Die Tänzerin

Die Tänzerin

Die Tänzerin

Die Tänzerin – Originaltitel: La danseuse – Regie: Stéphanie Di Giusto – Drehbuch: Stéphanie Di Giusto, Thomas Bidegain, Sarah Thibau nach dem Buch "Loïe Fuller, danseuse de la Belle Epoque" von Giovanni Lista – Kamera: Benoît Debie – Schnitt: Géraldine Mangenot – Darsteller: SoKo, Gaspard Ulliel, Mélanie Thierry, Lily-Rose Depp, François Damiens, Louis-Do de Lencquesaing, Amanda Plummer, Denis Ménochet u.a. – 2016; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Marie-Louise Fuller zieht 1892 nach New York und träumt von einer Karriere als Schauspielerin, aber dann kommt sie auf die Idee, trotz ihrer stämmigen Figur mit wallenden Kleidern und wehenden Schleiern zu tanzen. Der Dandy Louis Conte d'Orsay lässt ein entsprechendes Kleid für sie schneidern. Loïe Fuller – so ihr Künstlername – reist nach Paris und bewirbt sich bei Les Folies Bergère. Die Künstlerin gibt alles und nimmt Schmerz in Kauf, um ihre Ideen zu realisieren ...
mehr erfahren

Kritik

Stéphanie Di Giusto porträtiert in ihrem Debütfilm die legendäre Tänzerin Loïe Fuller. Sehenswert ist "Die Tänzerin" v. a. wegen der von Jody Sperling choreografierten Tanzszenen.
mehr erfahren

Loïe Fuller (kurze Biografie)

Als ihr aus Frankreich in die USA eingewanderter Vater Ruben Fuller (Denis Ménochet), ein Rodeoreiter, 1892 in seiner im Freien aufgestellten Zinkbadewanne erschossen wird, packt Marie-Louise (SoKo) ihre Sachen und sucht Zuflucht bei der Mutter Lili (Amanda Plummer), die in Brooklyn ein Heim der Abstinenzlerinnen-Gemeinde leitet.

Marie-Louise Fuller träumt von einer Karriere als Theaterschauspielerin, aber bei der ersten Rolle, die sie bekommt, soll sie nur stumm eine hypnotisierte Frau darstellen. Nachdem sie die Augen geschlossen hat, fordert ihr Bühnenpartner sie auf, die Arme nach vorne auszustrecken. Weil der Rock, den sie trägt, zu weit ist und nicht rechtzeitig enger gemacht werden konnte, muss sie ihn festhalten. Um dabei nicht aus der Rolle zu fallen, hebt sie ihn vorne am Saum hoch und hält die Arme waagrecht. Da johlt das bislang von der Theateraufführung gelangweilte Publikum.

Die Erfahrung bringt Marie-Louise Fuller auf die Idee, trotz ihrer stämmigen Figur mit wehenden Kleidern zu tanzen und dabei Schleier mit Holzstäben in den Händen so weit wie möglich auszubreiten. Aber die Stoffe, die sie sich leisten kann, sind zu schwer.

Einer ihrer Auftrittsversuche fasziniert den reichen französischen Dandy Louis Conte d’Orsay (Gaspard Ulliel). Der melancholische, unter Ennui leidende Adelige umwirbt Loïe Fuller – so ihr Künstlername –, aber als sie sich gegen seine sexuelle Annäherung sträubt, achtet er ihren Willen. Er lässt ein Tanzkleid aus dünner Seide für sie schneidern. Der leichte Stoff ermöglicht fließende Bewegungen, aber sie muss viel Gymnastik machen, um der Anstrengung gewachsen zu sein, und die Folgen sind starke Rücken­schmerzen. Immer wieder bricht Loïe Fuller erschöpft zusammen. Dann wird aus der bewegten Schmetterlingsfigur auf der Bühne wieder die derbe Tochter eines Rodeo-Reiters, die an ihren Fähigkeiten zweifelt.

In einer Phase, in der sie wegen heftiger Schmerzen nicht auftreten kann, kopiert ihre Konkurrentin Kate (Tamzin Merchant) den von ihr entwickelten Tanzstil. Marie-Louise Fuller protestiert und kehrt auf die Bühne zurück.

Nachdem sie den Graf zwischen den gespreizten Beinen einer nackten Prostituierten (Morgane Branchoux) überrascht hat, stiehlt sie die Banknoten aus seiner Brieftasche und reist mit dem Geld nach Paris.

