Mademoiselle

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Mademoiselle - Originaltitel: Mademoiselle - Regie: Philippe Lioret - Drehbuch: Emmanuel Courcol, Philippe Lioret und Christian Sinninger - Kamera: Bertrand Chatry - Schnitt: Mireille Leroy - Musik: Philippe Sarde - Darsteller: Sandrine Bonnaire, Jacques Gamblin, Isabelle Candelier, Zinédine Soualem, Jacques Boudet, Patrick Mercado, Philippe Beglia, Maryvonne Schiltz u.a. - 2001; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Claire, eine verheiratete Frau mit zwei Kindern, begegnet zufällig einem Improvisationsdarsteller. Sie fühlen sich zueinander hingezogen und verbringen eine Nacht zusammen. Nach einem glücklichen Augenblick außerhalb der geordneten Verhältnisse kehrt Claire zu ihrer Familie zurück und führt ihr gewohntes Leben zufrieden fort. Aber sie wird sich jahrelang an die flüchtige Affäre erinnern.
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Kritik

"Mademoiselle" ist eine spielerische, zauberhafte Romanze, heiter und zugleich traurig. Sandrine Bonnaire und Jacques Gamblin wirken ausgesprochen glaubwürdig.
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Die Pharmareferentin Claire Canselier (Sandrine Bonnaire) ist Mitte dreißig. Sie stammt aus Dijon, lebt aber mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern Pauline (Pauline Chambon) und Victor (Sébastien Bissonnier) in Toulouse. Beim Jahrestreffen des MB-Pharmaunternehmens an der Côte d’Azur verabschiedet der langjährige Mitarbeiter Gilbert Frémont (Jacques Boudet) sich in den Ruhestand, und es wird bekanntgegeben, dass Claire seinen Bezirk übernimmt. Zur Auflockerung der mehrtägigen Veranstaltung hat das Management eine kleine Gruppe von Improvisationsdarstellern engagiert, die zuerst so tun, als seien sie Kellner und dann erst auf die Bühne gehen. Einen von ihnen begegnete Claire bereits zufällig beim Einkauf in einer Apotheke. Er heißt Pierre Cassini (Jacques Gamblin).

Am Abreisetag kommt Claire als Letzte zum Bus. Als man ihr sagt, Gilbert habe sie im Auto mitnehmen wollen, steigt sie gleich wieder aus und kehrt ins Hotel zurück, doch Gilbert ist inzwischen losgefahren. Er hat allerdings den Leuchtturm vergessen, den er zum Abschied geschenkt bekam. Claire nimmt das meterhohe Ding an sich und verspricht, es an Gilbert weiterzuleiten.

Während sie am Straßenrand auf ein Taxi wartet, kommen die Schauspieler in ihrem Wagen vorbei und bieten ihr an, sie mit nach Lyon zu nehmen.

Weil Claire dort ihren Zug nach Toulouse versäumt und der nächste erst am anderen Morgen fährt, nimmt sie an einer Hochzeitsfeier teil, für die Pierre Cassini, Alice Cohen (Isabelle Candelier) und Karim Coutard (Zinédine Soualem) engagiert wurden. Elisabeth Carioux (Maryvonne Schiltz), die aufgeregte Mutter der Braut, beschwört die Künstler, keine unanständigen Sachen zu machen. Stephanie (Elodie Frenck), die Braut, hält den Leuchtturm für ein Hochzeitsgeschenk und stellt ihn zu den anderen Sachen. Pierre holt ihn unauffällig wieder zurück.

Karim, der sich wieder als Kellner verkleidet hat, streut in der Hochzeitsgesellschaft das Gerücht, er habe vor Jahren eine Affäre mit Madame Carioux gehabt und vermute, dass es sich bei der Braut um seine Tochter handelt. Doch bevor er seine „Nummer“ weiter ausbauen und sich mit seinen „Enthüllungen“ an den Brautvater Philippe Carioux (Philippe Beglia) wenden kann, drückt Pierre das Mikrofon Claire in die Hand und bringt sie dazu, eine kleine Ansprache zu improvisieren. Sie erinnert sich an eine Geschichte, die Pierre ihr erzählte und behauptet, ihr Vater sei Leuchtturmwärter gewesen. Als er einmal wegen eines Unwetters achtundvierzig Tage mit einem Kollegen auf dem Leuchtturm festsaß und der Besucher ihm von seiner Braut vorschwärmte, verliebte ihr Vater sich in die junge Frau, obwohl er sie noch nie gesehen hatte. – Pierre dachte sich die Geschichte für ein Theaterstück aus, das er jedoch unfertig weglegte, weil er nicht jeden Abend dasselbe spielen möchte.

