3 Grad kälter

3 Grad kälter

3 Grad kälter

Originaltitel: 3 Grad kälter – Regie: Florian Hoffmeister – Drehbuch: Florian Hoffmeister, Mona Kino – Kamera: Busso von Müller – Schnitt: Susanne Hartmann – Musik: Adrian Corker – Darsteller: Bibiana Beglau, Johann von Bülow, Sebastian Blomberg, Alexander Beyer, Meret Becker, Florian David Fitz, Katharina Schüttler, Ania Sowinski, Grischa Huber, Hubert Mulzer, David Scheller, Ania Sowinski, Brigitte Zeh u.a. – 2005; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Am Ende eines Spanienurlaubs verschwindet Jan. Seine Freunde Marie, Frank und Steini kehren ohne ihn nach Deutschland zurück. Als Jan fünf Jahre später unerwartet wieder auftaucht, ist seine frühere Geliebte Marie mit Frank verheiratet. Frank weiß, dass Marie ihre große Liebe nicht vergessen hat und wartet misstrauisch darauf, was geschieht ...
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Kritik

Weil Florian Hoffmeister in "3 Grad kälter" eine Vorstellung der Figuren unterlässt, fällt es anfangs schwer, ihre Motive zu begreifen und das Beziehungsgeflecht zu durchschauen. Sehenswert sind nicht zuletzt die Darsteller.
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Am Ende eines Spanienurlaubs suchen Marie (Bibiana Beglau), Frank (Johann von Bülow) und Steini (Alexander Beyer) nach Jan (Sebastian Blomberg). Frank entdeckt ihn an einem einsamen Strand, aber er lässt ihn dort stehen und verheimlicht den anderen, dass er ihn gesehen hat, denn er ist in Jans Freundin Marie verliebt und sieht unerwartet eine Chance für eine Liebesbeziehung mit ihr.

Ein Jahr später heiraten Frank und Marie. Nach vier Jahren Ehe versucht Marie, ihre Sehnsucht nach Jan in einem Brief auszudrücken, den sie dann allerdings zerknüllt in den Papierkorb wirft. Frank ist bestürzt, als er den Brief am anderen Morgen heimlich liest und merkt, dass Marie Jan noch immer liebt. Ohne mit ihr darüber zu reden, schickt er den Brief ab.

Ohne Vorankündigung taucht Jan wieder in seinem Elternhaus auf. Sein jüngerer Bruder Olli (Florian David Fitz) wohnt noch bei den Eltern Hans Peter und Elisabeth Engel (Hubert Mulzer, Grischa Huber). „Ich bin nicht weggelaufen“, erklärt Jan. „Ich bin nur nicht zurückgekommen.“

Marie fühlt sich hin- und hergerissen, als sie Jan wiedersieht, und Frank gerät durch die Unsicherheit so unter Druck, dass er einen Hörsturz erleidet. Bei einem gemeinsamen Diskothekenbesuch übergießt Frank den früheren Freund mit Sekt und ruft sarkastisch: „Auf den Sieger!“

Die Ehe von Frank und Marie wird durch das Auftauchen Jans vor eine Probe gestellt. Aber auch Olli und Steini, die ihre unerfüllten Träume auf den offenbar ungebundenen Aussteiger projiziert haben, geraten in eine Krise. Olli hat sich in die Cellistin Babette (Katharina Schüttler) verliebt und fragt sich, ob er ihr folgen soll, wenn sie fortzieht. Steini lebt seit kurzem mit der Apothekerin Jenny (Meret Becker) zusammen, die gerade zum zweiten Mal schwanger ist, doch eigentlich möchte er sich (noch) nicht an eine Frau binden.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Ende entscheidet sich Marie dafür, bei ihrem Ehemann zu bleiben, und Jan reist allein zurück nach Spanien.

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Am Beispiel von drei jungen Paaren – Marie und Frank, Jenny und Steini, Babette und Olli – beobachtet Florian Hoffmeister in „3 Grad kälter“ den Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach einer gesicherten Existenz und dem Wunsch, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Weil Florian Hoffmeister eine Vorstellung der Figuren – offenbar absichtlich – unterlässt, fällt es anfangs schwer, sie auseinanderzuhalten, ihre Motive zu begreifen und das Beziehungsgeflecht zu durchschauen. Außerdem verwehrt uns Florian Hoffmeister die emotionale Nähe zu den Charakteren, und er versucht auch nicht, alles zu erklären.

Stellen Sie sich vor, Sie werden auf eine Party mit wildfremden Typen eingeladen. Sie sitzen da, machen sich langsam mit den anderen vertraut und gehen am Ende mit dem Gefühl nach Hause, völlig neue Charaktere kennen gelernt zu haben. Genau dieses Gefühl wollte ich mit dem Film erreichen.

Die Figuren in „3 Grad kälter“ hadern damit, dass sie sich nicht richtig auszudrücken verstehen, aus Angst vor Verletzungen. Eben dies soll der Zuschauer erkennen – und vielleicht diesen oder jenen Aspekt bei sich selbst wiedererkennen.

(Florian Hoffmeister in einem Interview)

Beim Schauen drängt sich der Vergleich des Films „3 Grad kälter“ mit einem Auto auf, das mit angezogener Handbremse gefahren wird. Die Handlung entwickelt sich sehr langsam, die Dialoge wirken eher karg, mitunter auch gestelzt; die schwermütigen Bilder sind nicht frei von Pathos, und die Symbolik der immer wieder gezeigten Bahnschranke finde ich aufdringlich. Exzellent sind die Darsteller, allen voran Bibiana Beglau, Johann von Bülow und Sebastian Blomberg.

Eine tief greifende Verstörung ist hier am Werk […], die sich durchaus als Spiegel der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Land vor den nötigen, aber gefürchteten Veränderungen lesen lässt. Alle Energien sind gedrosselt […] Wie betäubt reagieren sie [die Filmfiguren] auf die Zumutungen ihres Lebens, fast als wären sie alle zugleich von einer seltsamen Krankheit befallen. (Anke Sterneborg, Süddeutsche Zeitung, 28. März 2006)

Der Titel bezieht sich auf einen im Film gesprochenen Satz: „In der Nähe von Bahngleisen ist es drei Grad kälter.“

„3 Grad kälter“ ist der erste Film, für den der Kameramann Florian Hoffmeister das Drehbuch schrieb und die Regie führte.

Mit Ausnahme einiger in Spanien spielender Szenen wurde „3 Grad kälter“ in Nürnberg gedreht.

Die Idee für eine Szene mit den Nürnberger Symphoniker entstand spontan, als Florian Hoffmeister bei der Suche nach Kulissen in der Kongresshalle am Dutzendteich zufällig auf den Intendanten Lucius A. Hemmer stieß. Florian Hoffmeister änderte daraufhin das Drehbuch, machte aus der Figur Babette eine Cellistin, und Katharina Schüttler ließ sich ein paar Tage lang von dem Musiker Christian Amann zeigen, wie sie sich bei der in „3 Grad kälter“ zu sehenden Orchesterprobe bewegen sollte. Zu hören sind dabei ein paar Takte aus dem dritten Satz (poco allegretto) der Sinfonie Nr. 3, opus 90, in F-dur von Johannes Brahms.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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