Bonnie und Clyde

Ausführliche tabellarische Doppelbiografie

Bonnie Parker wurde am 1. Oktober 1910 in Rowena/Texas, als zweites von drei Kindern eines texanischen Maurers geboren. Sie war erst vier Jahre alt, als ihr Vater Charles starb und die Mutter Emma mit den Kindern zu ihren Eltern nach Dallas zog. In der Schule zeichnete sich Bonnie Parker durch gute Leistungen aus und gewann einen Rechtschreibwettbewerb. Fünf Tage vor ihrem 16. Geburtstag, am 25. September 1926, heiratete sie ihren Jugendfreund Roy Thornton, doch im Januar 1929 hielten sie es nicht mehr miteinander aus und trennten sich. (Roy Thornton wurde später wegen verschiedener Delikte zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt und 1937 bei einem Ausbruchsversuch erschossen.) Auf sich allein gestellt, schlug Bonnie Parker sich als Bedienung in »Marco’s Café« in Oak Cliff bei Dallas durch, bis es im November 1929 geschlossen wurde.

Im Januar 1930 begegnete die Arbeitslose dem eineinhalb Jahre älteren Kleinkriminellen Clyde Barrow, der zu Besuch in Oak Cliff war. Die beiden verliebten sich auf den ersten Blick, und Bonnie hoffte auf einen Neuanfang.

Clyde Barrow war am 24. März 1909 bei Telico/Texas als fünftes von acht Kindern eines Farmpächters geboren worden. Zwölf Jahre später zog die Familie nach Dallas, wo sein Vater Henry später eine Tankstelle übernahm. Mit 19 verließ Clyde sein Elternhaus. 1929 fielen er und sein acht Jahre älterer Bruder Ivan (»Buck«) unmittelbar nach einem Einbruch einer Polizeistreife auf. Während Clyde fliehen konnte, wurde Buck festgenommen. Er kam zwar nach kurzer Zeit wieder frei, wurde jedoch noch im selben Jahr zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Kurz nachdem Bonnie ihren neuen Freund kennen gelernt hatte, wurde dieser festgenommen und musste in Waco eine Haftstrafe verbüßen. Bonnie besuchte ihn regelmäßig. Schließlich ließ sie sich dazu anstiften, im Elternhaus eines Mithäftlings einzubrechen und eine dort versteckte Pistole ins Gefängnis zu schmuggeln. Am 11. März 1930 gelang es Bonnie, Clyde die Waffe unbemerkt zuzustecken. Damit erzwangen Clyde und zwei Mithäftlinge sich den Weg ins Freie, aber schon nach einer Woche wurde Clyde in Middletown/Ohio wieder ergriffen und nach Texas zurückgebracht.

14 Jahre sollte Clyde nun auf der berüchtigten Eastham Prison Farm in Huntsville verbüßen. Weil Bonnie ihm sonst nicht hätte schreiben dürfen, behauptete er, sie sei mit ihm verheiratet. Als er nicht länger auf den Baumwollfeldern arbeiten wollte, ließ er sich von einem Mithäftling zwei Zehen seines linken Fußes abhacken. Da ahnte er noch nicht, dass man ihn aufgrund einer Eingabe seiner Mutter Cumie bereits am 2. Februar 1932 begnadigen und auf Bewährung entlassen würde.

In einem gestohlenen Auto fuhren Bonnie und Clyde im Frühjahr 1932 nach Kaufman. In der texanischen Kleinstadt taten sie sich mit den Ganoven Ralph Fults und Raymond Elzie Hamilton zusammen und brachen in ein Eisenwarengeschäft ein. Dabei wurden sie zwar von einem Wachmann überrascht, aber sie entkamen. Am nächsten Tag wurde Bonnie verhaftet.

Während sie in Kaufman im Gefängnis saß, raubte Clyde in Dallas Tankstellen aus. Bei einem Raubüberfall, den er am 27. April in Hillsboro mit zwei Komplizen durchführte, erschoss einer von ihnen den Juwelier und Optiker John Bucher.

Anfang Juni kam Bonnie aus dem Gefängnis. Clyde warnte sie, sie werde an seiner Seite ständig vor der Polizei auf der Flucht sein und schließlich eines gewaltsamen Todes sterben. Bonnie wollte jedoch unbedingt bei ihm bleiben.

Am 5. August 1932 besuchte Clyde mit Raymond Hamilton und einem weiteren Begleiter ein Volksfest in Stringtown/Oklahoma. Als Sheriff Charles Maxwell und Deputy Eugene C. Moore sie kontrollieren wollten, schossen die Gangster sie nieder, und der Deputy erlag seinen Verletzungen.

