Nina Hagen


14. April 1922: Ninas Vater Hans Oliva Hagen wird als Sohn des Berliner Bankiers Hermann Hagen und dessen Ehefrau Hedwig Staad geboren. Hermann Hagens Großvater hatte den jüdischen Familiennamen Levi nach der Heirat mit einer Christin abgelegt und den seiner Frau übernommen.

19. Oktober 1934: Ninas Mutter Eva-Maria Buchholz wird in Költschen im Landkreis Oststernberg (heute: Polen) als Tochter pommerscher Landarbeiter geboren. Sie wächst in Kremlin bei Sodin auf.

15. November 1936: Karl Wolf Biermann wird in Hamburg als Sohn des kommunistischen Werftarbeiters Dagobert Biermann und dessen Ehefrau Emma geboren.

1941: Hans Oliva Hagen, der sich im Widerstand gegen das NS-Regime engagiert, wird bei einer illegalen Flugblattaktion festgenommen und in Moabit eingesperrt.

29. Mai 1942: Ninas Großvater Hermann Hagen wird im KZ Sachsenhausen ermordet. – Die Nationalsozialisten hatten ihn schon zuvor zweimal eingesperrt. Weil man ihn für geistig verwirrt erklärte, entging er der Deportation in ein Vernichtungslager und wurde stattdessen in die Irrenanstalt „Waldhaus“ gebracht. Von dort floh er und versteckte sich in Berlin – bis ihn die Gestapo aufgriff. Zwei Tage nach dem tödlichen Attentat auf Reinhard Heydrich, den Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, stirbt Hermann Hagen im Rahmen der Racheaktionen, die am 10. Juni mit der Vernichtung des tschechischen Dorfes Lidici gipfeln.

1943: Wolf Biermanns Vater Dagobert wird in Auschwitz ermordet.

27. April 1945: Die Rote Armee erobert Moabit. Hans Oliva Hagen kommt frei.

1945: Die Familie von Eva-Maria Buchholz wird vertrieben und siedelt sich in Perleberg in der Prignitz an.

1952: Nach einer Schlosserlehre im Bahnbetriebswerk und RAW Wittenberge beginnt Eva-Maria Buchholz ein Schauspielstudium in Ost-Berlin.

1953: Eva-Maria Buchholz steht in Erwin Strittmatters Stück „Katzgraben“ unter der Regie von Bertolt Brecht mit dem Berliner Ensemble auf der Bühne.

1953: Nach seinem Schulabschluss in Hamburg siedelt Wolf Biermann in die DDR über und besucht ein der Polytechnischen Oberschule angeschlossenes Internat in Gadebusch bei Schwerin.

Frühjahr 1954: Im Berliner Presseclub begegnen sich Hans Oliva Hagen und Eva-Maria Buchholz. Nina Hagen behauptet in ihrem Buch „Bekenntnisse“, die beiden hätten sich noch am selben Abend in einer Jazzkneipe hinter dem Friedrichstadtpalast verlobt.

4. Mai 1954: Hans Oliva Hagen und Eva-Maria Buchholz heiraten im Standesamt des Berliner Stadtteils Prenzlauer Berg.

11. März 1955: Catharina („Nina“) Hagen wird als einziges Kind des Ehepaars Hans Oliva und Eva-Maria Hagen geboren.

1956: Eva-Maria Hagen setzt ihr Schauspielstudium an der Fritz-Kirchhoff-Akademie in West-Berlin fort.

1957: Eva-Maria Hagen spielt die Titelrolle in der Filmkomödie „Vergesst mir meine Traudel nicht“. Es ist der Beginn einer erfolgreichen Karriere als Filmschauspielerin, und obwohl sie von Natur aus dunkelhaarig ist, gilt sie bald als „Brigitte Bardot der DDR“.

1957: Nina Hagen liegt nach einem Treppensturz acht Wochen lang mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus.

1957: Nach dem Abbruch seines Studiums der politischen Ökonomie an der Humboldt-Universität in Berlin arbeitet Wolf Biermann bis 1959 als Regieassistent beim Berliner Ensemble.

1959: Hans Oliva und Eva-Maria Hagen lassen sich scheiden.

1961: Hans Oliva Hagen erhält für das Drehbuch zu der fünfteiligen Mini-Fernsehserie „Gewissen im Aufruhr“ zusammen mit Hans-Joachim Kasprzik, Rudolf Petershagen und Günter Reisch den Nationalpreis der DDR. Später wird er wegen seiner regimekritischen Einstellung aus der SED ausgeschlossen.

