Die Herbstzeitlosen

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Die Herbstzeitlosen

Originaltitel: Die Herbstzeitlosen – Regie: Bettina Oberli – Drehbuch: Sabine Pochhammer, Bettina Oberli – Kamera: Stéphane Kuthy – Schnitt: Mike Schaerer – Musik: Luk Zimmermann – Darsteller: Stephanie Glaser, Hanspeter Müller-Drossaart, Heidi Maria Glössner, Annemarie Düringer, Monika Niggeler, Monica Gubser, Manfred Liechti, Lilian Naef, Peter Wyssbrod, Alice Bruengger, Ruth Schwegler u.a. – 2006; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Trub im Emmental. Seit dem Tod ihres Mannes ist die über 80 Jahre alte Martha Jost lebensmüde. Während ihr Sohn Walter, der Dorfpfarrer, den vom Vater hinterlassenen Dorfladen für die Bibelgruppe nutzen möchte, lässt Martha sich von ihrer Freundin Lisi neuen Mut machen und überreden, ihren Jugendtraum von einer Lingerie-Boutique zu verwirklichen. Die Dorfbewohner sind entsetzt über das in ihren Augen sündige Treiben ...
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Kritik

"Die Herbstzeitlosen" ist eine humorvolle, optimistische und märchenhafte Komödie im Stil eines unprätentiösen Heimatfilms. Bettina Oberli will damit älteren Menschen Mut machen, Neues zu wagen.
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Trub im Emmental. Martha Jost (Stephanie Glaser) trauert um ihren vor neun Monaten gestorbenen Ehemann Hans und wäre am liebsten auch selbst tot. Die über achtzig Jahre alte Witwe führt zwar den Dorfladen ihres Mannes weiter, weil das Geschäft jedoch nicht läuft, wird bei immer mehr Waren in den Regalen das Ablaufdatum erreicht. Marthas Sohn Walter (Hanspeter Müller-Drossaart), der Dorfpfarrer, rät ihr, den Laden aufzugeben und spekuliert darauf, dort in Zukunft die Bibelstunde abhalten zu können. Seine Frau Vreni (Lilian Naef) ärgert sich schon längst darüber, wenn die Gruppe im Wohnzimmer sitzt.

Bei den Vorbereitungen für das in einigen Tagen geplante Chorfest stellt sich heraus, dass die alte Fahne des Männergesangsvereins von Trub von Motten zerfressen ist. Der Bauer Fritz Bieri (Manfred Liechti), der die Veranstaltung organisiert und für seine Partei, die LLP, wirbt, erinnert sich daran, dass Martha früher einmal als Schneiderin gearbeitet hatte und erteilt ihr den Auftrag, die Vereinsfahne auszubessern. Um Stoff zu kaufen, muss Martha mit dem Bus nach Bern fahren, und ihre Freundinnen Lisi Bigler (Heidi Maria Glössner), Frieda Eggenschwyler (Annemarie Düringer) und Hanni Bieri (Monica Gubser) begleiten sie.

Lisi, die angeblich mit ihrem Ehemann bis zu dessen Tod in Arizona lebte, hilft Martha beim Ausräumen des Ladens. Dabei entdeckt sie in einer Schachtel Spitzenunterwäsche, und ihre Freundin gesteht ihr, dass sie vor ihrer Eheschließung Dessous-Schneiderin gewesen sei, diesen Beruf aber auf Wunsch ihres Mannes aufgegeben habe. Sie lässt sich von Lisi dazu überreden, ihren Jugendtraum von einer Lingerie-Boutique in Trub zu verwirklichen. Martha fährt noch einmal nach Bern und kauft für ihr Vorhaben Seide und Spitze ein. Dann macht sie sich an die Arbeit.

Frieda steht dem Projekt skeptisch gegenüber. Hanni hält überhaupt nichts davon. Sie hat ohnehin andere Sorgen: Ihr Sohn Fritz weigert sich, seinen auf einen Rollstuhl angewiesenen Vater Ernst (Peter Wyssbrod) weiterhin regelmäßig zur Therapie nach Bern zu fahren. Dafür habe er keine Zeit mehr, erklärt er und meldet die Eltern kurzerhand in einem Seniorenheim in Luzern an. Das Elternhaus in Trub plant er, zum Ferienhaus für Touristen umzufunktionieren. Ernst Bieri will auf keinen Fall fort, aber wenn ihn sein Sohn nicht mehr zur Therapie fährt, wird er keine andere Wahl haben, denn seine Frau hat keinen Führerschein. Als sie ihn hatte machen wollen, war ihm das Geld dafür zu schade gewesen. Obwohl Hanni die siebzig bereits überschritten hat, wagt sie es, Fahrstunden zu nehmen, um die Pläne ihres Sohnes durchkreuzen zu können.