Bonnie schlug den beiden Mördern vor, sich mit ihr nach New Mexico abzusetzen. Dort lebte ihre Tante Nettie Stamps auf einer Ranch bei Carlsbad. Der Deputy John Johns bemerkte Mitte August auf der Farm einen Wagen mit gestohlenen Nummernschildern und wollte sich danach erkundigen, aber da entwaffneten ihn die Verbrecher und fuhren mit ihm als Geisel nach San Antonio/Texas, wo sie ihn wieder laufen ließen.

Inzwischen berichteten auch die überregionalen Zeitungen über die »Barrow-Gang«. Sie veröffentlichten die Gedichte »The Story of Bonnie and Clyde« und »Suicide Sal« von Bonnie Parker. (Ihr Gedicht »The Trail’s End« wurde 1967 von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot gesungen.) Das Unternehmen Ford in Detroit/Michigan, verwendete einen mit »Clyde Champion Barrow«

unterzeichneten, aber nicht authentischen Brief mit einem Lob der Automarke für die Werbung. Bald kannte man Bonnie Parker und Clyde Barrow überall in den USA. Obwohl jedem bewusst war, dass es sich bei dem Paar um Gewaltverbrecher handelte, konnte man sich nicht der Faszination entziehen, die von dem raubenden und mordenden Liebespaar ausging, dem es immer wieder gelang, sich nach der Devise »Freiheit oder Tod« den Weg freizuschießen. Bonnie und Clyde spielten mit dem Leben. Gewalt, Erotik und Thanatos kamen da zusammen. Kaum jemand hätte wirklich mit ihnen tauschen wollen, aber viele beneideten sie um ihre Tollkühnheit und die romantisch verklärte Freiheit der Outlaws. Vor allem Menschen, die unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 litten und sich von der Gesellschaft ungerecht behandelt fühlten, bewunderten Bonnie und Clyde für ihren vermeintlichen Kampf gegen die Repräsentanten des Systems. Im Mythos wurden sie zu rebellischen Helden.

Nachdem Clyde am 11. Oktober in Sherman/Texas ein Lebensmittelgeschäft überfallen und dabei den Angestellten Howard Hall erschossen hatte, flüchtete Bonnie mit ihm nach Missouri, wo sie sich in einer verlassenen Hütte bei Carthage versteckten.

Bonnie ging am 29. November in eine Bank und tat so, als wolle sie ein Konto eröffnen, um die Schalterräume ausspähen zu können. Bei dem Überfall am nächsten Tag erbeuteten Clyde und seine Komplizen jedoch gerade einmal 80 Dollar.

An Weihnachten 1932 schloss sich der 16- oder 17-jährige William Daniel Jones – kurz: W. D. –, der von den Zeitungsmeldungen über das Gangsterpaar begeistert war, Bonnie und Clyde an. Bei seiner Bewährungsprobe, einem Autodiebstahl am 26. Dezember in Temple/Texas, war er allerdings so aufgeregt, dass er Schwierigkeiten hatte, den Motor anzulassen. Dadurch wurde der Besitzer Doyle Johnson alarmiert und lief zu seinem Wagen, wo Clyde den 27-Jährigen aus nächster Nähe erschoss.

Vor dem Haus von Raymond Hamiltons Schwester Lillie McBride in Dallas lief Clyde am 6. Januar 1933 einem Polizeikommando vor die Gewehre, das gar nicht mit ihm gerechnet, sondern auf andere Verbrecher gelauert hatte. Wild um sich schießend rannte Clyde zum Auto zurück, in dem Bonnie auf ihn wartete, und sie entkamen unverletzt. Der Deputy Malcolm Davis starb jedoch.

Als Clyde, Bonnie und W. D. in Springfield/Missouri den Wagen wechseln wollten, wurden sie von dem Polizisten Thomas A. Persell beobachtet, der auf einem Motorrad Streife fuhr. Er näherte sich ihrem Wagen, um die Insassen zu überprüfen. Plötzlich wurde er mit vorgehaltenen Waffen gezwungen, sich neben die junge Frau im Fond zu setzen. Sie fuhren mit ihm weiter und ließen ihn erst am nächsten Tag um die Mittagszeit wieder frei. Das machte den Gangstern Spaß.

