anthony Burch). Cheris Eltern sind verreist und glauben, ihre Tochter sei bei einer Freundin. Phil holt zwar heimlich die Schrotflinte von Cheris Vater, aber Joe passt auf und nimmt ihm die Waffe aus der Hand. Ohne den Teenagern Gewalt auch nur anzudrohen, richten Joe und Terry sich für eine Nacht in dem Haus ein. Am anderen Morgen wechseln sie die Gefängniskleidung gegen Sachen von Cheris Vater und fahren mit Phils Wagen weiter.

Als Terry darauf hinweist, dass sie Geld benötigen, hält Joe neben einer Bank und nimmt einen Leuchtmarker aus dem Handschuhfach, bevor er aussteigt. Den Stift drückt er dem Wachmann in den Rücken und nimmt ihm die Pistole ab. Dann zwingen die beiden Banditen die Angestellten, ihnen das Geld von den Schaltern einzupacken.

Sie träumen davon, die Grenze nach Mexiko zu überqueren und in der Nähe von Acapulco ein Hotel zu kaufen. Das erforderliche Geld wollen sie in Banken rauben. Joes Neffe Harvey („Dog“) Pollard (Troy Garity), der von einer Hollywood-Karriere als Stuntman und Special Effect Manager träumt, soll das Fluchtauto fahren.

Zunächst nehmen sie sich eine Bank in Salem, Oregon, vor. Abends klingeln sie bei dem Filialleiter Darill Miller (Brian F. O’Byrne) und erklären ihm höflich ihren Plan: Sie wollen bei ihm übernachten und am anderen Morgen mit ihm, seiner Frau Cleo (Stacey Travis) und den beiden kleinen Töchtern Monica und Erika (Scout LaRue Willis, Tallulah Belle Willis) zur Bank fahren, wo er ihnen zusammen mit seinem Kollegen, der den Zweitschlüssel besitzt, den Tresor aufschließen soll, damit sie sich das Geld herausnehmen können. Wenn alles reibungslos läuft, wird weder ihm, noch seinen Familienangehörigen oder einem der Bankangestellten ein Haar gekrümmt. – Die Bankräuber essen mit den Millers zu Abend, und Terry erkundigt sich bei Cleo Miller nach den Zutaten der hervorragenden Spaghetti-Sauce.

Nach dem Bankraub trennen Joe, Terry und Harvey sich aus Sicherheitsgründen. Zwei Wochen später verabreden sie sich für den nächsten Bankraub. Weil Terry auf dem Weg zum Treffpunkt das Benzin ausgeht, versucht er, als Anhalter weiterzukommen. Dabei wird er von Kate Wheeler (Cate Blanchett) angefahren, die gerade völlig ziellos mit dem Auto unterwegs ist. – Als ihr Mann Charles (William Converse-Roberts) vorhin nach Hause kam, kochte sie gerade, aber er teilte ihr kurz mit, dass er eine geschäftliche Verabredung zum Abendessen habe und vorher noch ins Fitnessstudio gehen wolle. Da hielt sie es zu Hause nicht mehr aus, warf sich in ihren Wagen und fuhr verzweifelt los, bis Terry ihr vors Auto lief, um sie anzuhalten. Beim Aussteigen schlägt sie Terry, der sich gerade aufsetzen will, die Tür gegen den Kopf. Aufgeregt erkundigt sie sich, ob er verletzt sei und besteht darauf, ihn ins Krankenhaus zu fahren. Terry zwingt sie jedoch mit vorgehaltener Pistole, ihn zum Treffpunkt mit seinen Kumpanen zu bringen, die bereits auf ihn warten.

Terry rät Joe, die Zeugin zu erschießen, aber Joe verliebt sich auf den ersten Blick in die rothaarige Frau, und sie freut sich auf ein Abenteuer, das ihr helfen wird, über die Frustration durch ihren Mann hinwegzukommen: Sie schließt sich den Bankräubern an, über die bald das Fernsehen ausführlich berichtet und die wegen ihrer eigenartigen Vorgehensweise die „Übernacht-Banditen“ genannt werden. Über Kates Rolle rätselt die Öffentlichkeit: Haben Joe und Terry sie als Geisel genommen oder macht sie freiwillig mit?

Auf dem Weg nach Süden werden Joe und Terry aufgrund ihrer Unachtsamkeit von einem Lastwagen gerammt. Als sie Polizei auftaucht, schickt Joe Terry und Kate mit dem zweiten Auto weiter, während er und Harvey noch rasch das Geld aus dem Wrack holen. In dem Ort, in dem Terry und Kate auf die beiden anderen warten wollen, gibt es nur noch ein einziges freies Zimmer, und da bleibt es nicht aus, dass auch Terry und Kate sich näherkommen.

