Raus aus Åmål. Fucking Åmål

Raus aus Åmål. Fucking Åmål

Raus aus Åmål. Fucking Åmål

Raus aus Åmål - Originaltitel: Fucking Åmål (Fucking Amal) - Regie: Lukas Moodysson - Drehbuch: Lukas Moodysson - Kamera: Ulf Brantås - Schnitt: Michal Leszczylowski und Bernhard Winkler - Musik: Per Gessle und Håkan Hellström (Broder Daniel) - Darsteller: Alexandra Dahlström, Rebecca Liljeberg, Erica Carlson, Mathias Rust, Stefan Hörberg, Ralph Carlsson, Maria Hedborg, Axel Widegren, Jill Ung, Lisa Skagerstam, Josefin Nyberg u.a. - 1999; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Die 16-jährige Agnes lebt zwar schon seit zwei Jahren in der westschwedischen Provinzstadt Åmål, hat jedoch noch keine Freunde gefunden. Sie himmelt die zwei Jahre jüngere und von den Jungen umschwärmte Elin an, macht sich aber keine Hoffnung, jemals von ihr beachtet zu werden – bis Elin sie eines Tages übermütig auf den Mund küsst. Kurz darauf weiß Elin nicht mehr, ob sie sich mehr zu Johan oder zu Agnes hingezogen fühlt ...
mehr erfahren

Kritik

"Raus aus Åmål" handelt von zwei Mädchen, die sich in dem Gefühlschaos der Adoleszenz zurechtzufinden versuchen. Lukas Moodysson hat dieses Drama ganz unpathetisch in der Banalität des Alltags angesiedelt und daraus eine realistische, unverkrampfte und unprätentiöse Komödie gemacht.
mehr erfahren

Olof (Ralph Carlsson) zog mit seiner Frau Karin (Maria Hedborg) und den beiden Kindern Agnes (Rebecca Liljeberg) und Oskar (Axel Widegren) vor zwei Jahren aus Karrieregründen in die westschwedische Provinzstadt Åmål und beobachtet mit Sorge, dass Agnes in der Schule eine Außenseiterin geblieben ist und keine Freundinnen gewonnen hat. Zu ihrem sechzehnten Geburtstag verteilt Agnes auf Betreiben ihrer Mutter an ihre Mitschülerinnen Einladungen für eine Party. Während der kleine Oskar hungrig fragt, wann es etwas zu essen gibt, wartet die Familie auf die Gäste, aber nur die auf einen Rollstuhl angewiesene Viktoria (Josefin Nyberg) kommt vorbei. Frustriert darüber, dass außer einer Behinderten niemand etwas mit ihr zu tun haben möchte, schickt Agnes sie fort.

Heimlich ist die introvertierte Agnes in ihre zwei Jahre jüngere Klassenkameradin Elin (Alexandra Dahlström) verliebt, die von den Mädchen eifersüchtig umschwärmt und von den Jungen erregt umworben wird. Elin knutscht zwar herum, hält das langweilige Provinzleben jedoch kaum noch aus. Obwohl sie und ihre sechzehnjährige Schwester Jessica (Erica Carlson) an diesem Abend eigentlich Stubenarrest haben, kommt sie aus Langeweile auf den Einfall, zu der Geburtstagsparty der Außenseiterin Agnes zu gehen. Das wäre einmal etwas anderes, meint sie unternehmungslustig. Ihre Mutter Birgitta (Jill Ung) arbeitet nachts und kann die Einhaltung des Ausgehverbots nicht überprüfen. Elin und Jessica machen sich also auf den Weg. Weil Agnes sich erst noch das verweinte Gesicht waschen muss, bitten ihre Eltern die unerwarteten Besucherinnen in das Zimmer ihrer Tochter. Dort lesen die beiden Mädchen auf dem eingeschalteten Computer Tagebuchtexte, die auf lesbische Neigungen schließen lassen. Da wettet Elin übermütig mit Jessica um 20 Kronen, dass sie Agnes auf den Mund küssen werde – und als diese hereinkommt, tut sie es. Danach laufen die Schwestern laut lachend davon und achten nicht weiter auf Agnes, die völlig verstört sitzen bleibt.

Elin und Jessica besuchen eine Party und erzählen, dass Agnes lesbisch sei. Da ruft Camilla (Lisa Skagerstam) Agnes an und verspottet sie.