Eva-Maria Hagen hat oft tage- oder wochenlang außerhalb von Berlin zu tun.

1963: Nach dem Abschluss seines Philosophie- und Mathematikstudiums an der Humboldt-Universität erhält Wolf Biermann wegen seiner regimekritischen Haltung kein Diplom. (Man stellt es ihm erst nach der Wende aus, am 7. November 2008.) Sein Aufnahmeantrag für die SED wird abgelehnt.

1963: Beginn der Freundschaft von Wolf Biermann und dem Regimekritiker Robert Havemann (1910 – 1982). Der Professor, der 1959 noch einen Nationalpreis bekam, wird im März 1964 aus der SED ausgeschlossen und erhält von der Humboldt-Universität ein Hausverbot.

1965: Eva-Maria Hagen zieht mit ihrer Tochter Nina in eine Wohnung Ecke Wilhelm-Pieck- / Friedrichstraße. Eva-Maria Hagen und der gegenüber wohnende Liedermacher Wolf Biermann werden ein Paar. Ein halbes Jahr später erteilt das Regime Wolf Biermann ein Auftritts- und Publikationsverbot. Als Lebensgefährtin des Liedermachers gerät auch Eva-Maria Hagen ins Visier der Stasi.

Mit Wolf Biermann kommen Eva-Maria und Nina Hagen nicht nur mit systemkritischen DDR-Bürgern, sondern auch mit Prominenten aus der Bundesrepublik wie Rainer Langhans, Fritz Teufel, Udo Lindenberg und Heinrich Böll zusammen.

1967: Nina kommt in ein Kinderheim in Malchow, aber dort mag sie nicht bleiben. Deshalb spricht Eva-Maria Hagen mit der verwitweten Mutter ihrer Freundin Gisela, Annemarie Thoreen („Muschel“), in Sangerhausen im Harz, die gern bereit ist, die Pubertierende für einige Zeit aufzunehmen.

1968: Nina macht mit ihrer Mutter, Biermann, Sibylle Havemann und anderen Freunden Ferien am FKK-Strand auf Usedom. Zum ersten Mal ist es ihr peinlich, sich den anderen nackt zu zeigen. Sie verliebt sich in Thomas Fuhrmeister, einen Achtzehnjährigen aus Ostberlin, der auf einem nahen Zeltplatz schläft. Als sie es Sibylle anvertraut, erzählt diese ihr, sie liebe Wolf Biermann. Nina Hagen ist schockiert: Ihre dreizehnjährige Freundin liebt den mehr als doppelt so alten Lebensgefährten ihrer Mutter!

Herbst 1968: Nina Hagen nimmt Thomas Fuhrmeisters Einladung an und besucht ihn. Aber es dauert Wochen, bis sie sich körperlich näher kommen und sie sich von ihm deflorieren lässt.

Bald darauf erfährt Nina Hagen von Annemarie Adamek, der Ehefrau des DDR-Fernsehchefs Heinrich („Heinz“) Adamek, Busenfreundin von Eva-Maria Hagen und Mutter von Ninas Freundin Sabine, dass Thomas Fuhrmeister auch mit einer ihrer anderen Freundinnen herummacht. (In „Bekenntnisse“ nennt Nina Hagen sie mal Susanne Frost, dann Sabine Frost.) Aus Liebeskummer versucht Nina Hagen, sich mit einer Schere die Pulsadern zu öffnen [Suizid], aber es misslingt ihr. (Thomas Fuhrmeister stirbt im Alter von dreiundzwanzig Jahren an Drogen.)

1970: Nina Hagen unterzieht sich in der Berliner Charité einer ersten Abtreibung.

Nach dem Abschluss der 10. Klasse in Annaberg bricht Nina Hagen den Schulbesuch ab. Weil Jugendliche zwischen vierzehn und achtzehn, die weder zur Schule gehen noch arbeiten, damit rechnen müssen, in einen sogenannten Jugendwerkhof gesperrt zu werden, probiert sie verschiedene Berufstätigkeiten aus. Dann bewirbt sie sich kurz entschlossen bei einer Schauspielschule, wird jedoch nach dem Vorsprechen zurückgewiesen. Nach der Wende erfährt Nina Hagen warum: In den Stasi-Unterlagen findet sie ein Protokoll über ein Telefongespräch, in dem sie einer Freundin von ihrem Aufnahmeantrag erzählte. Das Blatt enthält den Vermerk: „Verhindern!“

Spätsommer 1970: Nach der Ablehnung durch die Schauspielschule beschließt Nina Hagen, über Polen in den Westen zu fliehen. Sie fährt nach Warschau und nimmt sich dort ein Zimmer in einem Jugendhotel.

