Berlin Is in Germany

Berlin Is in Germany

Berlin Is in Germany

Originaltitel: Berlin Is in Germany - Regie: Hannes Stöhr - Drehbuch: Hannes Stöhr - Kamera: Florian Hoffmeister - Schnitt: Anne Fabini - Musik: Florian Appl - Darsteller: Jörg Schüttauf, Julia Jäger, Tom Jahn, Robin Becker, Valentin Platareanu, Edita Malovcic, Robert Loehr u.a. - 2001; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Ein Ostberliner versucht nach elf Jahren Haft, sich in der Freiheit wieder zurechtzufinden, in einer Welt, die sich durch den Fall der Berliner Mauer stark verändert hat. Seinen elfjährigen Sohn sieht Martin Schulz zum ersten Mal. Seine Frau lebt inzwischen mit einem anderen Mann zusammen ...
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Kritik

"Berlin Is in Germany" ist ein leiser, sensibler und authentisch wirkender Film. Obwohl er unaufdringlich gespielt und inszeniert wurde, lässt die packende Geschichte die Zuschauer schon nach wenigen Minuten nicht mehr los.
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Ostberlin im Juli 1978. Martin und Manuela Schulz (Jörg Schüttauf, Julia Jäger) sind frisch verheiratet und erwarten ein Kind. Der Hauswart beschwert sich, weil sie Gäste aus der „BRD“ nicht ordnungsgemäß ins Hausbuch eintrugen, und er zeigt Manuela, was er „zufällig“ im Keller fand: Stricke und Haken, wie sie zum Überklettern der Zäune an der „Staatsgrenze“ benützt werden. Wenn das Material in falsche Hände gerate, sagt er scheinheilig, würde man ihren Mann verdächtigen, eine „Republikflucht“ vorzubereiten. Als Martin nach Hause kommt und Manuela ihm von dem Vorkommnis berichtet, läutet er wütend an der Tür des Hauswarts und verlangt von ihm die Rückgabe der gefundenen Sachen. Während der Auseinandersetzung stößt er ihn zurück. Der Mann fällt auf den Hinterkopf und stirbt auf der Stelle. Martin wird noch vor der Geburt seines Sohnes ins Gefängnis Brandenburg gebracht.

Nach elf Jahren, ausgerechnet am 9. November 1989, dem Tag, an dem die Berliner Mauer fällt, kommt Martin Schulz wieder frei.

Nach Rücksprache mit seiner Bewährungshelferin in Berlin nimmt er sich von den 800 Mark, die er in der Schlosserei der Haftanstalt verdiente, fürs erste ein einfaches Hotelzimmer. Vor vier Jahren brach er den Kontakt zu Manuela ab. Mit einem Blumenstrauß für sie und einem Gameboy für ihren Sohn Rokko (Robin Becker) fährt er zu ihrer Wohnung in Pankow. Manuela ist nicht zu Hause; Rokko öffnet die Tür nur einen Spalt, soweit es mit vorgelegter Sperrkette möglich ist. Zum ersten Mal sieht Martin seinen Sohn. Aber er gibt sich nicht zu erkennen, sondern legt die Geschenke vor der Tür ab und wartet dann auf der Straße hinter einem Baum auf Manuela. Sie kommt mit ihrem neuen Lebensgefährten Wolfgang Ridel (Robert Loehr), einem Lehrer aus Schwaben. Martin ist zwar nicht überrascht, aber es schmerzt ihn, seine Frau mit einem anderen Mann zu sehen.

Ohne sich gezeigt zu haben, kehrt er in sein Zimmer zurück. Auf dem Weg trifft er auf seinen alten Freund Peter Pau (Tom Jahn), der sich in den Westen abgesetzt hatte und dort scheiterte. Jetzt steht er am Rand eines Flachdachs und will in den Tod springen. Martin hält ihn vom Selbstmord zurück, besucht mit ihm eine Kneipe und bezahlt auch die 300 Mark, die jemand von Peter Pau zurückverlangt.

Nach einiger Zeit wagt er sich erneut zu Manuela. Sie und Wolfgang haben gerade ein befreundetes Paar zu Gast, aber nach einigem Zögern holt sie Martin herein. Es gibt Paella. So etwas kennt Martin noch nicht. Er trinkt eine Menge Wein und bricht zusammen. Wolfgang beabsichtigt, ein Taxi zu rufen, aber Manuela lässt das nicht zu, sondern bettet Martin auf eine Couch.