Nachdem Buck Barrow am 23. März 1933 seine Haftstrafe verbüßt hatte, schloss er sich mit seiner Ehefrau Blanche dem Gangstertrio an. Unter falschem Namen mieteten sie zu fünft ein großes Apartment in Joplin/Missouri. Dort wurden sie am 13. April von einem Polizeikommando aufgestöbert, das sie für illegale Schnapsbrenner hielt. Während eines heftigen Feuergefechts, bei dem Detective Harry McGinnis und Constable John W. (»Wes«) Harryman ums Leben kamen, gelang den drei Männern und zwei Frauen die Flucht. In der verlassenen Wohnung fand man Bucks Entlassungspapiere und einen belichteten Film. Eines der entwickelten und in den Zeitungen veröffentlichten Fotos zeigte Bonnie Parker mit einem Gewehr, und auf einem anderen sah es so aus, als rauchte sie eine Zigarre.

In der Nähe von Wellington/Texas stürzten Bonnie, Clyde und W. D. im Juni 1932 mit einem gestohlenen Wagen von der wegen Renovierungsarbeiten gesperrten Salt Folk Brücke. Die junge Frau wurde aus dem Auto geschleudert und mit dem linken Bein unter dem brennenden Wrack eingeklemmt. Der Farmer Tom Pritchard und sein Schwiegersohn Alonzo Cartwright rannten zur Unfallstelle, befreiten die Verletzte und trugen sie in Pritchards Farmhaus, wo seine Frau die Fleisch- und Brandwunden Bonnies reinigte und verband. (Andere Darstellungen gehen davon aus, dass die Verletzungen nicht durch Feuer, sondern durch ausgelaufene Batteriesäure verursacht wurden.) Als Marshall Paul Hardy und Sheriff George Corry nachsehen wollten, wurden sie von den Gangstern überwältigt, gefesselt und zu Pritchards Auto gebracht. Nachdem Clyde seine verletzte Gefährtin aus dem Haus getragen hatte, fuhr das Gangstertrio mit den beiden Geiseln weiter.

Wegen der rasch errichteten Straßensperren flohen sie querfeldein, obwohl Bonnie vor Schmerzen schrie. In der Nähe von Erick/Oklahoma waren sie mit Buck und Blanche Barrow verabredet. Bevor sie mit ihnen weiterfuhren, fesselten sie die beiden Geiseln an Bäume neben der Straße.

Bonnie ging es so schlecht, dass Clyde darauf bestand, mit ihr in Fort Smith einen Arzt aufzusuchen. Dem erzählte er, seine Frau sei bei der Explosion eines Ölofens verletzt worden. Statt Bonnie in ein Krankenhaus zu bringen, wie der Arzt ihm geraten hatte, holte Clyde ihre Schwester Billie Jean aus Dallas. Die Wunden der 22-Jährigen heilten zwar allmählich, aber sie konnte von da an nicht mehr beschwerdefrei laufen, und Clyde musste sie hin und wieder tragen.

Nach einem Ladendiebstahl jenseits der Grenze, in Arkansas, erschoss Buck den 51-jährigen Marshall Henry D. Humphrey. Deshalb mussten sie weiter. Clyde brachte also Billie Jean zu einem Bahnhof und floh mit den anderen nach Missouri, wo sie am 18. Juli im »Red Crown Tourist Camp« in Platte City (heute ein Stadtteil von Kansas City) zwei Ferienhäuser mieteten.

Ein Mann, dem die Neuankömmlinge verdächtig vorkamen, verständigte die Polizei und erwähnte, dass unter ihnen eine Frau mit einem bandagierten Bein war, die getragen werden musste. Daraus schlossen Sheriff Holt Coffey und Captain William Baxter von der Highway Patrol, dass es sich um Bonnie Parker handelte, und sie ließen die Verdächtigen observieren.

Am Morgen fuhr Clyde per Anhalter in die Stadt, um für Bonnie Medikamente zu besorgen. Sobald es wieder dunkel wurde, ließ der Sheriff die beiden Ferienhäuser umstellen. Ein heftiger Schusswechsel brach los. Clyde trug seine Geliebte in die Garage und legte sie im Auto auf die Rücksitzbank. Dann holte er seinen Bruder Buck, der in den Kopf getroffen worden war und Blanche, die nicht nur voller Blut ihres Mannes war, sondern auch Glassplitter im linken Auge hatte. Mit den Verletzten und W. D. im Wagen raste Clyde plötzlich aus der Garage und durchbrach im Kugelhagel den Polizeikordon. Dabei wurde W. D. durch einen Streifschuss an der Schulter leicht verletzt.