In der Disko des Jugendhotels überredet sie eine Musikergruppe („Grupa System“), sie mitsingen zu lassen. Der „Kurier Warszawa“ berichtet über die Sängerin „Catherina Hagerowa“ aus der DDR. Weil Nina Hagen sich daraufhin in Warschau nicht mehr sicher fühlt, reist sie per Anhalter nach Danzig. Schließlich gibt sie auf und kehrt nach Berlin zurück.

Nina Hagen beteiligt sich am Kabarett „Knoblauchraspel“.

1972: Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann trennen sich nach sieben Jahren.

Nina Hagen übt mit den Sängerinnen Uschi Brüning (* 1947), Angelika Mann (* 1949) und Christiane Ufholz (* 1947, bürgerlich: Christiane Wunder) sowie dem Musiker Reinhard Lakomy (* 1946), der ihr zur Aufnahme ins „Zentrale Studio für Unterhaltungskunst“ verhilft. Dort soll sie endlich eine Berufsausbildung bekommen.

1973: Mit einem Berufsmusikerausweis tingelt Nina Hagen ein halbes Jahr lang durch die Provinz und singt im Orchester Alfons Wonneberg – bis der Rockmusiker Michael Heubach (* 1950) auf sie aufmerksam wird und sie Anfang 1974 in seine neue Band „Automobil“ holt.

Der Rockgruppe „Automobil“ gehören an: Michael Heubach (Keyboards), Wolfgang Zahn (Saxophon), Christian Claus (Saxophon), Matthias Neumann (Bass), Dieter Kademann (Gitarre), Dietmar Stephan (Schlagzeug) und Nina Hagen (Gesang).

Michael Heubach (Musik) und Kurt Demmler (1943 – 2009; Text) schreiben für Nina Hagen das Lied „Du hast den Farbfilm vergessen“. Damit wird sie bekannt.

1974: Nina Hagen steht mit ihrer Mutter zusammen in dem Musical „Can-Can“ in Annaberg auf der Bühne.

Zwei junge Polen – Karmil und Marek –, mit denen sie sich in Warschau anfreundete, besuchen sie auf dem Weg nach Westberlin, wo sie sich Cannabis besorgen wollen. Zwei Tage später kommen sie zurück und bringen stattdessen LSD mit. Nina Hagen erlebt einen Höllentrip.

1975: Nina Hagen verlässt die Gruppe „Automobil“ und wechselt zur im April von Michael Fritzen und Achim Mentzel gegründeten Band: „Fritzens Dampferband“. Michael Heubach löst nach ihrem Weggang die Rockgruppe „Automobil“ auf.

September 1976: Weil die Stasi Wolf Biermann im Veranstaltungsplan der St. Nikolai-Kirche in Prenzlau mit dem Kantor verwechselt, der den gleichen Familiennamen trägt, wird ein Aufführungsverbot versäumt, und der Liedermacher tritt nach elf Jahren erstmals wieder in der DDR auf. Dass es zugleich sein letztes Konzert ist, kann er noch nicht wissen.

13. November 1976: Wolf Biermann tritt in der Kölner Sporthalle auf. Das Konzert wird live im Fernsehen übertragen. Danach lässt ihn das SED-Regime nicht mehr einreisen und bürgert ihn aus.

6. Dezember 1976: Nina Hagen wird aufgefordert, die DDR bis zum 12. Dezember zu verlassen.

10. Dezember 1976: Nina Hagen fährt über Westberlin nach Hamburg, wo sie von Wolf Biermann und dessen Mutter Emma abgeholt wird.

1977: Eva-Maria Hagen wird die Staatsbürgerschaft der DDR entzogen. Sie zieht in die Bundesrepublik.

Januar 1977: Wolf Biermann vermittelt Nina Hagen einen Vertrag mit CBS.

Juliana Grigorowa-Knepler, die gerade ihren Abschlussfilm „The Go-Blue Girl“ an der London Film School vorbereitet, überredet Nina, nach London zu kommen und als Darstellerin mitzumachen.

1977: In London freundet Nina Hagen sich mit der Münchnerin Ari Up (* 1962, bürgerlich: Ariane Forster) an, die 1976 im Alter von vierzehn Jahren die Punkgruppe „The Slits“ gründete.

Ende 1977: Zurück in Deutschland, bringt Nina Hagen Manfred („Manne“) Praeker (Bass), Bernd Potschka (Gitarre) und Herwig Mitteregger (Schlagzeug), Mitglieder der gerade aufgelösten Politrock-Band „Lokomotive Kreuzberg“, dazu, mit ihr und Reinhold Heil (Keyboards) zusammen die „Nina Hagen Band“ zu bilden. Der Fotograf Jim Rakete (* 1951, bürgerlich: Günther Rakete) wurde ihr Manager. Die Gruppe wird von CBS unter Vertrag genommen.

1978: Das Album „Nina Hagen Band“ wird international beachtet und 250.000-mal verkauft.

9. Dezember 1978: Die „Nina Hagen Band“ spielt in der Dortmunder Westfalenhalle für die Fernsehsendung „Rockpalast“.

Bald kriselt es in der Band „Lokomotive Kreuzberg“. Nina Hagen werden egozentrische Starallüren vorgeworfen.

17. April 1979: Für diesen Tag ist die Abreise der Band „Lokomotive Kreuzberg“ vom Bahnhof Zoo in Berlin zu Aufnahmen für das zweite vertraglich vereinbarte Album in Belgien oder Frankfurt am Main (die Angaben darüber sind widersprüchlich). Nina Hagen wacht nach dem Genuss von Kokain und psychedelischen Pilzen verkatert auf. Die anderen können sie zwar überreden, mit ihnen zum Bahnhof zu fahren, aber als der Zug sich in Bewegung setzt, springt sie hinaus.

Ihr Gesang wird später separat aufgenommen und zugemischt. Das Album bekommt den Titel „Unbehagen“.

1979: Der niederländische Rockmusiker Herman Brood (1946 – 2001) lädt Nina Hagen ein, mit Lene Lovich (* 1949) in dem Film „Cha Cha“ mitzuspielen, zu dem er mit dem Regisseur Herbert Curiel zusammen das Drehbuch schrieb. Sie fliegt zu den Dreharbeiten nach Amsterdam. Dort zieht sie nächtelang mit dem drogensüchtigen Herman Brood durch die Kneipen: „der Wilde und sein schriller Vorzeige-Paradiesvogel“. Nach zwei Monaten wiegt sie nur noch 45 Kilogramm. (Herman Brood springt am 11. Juli 2001 vom Dach des Amsterdamer Hilton-Hotels.)

Nina Hagen verliebt sich in Ferdinand Karmelk (1950 – 1988), den heroinsüchtigen Gitarristen in der von Herman Brood 1976 gegründeten Band „Herman Brood & His Wild Romance“.

1979: In Amsterdam nimmt Nina Hagen sich nach eigener Aussage vor, keine Drogen mehr zu nehmen. In ihren „Bekenntnissen“ räumt sie ein, 1989 noch einmal rückfällig geworden zu sein und Kokain geschnupft zu haben.

9. August 1979: In der österreichischen Talkshow „Club 2“ mit dem Thema „Was ist los mit der Jugendkultur?“ sorgt Nina Hagen für einen Skandal, indem sie sich vor laufender Kamera mehrmals in den Schritt ihrer engen Hose greift und demonstriert, wie Frauen sich selbst befriedigen können. Dieter Seefranz (1941 – 1983), der Gastgeber der Sendung, muss später zurücktreten.

4. März 1980: Mit den Gruppen „O.U.T“ und „Who Killed Rudy“ konzipiert Nina Hagen die „Babylon Will Fall Show“. Aber nach dem Flop des ersten Konzerts in Hamburg wird die geplante Tournee abgesagt.

1980: Nina Hagen zieht nach Malibu. Sie wohnt zwischen den Anwesen von Barbra Streisand und Bob Dylan.

17. Mai 1981: Geburt von Cosma Shiva Hagen, der Tochter von Nina Hagen und Ferdinand Karmelk, in Los Angeles.

1981: Obgleich Nina Hagen, die Tochter eines atheistischen Vaters, nicht getauft ist, schwärmt sie seit der Kindheit für Jesus Christus. Während ihres USA-Aufenthalts beginnt sie nach einer „Art Religion hinter der Religion [zu suchen], einen unterirdischen Punkt, an dem Hinduismus, Buddhismus und Christentum zusammenfließen“.

