Meschugge

Meschugge

Meschugge

Originaltitel: Meschugge - Regie: Dani Levy - Drehbuch: Maria Schrader und Dani Levy - Kamera: Carl F. Koschnick - Schnitt: Sabine Hoffmann, Dani Levy und Ueli Christen - Musik: Niki Reiser - Darsteller: Maria Schrader, Dani Levy, David Strathairn, Nicole Heesters, Lukas Ammann, Lynn Cohen u. a. - 1999; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Lena Katz (Maria Schrader) lebt in New York. Nach einem Besuch bei ihrem Großvater in Deutschland wird sie von ihrer Mutter Anna Katz begleitet, die ihren Geburtstag am 21. Februar mit ihr feiern möchte. Als Lena ins Hotel kommt, um ihre Mutter zum Geburtstagsessen auszuführen, entdeckt sie auf dem Korridor in der Nähe ihres Zimmers eine bewusstlose Frau, deren Kopf in einer Blutlache liegt ...
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Kritik

"Meschugge" ist ein intelligent und spannend aufgebautes Drama über eine deutsch-jüdische Liebesbeziehung, die ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang des NS-Regimes von der Vergangenheit überschattet wird.

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Durch einen Brandanschlag zerstören Rechtsradikale die Schokoladenfabrik von Eliah Goldberg (Lukas Ammann), aber der alte Herr – in dessen Villa überall Überwachungsmonitore stehen – kommt mit einem gebrochenen Arm davon. Seine Enkelin Lena Katz (Maria Schrader), die ihren Lebensunterhalt als Set-Designerin für Werbeaufnahmen in New York verdient, eilt nach Deutschland. Auf dem Rückflug wird sie von ihrer Mutter Anna Katz (Nicole Heesters) begleitet, die ihren Geburtstag am 21. Februar mit Lena feiern möchte. Als Lena ins Hotel kommt, um ihre Mutter zum Geburtstagsessen auszuführen, entdeckt sie auf dem Korridor in der Nähe ihres Zimmers eine bewusstlose Frau, deren Kopf in einer Blutlache liegt. Lena ruft Hilfe und fährt im Krankenwagen mit.

Bei der Verletzten handelt es sich um Ruth Goldberg (Lynn Cohen). Ihre Familie hat sich zu einer Geburtstagsfeier für sie versammelt. Mittags war sie aufgeregt zu ihrem Sohn David Fish (Dani Levy) ins Büro gekommen: In einem Zeitungsbericht über den rechtsradikalen Anschlag in Deutschland hatte sie von einem Unternehmer gelesen, in dem sie ihren Vater wiederzuerkennen glaubte. Weil David den ganzen Nachmittag über in Geschäfte eingespannt war, nahm er sich nur wenig Zeit für seine Mutter. Jetzt erfährt er, dass sie verletzt ist. Sofort fährt er ins Krankenhaus, doch als er eintrifft, ist sie bereits tot.

Da sieht er, wie eine junge Frau in einem mit Blut verschmierten Kleid auf dem Korridor ohnmächtig zusammenbricht. Es ist Lena. Trotz der traurigen Umstände verlieben sich Lena und David auf den ersten Blick.

Am anderen Morgen fährt Anna überstürzt zum Flughafen. Kurz vor dem Gate holt Lena sie ein. Ihre Mutter behauptet, der Großvater komme ohne sie nicht zurecht und sie müsse deshalb sofort wieder zurück nach Deutschland. Lena erklärt ihr, sie habe am Vorabend in der Nähe ihres Hotelzimmers eine verletzte Frau gefunden, die dann im Krankenhaus gestorben sei. Anna taumelt. Aber sie reißt sich schnell wieder zusammen und eilt durch die Sperre, ohne auf die Rufe ihrer Tochter zu achten.

Obwohl die Polizei an einen Unfall glaubt, lässt David zu, dass der jüdische Anwalt Charles Kaminski (David Strathairn) eigene Ermittlungen durchführt. Bei der Überprüfung der Namen der Hotelgäste stößt er auf eine „Anna Katz“. Rasch findet er heraus, dass es sich um die Mutter der Frau handelt, die Ruth Goldberg fand. Noch etwas erscheint ihm merkwürdig: Anna Katz und Ruth Goldberg sind beide am 21. Februar 1935 geboren. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen ihnen? Hat Lenas Mutter Davids Mutter ermordet?

Auch Lena, die sich das eigenartige Verhalten ihrer Mutter nicht erklären kann, möchte wissen, was geschehen ist. Aus Furcht vor den Schatten der Vergangenheit wagt sie zwar nicht, mit David darüber zu reden, aber sie bricht schließlich in Kaminskis Büro ein und sucht nach Unterlagen. Da sie beim Einstieg ins Fenster ihre Taschenlampe verloren hat, zündet sie ein Streichholz nach dem anderen an, um etwas erkennen zu können. Kaminski überrascht sie. Ein brennendes Streichholz setzt die Einrichtung in Brand. Lena flieht.

Sie ist entsetzt, als David ihr am nächsten Tag sagt, der Anwalt sei bei dem Brand ums Leben gekommen. Charles Kaminski konnte sich vor dem Feuer in seinem Büro rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber er zwang David, Lena etwas vorzulügen und mit ihr nach Köln zu fliegen. Der Anwalt hat es sich nämlich zur Lebensaufgabe gemacht, untergetauchte NS-Straftäter aufzuspüren und ins Ausland zu entführen, um sich an ihnen rächen zu können. Er ahnt, dass es sich bei dem Unternehmer Eliah Goldberg um einen ehemaligen Nationalsozialisten handeln könnte und hofft, durch dessen Enkelin an ihn heranzukommen. David wirft er vor, sich nur um sein „armseliges persönliches Glück“ zu kümmern.