In ihrer Verzweiflung schließt Agnes sich in ihrem Zimmer ein und versucht, sich mit Wegwerfrasierern die Pulsadern aufzuschneiden. Sie hat gerade den ersten Schnitt geschafft, als sie Elin unter dem Fenster rufen hört: Die Vierzehnjährige verließ die Party, um sich zu entschuldigen. Agnes bindet sich ein Tuch um das blutende Handgelenk und lässt sie herein. Zum ersten Mal reden die Mädchen miteinander. Elin träumt davon, Miss Schweden, Model oder Psychologin zu sein; Agnes möchte Schriftstellerin werden. Ein lesbisches Mädchen sei nur in der Provinz allein, meint Elin, in einer Großstadt wie Stockholm könne eine Lesbe viele Freundinnen haben. Und sie läuft auch gleich mit Agnes zur Durchgangsstraße, um ein Auto aufzuhalten, das sie nach Stockholm bringt. Doch als der Fahrer bemerkt, dass sich die beiden Mädchen auf dem Rücksitz stürmisch küssen, wirft er sie gleich wieder aus dem Wagen.

Bevor Elin nach Hause geht, verspricht sie ihrer neuen Freundin, sie am nächsten Tag anzurufen, aber sie tut es dann doch nicht und legt wortlos wieder auf, als Agnes sich bei ihr meldet, denn sie kennt sich mit ihren eigenen Gefühlen nicht mehr aus.

Jessica will unbedingt wissen, mit wem ihre Schwester spätabends zusammen war, aber Elin wagt nicht, es zu verraten, und als Jessica sie deshalb verdächtigt, bei ihrem Freund Markus (Stefan Hörberg) gewesen zu sein, behauptet sie, es habe ich um Johan (Mathias Rust) gehandelt. Das glaubt Jessica, weil sie weiß, dass der Siebzehnjährige in Elin verliebt ist. Bei der nächsten Party knutscht Elin denn auch mit Johan herum, und daraus entwickelt sich auch bei ihr ein Gefühl der Zuneigung. Einige Zeit später lässt sie sich von Johan deflorieren.

Jessica und Markus, Elin und Johan schauen gemeinsam eine Fernsehsendung an. Wieder einmal langweiligt Elin sich. Als Markus dumme Machosprüche äußert, verlangt sie von Johan, dazu Stellung zunehmen, und als er herumdruckst, trennt sie sich kurzerhand von ihm.

In einer Unterrichtspause schließen Elin und Agnes sich in einer Toilettenkabine ein, um sich auszusprechen. Camilla entdeckt Elin, nimmt an, sie mache heimlich mit einem Jungen herum und ruft die anderen Schülerinnen und Schüler zusammen. Alle strömen in die Mädchentoilette; nur Johan läuft fort, und Jessica folgt ihm, um ihn zu trösten.

Im Gegensatz zu Agnes wagt Elin lange Zeit nicht, die Tür zu öffnen, denn sie weiß, dass es einem Bekenntnis gleichkommt. Schließlich aber treten die beiden Mädchen Arm in Arm vor die anderen, durchschreiten das sich bildende Spalier und rufen keck: „Wir haben jetzt Bock auf ’nen Fick!“

Sie gehen zu Elin. Während sie mit etwas Abstand auf der Couch sitzen und brav Kakao trinken, beschreibt Elin das Rezept und die Zubereitung des Getränks: „Ich nehme etwa 2 Gramm Milch und an die 5000 Kilogramm Kakaopulver. Jessica rastet dann total aus. Dann wird die Milch so richtig schwarz, und dann schütte ich noch mehr rein, bis das Glas fast anfängt, überzulaufen, und dann muss ich ein anderes Glas nehmen, ein größeres Glas, oder noch ein anderes, wenn ich kein größeres finden kann. Das wird dann ziemlich viel Kakao. Aber das macht nichts.“

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„Raus aus Åmål“ handelt von zwei Mädchen, denen das Erwachsenwerden zu schaffen macht, weil es nicht einfach ist, sich in dem Gefühlschaos zurechtzufinden, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu definieren. Lukas Moodysson hat das Drama ganz unpathetisch in der Banalität des Alltags angesiedelt und daraus eine realistische, unverkrampfte und unprätentiöse Komödie gemacht. Rebecca Liljeberg und Alexandra Dahlström ist es gelungen, die Irritation und Vielschichtigkeit der beiden Hauptfiguren lebendig und sensibel darzustellen.

Es spricht für die Schweden, dass von ihnen mehr „Raus aus Åmål“ als beispielsweise „Titanic“ im Kino gesehen haben.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Lukas Moodysson: Zusammen!
Lukas Moodysson: Lilja 4-ever

Wilhelm Genazino - Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman
"Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" spielt um 1960 im Rhein-Main-Gebiet. Das Leben ist bieder und banal. Es passiert nichts Großes, aber gerade deshalb gelingt es Wilhelm Genazino, das Besondere im Alltäglichen einzufangen und es mit leiser Komik und verhaltener Ironie wiederzugeben.
Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman