Rosa Luxemburg


Rosa Luxemburg war eine eigenwillige und sowohl in der Politik als auch im Privaten kompromisslose Intellektuelle, die in Zeitungsartikeln und öffentlichen Reden leidenschaftlich gegen den Krieg agitierte und sich vom Kommunismus eine humanere Welt versprach. Am 15. Januar 1919 wurde sie ermordet.


Rosa Luxemburg:
»Herrlich eine Zeit, die gewaltige Probleme aufwirft«

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
Piper Verlag, München 2009 (3. Auflage: 2011)

Obwohl die KPD-Führung den unvorbereiteten Aufstand gar nicht gewollt hatte, wurden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht als Rädelsführer des »Spartakusaufstands« gesucht und am 15. Januar abends in der Wohnung des Kaufmanns Siegfried Marcusson und seiner Ehefrau Wanda in Berlin-Wilmersdorf von einem Trupp der Bürgerwehr aufgespürt.

Getrennt voneinander brachte man sie ins Hotel Eden, wo Hauptmann Waldemar Pabst erst an diesem Vormittag sein Stabsquartier aufgeschlagen hatte. Wegen der Herzkrankheit seines Vorgesetzten war er faktisch der Kommandant der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, die das stärkste Freikorps bildete und entschlossen war, eine Räterepublik zu verhindern. Nach einer kurzen »Vernehmung« der beiden Festgenommenen ordnete Pabst offiziell an, sie ins Gefängnis Moabit zu überstellen. Heimlich befahl der Fanatiker zuverlässigen Marine-Offizieren, die beiden Gefangenen unterwegs zu liquidieren.

Jahrzehnte später gab er zu, die Weisung erteilt zu haben, verwahrte sich aber gegen den Vorwurf des Doppelmordes, zum Beispiel in einem »Spiegel«-Gespräch:

»Herr Pabst, Sie haben am 15. Januar 1919 die Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg umbringen lassen …«
»… richten lassen …«
»… richten lassen?«
»Ja.«

Während Karl Liebknecht weggebracht wurde, nähte Rosa Luxemburg noch ihren bei der Festnahme aufgerissenen Rocksaum an und las dann in Goethes »Faust«. Um 23.40 Uhr führte Oberleutnant a.D. Kurt Vogel sie über die Treppe hinunter in die Hotelhalle und zur Drehtür des Hauptportals. Sobald Rosa ins Freie trat, rammte ihr der wachhabende Husar Otto Wilhelm Runge den Kolben seines Karabiners gegen den Kopf – wie er es auch bei Liebknecht getan hatte. Rosa stürzte zu Boden, und Runge hieb noch einmal auf sie ein, bevor andere Männer die schwer Verletzte ins Auto zerrten.

»Das stand nicht in meinem ›Programm‹«, erklärte Waldemar Pabst 1962. Offenbar hatte ein nicht in die Pläne eingeweihter Offizer verhindern wollen, dass die Kommunisten am Leben blieben und deshalb den Wachposten dazu veranlasst, auf Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit dem Gewehrkolben einzuschlagen.

Als auch Vogel, der Fahrer und weitere vier Begleiter im Wagen saßen beziehungsweise auf dem linken Trittbrett standen, sprang ein Mann vor und

Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

schlug der bewusstlosen Politikerin zweimal ins Gesicht. Nach vierzig Metern Fahrt fiel ein Pistolenschuss.

Am nächsten Tag stand in der Zeitung, Karl Liebknecht habe eine Autopanne im Tiergarten zu einem Fluchtversuch genutzt und sei daraufhin erschossen worden. Diese Nachricht war ebenso falsch wie die Behauptung, Rosa Luxemburg sei von der aufgebrachten Menge vor dem Hotel Eden beinahe gelyncht worden und ein Unbekannter habe auf sie geschossen. »Auf Befehl des Führers der Begleitmannschaften versuchte der Wagen daraufhin in schneller Fahrt den Kurfürstendamm in Richtung Berlin hinunterzufahren, wurde aber in der Nähe des Kanals plötzlich durch Haltrufe zum Anhalten aufgefordert. In der Annahme, dass es sich um eine kontrollierende Patrouille handle, hielt der Wagenführer. In diesem Augenblick drängte sich eine zahlreiche Menschenmenge an den Wagen heran, sprang auf die Trittbretter und zerrte unter den Rufen: Das ist die Rosa! den Körper der Frau Luxemburg aus dem Wagen heraus. Die Menge verschwand mit ihr in der Dunkelheit.«

Quelle: Dieter Wunderlich, AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
© Piper Verlag, München, Oktober 2009
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Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitate:
„Der Spiegel“, 18. April 1962
Elisabeth Hannover-Drück, Heinrich Hannover (Hg.):
Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Dokumentation eines politischen Verbrechens, 1967, S. 38f

Margarethe von Trotta: Rosa Luxemburg
Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung Rosa Luxemburgs

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