Tatort. Wolfsstunde

Tatort. Wolfsstunde

Tatort. Wolfsstunde

Originaltitel: Tatort. Wolfsstunde – Regie: Kilian Riedhof – Drehbuch: Marc Blöbaum, Kilian Riedhof – Kamera: Marcus Kanter – Schnitt: Melanie Margalith – Musik: Peter Hinderthür – Darsteller: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, ChrisTine Urspruch, Mechthild Grossmann, Claus Dieter Clausnitzer, Thomas Dannemann, Katharina Lorenz u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Die Jurastudentin Julia Braun wird in ihrer Wohnung vergewaltigt und ermordet. Hauptkommissar Frank Thiel leitet die Ermittlungen. Der Verdacht fällt auf Julia Brauns Ex-Freund André Pütz, der sie in den letzten beiden Wochen immer wieder drängte, die Beziehung fortzusetzen. Sobald die Polizei auftaucht, flüchtet er. Während der Fall für Thiels Kollegen geklärt ist, geht der Kommissar auch anderen Spuren nach ...
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Kritik

"Wolfsstunde", die 710. "Tatort"-Folge, fesselt durch eine rasant erzählte, spannende Handlung mit komischen Elementen. Die Figur des eitlen Gerichtsmediziners wirkt allerdings wie eine Karikatur.
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Die Jurastudentin Julia Braun (Annabelle Leip) wird in ihrer Wohnung vergewaltigt und ermordet. Mit einem Streifen Paketklebeband über dem Mund hinderte der Täter sie offenbar am Schreien. In ihrem Blut werden Rückstände von Kokain gefunden.

Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) leitet die Ermittlungen. Ihm zur Seite stehen seine Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter), die Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann), der Gerichtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und dessen Mitarbeiterin Silke Haller (ChrisTine Urspruch).

Der Verdacht fällt auf Julia Brauns früheren Freund André Pütz (Thomas Dannemann). Der Pressefotograf kam vor zwei Wochen aus Kolumbien zurück. Seither bedrängte er Julia Braun mit Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter und E-Mails, zu ihm zurückzukehren. Zeugen behaupten, er habe ihr auf der Straße Drohungen nachgerufen.

Ein am Tatort gefundenes Streichholzbriefchen stammt aus einem Hotel in Münster. Thiel und Boerne sehen sich in den Zimmer um, obwohl sie keinen Durchsuchungsbeschluss haben. Während sie das tun, kommt Pütz, flieht aber bei ihrem Anblick sofort und entkommt.

Eine Haarprobe im Hotelzimmer stimmt mit einer vom Tatort überein.

Während die Staatsanwältin und der Forensiker überzeugt sind, dass Pütz der Täter ist, will Thiel sich noch nicht festlegen. Er geht erst einmal anderen Spuren nach:

Vor einem Jahr wurde die achtzehnjährige Lisa Köterin vergewaltigt. Ihren Mund hatte der Täter ebenfalls mit Paketklebeband verschlossen. Thiel kann das Opfer nicht mehr befragen, denn Lisa Köterin schnitt sich zwei Monate nach dem traumatischen Erlebnis die Pulsadern auf und verblutete [Suizid].

Bei einem Einbruch vor einem halben Jahr hebelte der Täter wie im Fall Julia Braun die Balkontüre auf. Anna Schäfer (Katharina Lorenz) behauptet, zur Tatzeit bei einem Freund gewesen zu sein. Der Hausmeister habe die Polizei gerufen. Weil ihr nichts gestohlen worden sei, habe sie keine Anzeige erstattet. Thiel glaubt der Bankangestellten nicht, zumal die Nachbarin Sieglinde Burghart ihre Stimme zur Tatzeit in der Wohnung gehört haben will.

Einige Tage nach Thiels Besuch verabredet Anna Schäfer sich mit ihm in einem Restaurant und gesteht ihm die Wahrheit, die sie bisher aus Scham verschwieg. Der maskierte Einbrecher war drei Stunden lang bei ihr in der Wohnung gewesen und hatte sie vergewaltigt. Weil sie sich nicht gewehrt habe, vermutet sie, lebt sie noch. Dem offenbar psychisch kranken Täter sei es auf die Illusion einer harmonischen Beziehung angekommen, meint sie. Und sie skizziert Thiel ein Emblem, das sie an seinem Overall sah.

Das Logo stammt von einen Möbelhaus in Uhlenhorst. Thiel lässt die Mitarbeiter des Unternehmens, die bei der Arbeit einen Overall tragen, zu einem freiwilligen Speicheltest auffordern.

