Diva

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Diva – Originaltitel: Diva – Regie: Jean-Jacques Beineix – Drehbuch: Jean-Jacques Beineix, Jean Van Hamme, nach dem Roman "Diva" von Daniel Odier alias Delacorta – Kamera: Philippe Rousselot – Schnitt: Monique Prim, Marie-Josèphe Yoyotte – Musik: Vladimir Cosma – Darsteller: Wilhelmenia Wiggins Fernandez, Frédéric Andrei, Richard Bohringer, Thuy An Luu, Jacques Fabbri, Gérard Darmon, Dominique Pinon, Chantal Deruaz, Anny Romand, Roland Bertin, Jean-Jacques Moreau u.a. – 1981; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Die Opern-Diva Cynthia Hawkins weigert sich, Aufnahmen von ihrem Gesang machen zu lassen. Um sie dennoch auch außerhalb des Konzertsaals hören zu können, schneidet der junge Pariser Postbote Jules verbotenerweise ein Konzert von ihr mit. Zwei Taiwanesen, die ihn dabei beobachten, versuchen ihm die Aufnahme abzujagen. Weil ihm eine Prostituierte vor ihrer Ermordung eine Tonkassette mit Enthüllungen zusteckt, wird er außerdem von Gangstern und der Polizei verfolgt ...
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Kritik

Bei "Diva" handelt sich um einen märchenhaft-naiven, skurrilen und surrealen Film, der spielerisch mit Elementen aus den Genres Thriller, Romanze und Musikfilm umgeht. "Diva" gilt als eines der wichtigsten Beispiele des cinéma du look.
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Die zweiunddreißigjährige Opern-Diva Cynthia Hawkins (Wilhelmenia Wiggins Fernandez) weigert sich kategorisch, Aufnahmen von ihrem Gesang machen zu lassen, nicht weil sie grundsätzlich gegen die Kommerzialisierung der Kunst wäre, sondern weil sie überzeugt ist, dass ihre Gesangskunst nur in der Resonanz mit dem Publikum den Höhepunkt erreicht und sich nicht konservieren lässt. Um sie dennoch auch außerhalb des Konzertsaals hören zu können, schneidet der junge Pariser Postbote Jules (Frédéric Andréi) verbotenerweise ein Konzert mit, in dem sie im Théâtre des Bouffes du Nord die Arie „Ebben, n’andrò lontana“ aus der Oper „La Wally“ von Alfredo Catalani singt. Dabei beobachten ihn allerdings zwei Taiwanesen, die hinter ihm sitzen und Sonnenbrillen tragen. Nach dem Konzert mischt Jules sich unter die Besucher in Cynthia Hawkins Garderobe, lässt sich ein Autogramm von ihr geben und stiehlt das Kleid, das sie auf der Bühne trug.

Am nächsten Tag ist Jules wieder als Postbote unterwegs. Eine barfüßige Frau, die in einer U-Bahn-Station von zwei Männern verfolgt wird, rennt auf die Straße und wirft unbemerkt eine Tonkassette in die Satteltasche von Jules Moped, bevor einer der beiden Gangster sie von hinten mit einem Wurfmesser tötet. Von einem nahen Straßencafé aus beobachten die Kriminalkommissarin Paula (Anny Romand) und ihr Informant Krantz (Jean-Jacques Moreau) die Flucht Nadias (Chantal Deruaz) und ihre Ermordung. Die Prostituierte hatte am Abend zuvor ihren früheren Liebhaber Krantz angerufen und ihn um seinen Schutz gebeten, weil sie vorhatte, den Boss eines Mädchenhändler-Rings auffliegen zu lassen. Krantz wandte sich deshalb an die Kommissarin, aber keiner von ihnen rechnete damit, dass Nadia vor ihren Augen umgebracht werden könnte. Am Telefon hatte Nadia eine Tonkassette mit Enthüllungen erwähnt, aber bei der Leiche wird keine gefunden. Die Kommissarin vermutet, dass Nadia sie in die Satteltasche eines Post-Mopeds warf, an dem sie vorbeilief.