Winter 1981/82: Nina Hagen nimmt mit ihrer Band in den Blue Rock Studios in New York das Album „Nunsexmonkrock“ auf.

1982: Nina Hagen wird Vegetarierin.

1985: Nina Hagen tritt bei der ersten Ausrichtung des Musikfestivals „Rock in Rio“ auf.

25. Oktober 1986: Die „Nina Hagen TV-Show“ wird im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.

1987: In einer „Punkhochzeit“ auf einem Schiff vor Ibiza lässt Nina Hagen sich vom Kapitän mit dem siebzehnjährigen Musiker „Iroquois“ aus der Londoner Hausbesetzer-Szene trauen. Offenbar handelt es sich um eine PR-Aktion, denn eine Woche später trennt sich das Paar.

1987: Durch das Ehepaar Trudi und Roland Reichel erfährt Nina Hagen mehr von Babaji, einem dem fernöstlichen Mythos zufolge seit Jahrhunderten in wechselnden Menschenkörpern lebenden Maha-Avatar, von dem berichtet wird, er arbeite mit Jesus Christus zusammen an der Umsetzung des göttlichen Plans, der Menschheit Frieden zu bringen und den Materialismus auf Erden zu beenden. – Im Herbst 1987 hat Nina Hagen bereits alles für eine Indien-Reise vorbereitet. Aber sie lässt die Tickets verfallen.

20. August 1988: Ferdinand Karmelk stirbt im Alter von achtunddreißig Jahren an AIDS.

1989: Beraten vom französischen Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier (* 1952), stilisiert Nina Hagen sich als Punk-Rock-Diva.

1989: Nina Hagen lebt in Paris mit dem französischen Visagisten Franck Chevalier zusammen.

1990: Otis Chevalier-Hagen, der Sohn von Nina Hagen und Franck Chevalier, wird auf Ibiza geboren.


Dieter Wunderlich: Unerschrockene Frauen. © Piper Verlag 2013

Ein litarisches Porträt von Nina Hagen finden Sie in dem Buch
„Unerschrockene Frauen. Elf Porträts“ von Dieter Wunderlich.
Piper Verlag, München 2013 – Leseprobe


1993: Mit dem Album „Revolution Ballroom“ unternimmt Nina Hagen einen neuen Anlauf.

1993: Nina Hagen reist erstmals nach Indien. Ihren Sohn Otis nimmt sie mit; Cosma Shiva besucht weiter die Schule in Deutschland. Nina Hagen hält sich einige Zeit im Ashram in Haidakhan auf, einem Dorf im Vorgebirge des Himalaya.

Mai 1996: Sie heiratet den fünfzehn Jahre jüngeren David Lynn.

1995/96: Nina Hagen pendelt zwischen Deutschland und den USA.

1996: Nina Hagen stürmt mit anderen PETA-Aktivisten eine Pelzmodenschau von Karl Lagerfeld in New York und ruft „Karl Kills!“ (PETA: People for the Ethical Treatment of Animals)

Anfang 1998: Nina Hagen und die Schauspielerin und Chansonsängerin Meret Becker geben im Berliner Ensemble den Punk-Brecht-Abend „Wir hießen beide Anna“.

1998: Cosma Shiva Hagen spielt eine der Hauptrollen in der Filmkomödie „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ (Regie: Marc Rothemund).

11. Februar 1999: Premiere des Dokumentarfilms „Nina Hagen = Punk + Glory“, der von Peter Sempel nach einem Drehbuch von Tamara Goldsworthy inszeniert wurde.

1999: Cosma Shiva Hagen wird in der Kategorie „Beste Nachwuchsschauspielerin“ mit einer „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet.

Anfang 2000: Nina Hagen und David Lynn trennen sich.

März 2000: Nina Hagen präsentiert auf der Bühne des von Räucherstäbchen eingenebelten Berliner Ensembles eine „Indische Nacht“.

2000: Nina Hagen, Steven Seagal, Paul McCartney und Brigitte Bardot fasten im Rahmen einer PETA-Protestaktion gegen die grausame Behandlung von indischen Kühen, die ihrer Häute wegen getötet werden.

24. August 2000: Nina Hagens zehnjähriger Sohn Otis Chevalier-Hagen kehrt nicht, wie vorgesehen, von einem zwei Monate langen Besuch bei seinem Vater Franck Chevalier nach Berlin zurück. Nina Hagen schaltet Rechtsanwalt Christian Schertz ein und reist in die USA.