Weil André Pütz bis vor fünf Monaten längere Zeit in Pakistan war, kann er mit dem Einbruch bei Anna Schäfer nichts zu tun haben. Aber Thiel ist der einzige, der einen Zusammenhang zwischen den Fällen sieht. Boerne und Wilhelmine Klemm halten nach wie vor Pütz für den Mörder von Julia Braun.

Als die Polizei Pütz aufspürt und verhaftet, gibt er an, zur Tatzeit in einem Bordell gewesen zu sein. Die von ihm angegebene Prostituierte (Martha Fessehatzion) sagt aus, er sei völlig durchgedreht gewesen, habe sie gewürgt und sei deshalb nach wenigen Minuten hinausgeworfen worden. Weitere Ermittlungen ergeben, dass Pütz nach dem vorzeitig beendeten Bordellbesuch bei Julia Braun in der Wohnung war.

Anna Schäfer ruft Thiel aufgeregt an: Nachdem sie festgestellt hat, dass ihre Balkontüre offen steht, befürchtet sie, dass der Mörder bei ihr in der Wohnung ist. Thiel und Boerne eilen zu ihr. Sie ist sich sicher, die Balkontüre nicht selbst geöffnet zu haben. Außerdem hängt der Ersatzschlüssel für die Wohnungstüre an einem falschen Haken. Boerne, der bereits feststellte, dass Anna Schäfer Psychopharmaka nimmt, tut das alles als Verfolgungswahn ab.


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Am nächsten Tag sieht Thiel die Bankangestellte in einem Einkaufszentrum. Sie sitzt mit einem Fremden am Tisch. Bis er hinkommt, ist der Mann verschwunden. Im Aufzug sagt Anna Schäfer, es sei ihr Vergewaltiger gewesen. Sie habe ihn an der Stimme wiedererkannt. Dann erleidet sie einen Nervenzusammenbruch.

Anhand der Aufzeichnungen verschiedener Überwachungskameras kann Thiel den Weg des Verdächtigen bis ins Parkhaus nachvollziehen und sein Kfz-Kennzeichen notieren. Sascha Kröger (Arnd Klawitter), der Halter des Fahrzeugs, wird verhaftet. Er gibt zu, Anna Schäfer im Einkaufszentrum angesprochen und mit ihr einen Kaffee getrunken zu haben. Gegen ihn liegt nichts außer einer alten Anzeige vor. Seine Ex-Geliebte Sibylle Liebich zeigte ihn vor einem Jahr wegen Einbruchs an. Kröger beteuert, nur seine Sachen abgeholt und dabei seinen Schlüssel benutzt zu haben.

Pütz muss freigelassen werden. Kurz darauf läuft er vor ein Auto und wird tödlich verletzt.

Thiel hält Kröger vierzehn Stunden lang fest. Ohne Absprache lässt die Staatsanwältin den Verdächtigen dann frei und sorgt dafür, dass Thiel der Fall entzogen wird. Sie unterstellt dem Kommissar, einer fixen Idee nachzujagen.

Einen weiteren Rückschlag erleidet er, als Anna Schäfer zugibt, sie könne sich getäuscht haben, als sie glaubte, Kröger anhand der Stimme wiedererkannt zu haben. Seit der Vergewaltigung halte sie fast jeden Mann für den Täter, sagt sie.

Es stellt sich heraus, dass Krögers DNA mit Spuren in Julia Brauns Wohnung übereinstimmt. Ein Sondereinsatzkommando umstellt das Haus. Aber er ist nicht da. Sein Nachbar arbeitet in dem Möbelhaus in Uhlenhorst, dessen Logo Anna Schäfer beschrieb, und gibt zu Protokoll, er habe Kröger einen seiner Overalls geschenkt.

Thiel fährt zu einer der Frauen, die sich bei der Polizei meldeten, weil sie sich seit den Medienberichten über die Ermordung von Julia Braun verfolgt fühlen. Sascha Kröger ist in der Wohnung. Die Mieterin hat er niedergeschlagen. Thiel dringt ein und kämpft mit ihm. Da trifft Boerne mit Verstärkung ein. Kröger wird erneut verhaftet.

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„Wolfsstunde“, die 710. „Tatort“-Folge, fesselt durch eine rasant erzählte, spannende Handlung mit komischen Elementen. Die Figur des eitlen Gerichtsmediziners Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne wirkt allerdings beinahe wie eine Karikatur. Dass er in Chat Rooms Blind Dates verabredet und dabei ausgerechnet auf seine kleinwüchsige Mitarbeiterin Silke Haller trifft, soll die Zuschauer wohl auf eine falsche Spur locken, aber auf den plumpen Versuch wird kaum jemand hereinfallen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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