Am nächsten Tag gesteht Terry seinem Kumpan, was geschehen ist, und sie geraten in Streit. Weil sie sich nicht einigen können, soll Kate sich für einen von ihnen entscheiden, aber sie weigert sich und erklärt ihnen, sie beide zu lieben. Die Kombination aus dem Draufgänger Joe und dem Zauderer Terry sei ideal.

Unmittelbar vor einem geplanten Bankraub in der Alamo Savings Bank in Los Angeles überfallen Joe und Terry den Fernsehreporter Darren Head (Bobby Slayton), um ihn zu einem Interview zu zwingen. Der ist sofort bereit dazu und wittert eine Sensation. Auf seine Fragen hin erzählen Joe und Terry ihre Geschichte in die laufende Videokamera.

Während sie noch in der Alamo Savings Bank zu Gange sind, umstellt ein riesiges Polizeiaufgebot das Gebäude, denn Kate hat der Polizei einen Tipp gegeben. Scharfschützen werden auf den umliegenden Hausdächern postiert. Übers Megaphon fordert der Einsatzleiter die Banditen auf, mit erhobenen Händen herauszukommen. Offenbar haben sie keine Chance zur Flucht. Da werfen Joe und Terry sich gegenseitig vor, schuld an dem Debakel zu sein, weil sie sich mit Kate eingelassen haben. Die Polizeibeamten beobachten durch die Fenster, wie die beiden Bankräuber in einen heftigen Streit geraten – und aufeinander schießen, bis sie am Boden liegen und sich nicht mehr bewegen. Als man ihre Körper in schwarzen Plastiksäcken herausträgt, läuft Kate hin und bricht ohnmächtig zusammen. Sie wird ebenfalls in den Krankenwagen gelegt.

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Darren Head berichtet im Fernsehen über den gescheiterten Bankraub, den Tod der beiden Banditen – und die völlige Zerstörung des Krankenwagens, in dem die Leichen abtransportiert wurden. Der Fahrer sei wohl ins Schleudern geraten und das Wrack explodiert. Als Höhepunkt seiner Sendung zeigt Darren Head das Video mit dem Interview, in dem Joe und Terry ihre Geschichte erzählen.

Niemand ahnt, dass Joe und Terry mit Platzpatronen aufeinander geschossen hatten und sich im Krankenwagen mit Hilfe von Kate aus den Leichensäcken befreiten. Bevor Harvey, der das Sanitätsauto fuhr, den Wagen zur Explosion brachte, waren sie mit der in einem weiteren Leichensack versteckten Beute ausgestiegen.

In Mexiko heiratet Harvey eine Anhalterin, in die er sich verliebte, und seine Freunde Joe, Terry und Kate feiern mit dem Hochzeitspaar.

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„Banditen“ ist eine hervorragend besetzte Mischung aus Gaunerkomödie und Road Movie. Barry Levinson beginnt mit dem vermeintlich gescheiterten letzten Bankraub der Banditen und verwendet die Fernsehberichterstattung über die Ganoven als Rahmenhandlung. Dadurch gibt er dem Film einen medienkritischen Touch, denn er zeigt, wie Journalisten manipuliert werden und wie die Nachrichten der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild vermitteln. – Aber im Vordergrund steht keine Gesellschaftskritik, sondern der Spaß an schrägen Dialogen und überraschenden Wendungen.

Barry Levinson machte sich einen Spaß daraus, auf andere Filme anzuspielen. Für die Frau in der menage à trois wählte er den Namen Kate; in „Jules und Jim“ (François Truffaut, 1962) hieß die Frau Cathérine (Jeanne Moreau). Den Fahrer des Fluchtautos nannte er Pollard, wohl nach dem Schauspieler in der Rolle des Tankwarts C. W. Moss, der sich „Bonnie und Clyde“ (Arthur Penn, 1967) als Fahrer anschloss: Michael J. Pollard. Joe und Kate hängen einen Vorhang zwischen sich auf, als sie erstmals zusammen in einem Motelzimmer schlafen müssen – wie Peter Warne (Clark Gable) und Ellen Andrews (Claudette Colbert) in „Es geschah in einer Nacht“ (Frank Capra, 1934). Die Handlung erinnert auch an „Zwei Banditen“ (George Roy Hill, 1968) und „Out of Sight“ (Steven Soderbergh, 1998).

Die Ausbruchsszene wurde übrigens mit 150 Häftlingen als Statisten im Oregon State Penitentiary in Salem gedreht.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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