Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt

Ein Mann von Welt – Originaltitel: En ganske snill mann / A Somewhat Gentle Man – Regie: Hans Petter Moland – Drehbuch: Kim Fupz Aakeson – Kamera: Philip Øgaard – Schnitt: Jens Christian Fodstad – Musik: Halfdan E. Nielsen – Darsteller: Stellan Skarsgård, Bjørn Floberg, Gard B. Eidsvold, Jorunn Kjellsby, Bjørn Sundquist, Jon Øigarden, Kjersti Holmen, Jan Gunnar Røise, Julia Bache-Wiig, Aksel Hennie, Henrik Mestad, Jannike Kruse u.a. – 2010; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Ulrik hatte den Liebhaber seiner Frau erschossen. Als er jetzt nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis kommt, kümmert sich Jensen um ihn, der Chef der Bande, der er damals angehörte, deren Mitglieder inzwischen allerdings fast alle krank und nicht mehr einsatzfähig sind. Jensen bringt Ulrik im Heizungskeller seiner verbitterten Schwester unter und vermittelt ihm einen Job in einer Werkstatt. Außerdem besorgt er Ulrik eine Pistole, mit der dieser Kenny töten soll, den Bruder des Ermordeten ...
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Kritik

Bei "Ein Mann von Welt" handelt es sich um eine unterhaltsame Groteske, in der Hans Petter Moland jede Hochglanz-Ästhetik vermeidet und vor allem Stellan Skarsgård und Jorunn Kjellsby als Schauspieler überzeugen.
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Nach zwölf Jahren Haft verlässt Ulrik (Stellan Skarsgård) zögerlich das Gefängnis. Schließlich setzt er sich in eine Kneipe und bestellt eine Tasse Kaffee. Durchs Fenster beobachtet er, wie Rune Jensen (Bjørn Floberg), der Anführer der Bande, zu der Ulrik gehört hatte, seinen Mercedes abstellt und gleich darauf eine Autofahrerin, die seinen Wagen beim Ausparken touchiert, in die nächste Mülltonne wirft. Jensen kommt mit seinem Bodyguard Rolf (Gard B. Eidsvold) herein und begrüßt Ulrik.

Von der Bande ist nicht mehr viel übrig. Die meisten Mitglieder sind krank und nicht mehr einsatzfähig. Dennoch fühlt Jensen sich noch immer wie ein Boss und er bildet sich auch etwas darauf ein, dass er für seine Männer sorgt, beispielsweise indem er Ulriks Ex-Frau zwölf Jahre lang jeden Monat Geld zukommen ließ.

Er bringt Ulrik im Heizungskeller des Hauses seiner Schwester Karen Margarete (Jorunn Kjellsby) unter, einer verbitterten Frau, die es ablehnt, ihrem neuen Mieter die Hand zu schütteln und stattdessen Geld verlangt. Außerdem vermittelt er Ulrik einen Job in der Autowerkstatt von Karen Margaretes Ex-Mann Sven (Bjørn Sundquist), der seinem neuen Mitarbeiter mit vielen Worten klarmacht, dass jeder eine zweite, aber keine dritte Chance verdient habe und ihm einschärft, die Finger von seiner im Werkstattbüro beschäftigten Tochter Merete (Jannike Kruse) zu lassen.

Karen Margarete stellt Ulrik schließlich ein Fernsehgerät und die Reste ihres Abendessens hin. Der Empfang ist gestört, aber Ulrik bastelt an der Antenne, und es gelingt ihm, einen polnischen Sender hereinzubekommen. Als Karen Margarete am nächsten Abend wieder etwas zu essen in den Heizungskeller bringt, wundert sie sich über das klare Bild. Während Ulrik auf dem Bett sitzt und sich hungrig über den Teller hermacht, zieht sie ihre Unterhose aus, legt sich ächzend hinter ihn und spreizt die Beine. Ulrik bleibt nichts anderes übrig, als kauend aufzustehen, die Hose zu öffnen und es seiner ebenso unwirschen wie hässlichen Zimmerwirtin zu besorgen. Danach hebt sie ihre Unterhose auf, wirft sie auf das Tablett mit den Essensresten und geht damit wieder nach oben.

Ulrik besucht seine geschiedene Frau Wenche (Kjersti Holmen), die eine Grillbar betreibt und ihm vorwirft, dass sie sich allein um das Geschäft und den damals 13-jährigen Sohn Geir kümmern musste, nachdem er ihren Liebhaber erschossen und dafür zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Er muss ihr versprechen, Geir in Ruhe zu lassen. Der ist inzwischen erwachsen und hat eine eigene Wohnung. Anschließend streift Wenche ihren Slip ab. Schweigend folgt Ulrik ihrer Aufforderung, sie ihm Stehen zu nehmen.

Er hätte ihren Liebhaber nicht umgebracht, wenn Jensen ihn nicht dazu überredet hätte. Nun drängt Jensen ihn, Kenny (Henrik Mestad) zu töten, den Bruder des Ermordeten, der mit seiner Zeugenaussage entscheidend zu Ulriks Verurteilung beitrug. Jensen fährt mit Ulrik und Rolf zu einem Waffenhändler und dessen zwergwüchsigem Partner. Dort darf Ulrik sich auf Jensens Kosten eine Pistole aussuchen.