Jules, der von der Kassette nichts ahnt, beobachtet in einem Musikgeschäft, wie die junge Vietnamesin Alba (Thuy An Luu) eine Schallplatte stiehlt und in einer Mappe mit Aktfotos verbirgt. Auf der Straße spricht er sie an, und als sie ihn bald darauf besucht, spielt er ihr die Aufnahme von Cynthia Hawkins vor. Obwohl Alba Pop-Musik bevorzugt, hört sie begeistert zu, leiht sich die Tonbandspule aus und spielt die Aufnahme ihrem Freund Gorodish (Richard Bohringer) vor, einem verschrobenen Künstler, bei dem sie wohnt.

Während Jules zu einer Prostituierten geht und sie bittet, das gestohlene Kleid der Diva auf dem nackten Körper zu tragen, durchwühlen Nadias Mörder – der Antillaner und der Curé (Gérard Darmon, Dominique Pinon) – auf der Suche nach der für ihren Boss gefährlichen Kassette Jules‘ Behausung. Als die Polizei die Wohnung ebenfalls durchsuchen will, findet sie die Räume verwüstet vor.

Jules, der zunächst bei Freunden und dann bei Alba und Gorodish Zuflucht findet, besucht Cynthia Hawkins in ihrer Hotelsuite. Er bringt ihr Blumen – und das gestohlene Kleid. Zuerst greift die Diva zum Telefon, um den Dieb festnehmen zu lassen, doch als sie merkt, wie sehr Jules sie verehrt, verabredet sie sich stattdessen mit ihm. Nach einem ausgedehnten Spaziergang der beiden übernachtet Jules bei der Diva. Am nächsten Morgen erhält er einen Anruf der Taiwanesen, die sich nach dem illegalen Mitschnitt erkundigen und damit drohen, ihm das Tonband gewaltsam abzunehmen. Gleich darauf kommen sie ins Hotel und versuchen Cynthias Impresario Weinstadt (Roland Bertin) mit der Raubaufnahme zu erpressen: Entweder die Opernsängerin unterschreibe einen exklusiven Plattenvertrag mit ihrer Gesellschaft oder sie würden den Markt mit der heimlich gemachten Aufnahme überschwemmen. Die Diva ist entsetzt, als ihr Agent sie darüber unterrichtet. Ihr bleibt ein Tag Bedenkzeit.

Endlich findet Jules – der von den Taiwanesen, der Polizei und den beiden Mördern verfolgt wird – die Kassette mit Nadias Enthüllungen. In der Aufnahme erklärt sie, Hauptkommissar Jean Saporta (Jacques Fabbri) sei der Boss eines seit acht Jahren in Paris aktiven Mädchenhändler-Ringes, der Heroin nach Afrika liefere und dafür Afrikanerinnen ins Land schleuse, die man dann zwinge, als Prostituierte für die Organisation zu arbeiten. Sie rechnete mit ihrem Tod, besprach deshalb das Band und sorgte durch ihren Anruf bei Krantz dafür, dass es bei ihrer Ermordung Zeugen gab.

Auf der Flucht vor dem Antillaner und dem Curé wird Jules in einem Parkhaus angeschossen. Von einer Telefonzelle aus ruft er Gorodish an, der ihm mit Alba zu Hilfe kommt. Nachdem auch Gorodish und Alba im Auto das Band abgehört haben, bringen sie den Verletzten zu einem Leuchtturm und verstecken ihn dort.

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Über eine Prostituierte nimmt Gorodish Kontakt zu den Verbrechern auf. Zum Austausch der Tonkassette gegen einen Koffer voller Geld lotst er Saporta in eine leer stehende Fabrikhalle. Während der Übergabe tauchen die taiwanesischen Agenten auf und nehmen Saporta die Kassette ab, die sie für den Konzertmitschnitt halten. Gorodish muss zu Fuß gehen, weil die Taiwanesen mit seinem Auto wegfahren. Das hätten sie besser nicht gemacht, denn Saporta hatte vor der Geldübergabe eine Sprengladung an dem Fahrzeug angebracht, die er nun über einen Fernauslöser zündet.