Edouard Marchand (François Damiens), der Direktor der Folies-Bergère, weist sie ab, aber seine Assistentin Gabrielle Bloch (Mélanie Thierry) setzt sich für die avantgardistische Tänzerin ein und wird zu ihrer Vertrauten. Bei der Premiere stürzt Loïe Fuller zwar von der Bühne, aber die Kritiker schreiben anerkennend über ihre Darbietung, und das veranlasst Edouard Marchand, sie weiter zu beschäftigen.

Louis d’Orsay taucht in Paris auf. Aus der Zeitung erfährt Loïe Fuller, dass seine Ehe geschieden wird. Sie zieht zu ihm ins Schloss.

Er drängt Armand Duponchel (Louis-Do de Lencquesaing), den Direktor der Pariser Oper, Loïe Fuller einen Auftritt zu ermöglichen, und weil der Graf zu den Mäzenen der Oper gehört, folgt Duponchel der Aufforderung. Argwöhnisch verfolgt er die Vorbereitungen der Bühnenshow, die Loïe Fuller mit immensem Aufwand betreibt.

Während sie damit beschäftigt ist, schart sie eine Compagnie von Nachwuchs­tänzerinnen um sich und bietet auch Isadora Duncan (Lily-Rose Depp) einen Vertrag an. Aber die aparte junge Frau lässt sich von Loïe Fuller nur protegieren und reist nach einem umjubelten Auftritt vor Journalisten im Schloss des Grafen ab.

Louis d’Orsay ahnt, was passieren wird. Während einer Autofahrt zündet er ein mit Äther getränktes Tuch an und legt es auf den Beifahrersitz, um sich umzubringen. Zur gleichen Zeit stürzt Loïe Fuller während ihres Auftritts in der Oper. Nachdem sie wieder zu sich gekommen ist, kriecht sie mit letzter Kraft unter dem geschlossenen Vorhang hindurch, und das Publikum applaudiert.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Dem Kinofilm „Die Tänzerin“ liegt das Buch „Loïe Fuller, danseuse de la Belle Epoque“ von Giovanni Lista aus dem Jahr 1994 zugrunde. Inszeniert wurde er von der Französin Stéphanie Di Giusto, einer Modefotografin und Regisseurin von Werbeclips.

Die Figur des Grafen d’Orsay ist fiktiv, aber auch sonst kommt es Stéphanie Di Giusto nicht auf die Tatsachen an, denn „Die Tänzerin“ ist weniger ein Biopic als ein Porträt. Stéphanie Di Giusto zeigt eine emanzipierte Künstlerin, die alles gibt und Schmerz in Kauf nimmt, um ihre visionären Ideen zu realisieren. Die Hommage wird allerdings der Bedeutung Loïe Fullers für die Geschichte des modern dance und der multimedialen Künste nicht ganz gerecht. Und das Psychogramm bleibt weitgehend an der Oberfläche. Außerdem wird die Geschichte holprig und einfallslos erzählt.

Die französische Sängerin und Schauspielerin SoKo (Stéphanie Alexandra Mina Sokolinski, * 1985) verkörpert die Hauptfigur und sieht Loïe Fuller verblüffend ähnlich. Bei Lily-Rose Melody Depp, der Darstellerin der Tänzerin Isadora Duncan, handelt es sich um die 1999 in Paris geborene Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis.

Sehenswert ist „Die Tänzerin“ vor allem wegen der von Jody Sperling bzw. Julie Bour choreografierten Tanzszenen mit Loïe Fuller und Isadora Duncan (bei denen Lily-Rose Depp mitunter von Fanny Sage gedoubelt wird). Die Lichteffekte schuf Alexandre Le Brun, der für Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent und Louis Vuitton tätig ist.

In „Die Tänzerin“ angespielte Musikstücke: Sinfonie Nr. 7 in A-Dur von Ludwig van Beethoven, „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi, „Un ocean pour fuire“ und „Un enterrement dans la mer“ von Evgueni & Sacha Galperine.

Gedreht wurde unter anderem in Paris, Valenciennes und Grenoble. Die Szenen in einem amerikanischen Theater entstanden in der Opéra de Vichy in Vichy, die in Les Folies Bergère in Prag, und das Château de Fontainebleau diente als Kulisse für das Schloss des Grafen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

Loïe Fuller (kurze Biografie)

Stephen Crane - Die rote Tapferkeitsmedaille
In dem Antikriegsroman "Die rote Tapferkeitsmedaille" erleben wir die Menschenverachtung im Krieg, aber Stephen Crane geht es v. a. um die Frage, was die Ausnahmesituation mit dem einzelnen Menschen macht, und dabei nimmt er die beschränkte Sicht eines überforderten einfachen Soldaten ein.
Die rote Tapferkeitsmedaille

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.