11:14
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Inhaltsangabe
Kritik
Middleton, 11:14 Uhr. Es ist Freitagabend. Die Straßen sind beinahe ausgestorben. Jack Levin (Henry Thomas) ist mit dem Auto unterwegs und telefoniert mit einem Mädchen namens Cheri. Die Digitaluhr am Amaturenbrett springt auf 11:14. Da knallt ihm etwas in die Windschutzscheibe. Mit einer Vollbremsung kommt er zum Stehen, wenige Meter vor einem Verkehrsschild, das vor einem Wildwechsel warnt. Aber statt eines Tieres findet Jack einen Mann auf der Straße. Und der ist tot. Jack gerät in Panik und wirft als Erstes die Whisky-Flasche, die der auf dem Beifahrersitz liegen hatte, in weitem Bogen fort.
Als sich ein anderes Auto nähert, zerrt er die Leiche in den Schatten seines Wagens. Eine Frau hält. Sie heißt Norma (Barbara Hershey) und wohnt gleich in der Nähe in einem abgelegenen Haus im Wald. Weil an dieser Stelle erst kürzlich ein Hirsch überfahren wurde, nimmt sie an, es handele sich um einen Wildunfall und verständigt den Polizeichef von Middleton, den sie persönlich kennt.
Sobald Norma weg ist, wickelt Jack den Toten in eine Decke und packt ihn in den Kofferraum. Er will die Leiche fortschaffen und den Unfall vertuschen, nicht zuletzt, weil er Alkohol getrunken hat.
Jack steigt in den Wagen und dreht den Zündschlüssel. In diesem Augenblick tauchen die Lichter eines Streifenwagen hinter ihm auf. Officer Hannagan (Clark Gregg), der von einem Wildunfall ausgeht, wundert sich, dass am Kühler nichts zu sehen ist. Jack behauptet, seinen Führerschein zu Hause vergessen zu haben, aber als Hannagan die Autonummer an die Zentrale durchgibt, erfährt er, dass dem jungen Mann vor drei Monaten der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen wurde. Deshalb nimmt er ihn fest und konfisziert das Auto. Er bemerkt er Bluttropfen. Zunächst vermutet er, dass Jack verbotenerweise ein totgefahrenes Reh mitnehmen wollte, aber dann sieht er die Schuhe eines Mannes.
Währenddessen befreit Jack sich aus seiner Fessel und rennt weg. Hannagan verfolgt ihn. Die Gelegenheit nutzen Duffy (Shawn Hatosy) und Buzzy (Hilary Swank), die im Fond des Streifenwagens sitzen, ebenfalls zur Flucht.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Middleton, 10:54 Uhr. Normas Tochter Cheri (Rachael Leigh Cook) liegt auf ihrem Bett und telefoniert mit einer Freundin. Draußen hupt es. Es ist ihr Lover Aaron (Blake Heron). Obwohl es ihrem Vater Frank (Patrick Swayze) gar nicht gefällt, dass sie sich noch immer mit dem jungen Mann trifft, der sie schon einmal geschlagen hat, lässt Cheri sich nicht aufhalten.
Sie steigt zu Aaron ins Auto, und er gibt ihr, wie versprochen, einen Scheck über 500 Dollar, denn sie hat ihm erzählt, sie sei von ihm schwanger und brauche das Geld für die Abtreibung. Dafür will er nun aber auch Sex. Weil es Cheri im Auto zu eng ist, laufen sie zu einem nahen Friedhof. Aaron lehnt während der Kopulation mit dem Rücken gegen einen Grabstein. Während Cheri zum Orgasmus kommt, fällt der Aufsatz des Grabsteins herunter und erschlägt Aaron.
Cheri ist entsetzt, als sie begreift, was geschehen ist. Dann fasst sie sich, ruft eine Freundin an und lügt, ihr Freund Duffy habe sie gerade zusammen mit Aaron ertappt. Der sei jetzt bestimmt eifersüchtig. Sie läuft nach Hause, lässt sich von ihrem Vater die Autoschlüssel geben und fährt los.
Nach ein paar Minuten würgt Cheri versehentlich den Motor ab. Drei übermütige junge Kerle, die mit einem VW-Bus unterwegs sind, halten kurz an und erzählen ihr, dass sie gerade Duffy sahen; er ist bei „Lloyds“, einem kleinen Shop für Autofahrer.
