Deepwater Horizon
Der Bau der Bohrplattform Deepwater Horizon begann Ende 1998 auf der Werft von Hyundai Heavy Industries in der südkoreanischen Stadt Ulsan. Auftraggeber war R&B Falcon. Transocean, ein auf Tiefseebohrungen spezialisierter international aktiver Konzern, der R&B Falcon inzwischen übernommen hatte, stellte Deepwater Horizon 2001 in Dienst und schloss mit BP einen bis 2013 geltenden Leasingvertrag ab. Mit der Explorations-Plattform, einer dynamisch positionierten Halbtaucherkonstruktion, wurde am 2. September 2009 im Tiber-Ölfeld im Golf von Mexiko ein Rekord aufgestellt: ein 10 685 Meter tiefes Bohrloch in einer Meerestiefe von 1 260 Metern.
Von Februar 2010 an kam die Deepwater Horizon 84 Kilometer südöstlich von Venice/Louisiana bei der Erkundung des Macondo-Ölfelds zum Einsatz. Bis April geriet das Projekt in einen mehrwöchigen Zeitverzug. Das ließ die Kosten explodieren, denn BP zahlte pro Tag mehr als eine Million Dollar für Leasing, Dienstleistungen und Material.
Nicht zuletzt aus Kostengründen wurden offenbar eine Reihe von Mängeln und Versäumnissen in Kauf genommen, die am 20. April 2010 eine Katastrophe auslösten.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bohrung eine Bodentiefe von 5500 Metern erreicht. Die fertiggestellte Bohrung wurde versiegelt, denn für die Ölförderung hätte eine andere Plattform herangeschafft werden müssen. Gegen 22 Uhr kam es zu einem Blow-out. Eine Fontäne von Bohrschlamm, Öl und Gas schoss nach oben, und das Gas entzündete sich. Am 22. April sank die zerstörte Bohrplattform Deepwater Horizon. Elf Arbeiter waren tot, 115 hatte man retten können. Die durch den Unfall verursachte Ölpest im Golf von Mexiko gilt als eine der schlimmsten in der Geschichte. In Louisiana, Florida, Mississippi und Alabama wurde der Notstand ausgerufen.
Am 15. Juli 2010 meldete BP, dass es gelungen sei, die Ventile einer Auffangglocke zu schließen. Vier Tage später erfuhr die Öffentlichkeit von Aussickerungen in der Umgebung des vorläufig abgedichteten Bohrlochs. Erst am 19. September erklärte Thad Allen, ein von der US-Regierung eingesetzter Sonderbeauftragter, die Ölquelle offiziell für „tot“.
BP versprach noch im Juni 2010, einen Treuhandfonds mit 20 Milliarden Dollar für Geschädigte einzurichten und verkaufte Geschäftsfelder an den Konkurrenten Apache, um die erste Tranche der Summe aufzubringen.
Paradoxerweise zahlte Transocean einer Reihe von Führungskräften aufgrund gültiger Regelungen Prämien für die Vermeidung von Unfällen im Jahr 2010. Allein der CEO Steven L. Newman soll mehr als 4 Millionen Dollar in Form von Aktien und -optionen erhalten haben.
Peter Berg drehte den Kinofilm „Deepwater Horizon“.
© Dieter Wunderlich 2017
Peter Berg: Deepwater Horizon