Liebe mich, wenn du dich traust
Liebe mich, wenn du dich traust
Inhaltsangabe
Kritik
Julien Janvier (Thibault Verhaeghe / Guillaume Canet) ist der achtjährige Sohn einer wohlhabenden belgischen Familie (Emmanuelle Grönvold, Gérard Watkins), dessen Mutter unheilbar krank ist. Auf dem Weg zum Schulbus beobachtet er eines Tages, wie ein gleichaltriges Mädchen aus der Nachbarschaft von anderen Kindern als „Dreckspolackin“ beschimpft wird. Einige Schülerinnen und Schüler kippen ihren Schulranzen in eine Pfütze aus. Der Busfahrer (Michel Angely) steigt aus, um der kleinen Polin zu helfen, und Julien hält ihr zum Trost eine Blechdose mit einem aufgemalten Karussell hin. Weil er sie von seiner Mutter geschenkt bekam, möchte er sie allerdings nicht ganz weggeben, sondern wenigstens zeitweise zurückhaben. Sophie Kowalski (Joséphine Lebas-Joly / Marion Cotillard) – so heißt das Mädchen – fordert den Jungen auf, zu zeigen, wie wichtig ihm die Dose ist. Daraufhin steigt Julien in den Bus, löst die Handbremse und lässt das Fahrzeug zum Entsetzen der darin sitzenden Schüler und des hilflos auf der Straße stehenden Fahrers die abschüssige Straße hinunterrollen.
Aus diesem Vorfall entwickelt sich nicht nur eine enge Beziehung zwischen Julien und Sophie, sondern auch ein Spiel, das sie nicht mehr loslässt, „Top oder Flop“ nennen sie es. Wer die Blechdose haben möchte, muss eine Mutprobe bestehen. Zunächst richtet sich der Schabernack gegen die Erwachsenen: Als die beiden Kinder ins Büro des Schulrektors (Philippe Drecq) gerufen werden, pinkelt Julien dort auf den Boden, und Sophie reißt mit seiner Hilfe bei der Hochzeitsfeier ihrer älteren Schwester (Julia Faure) das Tischtuch herunter. Im Lauf der Zeit werden die geforderten Mutproben immer ausgefallener und gefährlicher.
Bei einer Prüfung an der Universität trägt Sophie ihren Slip und ihren Büstenhalter über der Kleidung statt als Unterwäsche. Von Julien verlangt sie, dass er ihr die Ohrringe ihrer Kommilitonin Aurélie Miller (Élodie Navarre) bringt. Bald wissen Sophie und Julien nicht mehr, wann sie spielen und wann sie es ernst meinen, und um sich ihre Liebe nicht eingestehen zu müssen, taumeln sie von einer Herausforderung zur nächsten, bis sie sich streiten und es ihnen nicht gelingt, sich zu versöhnen.
Vier Jahre lang hören sie nichts voneinander. Dann entdeckt der inzwischen fünfundzwanzig Jahre alte Julien seine Jugendfreundin als Bedienung in einer Kneipe und lädt sie zum Essen in ein Restaurant ein. Dort lässt er sie wissen, dass er zu heiraten beabsichtige. Sophie, die annimmt, er werde ihr gleich einen Antrag machen, hört gebannt zu – bis sie begreift, dass Julien sie nur als Trauzeugin vorgesehen hat und die Braut eine andere ist: Christelle Louise Bouchard (Laëtizia Venezia Tarnowska). Da erinnert Sophie ihren Freund daran, dass er als Kind geschworen habe, auf die entsprechende Frage des Geistlichen bei der Hochzeitszeremonie mit „nein“ zu antworten. Julien hält sich zwar nicht daran, aber Sophie erhebt in der Kirche Einspruch gegen die Eheschließung und bringt sie zum Platzen. Juliens Vater gerät außer sich und verstößt seinen Sohn.
Julien verbindet Sophie unmittelbar danach die Augen, führt sie auf ein Bahngleis und lässt sie dort stehen. Auch als sich ein Zug nähert, unternimmt er nichts. Im letzten Augenblick springt Sophie zur Seite. Daraufhin reißt Sophie zornig die Blechdose an sich und erklärt Julien, sie wolle ihn zehn Jahre lang nicht mehr sehen.
Während Sophie den Fußballer Sergei Nimov Nimovitch (Gilles Lellouche) heiratet, wird Julien Architekt und gründet eine Familie mit zwei Kindern. „Erwachsensein ist also, einen Tacho zu haben, der bis 210 geht und nie mehr als 60 zu fahren“, stöhnt Julien.
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Zehn Jahre nach der letzten Trennung schickt Sophie ihm die Blechdose. Sofort eilt er zu ihr, aber sie greift zum Telefon und alarmiert die Polizei: „Der Verrückte ist wieder da!“ Das Spiel geht also weiter. Auf der Flucht vor den Polizisten verunglückt Julien und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Als Sophie ihn dort besuchen will, verwechselt sie einen Patienten mit schweren Verbrennungen mit ihm. Julien ist nur leicht verletzt.
Schließlich schwören sich die beiden doch noch: „Wir bleiben zusammen!“ Dabei stehen sie im Inneren einer für den Bau eines gewaltigen Pfeilers vorbereiteten Verschalung und umarmen sich, während flüssiger Beton eingefüllt wird und sie darin verschwinden.
Dann sehen wir ein achtzigjähriges Paar (Nathalie Nattier, Robert Willar) mit der Blechdose, die jetzt mit Bonbons gefüllt ist. Aber das ist wohl nur ein Traum, denn im Schlussbild sehen wir wie zu Beginn des Films einen Betonpfeiler, aus dessen Oberfläche die Blechdose ragt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Liebe mich, wenn du dich traust“ ist eine schräge, originelle, poetische und märchenhafte Tragikomödie über zwei Liebende, die sich ihre Gefühle nicht eingestehen und sich stattdessen in immer gefährlichere Machtspiele verwickeln. Erzählt wird die immer neue skurrile Wendungen nehmende Geschichte mal aus der Perspektive von Julien, dann wieder von Sophie und mitunter eines nicht weiter definierten Beobachters. „Liebe mich, wenn du dich traust“ erinnert am ehesten an „Die fabelhafte Welt der Amélie“, aber Yann Samuell hat einen ganz eigenen, frischen Stil entwickelt, der durch bunte Farben, prägnante Geräusche, irrwitzige Kamerafahrten, Comic-Elemente, rasante Schnitte und Zeitsprünge geprägt ist.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007