Erst nach einer stundenlangen Flucht hielt Clyde in einem Wald bei Dexter/Iowa, und sie schlugen ihr Lager auf. Buck war offensichtlich nicht mehr zu retten.

Am Nachmittag des 24. Juli briet W. D. Fleisch, Bonnie kochte Kaffee, Clyde reinigte Waffen, und Blanche saß neben ihrem sterbenden Mann. In dieser Situation wurden sie von Sheriff C. A. Knee überrascht, der das Lager mit hundert Freiwilligen umstellt hatte. Clyde fuhr mit einem Auto los, wurde aber in den linken Arm getroffen und prallte gegen einen Baum. Daraufhin schossen er und W. D. sich den Weg frei und zerrten die humpelnde Bonnie tiefer in den Wald. Buck, der bei der Schießerei von weiteren Kugeln getroffen worden war, starb fünf Tage später in einem Krankenhaus in Perry/Iowa. Seine auf dem linken Auge erblindete Witwe wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. (Im März 1939 kam sie vorzeitig auf Bewährung frei.)

Bonnie, Clyde und W. D. kehrten nach Texas zurück. Dort trennte sich der Junge von dem Gangsterpaar.

Eine Bewohnerin von Brenham/Texas, der ein Auto auffiel, in dem zwei Personen seit Stunden schliefen, rief die Polizei. Als die Texas Ranger Bennie Krueger und Arthur Sternberg an die Fensterscheibe der Fahrertür klopften, schreckten die Insassen hoch. Der Mann behauptete, er und seine in eine Decke gehüllte Beifahrerin hätten vergeblich auf jemanden gewartet. Krueger und Sternberg ließen das Paar fahren. Sie ahnten nicht, dass die Frau unter der Decke eine Pistole in der Hand hielt. Erst später erfuhren sie, in welcher Gefahr sie sich befunden hatten.

Im November 1933 wurde das Gangsterpaar bei der Vorbereitung eines Picknicks auf einer Wiese bei Sowers/Texas von Polizisten überrascht und durch Streifschüsse an den Beinen verletzt. Aber Bonnie und Clyde entkamen erneut.

Obwohl ihnen die Polizei dicht auf den Fersen war, beschlossen sie, Raymond Hamilton aus dem Zuchthaus in Huntsville zu befreien. Während Bonnie am 16. Januar 1934 im Fluchtauto wartete, versteckten Clyde und der Ganove James Mullens sich neben dem Weg, den die zur Feldarbeit marschierenden Sträflinge der Eastham Prison Farm nahmen. Als Raymond Hamilton und sein Mithälftling Joe Palmer zu der Stelle kamen, sprangen sie zu ihren Befreiern in den Straßengraben, rissen die mitgebrachten Waffen an sich, und alle vier eröffneten das Feuer auf die Wachleute, von denen einer tödlich getroffen wurde. Bonnie hupte, um ihnen im Nebel die Richtung zum Fluchtauto anzugeben. Kurz darauf quetschten sich Clyde, Mullens, Hamilton, Palmer und zwei weitere Häftlinge zu ihr in den Wagen.

Der Gefängnisdirektor Lee Simmons sorgte dafür, dass Miriam Ferguson, die Gouverneurin von Texas, eine Sondereinheit bildete und den ehemaligen Texas Ranger Francis (»Frank«) Hamer als deren Leiter mit der Jagd auf Bonnie Parker und Clyde Barrow beauftragte. Man rechnete die beiden zu einer Gruppe besonders gefährlicher Gangster, die die U. S. Justice Department’s Division of Investigation, der Vorläufer des FBI, als »public enemies« bezeichnete.

Als Hamilton sie im März verließ, waren Bonnie und Clyde nur noch mit Henry Methvin zusammen, einem anderen der am 16. Januar befreiten Häftlinge. Als die drei am Ostersonntag (1. April 1934) mit einem gestohlenen Wagen in der Nähe von Grapevine/Texas parkten, fielen sie einer Motorradstreife auf. Clyde wollte die beiden Polizisten als Geiseln nehmen, doch Methvin erschoss sie auf ihren Motorrädern. Ein Farmer sagte aus, er habe alles mitangesehen und auch beobachtet, wie die Frau auf einen der sterbend am Boden liegenden Polizisten schoss.

Nachdem die drei Gangster am 6. April in der Nähe von Commerce/Oklahoma Constable Cal Campbell erschossen hatten, überwältigten sie Percy Boyd, den 35-jährigen Polizeichef der Stadt. Bevor sie ihn laufen ließen, forderte Bonnie ihn auf, das Bild, das in der Öffentlichkeit von ihr entstanden war, zu korrigieren. Er sollte den Journalisten versichern, dass sie keine Zigarre rauchende Räuberbraut, sondern ein hübsches Mädchen sei.

