Homevideo
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Inhaltsangabe
Kritik
Der fünfzehnjährige Gymnasiast Jakob Moormann (Jonas Nay) filmt gern mit seiner Videokamera. Wenn er allein ist, spielt er Gitarre. Er ist schüchtern und sensibel, introvertiert und ein Einzelgänger. Als er sich in seine zwei Jahre jüngere Mitschülerin Hannah (Sophia Boehme) verliebt und merkt, dass sie seine Gefühle erwidert, kann er es kaum glauben.
Er ist nicht zu Hause, als sein Schulfreund Erik (Tom Wolf) klingelt und sich seine Videokamera ausleihen möchte. Arglos sucht die Mutter Irina Moormann (Nicole Marischka) sie in Jakobs Zimmer und gibt sie Erik mit.
Die Streitigkeiten seiner Eltern belasten Jakob. Irina fühlt sich überlastet, seit sie noch eine kleine Tochter bekommen hat, und der Streifenpolizist Claas Moormann (Wotan Wilke Möhring) zeigt wenig Verständnis für sie. Die Auseinandersetzungen spitzen sich zu, bis Irina mit dem Baby Amelie zu ihrer lesbischen Freundin Vera (Sabine Timoteo) zieht. Den Sohn lässt sie vorerst bei Claas zurück.
Bevor Erik mit Jakobs Kamera filmt, schaut er sich zusammen mit seinem Freund Henry (Jannik Schümann) die gespeicherten Aufnahmen an. Dabei stoßen sie auf eine Liebeserklärung von Jakob an die nicht anwesende Hannah und gleich darauf auf eine Sequenz, die ihn beim Masturbieren zeigt. Erik will die Kamera sofort zurückgeben, aber Henry hält ihn davon ab, dieses „Herrschaftswissen“ aus der Hand zu geben.
Währenddessen sucht Jakob vergeblich nach seiner Kamera und erfährt zu seinem Schrecken, dass seine Mutter sie verliehen hat. In seiner Panik steigt er bei Erik durchs Fenster ein – und wird von dessen Mutter (Petra Kelling) erwischt. Die Videokamera ist nicht in Eriks Zimmer.
Kurz darauf kommt Henry mit seinem Kumpel Tom (Willi Gerk) zu Jakob. Die beiden nehmen sich ungefragt Bier aus dem Kühlschrank und lümmeln sich auf die Couch. Schließlich geben sie dem Verzweifelten die Kamera zurück, allerdings ohne Speicherchip. Dafür verlangt Henry 500 Euro.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Eriks Mutter erstattet zwar keine Anzeige gegen den Einbrecher, unterrichtet aber Jakobs Vater. Der stellt seinen Sohn zur Rede. Auf diese Weise erfährt er von der ausgeliehenen Videokamera und dem nicht zurückgegebenen Speicherchip. Er klingelt in Uniform bei dessen Wohnung und verlangt das seinem Sohn gehörende Teil. Stolz bringt er Jakob den Chip.
Er ahnt nicht, dass Henry den Inhalt bereits kopierte. Der Schüler stellt die Liebeserklärung Jakobs und die Masturbations-Sequenz für alle sichtbar ins virtuelle Schülernetzwerk.
Als Jakob merkt, was eine Gruppe von Schülern auf dem Pausenhof auf einem Handy anschaut, will er ihnen das Gerät abnehmen. Es kommt zu einer Prügelei.
An diesem Tag erhält Claas Moormann zwei Anrufe, die seinen Sohn betreffen. Die Schulleitung unterrichtet ihn über die Schlägerei auf dem Pausenhof. Und Hannahs Vater (Hans Werner Meyer) beschwert sich über ein „Schmutzvideo“, von dem er annimmt, dass Jakob es dem Mädchen schickte.
Jakob, dem das alles schrecklich peinlich ist, wird vom Unterricht suspendiert. Claas und Irina gehen gemeinsam mit ihm zum Schulleiter, geraten jedoch sofort wieder in Streit miteinander.
Auf Irinas Drängen wechselt Jakob die Schule. Aber das Mobbing geht weiter: Böse E-Mails treffen bei Jakob ein. Anonyme Absender beschimpfen ihn als pervers und fordern ihn zum Selbstmord auf.
Das erträgt Jakob nicht länger. Während sein Vater unterwegs ist, nimmt er dessen Dienstwaffe und erschießt sich.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Jan Braren (Drehbuch) und Kilian Riedhof (Regie) veranschaulichen in dem Fernsehfilm „Homevideo“, was Mobbing unter Schülern bedeutet und wie es durch elektronische Medien bzw. virtuelle Netzwerke verstärkt wird. Dabei verteufeln sie das Internet nicht, sondern stellen klar, dass die Unterscheidung zwischen Gut und Böse erst in Bezug auf die Nutzung Sinn macht. Eindrucksvoll zeigen Jan Braren und Kilian Riedhof in „Homevideo“ die Ohnmacht des Opfers und die Ratlosigkeit sowohl der Eltern als auch der Lehrer. Sie erzählen die tragische Geschichte aus der subjektiven Sicht des fünfzehnjährigen Opfers, dem Scham und Ekel vor sich selbst, Furcht und Verunsicherung, Liebeskummer und Verzweiflung schwer zu schaffen machen. Das wird von Jonas Nay überzeugend gespielt. „Homevideo“ ist ein erschütterndes Drama.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Kilian Riedhof: Tatort. Wolfsstunde