Endlich ist es so weit: Martha eröffnet mit Hilfe Lisis ihre Lingerie-Boutique „Petit Paris“. Ein Aufschrei des Entsetzens geht durch das beschauliche Dorf, und Pfarrer Walter Jost wird von den anderen Männern ausgelacht, weil er das sündige Treiben seiner Mutter nicht verhinderte. Nur eine einzige Kundin wagt sich in den anrüchigen Laden: Lisis Tochter Shirley (Monika Niggeler).

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
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Ohne Vorankündigung räumt Walter mit einigen Helfern den Laden aus und stellt Stühle für die Bibelgruppe auf. Aber nach Einbruch der Dunkelheit holen die Frauen die Plastiksäcke mit den weggeworfenen Dessous aus dem Container für Kleiderspenden und legen die Wäschestücke wieder in die Regale. Deshalb kommt es zum Eklat, als die Teilnehmer der Bibelstunde zum ersten Mal den Raum betreten.

In seinem Zorn verrät Walter, dass Lisi nie in Amerika war.

Lisi gesteht, dass sie von einem Amerikaner sitzengelassen wurde, als sie schwanger war. Um sich und Shirley vor dem Gerede zu schützen, täuschte sie vor, in Arizona verheiratet gewesen zu sein. Nur dem Dorfpfarrer habe sie sich anvertraut, sagt sie.

Kurz darauf erliegt sie in ihrer Küche einem Herzschlag.

Martha ist bereit aufzugeben und ihrem Sohn den Laden zu überlassen. Doch als sie ihn sucht, ertappt sie ihn hinter der Kirche mit Shirley und begreift, dass er Vreni betrügt. Unbemerkt zieht sie sich wieder zurück und beschließt weiterzumachen. Frieda bringt sie auf die Idee, Dessous mit Trachtenmotiven zu besticken und im Internet anzubieten. In dem Seniorenheim, in dem sie lebt, besucht Frieda einen Computerkurs und lässt sich von einem Verehrer zeigen, wie man im Internet einen Versandhandel betreibt.

Nach kurzer Zeit treffen so viele Bestellungen ein, dass Frieda und Martha den Leiter des Seniorenheims überreden, die Mitglieder des Stickkurses für sie arbeiten zu lassen. Hanni fährt die Päckchen mit dem Auto des Fahrlehrers zum Postamt. Eine Zeitung berichtet über den Erfolg der alten Damen.

Als Walter seine Mutter zwingen will, ihre neue Tätigkeit einzustellen, spricht sie ihn auf sein Verhältnis mit Shirley an und bringt ihn so zum Schweigen.

Während Fritz beim Chorfest eine Ansprache hält, entdeckt Martha, dass jemand Hühner in ihre Auslage gesetzt hat. Aufgebracht geht sie zu der Veranstaltung und wirft Fritz das Stroh und den Mist vor die Füße. Frieda, Hanni und der Leiter des Seniorenheims machen ihr Mut. Fritz wird ausgebuht, und seine Tochter führt zusammen mit einer Freundin von Martha geschneiderte Dessous vor.

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Auch mit achtzig Jahren hat man noch die Chance, etwas Neues anzufangen und gegebenenfalls einen Jugendtraum zu verwirklichen. „Die Herbstzeitlosen“ will älteren Menschen Mut machen, Veränderungen zu wagen. Zugleich nimmt Bettina Oberli in dem Film die Doppelmoral der Spießbürger und das Gehabe der Männer aufs Korn.

„Die Herbstzeitlosen“ ist eine humorvolle, optimistische und märchenhafte Komödie im Stil eines unprätentiösen Heimatfilms. Das Besondere daran ist die Besetzung der Hauptrollen mit drei nicht mehr ganz jungen Schweizer Theaterschauspielerinnen: Stephanie Glaser war bei den Dreharbeiten zu „Die Herbstzeitlosen“ fünfundachtzig Jahre alt, Annemarie Düringer fünf Jahre jünger, und Monica Gubser wurde 1931 geboren. Sie beweisen mit ihrer munteren Darstellung, dass man auch im Alter präsent sein kann.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

Christian Lorenz Müller - Ziegelbrennen
Der auf dem Balkan und in Österreich spielende Roman "Ziegelbrennen" beginnt und endet mit dem Thema Flucht. Christian Lorenz Müller entwickelt die verschiedenen Handlungsstränge in seinem Roman "Ziegelbrennen" im ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Generationen und Perspektiven. Zugleich variiert er den Sprachstil.
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