Johannes Gutenberg

Schon lange vor Johannes Gutenberg verwendete man Holzschnitte und andere Stempel zum Drucken. Der chinesische Alchimist Pi Cheng begann 400 Jahre vor ihm damit, Serien von Schriftzeichen aus Ton zu produzieren und daraus Druckstöcke zusammenzustellen. Aber das Material und die technischen Möglichkeiten erlaubten es nicht, damit größere Auflagen zu drucken. Und die chinesische Schrift, bei der für jedes Wort ein eigenes Zeichen benötigt wurde, stand einer effizienten Umsetzung dieser Idee im Weg.

Johannes Gutenberg beauftragte 1437 den Mainzer Drechsler Konrad Sasbach, eine Druckerpresse nach dem Vorbild der Kelter zu bauen. Um 1450 bereitete er sich darauf vor, die Bibel zu drucken.

Material und Geräte, Arbeitsräume und Mitarbeiter wurden benötigt. Die Finanzierung besorgte der Mainzer Anwalt und Goldschmiedemeister Johann Fust. Als Vorlage seiner Ausgabe wählte Gutenberg eine zuverlässige Abschrift der vulgärlateinischen Übersetzung des Hieronymus. Die Bibel umfasste 1282 Seiten und enthielt 350 000 Buchstaben. Um den Besonderheiten der gotischen Schrift gerecht zu werden und mit kalligrafischen Handschriften konkurrieren zu können, verwendete Gutenberg 47 verschiedene Groß- und 243 unterschiedliche Kleinbuchstaben; Rubra und farbige Illustrationen wurden sorgfältig von Hand hinzugefügt.

Johannes Gutenberg fertigte zunächst für jede Letter einen Stahlstempel (Patrize) an. Diesen drückte er in weicheres Material, um die Gießform (Matrize) zu erhalten. Für den Guss der Typen verwendete er leicht schmelzende Bleilegierungen. Die Typen stellte er Stück für Stück zu Zeilen zusammen und diese zu Spalten bzw. Seiten. Der komplette Satz wurde in eine Druckerpresse gelegt und fixiert. Dann färbte Gutenberg die erhabenen Teile des Druckstocks mit einer aus Kienspan, Galläpfeln und Ruß hergestellten Farbe ein, legte ein Blatt Papier darauf, drückte die Presse an und erhielt auf diese Weise einen Abzug. Das ließ sich – anders als bei einem weichen Holzschnitt – mehrere hundert Male ohne Qualitätseinbuße wiederholen.

Gutenbergs bahnbrechende Leistung bestand darin, mit den technischen Möglichkeiten seiner Zeit den Buchdruck rationalisiert zu haben. Damit war die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Bücher, Flugschriften, Zeitungen und Zeitschriften von vielen Menschen gelesen werden konnten. „Nur wenige andere Erfindungen dürften einen so außerordentlichen Einfluss auf die Kultur und die menschliche Gesellschaft gehabt haben.“ (Deutsches Museum: Führer durch die Sammlungen, 1987, S. 256)

Johann Fust zwang Gutenberg am 6. Dezember 1452 einen Vertrag auf, der diesen am Ende ruinierte. Als Gutenberg seine Bibelausgabe 1455 fertig gedruckt hatte, verklagte Fust ihn auf die sofortige Rückzahlung des Darlehens, und als Gutenberg nicht zahlen konnte, sprach ein Gericht seinen gesamten Besitz einschließlich der kompletten Bibelauflage dem Kläger zu.

Gutenberg fand zwar einen neuen Finanzier und druckte noch einige Bücher – aber er starb am 3. Februar 1468 verarmt in Mainz.

Gutenbergs Mitarbeiter Peter Schöffer, der dem Geldgeber die Geheimnisse der Erfindung zugetragen hatte, gründete 1457 mit Johann Fust eine neue Druckerei, verbesserte die Drucktechnik und druckte in zwei weiteren Arbeitsschritten auch Verzierungen in roter und blauer Farbe ein. Ein anderer ehemaliger Mitarbeiter Gutenbergs, Albrecht Pfister, stellte 1461 in Bamberg erstmals einen illustrierten Buchdruck her. Und der Nürnberger Anton Koberger baute den größten Druckereibetrieb des 15. Jahrhunderts auf.

Übrigens werden die im 15. Jahrhundert gedruckten Bücher als Inkunabeln oder Wiegendrucke bezeichnet.

© Dieter Wunderlich 2006

Georg Klein - LiBiDiSSi
Zynisch, fantasievoll und mit großer Liebe zum skurrilen Detail entwickelt Georg Klein in "LiBiDiSSi" eine absurde, wahnwitzige Handlung mit kafkaesken Zügen. Das Lesevergnügen ergibt sich aus der eigentümlichen Komposition und einer ganz besonderen Sprache.
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