Trotz des Versprechens, das er Wenche gab, nimmt Ulrik Kontakt mit dem Sohn auf. Geir (Jan Gunnar Røise) stellt ihn seiner hochschwangeren Lebensgefährtin Silje (Julia Bache-Wiig) als Onkel vor, denn er hatte ihr vor einiger Zeit erzählt, sein Vater sei gestorben. Ulrik freut sich mit dem Paar auf das Kind.

Einige Tage nach dem Kauf der Pistole gibt Ulrik sie Jensen und erklärt ihm, er werde Kenny nichts tun. Jensen verstößt ihn deshalb aus der eigentlich gar nicht mehr vorhandenen Bande.

Kurz nachdem der zuckerkranke Werkstattbesitzer Sven zusammenbrach und ins Krankenhaus gebracht wurde, taucht Meretes Ex-Mann Kristian (Jon Øigarden) auf und verprügelt sie im Büro. Ulrik geht dazwischen. Nachdem er Kristian die Nase und beide Arme gebrochen hat, fordert er ihn auf, sich ein Taxi zu rufen. Mit zwei schlaff an den Schultern hängenden Armen ist das nicht so einfach.

Merete möchte mit ihrem Retter essen gehen. Weil Ulrik jedoch kein Geld hat, lädt sie ihn ein und kocht. Bevor sie sich an den Tisch setzen, gehen sie miteinander ins Bett.

An diesem Abend kommt Ulrik erst spät in seinen Heizungskeller. Karen Margarete stellt ihn deshalb zur Rede. Er lügt, er habe in der Werkstatt Überstunden gemacht, aber sie glaubt ihm nicht, zumal er nach Fischbuletten riecht. Obwohl er satt ist, muss er essen, was Karen Margarete ihm aufgehoben hat und ihr dann auch noch sexuell zu Diensten sein.

Nachdem Merete sich von ihm schwören ließ, dass er keine andere Affäre habe, betrachtet sie ihn als ihren festen Freund und geht mit ihm zum Tanzen.

Schließlich gesteht Ulrik seiner Vermieterin, dass er sich in ein Mädchen verliebt habe. Karen Margarete vermutet sogleich, dass es sich um Merete handelt. Das sei eine Nutte, behauptet sie.


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Freudestrahlend bringt Ulrik seinem Sohn Spielzeug für das noch ungeborene Kind. Geir kann das Geschenk jedoch nicht annehmen, denn er gestand Silje inzwischen, dass Ulrik nicht sein Onkel, sondern sein Vater ist und wegen Mordes im Gefängnis war. Nun will sie nichts mehr mit Ulrik zu tun haben und hat angekündigt, dass sie ihn mit allen Mitteln von ihrem Kind fernhalten werde.

Als Ulrik in die Werkstatt kommt, sieht er Karen Margarete bei Merete im Büro. Die beiden streiten, und Merete schluchzt. Nachdem Karen Margarete gegangen ist, ohne Ulrik eines Blickes zu würdigen, wirft Sven ihn hinaus.

Daraufhin lässt Ulrik sich von Jensen die Pistole zurückgeben, borgt sich den Mercedes und verspricht, Kenny zu töten. Er überfällt ihn der Wohnung, setzt ihm die Mündung auf die Stirn, bringt es jedoch nicht fertig, abzudrücken. Als Kennys Ehefrau (Ane H. Røvik Wahlen) mit dem kleinen asthmakranken Sohn nach Hause kommt, verabschiedet Ulrik sich wie nach einem Besuch.

Er fährt zum Apartment seines Sohnes, trifft dort jedoch nur Silje an, denn Geir ist beim Angeln. In diesem Augenblick platzt die Fruchtblase. Ulrik bringt Silje in Jensens Mercedes und will mit ihr zum Krankenhaus. Aber er muss unterwegs anhalten und Silje bei der Geburt seines Enkels helfen.

Jensen beschimpft Ulrik als Versager, als er das Blut in seinem Wagen sieht und erfährt, dass Kenny noch lebt. Ulrik hat inzwischen herausgefunden, dass Jensen zwölf Jahre lang jeden Monat 2000 Kronen von Kenny erhielt und davon nur 1500 an Wenche weitergab. Ohne ein Wort zu sagen, erschießt er Jensen und packt die Leiche in den Kofferraum. Dann fährt er zum Schrottplatz und lässt den Mercedes zum Klumpen pressen.

Ulrik hofft, damit die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben. Er freut sich auf den Frühling.

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Bei „Ein Mann von Welt“ – passender ist der englische Titel „A Somewhat Gentle Man“ – handelt es sich um eine unterhaltsame Groteske des norwegischen Regisseurs Hans Petter Moland (* 1955).

Im Mittelpunkt steht Ulrik, ein Mann, der dem Klischee des lakonischen Norwegers entspricht und von Stellan Skarsgård (* 1951) mit großer Spielfreude dargestellt wird. Nach der Verbüßung einer langen Haftstrafe will er ein neues Leben beginnen, aber seine Vergangenheit droht ihn immer wieder einzuholen. Unter den schrulligen Nebenfiguren des Films „Ein Mann von Welt“ fällt vor allem die von Jorunn Kjellsby (* 1944) mit viel Mut zur Hässlichkeit verkörperte Karen Margarete auf. Die Sexszenen zwischen ihr und Ulrik sind umwerfend skurril und komisch.

Hans Petter Moland und Philip Øgaard vermeiden in „Ein Mann von Welt“ jegliche Hochglanz-Ästhetik; fahle, grünstichige Bilder herrschen vor.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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