Fata Morgana
Fata Morgana
Inhaltsangabe
Kritik
Nach dem ersten Staatsexamen reist der Jura-Student Daniel (Matthias Schweighöfer) mit seiner Freundin Laura (Marie Zielcke) nach Marokko. Im Hotel mieten sie einen roten Geländewagen und unternehmen damit einen Tagesausflug in die Wüste. Enttäuscht fahren sie am späten Nachmittag zurück. Soll das ein Abenteuer gewesen sein? Als Laura das fragt, biegt Daniel kurzerhand von der Piste ab. In den Dünen hält er an. Sie ziehen sich aus und lieben sich im Sand. Erst danach entdecken sie in der Nähe das Wrack eines Jeeps.
Um zur Piste zurückzufinden, folgen sie ihren Reifenspuren, doch als die Dunkelheit hereinbricht, können sie diese nicht mehr gut genug sehen. Deshalb halten sie an und verbringen die Nacht im Wagen. Am nächsten Morgen springt der Motor nicht mehr an. In der Überzeugung, die Piste sei nicht weit, machenDaniel und Laura sich zu Fuß auf den Weg, doch am Abend sind sie noch immer nicht da. Und als es hell wird, stellen sie fest, dass ein Wind während der Nacht die Reifenspuren verweht hat. Unweit von ihnen sitzt ein Franzose (Jean-Hugues Anglade), der ihnen bei der Hinfahrt seine Hilfe als Führer in der Wüste angeboten hatte, von Daniel jedoch brüsk zurückgewiesen worden war. Auch der rote Geländewagen steht da. Offenbar gelang es dem Unbekannten, den Wagen zu reparieren und sie zu finden.
Ohne Daniels Fragen zu beantworten, lotst der Mann, der nicht einmal seinen Namen verrät, das Paar zu seinem in der Wüste abgestellten Motorrad. Dort steht auch sein Zelt, und er entzündet ein Lagerfeuer für die Nacht.
Den ganzen nächsten Tag lang folgen Daniel und Laura dem Motorradfahrer, aber die Piste erreichen sie nicht. Was hat der geheimnisvolle Franzose vor? Will er sie ausrauben oder entführen?
Am dritten Tag erreichen sie eine Oase und füllen ihre Wasserkanister auf. Als Daniel filmt, reißt ihm der Fremde die Videokamera aus der Hand, wirft sie auf den Boden und zertritt sie. Aus Rache hupt Daniel nicht, als sich ein Reisesack auf dem Motorrad während der Fahrt öffnet und Sachen herausfallen. Nachdem alles aufgesammelt wurde, setzt Laura sich zu dem Fremden aufs Motorrad, statt weiter im Geländewagen mit Daniel zu fahren.
Unerwartet kommen sie zu einem Fluss mitten in der Wüste. Während Laura und Daniel schwimmen, treffen Einheimische mit mehreren Autos ein. Ohne sich um die beiden halbnackten Deutschen zu kümmern, trinken sie mit dem Franzosen Tee. Am anderen Morgen sind sie fort, haben allerdings zwei Kanister Sprit für den Geländewagen dagelassen.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Frustriert und zornig weicht Daniel von der Strecke ab, die der Motorradfahrer vorgibt. Nach ein paar hundert Metern graben sich die Reifen in den lockeren Sand ein. Der Franzose kommt zurück und erklärt Daniel, man müsse immer den Kamelspuren folgen. Statt die Räder auszugraben, geht Daniel wütend los. Der Fremde beruhigt Laura und versichert ihr, Daniel werde zurückkommen. Sanft zieht er ihr das T-Shirt aus, und sie streift ihren Büstenhalter ab. Als Daniel zurückkommt, hat der Fremde den Wagen flottgemacht und weist Laura maliziös darauf hin, dass sie ihr T-Shirt verkehrt herum anhabe.
Die kleine Gruppe verbringt eine weitere Nacht in der Wüste. Im Morgengrauen zersticht Daniel den Vorderreifen des Motorrads und startet den Wagen, bevor der Fremde aus dem Zelt gekommen ist. Laura protestiert vergeblich.