Karim ärgert sich darüber, dass Pierre ihm durch Claires unvorgesehenen Auftritt die Schau gestohlen hat. Er fährt mit Alice zum Hotel „Campanile“. Pierre und Claire bitten einen der vor dem Haus wartenden Chauffeure der Hochzeitsgäste, sie zum Hotel zu bringen. Unterwegs antworten Pierre und Claire auf eine entsprechende Frage des Fahrers (Christian Sinniger) spontan, sie seien seit acht Jahren verheiratet. Das Mädchen an der Rezeption (Claire Laroche) hält sie aufgrund eines Streichs von Karim für ein frisch verheiratetes Paar und hat ein Doppelzimmer für sie vorgesehen. Pierre und Claire spielen mit, zuerst im Spaß; dann wird ihnen bewusst, dass sie sich schon die ganze Zeit umkreisen: Sie küssen sich und gehen miteinaner ins Bett.

Um am nächsten Morgen den Abschiedsschmerz zu vermeiden, nimmt Pierre sich spät am Abend ein eigenes Zimmer, aber er verbringt die Nacht dann doch mit Claire gemeinsam – im Fond von Karims Auto, einem Bentley mit Rechtssteuerung.

Frühmorgens fahren sie zum Bahnhof. Es bleibt noch etwas Zeit. Claire fällt auf, dass der Kellner (Christophe Limat) im Bahnhofsrestaurant sie nicht mit „Madame“, sondern mit „Mademoiselle“ anspricht. Das ist ihr schon lang nicht mehr passiert. Bevor der bestellte Kaffee serviert wird, geht Pierre hinaus, scheinbar nur kurz, um den Wagen aus dem Parkverbot zu fahren, aber er kommt nicht zurück, und als Claire die Rechnung verlangt, sagt ihr der Kellner, es sei bereits alles bezahlt. Claire steht auf – und vergisst Gilberts Leuchtturm, als sie zum Zug geht.

Einige Zeit später sitzt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern im Auto. An einem Theater in Toulouse fällt ihr ein Plakat auf, auf dem das Stück „AR-MEN“ angekündigt wird. Es handelt von zwei Leuchtturmwärtern, die wegen schlechten Wetters festsitzen. Pierre hat es also doch noch fertiggeschrieben!

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Claire, eine verheiratete Pharmareferentin mit zwei Kindern, begegnet während einer Dienstreise einem Improvisationsdarsteller. Mehrmals kreuzen sich ihre Wege. Sie umkreisen sich, fühlen sich zueinander hingezogen und verbringen spontan eine Nacht zusammen. Obwohl der Abschied schmerzt, kehrt Claire am nächsten Morgen zu ihrer Familie zurück. Die kurze Improvisation ist zu Ende: Sie ist wieder Madame, nicht Mademoiselle. Es geht um einen Ehebruch, aber die moralische Wertung interessiert Philippe Lioret nicht. Claire bleibt rein (der Name ist Programm). Nach einem glücklichen Augenblick außerhalb der geordneten Verhältnisse führt sie ihr gewohntes Leben zufrieden fort. Aber sie wird sich jahrelang an die flüchtige Affäre erinnern und davon zehren.

„Mademoiselle“ ist eine spielerische, zauberhafte Romanze, heiter und zugleich traurig. Sandrine Bonnaire und Jacques Gamblin wirken ausgesprochen glaubwürdig. Während Sandrine Bonnaire entspannt lächelt, verkörpert Jacques Gamblin die Melancholie. Er gehört zu den Schauspielerin, die mit unauffälligen Gesten und mimischen Veränderungen ungewöhnlich viel ausdrücken können.

Weil sich für die ersten beiden Spielfilme von Philippe Lioret – „Tombés du Ciel“ und „Tenue correcte exigée“ – in Deutschland kein Verleih fand, war „Mademoiselle“ der erste Film des französischen Regisseurs im deutschen Kino. „Die Frau des Leuchtturmwächters“ folgte 2005.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Philippe Lioret: Die Frau des Leuchtturmwärters
Philippe Lioret: Keine Sorge, mir geht’s gut

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Wie Miguel de Cervantes Saavedra in seinem berühmten Roman spielt Salman Rushdie in seiner Hommage "Quichotte" mit Illusionen. Das virtuose Jonglieren mit fiktiven und pseudorealen Ebenen ist das Besondere an "Quichotte". Daraus ergeben sich kunstvoll verschachtelte Parallelwelten und -wahrheiten.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.