Mitten in der Nacht wird er wach, schaut nach Rokko, und sucht dann Zuflucht bei einem Bekannten aus der Haftanstalt, der einen Pornoladen betreibt: Victor Valentin (Valentin Platareanu) verbüßte wegen eines Banküberfalls eine sechsjährige Haftstrafe. Martin darf kostenlos bei einer „Live-Darbietung“ zusehen. Aber die vermeintliche Russin (Edita Malovcic) tanzt nur kurz, bevor sie sich zu ihm setzt, ihm 200 Mark abnimmt und ihn mit in ihr Zimmer nimmt. Privat spricht sie nicht mit russischem Akzent, sondern Wiener Dialekt; sie heißt Ludmila, wurde in Belgrad geboren, wuchs in Zagreb auf und kam dann nach Wien. Der Fahrer des Taxis, das sie nehmen, ist zufällig ein Bekannter Martins: Enrique Cortés (Oscar Martínez).

Manuela sucht nach Martin. Von der Bewährungshelferin erfährt sie, in welchem Hotel er wohnt. Aber dort ist er ausgezogen und hat keine neue Adresse hinterlassen.

Er wohnt inzwischen bei Peter und beabsichtigt, die Prüfung für Taxifahrer zu machen.

Als er hört, dass seine Frau ihn sucht, geht er zu ihr in das Reisebüro, in dem sie arbeitet. Sie hilft ihm bei der Prüfungsvorbereitung, in dem sie ihn nach Fahrstrecken fragt und seine Angaben auf dem Stadtplan überprüft. In Ostberlin kennt er sich ganz gut aus, aber es fällt ihm noch schwer, sich an die neuen Namen einiger Straßen und Plätze zu gewöhnen.

Während der Prüfung bittet man ihn vor die Tür. Erst jetzt wurde festgestellt, dass er vorbestraft ist und deshalb gar nicht zugelassen hätte werden dürfen. Erbittert zerreißt Martin die Stadtpläne.

Er befindet sich gerade allein in Victor Valentins Pornoladen, als Polizei auftaucht und offenbar aufgrund eines konkreten Hinweises nach Drogen sucht, die in Videohüllen versteckt sind. Um nicht verhaftet zu werden, schlägt Martin einen Polizisten zusammen und flieht.

Manuela sorgt sich, weil Martin nicht anruft, um ihr mitzuteilen, wie die Prüfung lief. Da läutet es an der Tür. Martin? Wolfgang sperrt sie verärgert im Bad ein und blickt aus dem Fenster. Es ist Martin. Wolfgang lügt, Manuela sei mit Rokko fortgegangen, aber Martin hört sie schreien und droht damit, die Scheibe einzuschlagen. Da alarmiert Wolfgang die Polizei. Bevor der Streifenwagen kommt und Martin festgenommen wird, lässt er Manuela aus dem Bad. Sie läuft ins Freie und erklärt, bei dem Festgenommenen handele sich um ihren Ehemann. Es sei alles ein Irrtum. In diesem Augenblick kommt über Funk das Ergebnis der Überprüfung der Personalien Martins: Ein von der Polizei gesuchter Vorbestrafter! Die Beamten kümmern sich nicht länger um Manuela, sondern fahren mit Martin los.

Die Bewährungshelferin besucht ihn im Gefängnis. Warum er sich mit einem Kriminellen wie Victor Valentin eingelassen habe? Warum er ihr nicht gesagt habe, dass er Taxifahrer werden wollte? Sie hätte für das Gutachten gesorgt, das für die Prüfungszulassung erforderlich gewesen wäre.

Um seinen Freund zu entlasten, stellt Victor Valentin sich der Polizei.

Zum zweiten Mal tritt Martin Schulz aus dem Gefängnistor. Diesmal wird er von Enrique mit dem Taxi abgeholt.

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In seinem Debütfilm „Berlin Is in Germany“ zeigt Hannes Stöhr einen Ostberliner, der nach elf Jahren Haft versucht, sich in der Freiheit wieder zurechtzufinden, in einer Welt, die sich durch den Fall der Berliner Mauer stark verändert hat. Seinen elfjährigen Sohn sieht Martin Schulz zum ersten Mal. Seine Frau lebt inzwischen mit einem anderen Mann zusammen. Voll Zuversicht büffelt Martin für die Prüfung als Taxifahrer, ohne zu ahnen, dass er als Vorbestrafter ohne ein entsprechendes Gutachten gar nicht daran teilnehmen darf. Ein Bekannter aus dem Gefängnis hilft ihm weiter, aber dadurch gerät Martin in falschen Verdacht und wird erneut verhaftet.

Zu Recht setzt Hannes Stöhr ganz auf seinen hervorragenden Hauptdarsteller Jörg Schüttauf, der seine Rolle nuanciert spielt und dabei sehr authentisch wirkt. „Berlin Is in Germany“ ist ein leiser, sensibler und realistischer Film. Obwohl er unaufdringlich gespielt und inszeniert wurde, lässt die packende Geschichte die Zuschauer schon nach wenigen Minuten nicht mehr los.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

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