10. September 2000: Nina Hagen fliegt mit Otis nach Berlin zurück und befolgt damit den Rat ihres Rechtsanwalts, nicht auf die für 27. September angesetzte Anhörung in Los Angeles zu warten.

Februar 2003: Die „Playboy“-Ausgabe ist mit Cosma Shiva Hagen aufgemacht. Die Fotos stammen von Jim Rakete.

17. Januar 2004: Nina Hagen heiratet in Dänemark den zweiundzwanzig Jahre jüngeren dänischen Sänger Lucas Alexander Breinholm.

8. September 2004: Im Hotel Maritim in Köln stellt Nina Hagen ihre mit Sascha Lutzi, einem früheren Mitarbeiter von Karl Lagerfeld, entworfene Mode-Kollektion „Mother of Punk“ vor.

Weihnachten 2004: Nina Hagen besucht ihren Sohn, der bei seinem Vater in Los Angeles ist. Statt nach Europa zurückzufliegen, bezieht sie mit Otis ein Haus in Los Angeles.

Januar 2005: Nina Hagen und Lucas Alexander Breinholm trennen sich.

6. September 2005: Als Nina Hagen in der Talkshow „Menschen bei Maischberger“ von Jutta Ditfurth wegen ihrer esoterischen Ansichten kritisiert wird, kommt es zum Eklat, denn sie entgegnet: „Ich finde es furchtbar, was diese dicke Frau mit mir macht. Jutta Ditfurth ist eine blöde, blöde Kuh. Mit dir werde ich nie wieder reden in der Öffentlichkeit!“

26. September 2006: In einem Brief fordern Nina Hagen, Pastor Karl-Wilhelm („Kalle“) ter Horst, Marion Küpker und Ingrid Caven die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, den illegalen Krieg im Irak nicht zu unterstützen und gegen den Einsatz von Waffen mit angereichertem Uran Stellung zu beziehen.

30. Oktober 2007: In der Talkshow „Menschen bei Maischberger“ zum Thema „Ufos, Engel, Außerirdische – sind wir nicht allein?“ behauptet Nina Hagen, Außerirdische würden Menschen entführen. Als der Physiker Joachim Bublath Zweifel an der Existenz von Aliens äußert, provoziert ihn Nina Hagen mit Grimassen, bis er die Live-Sendung vorzeitig verlässt.

März 2008: Nina Hagen veranstaltet in Berlin „Nina Hagen unzensiert“ und kritisiert die Medien wegen ihrer angeblich manipulativen Berichterstattung über Politik und Wirtschaft.

9. Oktober 2008: Auf dem Rückflug von ihrem sechsten oder siebten Aufenthalt im Ashram in Haidakhan bricht Nina Hagen zusammen. Sie befürchtet, sterben zu müssen. Tropenmediziner untersuchen sie, können aber nichts feststellen.

August 2009: In einer E-Mail teilt Nina Hagen Dutzenden von Freunden und Bekannten mit, dass sie nicht länger eine Anhängerin des Haidakhan Babaji sei.

16. August 2009: Nina Hagen lässt sich von dem evangelisch-reformatorischen Pastor Karl-Wilhelm („Kalle“) ter Horst (* 1950) in der Kirche von Schüttorf im Südwesten von Niedersachsen nahe der niederländischen Grenze taufen. Als Taufpate fungiert ihr langjähriger Manager Klaus Mabel Aschenneller. Sie trägt ein schlichtes schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse.

Juli 2010: Auf dem Album „Personal Jesus“ singt Nina Hagen Gospels, Blues und Country Music. Zur Vorstellung des Albums in der Parochialkirche in Berlin erscheint sie im neongrünen Minikleid, Lackstiefeln und mit einem gelben Federpuschel im Haar.

2011: Cornelia Kablitz-Post dreht den Film „Nina Hagen. Godmother of Punk“.

© Dieter Wunderlich 2010

Nina Hagen: Bekenntnisse

Ein litarisches Porträt von Nina Hagen finden Sie in dem Buch
„Unerschrockene Frauen. Elf Porträts“ von Dieter Wunderlich (Piper-Taschenbuch, München 2013)

Fritjof Capra - Wendezeit
"Wendezeit" ist ein Meilenstein in der Auseinandersetzung der globalen Krise. Aufgrund der anschaulichen Schreibweise, der großenteils sehr gut nachvollziehbaren Gedankenführung und der visionären Kraft handelt es sich nach wie vor um ein lesenswertes Buch.
Wendezeit