Middleton, 10:59 Uhr. Duffy betritt „Lloyds“ und bietet der Kassiererin Buzzy an, ihr beim Abschließen zu helfen. Sie sind Kollegen. An diesem Abend hat Duffy jedoch einen besonderen Grund, in dem Laden vorbeizuschauen: Seine Freundin Cheri hat ihm gesagt, sie sei von ihm schwanger und brauche 500 Dollar für eine Abtreibung. Weil er kein Geld hat, will Duffy einen Überfall auf „Lloyds“ vortäuschen und die Kasse ausrauben. Er hat eigens einen Revolver mitgebracht. Buzzy versucht, ihn davon abzuhalten, denn sie will ihren Job nicht verlieren; sie braucht das Einkommen, um ihrer kranken Schwester Melinda helfen zu können.
Die drei jungen Kerle halten mit ihrem VW-Bus vor dem Eingang und klopfen an die bereits abgeschlossene Türe. Buzzy und Duffy lassen sie noch kurz einkaufen.
Ein paar Minuten später taucht Cheri auf. Duffy legt den Revolver hin und geht mit Cheri in den Lagerraum. Das Geld habe er noch nicht, erklärt er ihr, verspricht es ihr jedoch für den nächsten Tag. Da knallt ein Schuss. Buzzy hat mit der Waffe herumgespielt und dabei unabsichtlich die Scheibe eines Getränke-Kühlschranks zerschossen.
Nachdem Cheri den Laden verlassen hat, meint Duffy, der kaputte Kühlschrank mache das Szenario glaubwürdiger. Außerdem brauche er nur die 500 Dollar für Cheri; den Rest des Geldes in der Kasse – 700 Dollar – könne Buzzy für Melinda verwenden. Damit der Chef keinen Verdacht schöpft, verlangt Buzzy, dass Duffy sie mit einem Schuss verletzt. Duffy bringt es zunächst nicht fertig, auf sie zu schießen, aber Buzzy lässt nicht locker, und am Ende verpasst er ihr aus unmittelbarer Nähe einen Streifschuss am linken Arm.
Cheri, die sich noch vor dem Geschäft befindet, hört den Schuss, alarmiert die Polizei und gibt eine auf Duffy passende Täterbeschreibung. Dann fährt sie zurück zum Friedhof. Dort will sie nicht nur Duffys Jacke, sondern auch eine aus Duffys Auto gestohlene Bowlingkugel neben die Leiche legen, damit die Polizei glaubt, er habe Aaron erschlagen.
Während Buzzy den Notarzt anruft, verlässt Duffy den Laden mit dem Geld.
Auf dem Friedhof wundert sich Cheri, dass der Tote nicht mehr da ist. Sie geht zur Straße zurück und telefoniert mit Jack. Ob es ihr gelungen sei, mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft von Duffy und Aaron 1000 Dollar zu bekommen, fragt er. Die eine Hälfte habe sie bereits, antwortet Cheri. Dann sagt sie ihm, sie sehe Duffy auf der anderen Straßenseite. Er wolle ihr das Geld geben.
Middleton, 11:04 Uhr. Frank macht sich Sorgen, weil er spürte, wie aufgewühlt seine Tochter war, als sie ihn um den Autoschlüssel bat.
Er geht mit dem Hund los. Auf dem Friedhof findet er einen Anhänger, der Cheri gehört. Dann stößt er auf Aarons Leiche. Wurde der Kerl wieder handgreiflich, und hat Cheri ihn deshalb mit der Steinfigur erschlagen? Um seine Tochter zu schützen, vergräbt Frank den Stein. Dann läuft er nach Hause, holt den Wagen und zerrt den Toten in den Kofferraum.
Unterwegs zerplatzt etwas auf seiner Windschutzscheibe. Es kam von einem VW-Bus, mit dem drei übermütige junge Kerle herumrasen. Auf einer Brücke hält er an. Von dort wirft er die Leiche auf die Straße, die darunter hindurchführt und sieht gerade noch, wie sie gegen die Windschutzscheibe eines Autos prallt.
In der Stadt hält er neben einem auf dem Trottoir brennenden Buch an. Mit dem Feuer entzündet er das Hemd, das er am Friedhof auszog. Als er einen Kanaldeckel aufhebt, um die Reste hineinzuschieben, hält Norma neben ihm und wundert sich, was er da tut. Er habe nur ein von jugendlichen Vandalen gelegtes Feuer gelöscht, lügte er. Norma berichtet ihm, dass es in der Nähe ihres Hauses schon wieder einen Wildunfall gegeben habe. Als sie zu Hause sind, bittet Norma ihren Mann, im Wald nach dem verletzten Tier zu suchen.
Middleton, 11:09 Uhr. Tim (Stark Sands) steigt zu seinen Freunden Mark und Eddie (Colin Hanks, Ben Foster) in den VW-Bus. Mark sitzt am Steuer. Sie machen sich einen Spaß daraus, einem entgegenkommenden Autofahrer etwas an die Windschutzscheibe zu werfen. Dann zünden sie ein Buch an und werfen es auf den Bürgersteig.