Auf einer Computertastatur im Berliner Document Center tippt der Anwalt „Anna Weiß, geboren 21. 2. 1935“.

Fehlanzeige. Die Liste aller gespeicherten Personen mit dem Namen „Weiß“ ist zu lang. Da gibt er „Weiß“ und „Hohenzollerndamm“ ein und stößt auf einen Max Weiß, über den 12 Akten vorliegen. Es handelt sich um den ehemaligen Gasmeister von Treblinka, der wegen eines markanten Muttermals am Hals „die Giraffe“ genannt wurde. (Lena trägt aufgrund der Verbrennungen, die sie sich bei dem Feuer in Kaminskis Büro zugezogen hat, ein Pflaster auf dem Hals.)

Charles Kaminski weist David an, den Nachtzug von Köln nach Hannover zu nehmen. Vor der Abreise entdeckt Lena durch Zufall den Totgeglaubten, rennt fort und steigt allein in den Zug. Während der Fahrt setzt sich Charles Kaminski zu ihr und zeigt ihr die Dokumente, die beweisen, dass der richtige Name ihres Großvaters Max Weiß lautet und es sich bei ihm um einen NS-Verbrecher handelt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Inzwischen fährt David mit dem Wagen nach Hannover und sucht Anna Katz auf, die ihm schließlich offenbart, was geschehen ist. Sie hieß Anna Weiß, und Ruth Goldberg war ihre Schulfreundin. Auf dem Heimweg beobachteten sie eines Tages, wie die Juden, die in ihrer Straße wohnten, auf Lastwagen geprügelt wurden. Ruths Eltern waren auch dabei. Annas Mutter versteckte Ruth sechs Wochen lang im Keller und schickte sie dann mit einem Schiff und dem Pass ihrer Tochter nach Amerika. Nach dem Krieg nahm Annas Vater Max Weiß für sich und seine Familie die Identität der jüdischen Familie Goldberg an, von der er glaubte, sie sei in Auschwitz getötet worden. Dass seine Frau und seine Tochter Ruth Goldberg das Leben gerettet hatten, ahnte er nicht. Als nun Ruth Goldberg durch den Zeitungsbericht über den Anschlag auf Annas Vater ihre Spur fand und Charles Kaminski in ihrem Auftrag eine entsprechende Anfrage schickte, fürchtete sie die Aufdeckung der Lebenslüge. Ohne ihrem Vater etwas von Kaminskis Fax zu verraten, flog sie mit ihrer Tochter nach New York und verabredete sich mit ihrer früheren Schulfreundin im Hotel, um sie mit einem Scheck über 100 000 Dollar zum Schweigen zu bringen. „Du willst mein Leben kaufen“, entgegnete Ruth Goldberg, lehnte das Angebot ab, verließ das Zimmer und ohrfeigte Anna auf dem Korridor. Anna stieß sie zurück, und Ruth schlug mit dem Kopf gegen die Kante eines Tisches.

Von einem Mietwagen aus ruft Lena ihren Großvater an. Sie werde als Geisel festgehalten. Man wolle von ihm, dass er sich mit erhobenen Händen im Park zeige. Inzwischen hat jedoch Anna die Polizei verständigt, die gerade rechtzeitig eintrifft und Kaminski verhaftet. Während sich Lena und David in einem Baumhaus ihre Liebe gestehen, kracht ein Schuss. Ein Sarg wird aus dem Haus getragen. Lena und David verlassen Hand in Hand das Grundstück und sehen sich nicht nach Max Weiß alias Eliah Goldberg um, der seiner Enkelin nachruft: „Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen!“

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Maria Schrader und ihr damaliger Lebensgefährte Dani Levy schrieben das Drehbuch dieses intelligent und spannend aufgebauten Dramas über eine deutsch-jüdische Liebesbeziehung, die ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang des NS-Regimes von der Vergangenheit überschattet wird. Nicht Nationalsozialisten und ihre Opfer stehen im Mittelpunkt der hier erzählten Geschichte, sondern Auswirkungen damaliger Ereignisse auf das Leben der Enkel, die bis zu diesem Zeitpunkt glaubten, frei von den historischen Tatsachen leben zu können. Zugleich handelt der Film von Menschen, die nicht sind, was sie zu sein glauben: Lena beteuert zum Beispiel immer wieder, eine Jüdin zu sein, obwohl sie nicht so aussehe. Dabei muss sie am Ende erkennen, dass sie tatsächlich keine ist.

Übrigens: Um Filme wie „Meschugge“, „Lola rennt“, „Das Leben ist eine Baustelle“ und „Absolute Giganten“ verwirklichen zu können, gründeten die Filmregisseure Dani Levy, Tom Tykwer, Wolfgang Becker mit dem Produzenten Stefan Arndt 1994 die Gesellschaft „X-Filme Creative Pool GmbH“.

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Adriana Altaras - Das Meer und ich waren im besten Alter
Einige der 32 Beiträge sind trivial, andere klug und witzig. In der Summe ist "Das Meer und ich waren im besten Alter" ein buntes, unterhaltsames Plädoyer für Freiheit, Toleranz und Zivilcourage, gegen Feigheit, Fanatismus und Rassismus.
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