Stiller Sturm
Stiller Sturm
Inhaltsangabe
Kritik
Anne (Jana Thies) ist Anfang zwanzig und lebt seit acht Jahren in einer Großstadtwohnung, die ihrer Großmutter gehörte. Seit diese vor vier Jahren starb, ist Anne allein. Von ihrem Fenster sieht man einige der Tiergehege des nahen Zoos, und in ihrer Selbstisolierung fühlt Anne sich gefangen wie ein Tier.
Ihre unternehmungslustige Freundin Nora (Brigitte Hobmeier) versucht sie immer wieder aus ihrer Einsamkeit und Schwermütigkeit herauszuholen. Als sie beispielsweise in der Bar, in der Anne hinter dem Tresen arbeitet, die beiden jungen Männer Marc (Maik Solbach) und Alexander (Thomas Wodianka) kennen lernt, überredet sie Anne, den Rest der Nacht zu viert zu verbringen. In der Morgendämmerung halten sie irgendwo im Grünen, und während Nora und Marc lachend herumtollen, küssen Anne und Alexander sich. Aber dann stellt sich heraus, dass Alexander verheiratet ist und reumütig zu seiner Frau zurückkehren wird.
Im Supermarkt lernt Anne den freundlichen jungen Metzger Stefan (Marcus Born) kennen. Als sie ihn ein paar Tage später in der U-Bahn trifft, lädt sie ihn in ihre Wohnung ein – doch bevor sie sich noch ganz entkleidet hat, entzieht sie sich seinen Liebkosungen, und er geht frustriert.
Während der Arbeit in der Bar bricht Anne zusammen. Ihre Kollegin Stefanie (Doreen Dietel) springt für sie ein, und Andrea (Gudrun Landgrebe), die verständnisvolle Chefin, schickt sie fürsorglich für ein paar Tage nach Hause.
Mitten in der Nacht klingelt Frau Lenarz (Henriette Thimig) bei Anne, eine ältere alkoholkranke Nachbarin, die außer ihren beiden Katzen niemanden hat und Anne einlädt, mit ihr noch etwas zu trinken. Anne schickt sie fort.
Statt sich auszukurieren, sucht Anne am nächsten Abend eine Diskothek auf: Sie will ihre Selbstisolierung durchbrechen und verbringt die Nacht mit einem schweigsamen, traurig aussehenden Mann, der ebenso einsam ist wie sie: Adam (Christoph Bach). Nachdem sie sich am Morgen getrennt haben, geht sie allein frühstücken – und stellt fest, dass Adam ihr Geld gestohlen hat, während sie schlief.
Anne begleitet Nora, die nach längerer Zeit wieder einmal ihren Vater (Paul Faßnacht) besuchen möchte. Der war früher als Ingenieur in der ganzen Welt unterwegs, aber seit ihn seine Frau verließ, ist er zu einem verwahrlosten Wrack verkommen. Sie feiern und trinken zusammen, bis Nora betrunken einschläft. Als Nora während der Heimfahrt das Rasierwasser ihres Vaters an Anne riecht und begreift, dass die beiden miteinander im Bett waren, kündigt sie Anne zornig die Freundschaft auf.
Eine Woche später wird Frau Lenarz tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Anne nimmt die beiden verwaisten Katzen bei sich auf – bis sie erfährt, dass sie an der Leiche gefressen haben. Da packt sie die beiden Tiere in eine Schachtel, verabredet sich mit Stefan, lässt sich von ihm in den Wald fahren und setzt die Katzen dort aus. Stefan versteht nicht, warum sie das tut, und er ist frustriert, weil Anne, die selbst kein Auto besitzt, ihn nur als Fahrer missbrauchte.
In der U-Bahn beobachtet Anne zufällig, wie Adam bei einer Fahrkartenkontrolle als Schwarzfahrer ertappt wird. Er reißt sich von den Kontrolleuren los und entkommt ihnen. Anne ruft seinen Namen. Sie rennen zusammen weiter. Nachts gehen sie in den Zoo, aber dann trennen sie sich wieder.
Einige Zeit später zieht Stefan bei Anne ein. Er ist zwar nichts Besonderes, aber mit ihm braucht sie wenigstens keine Angst zu haben.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Ruhig und unspektakulär erzählt Tomasz Thomson in „Stiller Sturm“ von einer jungen Frau, die aus ihrer Selbstisolierung ausbrechen und ihre Orientierungslosigkeit überwinden will. Über die Vorgeschichte erfahren wir so gut wie nichts. Die spröde, von monochromen Bildern in Ocker und Neonröhren-Licht bestimmte Inszenierung verstärkt die Atmosphäre der Einsamkeit und Verzweiflung. Überzeugend sind auch die Darsteller, allen voran Jana Thies, die beim Max Ophüls-Filmfestival 2001 in Saarbrücken als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wurde.
„Stiller Sturm“ ist der erste abendfüllende Film von Tomasz Thomson, der 1973 in Kattowitz geboren wurde, 1981 in die Bundesrepublik übersiedelte und von 1993 bis 1997 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Lodz studierte.
Die Erstausstrahlung des Fernsehfilms erfolgte am 18. September 2001.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006