Im Übermut uriniert Eddie aus dem Fenster. Dadurch wird Mark abgelenkt und überfährt Cheri, die gerade über die Straße zu Duffy läuft, der ihr zurief, er habe das Geld. Entsetzt halten die drei Kerle an, aber Duffy schießt mit einem Revolver auf sie. Sie rasen davon.
Duffy kauert sich entsetzt neben Cheris Leiche und drückt ihr das Geld in die Hand.
Hannagan trifft ein und sieht, dass Duffy einen Revolver bei sich hat. Er nimmt ihn fest, und Duffy muss sich in den Fond des Streifenwagens setzen, während Hannagan einen Krankenwagen ruft. Dann fällt dem Polizisten das viele Geld in Cheris Hand auf, und er findet einen abgetrennten Penis. Die Sanitäter (Jason Segel, Rick Gomez) kommen von „Lloyds“ und haben Buzzy dabei. Ihr linker Oberarm ist verbunden. Hannagan, der über Funk von dem Überfall auf die Kassiererin gehört hat, ahnt, dass der Überfall vorgetäuscht war, und als er Buzzy danach fragt, gibt sie es sofort zu. Sie muss sich zu Duffy in den Streifenwagen setzen.
Eddie blutet. Sein Penis fehlt! Da geht Tim zurück, um nach Eddies Penis zu suchen. Der Streifenwagen ist bereits fort, denn Hannagan wurde zu einem Wildunfall unter einer Brücke gerufen, aber die Sanitäter sind noch da. Den Penis haben sie in eine Kühlbox gelegt. Als Tim den Penis seines Freundes herausnimmt, ertappen ihn die Sanitäter, aber er entkommt ihnen und rennt zum VW-Bus.
Frank hat gerade das Haus verlassen, um nach dem verletzten Tier zu suchen, als das Telefon klingelt. Es ist die Polizei. Man teilt Norma mit, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall hatte. Aufgeregt rennt sie in den Wald, um Frank zurückzuholen. Da taucht Jack auf, der vor Officer Hannagan auf der Flucht ist. Norma, die inzwischen annimmt, er habe Cheri überfahren, greift ihn an.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Die Charaktere in „11:14. Elevenfourteen“ sind nicht besonders vielschichtig angelegt – aber darauf kommt es auch gar nicht an: Das Besondere an diesem Episodenfilm ist die Erzählstruktur. Greg Marcks beginnt mit einem um 11:14 Uhr abends einsetzenden Handlungsstrang und schildert diesen aus Jacks Blickwinkel. Im weiteren Verlauf setzt er dreimal neu an und geht dabei jeweils um ein paar Minuten weiter zurück. (In meiner Inhaltsangabe habe ich die Reihenfolge umgestellt.) In der um 11:09 Uhr beginnenden Episode stehen Tim, Mark, Eddie im Mittelpunkt; in der nächsten sind es Duffy und Buzzy. Mit der Anzeige 10:54 auf einer Uhr wechselt die Darstellung zu Cheri. Die vier Sequenzen überlappen sich, sodass wir Teile der Handlung wiederholt und aus verschiedenen Perspektiven sehen. Die Ereignisse beeinflussen sich gegenseitig, und alles hängt mit allem zusammen. „11:14. Elevenfourteen“ ist ein intelligent konstruiertes Puzzle, und die gut durchdachte Erzählstruktur, bei der ein Rädchen ins andere greift, ist für überraschende Wendungen prädestiniert, die denn auch nicht ausbleiben.
„11:14. Elevenfourteen“ ist eine Mischung aus Episodenfilm, Thriller und Komödie mit Versatzstücken aus dem Horrorgenre. Es handelt sich um ein zynisches Panorama vom Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Der Ablauf ist so rasant, dass es den Zuschauern den Atem raubt. „11:14. Elevenfourteen“ ist jedoch nicht nur spannend bis zum Schluss, sondern auch sehr unterhaltsam. Dafür sorgen schräge Einfälle und schwarze Situationskomik.
Die Darsteller sind durchweg überzeugend; hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Hilary Swank.
Bei Henry Thomas handelt es sich übrigens um den aus „E. T.“ bekannten früheren Kinderstar, und bei Colin Hanks um Tom Hanks‘ Sohn.
Als Greg Marcks (* 1976) seinen originellen Debütfilm „11:14. Elevenfourteen“ drehte, war er sechsundzwanzig Jahre alt.
In den USA kam „11:14. Elevenfourteen“ nicht in die Kinos; dort gibt es den Film nur auf DVD.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009