Als Jules zu Cynthia Hawkins fahren und ihr das Tonband geben will, wird er vom Antillaner und vom Curé überfallen, zusammengeschlagen und in seine Wohnung gebracht. Von einer Kassette, die genauso aussieht wie die von Nadia besprochene, wischen sie die Fingerabdrücke ab; dann zwingen sie Jules, sie anzufassen und ins Abspielgerät einzulegen. Es handelt sich um eine Fälschung zur Irreführung der polizeilichen Ermittler, aber die Gangster ahnen nicht, dass Jean Saporta den Verdacht von sich abzulenken versucht, indem er die Aufnahme so manipulieren ließ, dass Nadia nun scheinbar den Antillaner beschuldigt, den Mädchenhändler-Ring zu leiten. Als die Mörder Jules dazu bringen wollen, in den Aufzugschacht zu springen, schießt Kriminalkommissarin Paula, die Jules‘ Wohnung überwachte und trifft den Curé, der daraufhin in die Tiefe stürzt. Den Antillaner trifft sie ins Bein. Kurz darauf taucht Hauptkommissar Saporta auf und tötet als Erstes den Antillaner. Jules klärt Paula darüber auf, dass Saporta der Boss des Mädchenhändler-Rings ist. Bevor dieser auf sie schießen kann, wird das Licht ausgeschaltet. Saporta geht auf ein Kontrolllämpchen zu, das er für den Bedienknopf des Aufzugs hält – und fällt in den Schacht, denn inzwischen traf Gorodish ein und täuschte ihn mit einem anderen Lämpchen.

Vor der Abreise aus Paris wartet die Diva auf Jules. Traurig singt sie auf der Bühne des leeren Konzertsaals. Sobald sie geendet hat, brandet Beifall auf. Jules spielt eine entsprechende Aufnahme ab. Er gesteht Cynthia, ihr Konzert heimlich mitgeschnitten zu haben und gibt ihr das Band. Dann überredet er sie, sich die Aufnahme anzuhören. Cynthia schmiegt sich an ihn, während das Band läuft.

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Das Drehbuch für den Film „Diva“ von Jean-Jacques Beineix basiert auf dem gleichnamigen Roman, den der Schweizer Schriftsteller Daniel Odier (* 1945) unter dem Pseudonym Delacorta veröffentlichte (Übersetzung: Sigrid Boegl, Heyne Verlag, München 1980, 141 Seiten, ISBN: 3-453-10498-6). Es handelt sich um einen märchenhaft-naiven, skurrilen und surrealen Film, der spielerisch mit Elementen aus den Genres Thriller, Romanze und Musikfilm umgeht. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich Kunst – in diesem Fall: Gesang – konservieren lässt, oder ob es auf die Authentizität des Augenblicks ankommt. Die Grenzen zwischen reiner Fiktion und einer medial abgebildeten Realität zerfließen in „Diva“, und man kann den Film auch als Persiflage auf die Medien- und Konsumgesellschaft verstehen.

Obwohl „Diva“ kein Kassenschlager war, gilt er längst als Kultfilm und eines der wichtigsten Beispiele des cinéma du look der Achtzigerjahre. Jean-Jacques Beineix kam es in „Diva“ vor allem auf eine suggestive Optik an. Entsprechend eindrucksvoll sind die von Philippe Rousselot aufgenommenen Bilder. Dazu gehören auch Filmzitate. Wenn zum Beispiel eine blonde Passantin einen Lüftungsschacht überquert und ihr Rock hochgeblasen wird, denken wir an Marilyn Monroe in „Das verflixte 7. Jahr“.

In der Rolle der Diva ist die amerikanische Opernsängerin Wilhelmenia Wiggins Fernandez (* 1949) zu sehen und zu hören.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.