Nach zwei weiteren Banküberfallen in Iowa besuchte das Gangstertrio im Mai 1934 Henry Methvins Vater Iverson (»Ivy«) in Arcadia/Louisiana. Aus Sorge um seinen Sohn soll sich Iverson Methvin heimlich an den Sheriff gewandt und ihm versprochen haben, Bonnie Parker und Clyde Barrows in eine Falle zu locken, wenn nur Henry einigermaßen glimpflich davonkäme. (Die Behörden von Texas hielten sich später an die Abmachung mit Iverson Methvin, aber ein Gericht in Oklahoma verurteilte seinen Sohn für die Polizistenmorde zum Tod. Die Todesstrafe wurde dann allerdings in eine Haftstrafe umgewandelt.)

Als der Sonderbeauftragte Frank Hamer erfuhr, dass sich das Gangsterpaar in Black Lake aufhielt, legte er sich in der Nacht auf den 23. Mai mit fünf Männern an einer geeigneten Stelle der Landstraße südlich von Gibsland auf die Lauer. An den Straßenrand stellten sie Methvins Pick-up und täuschten eine Panne vor. Sieben Stunden harrten sie aus. Dann näherten sich die Gesuchten in einem beigen Ford. Clyde saß am Steuer; Bonnie in einem roten Kleid neben ihm. Später hieß es zwar, man habe die Gangster aufgefordert, sich zu ergeben; vermutlich eröffnete das Sonderkommando das Feuer jedoch ohne Vorwarnung. 167 Schüsse wurden auf das Paar abgegeben. Clyde Barrow starb sofort durch einen Kopfschuss. Bonnie Parker schrie vor Angst und Schmerzen, während die Kugeln das Blech durchschlugen und einige von ihnen in den Körper der 23-Jährigen eindrangen. Schließlich war alles still. Vorsichtig näherte sich einer der Männer dem Auto und öffnete die Beifahrertür. Da kippte ihm Bonnie Parkers blutüberströmte Leiche entgegen. Später sagte er, dieses Bild habe sich ihm eingebrannt; er werde es nie vergessen.

Der zerschossene Wagen wurde samt den Leichen nach Arcadia gebracht. Dort konnte die Polizei nicht verhindern, dass Souvenirjäger Bonnie Parker Locken abschnitten und Stücke aus ihrem blutigen Kleid rissen. Hamer sagte in einem Interview, er hasse es, auf Frauen zu schießen, aber in diesem Fall sei es nicht zu vermeiden gewesen.

Man überführte die Leichen nach Dallas. Zu Lebzeiten hatte das Gangsterpaar, das immer mit einem gewaltsamen Tod gerechnet hatte, den Wunsch geäußert, nebeneinander begraben zu werden, aber Bonnie Parkers Mutter bestand darauf, ihre Tochter nicht mit Clyde Barrow zu Grabe zu tragen, sondern auf einem anderen Friedhof in Dallas. Bonnie Parkers Angehörige kamen kaum zum Grab durch, weil sich 20 000 Schaulustige eingefunden hatten.

Ausführliche tabellarische Doppelbiografie

Spielfilme,
die auf die Geschichte von Bonnie Parker und Clyde Barrow zurückgehen:

  • Fritz Lang: You Only Live Once (1937, mit Henry Fonda und Sylvia Sidney)
  • Joseph H. Lewis: Gun Crazy (1949)
  • William Witney: The Bonnie Parker Story (1958, mit Dorothy Provine)
  • Arthur Penn: Bonnie and Clyde (1967, mit Warren Beatty und Faye Dunaway)
  • Bonnie & Clyde. The True Story (1992, mit Tracey Needham und Dana Ashbrook)
  • Oliver Stone: Natural Born Killers (1994)

© Dieter Wunderlich 2005 / 2007

Bonnie Parker und Clyde Barrow (tabellarische Doppelbiografie)

Arthur Penn: Bonnie und Clyde

Louis Begley - Lügen in Zeiten des Krieges
Obwohl Louis Begley in "Lügen in Zeiten des Krieges" persönliche Erlebnisse verarbeitete, ist weder etwas von Hass noch von Larmoyanz zu spüren, und es ist ihm gelungen, darüber nüchtern, unpathetisch und unprätenziös zu schreiben.
Lügen in Zeiten des Krieges