Sie geraten in einen Sandsturm. Daniel ist eifersüchtig und will wissen, ob Laura Sex mit dem Fremden hatte. Statt die Frage zu beantworten, reißt sie die Tür auf und läuft davon. Vergeblich sucht Daniel nach ihr.
Als es wieder hell wird, sieht er in der Nähe die Silhouette einer Stadt. Aber sie ist ausgestorben, und bei den Gebäuden handelt es sich um Lehmruinen. Auf der Suche nach Laura irrt Daniel durch das Labyrinth. Statt Laura steht plötzlich der Fremde vor ihm. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden Männern. Laura taucht auf und schlägt den Franzosen mit einem Stein zu Boden.
Doch als sie vom Auto aus zurückblicken, sehen sie, wie er ihnen nachkommt. Erst neben dem Wagen bricht er erneut zusammen. Sie legen den Ohnmächtigen in den Fond und fahren weiter.
Am nächsten Morgen entdeckt Daniel Strommasten. Nun brauchen sie nur noch der Leitung zu folgen. Bevor Laura aufwacht, zerrt er den noch immer bewusstlosen Fremden aus dem Wagen, lässt ihn im Sand liegen und fährt los.
Sie finden die Piste, die Stadt und das Hotel.
Ohne sich frischzumachen, fahren sie noch einmal zurück zu der Stelle, an der sie den Fremden liegen ließen. Er ist nicht mehr da. Seine Fußspuren verlieren sich in der Wüste.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Bei „Fata Morgana“ handelt es sich um ein existenzialistisches Drama mit Thriller-Elementen. Als zwei junge Leute bei einem Wüstenausflug von der Piste abweichen, beginnt eine tagelange Irrfahrt, und nicht nur ihre Beziehung, sondern ihre ganze Welt wird zerrüttet. Ein Fremder, dessen Namen wir nicht erfahren, lotst sie schließlich, aber nicht zurück zur Piste, sondern immer weiter in die Wüste hinein. Was hat er vor? Existiert er nur in der Einbildung des verirrten Paares? Ist er so unwirklich wie eine Fata Morgana? Halluzinieren Daniel und Laura während des Verdurstens?
Simon Groß erklärt dazu:
Kommunikation und Wahrnehmung sind die Themen, die mich in „Fata Morgana“ interessieren. Es geht um den Umgang des Pärchens mit der Bedrohung der Wüste und ihrem Verhalten gegenüber dem undurchschaubaren Fremden […] Würden sie besser miteinander kommunizieren und ihre unterschiedliche Wahrnehmung insbesondere in Bezug auf den Fremden abgleichen, ließe sich das Drama in diesem Ausmaß verhindern […] Diese Verkettung von Fehlverhalten auf der einen und die Auswirkungen davon auf der anderen Seite interessieren mich. Menschen sind nicht einfach nur ihrem Schicksal ausgesetzt. Die meisten Dramen in unserem Leben entstehen aus eigenem Fehlverhalten. Der Fremde erkennt die Schwächen der beiden jungen Touristen und spielt damit, um sie zu provozieren. (zitiert nach „Kulturexpress“)
Die nur rudimentär vorhandene Handlung ist zumindest in einigen Passagen surreal. Simon Groß, Nana Ekvtishmvili und Stefan Stabenow kommen – abgesehen von Komparsenrollen – mit drei Figuren aus. Sowohl inhaltlich als auch formal ist „Fata Morgana“ ein minimalistischer Film, und auf eine Erklärung wartet man vergeblich. Das ist alles durchaus eindrucksvoll, aber in der zweiten Hälfte des Films überträgt sich die Ödnis der Wüste hin und wieder auf die Stimmung des Zuschauers.
Es handelt sich bei „Fata Morgana“ um den ersten abendfüllenden Kinofilm des Regisseurs Simon Groß (* 1976).
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009