Karl Valentin und Liesl Karlstadt

Liesl Karlstadt (Kurzbiografie)
Karl Valentin (Kurzbiografie)

Bei einem Auftritt im „Frankfurter Hof“ wurde die achtzehnjährige Soubrette Liesl Karlstadt (bürgerlich: Elisabeth Wellano) 1911 von dem zehn Jahre älteren Alleinunterhalter Karl Valentin (bürgerlich: Valentin Ludwig Fey) entdeckt, aber

nicht als Sängerin, sondern als Bühnenpartnerin seiner komischen Kabarettprogramme: „Sie, Fräulein, Sie sind als Soubrette aufgetreten. Des is nix. A Soubrette muss kess sein, die muss an Busen haben. Des is nix für Sie. Sie müssen sich aufs Komische verlegen.“ Er schlug ihr den Künstlernamen „Liesl Karlstadt“ vor. 1913 stand das neue Komikerduo Karl Valentin und Liesl Karlstadt zum ersten Mal auf der Bühne („Alpensängerterzett“). Noch im selben Jahr traten sie in der legendären Künstlerkneipe „Simplizissimus“ von Kathi Kobus auf.

Obwohl Karl Valentin am 31. Juli 1911 in der St. Anna Kirche seine langjährige Lebensgefährtin Gisela Royes heiratete, mit der er bereits zwei Töchter hatte, verliebte Liesl Karlstadt sich in ihn und wurde seine Geliebte.

Die beiden Kleinkünstler ergänzten sich bei ihren Sketchen ideal: Karl Valentin übernahm meistens die Rolle des skurrilen Mannes, der wie Charlie Chaplin mit den Tücken des Alltags kämpft, und Liesl Karlstadt gab dazu einen Widerpart mit gesundem Menschenverstand. Viele sahen in Liesl Karlstadt nicht mehr als eine Stichwortgeberin für Karl Valentin; tatsächlich stammten jedoch viele Ideen von der kongenialen Komikerin. Außerdem organisierte sie die gemeinsame Bühnenkarriere und ermutigte ihren schwierigen Partner, wenn er sich aufgrund seines Asthmas oder seiner Hypochondrie nicht in der Lage fühlte, aufzutreten.

1923 drehten 1923 drehten Erich Engels (1889 – 1971) und Bertolt Brecht in Berlin mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt den fünfundzwanzig Minuten langen Stummfilm „Mysterien eines Frisiersalons“.

Originaltitel: Mysterien eines Frisiersalons – Regie: Erich Engels, Bertolt Brecht – Drehbuch: Erich Engels, Bertolt Brecht, Karl Valentin – Darsteller: Blandine Ebinger, Karl Valentin, Erwin Faber, Annemarie Hase, Kurt Horwitz, Hans Leibelt, Carola Neher, Dr. Koch, Max Schreck, Josef Eichheim, Liesl Karlstadt u.a. – 1923; 25 Minuten

Weil Karl Valentin sich nicht zwischen seiner Ehefrau und ihr entscheiden mochte und frustriert darüber, dass sie bei den gemeinsamen Auftritten in seinem Schatten stand, suchte Liesl Karlstadt nach einer Möglichkeit, sich von ihm zu emanzipieren. 1930 nahm sie Schauspielunterricht bei Adele Feldern-Förster (1863 – 1937) in München. Und sie begann mit dem Chauffeur Josef Kolb ein Verhältnis.

Als die Engagements seltener wurden, investierte Karl Valentin im Oktober 1934 nicht nur seine eigenen Ersparnisse, sondern auch die seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt in ein sogenanntes Panoptikum, mit dem er jedoch nach kurzer Zeit bankrott ging. Liesl Karlstadt verlor ihr ganzes Geld und beobachtete zudem, wie Karl Valentin sich um die junge Schauspielerin Annemarie Fischer bemühte. In ihrer Verzweiflung stürzte sich Liesl Karlstadt im April 1935 in die Isar, aber der Suizidversuch misslang: Sie wurde gerettet und in die psychiatrische Klinik in der Nußbaumstraße gebracht.

Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus trat Liesl Karlstadt doch wieder mit Karl Valentin auf, aber als sie 1939 nicht dazu in der Lage war und er sie kurzerhand durch Annemarie Fischer ersetzt, trennte sie sich endgültig von ihm.

© Dieter Wunderlich 2008

Liesl Karlstadt (Kurzbiografie)
Karl Valentin (Kurzbiografie)
Jo Baier: Liesl Karlstadt und Karl Valentin

Giulia Caminito - Das Wasser des Sees ist niemals süß
Zwischen der Ich-Erzählerin und der Autorin gibt es Parallelen, aber Giulia Caminito hat mit "Das Wasser des Sees ist niemals süß" keine Autobiografie geschrieben, sondern einen auf die Verhältnisse in Italien gemünzten gesellschaftskritischen Adoleszenz-Roman. Die Darstellung ist spröd, dafür aber auch realitätsnah, fernab von Klischees, Kitsch und Romantik.
Das Wasser des Sees ist niemals süß